Die Realzinsen in Deutschland und in vielen anderen Volkswirtschaften sind negativ. Und das seit vielen Jahren. Das stützt den Goldpreis, auch wenn die realen Negativzinsen schon niedriger standen.
Das Gold und der Zins
Wenn konservative Anlageformen unter Abzug der Inflation eine negative Verzinsung aufweisen, dann wird einer der immer wieder von Finanzleuten vorgetragenen Nachteile des Goldes ausgehebelt. Sie gereichen dem Edelmetall sogar zum Vorteil. Physisches Gold, also Goldbarren und Goldmünzen bringen keine Zinsen. Goldbesitzer kosten aber auch keine Zinsen. Als defensive Anlageform kann Gold also noch stärker punkten.
Realzins-Entwicklung
Wir errechnen regelmäßig die realen Zinsen aus der Sicht institutioneller Investoren. Dazu stellen wir die offizielle Inflationsrate mit dem Interbankenzins EONIA (Euro Overnight Index Average) gegenüber. Die folgende Grafik zeigt die so ermittelte Entwicklung des Realzinsens seit 2008. Zuletzt lag die deutsche Inflation bei 0,6 Prozent.
Der EONIA-Zinssatz notierte bei -0,45 Prozent. Daraus resultiert ein Realzins von -1,05 Prozent. Seit nunmehr Anfang 2015 notiert dieser im negativen Bereich. Aufgrund der rückläufigen Inflation stieg er zuletzt etwas an. Im August 2018 wurde das bisherige Rekordtief erreicht bei -2,86 Prozent.
Dauer-Niedrigzinsen
Die Zinsen dürften in den kommenden Jahren kaum steigen. Die Zentralbanken halten den Finger darauf und kaufen mehr Staatsanleihen als je zuvor. Und das drückt die Renditen (Zinsen) dieser Staatspapiere.
Viele staatlichen Schuldscheine rentieren negativ, der Anleger zahlt dem Staat also noch Geld, damit er ihm Geld leihen darf. 10-jährige deutsche Staatspapiere wiesen zuletzt eine Rendite von -0,4 Prozent auf. Selbst in Belgien, Frankreich und Irland sind die Renditen derzeit negativ (Russlands Goldreserven – Das ist ungewöhnlich!).
(Auswahl an Staatsanleihen mit negativer Verzinsung. Die Ankäufe der Europäischen Zentralbank (besser: der Zentralbanken des Eurosystems) drücken die Renditen in den Euroländern)
Goldener Ausblick
Damit bleiben die Bedingungen für das zinslose Gold und dessen Kursperspektiven weiterhin gut. Denn auch für institutionelle Investoren lohnt es sich Positionen in Gold zu halten. Und die Aussichten dürften noch deutlich rosiger ausfallen, wenn bei niedrigen Zinsen die Inflation einmal kräftig ansteigt. Angesichts der gigantischen Liquiditätsschwemme im Zuge der Coronakrise ist dies sicher kein sonderlich unwahrscheinliches Szenario.
Goldpreis: Wann kommt der nächste Kurssprung?
In einem ereignisreichen Umfeld an den Finanzmärkten zeigte der Goldpreis sich zuletzt schwankungsfreudig. Wann kommt der nächste Kurssprung?
Die aktuelle Handelswoche war bislang ereignisreich. Der Goldpreis zeigte im Wochenverlauf deutliche Schwankungen. Am Freitagnachmittag um 15:45 Uhr kostete die Feinunze Gold am Spotmarkt 1.275 US-Dollar (+0,00 % gegenüber Vortag). Das entsprach 1.536 Euro (+0,05 %). Der Silberkurs legte dagegen um mehr als 1,5 Prozent zu auf 17,40 US-Dollar (15,51 Euro).
Belastungsfaktoren
Der Auftritt des Fed-Präsidenten Jerome Powell vor dem US-Kongress belastet am Dienstag zunächst die Aktienmärkte. Er zeichnete erneut ein trübes Bild von der konjunkturellen Lage im Zuge der Corona-Krise. Allerdings hellten US-Konjunkturdaten immer wieder die Stimmung an den sportlich bewerteten Aktienmärkten auf. Beispielsweise gab es Nachrichten, dass sich die US-Einzelumsätze im Mai stärker erholten als erwartet.
