Alarmsignale aus den USA – schlimmer als der „Schwarze Freitag“ 1929?

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Im Schatten von Fallzahlen, Reproduktionsraten und Todesfällen werden die wirtschaftlichen Auswirkungen, die vor allem in den USA bereits jetzt ein erschreckendes Ausmaß angenommen haben, kaum beachtet.

Donald Trumps verzweifelte Aufrufe an die Gouverneure der Bundesstaaten, den Lockdown zu lockern, sind nur zum Teil der Versuch, die Schuld am Desaster auf mehrere Dutzend Schultern zu verteilen, sie sind auch nicht nur der Versuch, aus den Wahlen im Herbst doch noch als Sieger hervorzugehen und die zweite Amtszeit anzutreten, es handelt sich dabei wohl um ähnliche Sorgen, wie sie – gerüchteweise – schon den hessischen Finanzminister Schäfer und einen hohen Beamten des Finanzministeriums in den Suizid getrieben haben.

Wären die ersten Seiten der Zeitungen und die Nachrichten im Fernsehen nicht total mit Corona verstopft, müssten dort eigentlich Alarmsignale über den Zustand der US-Wirtschaft in Balkenüberschriften verbreitet werden.

Doch scheint es, dass der gedankliche Schritt von den Corona-Fallzahlen über die sprunghaft steigenden Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe hin zu den Schuldenbergen der privaten Haushalte in den USA und den darüber immer fragiler werdenden Aktiva der US-Banken einfach zu schwer zu gehen ist, um in Wilhelm Busch’s Warnruf auszubrechen: Aber wehe, wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.

Innerhalb von wenig mehr als einem Monat haben 22 Millionen Beschäftigte in den USA den Job verloren und Arbeitslosenunterstützung beantragt. Weitere 20 Millionen Anträge liegen wohl noch unbearbeitet herum, bzw. werden noch erwartet. Zu Beginn des Jahres 2020 hatten sich die Zahlen der Erwerbstätigen von jenen 139 Millionen, die 2010 am Ende der Finanzkrise gezählt wurden, auf 158 Millionen erhöht. Die Arbeitslosenquote betrug dabei 3,5% .

Alleine die bereits registrierten Anträge lassen die Zahl der Erwerbstätigen auf 136 Millionen, also unter den Tiefststand von vor 10 Jahren sinken. Kommen bis Ende Mai weitere 20 Millionen dazu, wie die Tagesschau am 16.04. die Prognose eines Goldman Sachs Volkswirts zitierte, erreicht die Arbeitslosigkeit einen Höchststand von weit über 20% (Staatschuldenkrise 2.0: Es ist keine Lösung, Europa immer ärmer zu machen).

Das heißt, die Wirtschaftskrise in den USA des Jahres 2020 wird sich, was die Arbeitslosigkeit betrifft, nicht mehr von der Großen Depression 1929/1930 unterscheiden.

Damals sprangen die Banker rudelweise von den Dächern der Wolkenkratzer. Danach verfielen die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise und die Bauern verloren in verheerendem Umfang ihre Farmen (an die Kreditgeber). Damals war es „nur“ die Spekulationsblase, die das auf Kredit – durchaus auch damals schon auf Kredit der privaten Haushalte – errichtete Kartenhaus zum Einsturz brachte. Heute ist es eine Pandemie.

Die Situation sieht nur auf den ersten Blick anders aus. Es ist unter dem Strich gleichgültig, ob erst – wie momentan – die Arbeitnehmer massenhaft entlassen werden und anschließend die Unternehmen in die Insolvenz rutschen, oder ob erst die Aktien in den Keller rauschen, Unternehmen in die Insolvenz rutschen und dadurch die Arbeitnehmer massenhaft auf die Straße gesetzt werden.

Das Ergebnis ist ein wirtschaftlicher Stillstand, in dem weder die Unternehmen, noch die Arbeitnehmer ausreichend mit Cash versorgt werden, um ihren Verpflichtungen nachkommen zu können. Aus einer solchen Situation ist schwer zu entkommen. Der Sog der Abwärtsspirale ist gewaltig und kann auch durchaus gesunde Unternehmen in den Untergang reißen.