Auch der zuletzt veröffentlichte Phili-Fed-Index signalisierte, dass sich die wirtschaftliche Stimmung in der verarbeitenden Industrie zuletzt aufhellte. Der Index schnitt mit 27,5 Punkten deutlich besser ab, als die von Analysten erwarteten -23 Punkte (Gold und Geld bei Banken – Wenn jetzt alle Filialen schließen).
(Goldpreis in US-Dollar im Wochenverlauf, FOREX)
Corona-Krise
Allerdings ist die Corona-Pandemie weiter ein starker Belastungsfaktor, zumal die Infektionszahlen in einzelnen US-Bundesstaaten wie Florida und Texas wieder deutlich angestiegen sind. Am Freitagabend trat Fed-Chef Jerome Powell noch einmal vor die Webcam. Wenn sich der Zentralbanker zuletzt zur aktuellen Lage äußerte, kamen die Aktienmärkte immer wieder unter Druck und der Goldpreis profitierte tendenziell.
Sollten die kommenden Wirtschaftsdaten erneut die Analysten-Erwartungen enttäuschen, dann könnten die Börsen noch einmal stärker nach unten drehen. Der Goldpreis dürfte dagegen von einer Rückkehr vieler Investoren zu defensiveren Anlageformen profitieren.
So teuer sind jetzt Silber- und Goldmünzen
Das durchschnittliche Aufgeld für Krügerrand-Goldmünzen im deutschen Edelmetall-Handel ist auf ein 3-Monats-Tief gefallen. Ein weiterer Schritt Richtung Normalisierung der Angebotslage.
Am Freitagnachmittag um 14 Uhr kostete eine Krügerrand-Goldmünze zu einer Unze in Deutschland durchschnittlich 1.640 Euro. Der Goldkurs notierte zum gleichen Zeitpunkt bei 1.545,50 Euro. Daraus ergibt sich für die beliebten Anlage-Goldmünzen im Mittel ein Aufgeld von 6,13 Prozent. Das ist im Rahmen unserer wöchentlichen Preiserhebung unter fünf Edelmetall-Händlern der niedrigste Wert seit dem 13. März 2020.
Aufgeld weiter gefallen
Gegenüber Vorwoche sank beim Kauf dieser Anlagemünzen der Aufschlag auf den aktuellen Goldpreis noch einmal um knapp 10 Prozent. Gegenüber normalen Zeiten mit weniger als 4 Prozent, ist das Aufgeld für den Krügerrand aber nach wie vor erhöht. Anfang April war das Aufgeld für den Krügerrand wegen der Coronavirus-Pandemie und im Zuge des internationalen Angebots-Engpasses auf 16 Prozent angestiegen.
Silbermünzen und Goldbarren
100-Gramm-Goldbarren kosteten auf Basis unserer Erhebung durchschnittlich 5.103 Euro. Mit 2,7 Prozent Aufgeld liegen die Aufschläge ebenfalls gut 1,5 Prozent Punkte über früheren Normalwerten. Ähnliches gilt für Silber-Unzen der Sorte Maple Leaf.
Diese wurden im Mittel zu 20,86 Euro angeboten, was einem Aufgeld von 33 Prozent entsprach (Vorwoche: knapp 35 Prozent). In ruhigen Marktphasen betrugen die Aufschläge bei diesen beliebten Silbermünzen bei rund 25 Prozent und darunter.
Entspannung im Handel
Die Entwicklung der relativen Preise der von uns beobachteten Gold- und Silberprodukte zeigt aber, dass sich die Marktlage im deutschen Edelmetall-Handel weiter in Richtung Normalisierung bewegt.
Literatur:
Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab
Wehrt Euch, Bürger!: Wie die Europäische Zentralbank unser Geld zerstört
Wer regiert das Geld?: Banken, Demokratie und Täuschung
Quellen: PublicDomain/goldreporter.de am 20.06.2020