Hätten die USA aus den Fehlern der Finanzkrise 2008 gelernt und die Verschuldung rigoros zurückgefahren, hätten die US-Banken aufgehört, bei jedem Anstieg der Immobilienpreise die Hypotheken auf die Holzhäuser in den Vorstadtsiedlungen auszuweiten, hätte die Industrie auf den kreditfinanzierten Umsatz verzichtet, sie könnten heute mit einem blauen Auge davonkommen, ein rohes Steak darauflegen und abwarten bis der Schmerz und die Schwellung nachlassen.

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Haben sie aber nicht.

Am 16. August 2019 veröffentlichte Holger Zschäpitz, der leitende Wirtschaftsredakteur der Welt, den alarmistischen Aufsatz „Amerika im Schuldenstrudel“.

Darin wies er darauf hin, dass die US-Konsumenten mit 17 Prozent der Weltwirtschaftsleistung mehr einkaufen als China, das 16 Prozent der Weltwirtschaftsleistung produziert. Er zeigte auf, dass die Verschuldung der privaten Haushalte das Volumen der Verschuldung vor der Finanzkrise bereits wieder überschritten hat, dass 2/3 der Schulden der privaten Haushalte auf Hypothekenschulden entfallen, in Summe 9,4 Billionen Dollar.

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Zschäpitz, der von der Corona-Krise im letzten August noch nichts wissen konnte, warnte damals davor, dass der Anstieg der Immobilienpreise ins Stocken kommen könnte, weil die nachfolgende Generation schon zu hoch verschuldet sei, um sich überhaupt noch eine Hypothek zusätzlich aufzubürden.

Wer Lust auf ein echtes Gänsehautfeeling hat, sollte den oben verlinkten Originalbeitrag der WELT nicht auslassen!

Denn wenn 14 Billionen Dollar Schulden der privaten Haushalte als Menetekel an der Wand stehen und innerhalb von 2 bis 3 Monaten ein Drittel der Erwerbsfähigen arbeitslos und damit nicht mehr in der Lage sein wird, die Kredite zu bedienen, wird den Banken ein Abschreibungsbedarf in der Größenordnung von bis zu vier Billionen Dollar ins Haus stehen, bevor die Kettenreaktion beginnt.

Die Kettenreaktion fängt beim rasanten Absturz der Immobilienpreise an, weil jeder der noch Geld hat, sich „für lau“ ein Schnäppchen in der Zwangsversteigerung einfangen kann. Dies führt zwingend dazu, dass die Kreditlinien gekürzt werden müssen, was weitere Schuldner in den Ruin treibt. Die Folge ist der neuerliche Niedergang der Bauwirtschaft.

Um das Fass voll zu machen, haben die USA ja noch ein zweites Problem. Die weitgehend kreditfinanzierte Fracking-Industrie, mit deren Hilfe die USA es geschafft haben, sich vom Welt-Ölmarkt unabhängig zu machen, braucht Erlöse von mindestens 50 Dollar pro Barrel, um kostendeckend arbeiten zu können. Bei Preisen von unter 30 Dollar ist das Geschäftsmodell nicht aufrecht zu erhalten.

Die Vereinbarung der OPEC+x, die Fördermengen um 10% zu kürzen, brachte nur ein kurzes Strohfeuer, denn sämtliche Lagertanks sind voll und die Nachfrage nach Rohöl ist in Folge der Pandemie weltweit massiv eingebrochen.

Die neueste Meldung vom 20.04. besagt, dass die Notierungen für Rohöl der Sorte WTI erstmals negativ geworden sind. Das ist durchaus vergleichbar dem deutschen Flatterstrom, man muss Geld zuschießen, um den Energieträger loszuwerden.

Der Pleitegeier kreist über den Fracking-Unternehmen und sollten die in Kürze ebenfalls zur Aufgabe gezwungen sein, würden die USA wieder zum Netto-Importeur. Dies ist, in Anbetracht der immer noch niedrigen Preise zwar ein etwas reduziertes Problem, doch das dicke Ende sitzt am Persischen Golf.

Sinkende Rohöl-Einnahmen haben Saudi-Arabien zwar nicht wirklich arm gemacht, doch ob es noch reicht, die Dollar-Erlöse aus dem Öl-Export gleich wieder in US-Staatsanleihen anzulegen und sich auf den Konsum der Zinseinnahmen zu beschränken, ist zumindest zweifelhaft. Das heißt, eine wesentliche Komponente der Staatsfinanzierung durch Auslandsverschuldung kann nicht mehr in vollem Umfang genutzt werden, weil die Einnahmen der Saudis und ihrer Nachbarn eingebrochen sind.

Noch dazu, und menschlich am bittersten, ist die Notlage des Gesundheitswesens und der darauf angewiesenen Patienten. Eine allgemeine Krankenversicherung, die jedem Versicherten die medizinisch gebotene Behandlung bezahlt, gibt es in den USA weiterhin nicht. Wer krank wird und sich den Arztbesuch, die Medikamente oder das Krankenhaus nicht leisten kann, ist auf seine Selbstheilungskräfte angewiesen, wird u.U. zum Behinderten oder stirbt.

Die Pandemie, von der die USA von den Fallzahlen her am meisten betroffen sind, macht das Problem zwar nicht sichtbar, weil die Berichterstattung über das stille Dahinsiechen und Sterben nicht stattfindet, reißt das Land aber noch ein Stück tiefer in den Abgrund.

Vermutlich auf Drängen des Präsisdenten hat die Fed Ende März ein Hilfsprogramm in Höhe von 2,3 Billionen Dollar aufgelegt. 600 Milliarden Dollar Kredithilfen stehen davon für kleine und mittlere Unternehmen zur Verfügung, 500 Milliarden kurzlaufende Kommunalanleihen sollen den Städten und Gemeinden helfen, Steuerausfälle und Zusatzausgaben zu meistern.

Weitere 1,2 Billionen dienen der Aufstockung bereits bestehender Kreditprogramme, darunter auch Anleihenankaufprogramme zur Stützung der bereits vor Corona-Beginn in Liquiditätsnöten stehenden Banken.

Selbst wenn man davon ausgeht, dass diese Schulden nie wirklich getilgt werden müssen, sondern immer wieder prolongiert werden, und man weiter davon ausgeht, dass die fälligen Zinsen kaum über null Prozent hinausgehen werden, entsteht ein Problem dadurch, dass diesem Geld keine zusätzliche, sondern, im Gegenteil, eine geringere Produktion gegenübersteht.

Der Konsum, der angekurbelt werden soll, kann daher nicht mengenmäßig, sondern nur umsatzmäßig über höhere Preise steigen. Interessant für die Folgenabschätzung wäre daher, zu wissen, welche Teile der Hilfsgelder unmittelbar eingesetzt werden, um fällige Kredittilgungen leisten zu können, und was davon tatsächlich einen Umweg über Lohntüten und Einkaufszentren nehmen wird. Je weniger für den Konsum bereitgestellt wird, desto geringer die akuten Folgen für den Geldwert.

Irgendwann wird allerdings auch der dümmste Investor feststellen, dass man Geld nicht nur prinzipiell nicht essen kann, sondern dass auch sein konkretes Riesenvermögen von mehreren Milliarden Dollar nur das kaufen kann, was angeboten wird, und, dass, je mehr Nachfrage dann aus den Riesenvermögen irgendwo in den Markt einbricht, zwangsläufig die Preise steigen müssen.

Die Staatsverschuldung der USA liegt aktuell bei 24,x Billionen Dollar und steigt derzeit täglich um 100 Milliarden Dollar- weil auch Trump gezwungen ist, Corona-Hilfen auszuschütten. Schecks über 1.200 Dollar für alle Staatsbürger, sind bei einem 300 Millionen Volk kein Pappenstiel, und es ist zu befürchten, dass dies nur die erste derartige Aktion war.

Sicher, die damit in den Markt geworfene Konsum-Nachfrage erhält Arbeitsplätze in der Konsumgüter-Industrie und ist daher ein etwas anderer Ansatz dessen, was bei uns das Kurzarbeitergeld darstellt, doch die bereits eingetretenen Arbeitsplatzverluste können damit weder rückgängig gemacht, noch irgendwie kompensiert werden.

Es ist eine Notbremse, eine Feuerschneise, um das Fortschreiten der Krise einzudämmen, doch ein Anstieg der Zahl der Infizierten in der Größenordnung von derzeit 30.000 Fällen täglich wird auch damit nicht aufgehalten.

Das Dilemma könnte größer kaum sein. Bleiben die Ausgangsbeschränkungen bestehen, bis auch in den USA die Neuinfektionen deutlich zurückgehen, wird der wirtschaftliche Schaden jene Latte überspringen, hinter der die nächste Dollar- und Weltfinanzkrise lauert.

Wird, wie Trump es fordert, schnell gelockert, wird zumindest in den Großstädten das Gesundheitssystem kollabieren. Die Menschen werden ihre Arbeitsplätze verlassen, sich in ihre Autos setzen und in endlosen Kolonnen über die Highways irgendwohin in die Prärie flüchten, wo sie sich sicherer fühlen.

Dennoch wird die Pandemie schneller zunehmen als befürchtet und der folgende wirtschaftliche Schaden wird ebenfalls geeignet sein, die nächste Dollar- und Weltfinanzkrise auszulösen.

An dieser Stelle, zur Beruhigung der Gemüter: Ich kann nicht garantieren, dass es so kommt, doch halte ich es für sinnvoll, sich darauf einzustellen.

Deutschland wird vom Shutdown der US-Wirtschaft nämlich nicht verschont bleiben. Ganz unabhängig davon, ob unsere Banken sich schon wieder so tief ins US-Finanzsystem verstrickt haben, wie das 2007/2008 ans Licht kam, dürfte sich im Außenhandel ein mittelgroßes Schwarzes Loch auftun.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht noch davon aus, dass die deutschen Exporte 2020 weltweit (nur) um 15 Prozent einbrechen werden. Doch auch die Auslandsfabriken der Automobilhersteller, das Mobilfunkgeschäft der Telekom in den USA und etliche weitere solcher von der Globalisierung hervorgerufener Verflechtungen werden sich dem Sog nicht entziehen können und über die Produktionseinbußen hinaus Löcher in die Bilanzen reißen.

Das alles auf einer Basis, die momentan von über 700.000 Firmen in Deutschland geprägt ist, die ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt haben, Schwierigkeiten wegen der Ausgangsbeschränkungen im Handel, bei Dienstleistern, insbesondere im Gast- und Beherberungsgewerbe, verbunden mit Kaufkraftverlusten in der Breite der Beschäftigten, mitten in der Elektrifizierungskrise der Automobilwirtschaft und bei – im internationalen Vergleich – unerträglich hohen Energiepreisen – dies berücksichtigt, ist das, was wir zu erwarten haben, mit „Delle“ nur unzulänglich beschrieben.

Auch Olaf Scholz und Frau Lagarde können natürlich, wie Trump und Powell die Notenpresse anwerfen und auf Hochtouren laufen lassen. Sie haben ja bereits gar nicht zimperlich damit begonnen. Das hilft für eine kurze Zeit auch hier, einerseits die Gläubiger zu befriedigen und andererseits den Konsum zu finanzieren, doch letztlich wird nur der Geldspeicher des Großkapitals bis an den Rand gefüllt. Irgendwann werden die Dämme brechen und die Hyperinflation auslösen (Das russische Fernsehen über den Ölpreiskrieg und die Aussichten für die Weltwirtschaft).

Wer sich ringsum unter den EU-Mitgliedern umsieht, die zum Teil schon laut nach Corona-Bonds, also Schuldenvergemeinschaftung rufen, muss erkennen, dass die Geldschwemme im Umfeld Deutschlands im Verhältnis zu Bevölkerung und Wirtschaftskraft eher noch größer ausfallen wird, ganz egal, aus welchem Hahn am Ende die (durch nichts gedeckten) Euros sprudeln werden.

Nein, ich kann nicht garantieren, dass es so kommt.

Allerdings gibt es für die Finanz- und Wirtschaftskrise, anders als für die sie letztlich auslösende Pandemie, sehr wohl eine Blaupause, und das Ausgangsszenario von 2007/2008 kann – mit kleinen Modifikationen – bereits in voller Schönheit wieder bewundert werden.

Von der Flucht in Gold ist weiterhin abzuraten. Nur wer im Zweifelsfall auch Jahrzehnte warten kann, ist damit – vielleicht – gut beraten. Preiswerte Immobilien, außerhalb der Blasenregionen, vielleicht ein Stück Wald, wenn die Bewirtschaftung gesichert ist, könnten Kaufkraft über die Krise retten.

Literatur:

Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab

Wehrt Euch, Bürger!: Wie die Europäische Zentralbank unser Geld zerstört

Der Weg ins Verderben: Wie die Eliten die nächste Krise vorbereiten und wie Sie sich davor schützen können

Die Nullzinsfalle: Wie die Wirtschaft zombifiziert und die Gesellschaft gespalten wird

Quellen: PublicDomain/epochtimes.de am 22.04.2020

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