Krisenvorsorge, Hoffnung auf Gewinne oder Absicherung gegen kommende Wirtschaftskrisen: Menschen kaufen seit jeher Gold aus genau diesen Gründen. Auch der neuartige Coronavirus (Covid-19) treibt Anleger aktuell verstärkt in Edelmetalle. Im Sputnik-Interview erklärt ein Goldhändler bei „Degussa“, wie der Goldkauf richtig geht.
Goldhändler Marc-Eckehardt Gramm, Niederlassungsleiter bei „Degussa Goldhandel Deutschland“ in Frankfurt/Main, nannte im Sputnik-Interview die wichtigste Regel beim Kauf von Edelmetallen wie Gold oder Silber:„Erst überlegen, wo ich mein eigenes Gold aufbewahre – dann erst das Edelmetall kaufen.“
Degussa ist seit Jahren der Marktführer in Deutschland, was den Goldhandel bei bankenunabhängigen Edelmetallhändlern angeht. Momentan steht der Goldpreis je Feinunze bei etwa 1648 US-Dollar (rund 1458 Euro). Eine Unze besteht aus circa 31,1 Gramm (Gold kaufen gegen bar: So läuft es künftig ab!).
Covid-19, drohende Rezession und eventueller Wirtschafts-Crash …
Aktuell zieht es immer mehr Menschen und potentielle Gold-Käufer sowie Interessenten in die Filialen solcher Goldhändler. Kein Wunder bei dem aktuell sehr gut stehenden Goldpreis. Dazu kommen viele Sorgen. Der immer weiter auch in Deutschland um sich greifende neuartige Coronavirus (Covid-19) und dadurch belastete Lieferketten nicht nur in China, eine drohende Rezession der Weltwirtschaft sowie Handelskriege und Sanktionen sind nur einige der Gründe für Menschen momentan, ins Gold zu gehen.
Manche Marktbeobachter wie Marc Friedrich prophezeien gar schon einen baldigen Währungs-Crash. Andere Finanz-Experten wie Nobert Häring warnen vor der Abschaffung des Bargelds. Gold sei eine sehr gute Alternative, um sich abzusichern, sagen beide Experten.
In den Degussa-Filialen habe Goldhändler Gramm noch keine Kunden mit Mundschutz gesehen, betonte er im Sputnik-Gespräch:
„Aber das Coronavirus hat mit alldem, was es mit sich bringt, die Leute verunsichert. Das sehen Sie nicht nur im Supermarkt an den ausgedünnten Regalen, sondern das erhöht auch die Nachfrage der Kunden nach Sicherheit in Punkto Edelmetallen.“ Die Nachfrage nach Gold und Silber sei bei Degussa in den letzten Tagen spürbar nach oben gegangen, erklärte er. „Das sieht man zum einen in den Niederlassungen, man sieht es aber auch an den Aufträgen in unserem Webshop.“ (Warum man Gold braucht, wenn diese Blase platzt!)
… und warum Gold immer beliebter wird
Gold-Interessenten gehen aktuell aus folgenden Beweggründen zum Händler:
Neben dem Coronavirus gebe es als Argument „natürlich den Goldpreis, der zum Anfang des Jahres über zehn Prozent gestiegen ist. Jetzt gab es am Freitag (den 28. Februar, Anm. d. Red.) eine Kurskorrektur nach unten und wir sind ein paar Prozentpunkte beim Gold hinuntergekommen. Und nun sagen viele Leute: ‚Jetzt ist die Zeit gekommen, Gold zu kaufen.‘ Auf der anderen Seite gibt es aber auch Investoren, die aus den Aktienmärkten rausgegangen sind und jetzt nach aus ihrer Sicht sicheren Alternativen suchen.“ Gold kann auch als „Notwährung“ gesehen werden, wenn Geld und Papierwährungen in einer Systemkrise ihren Wert verlieren.
Gute Zeiten also für das glänzende Edelmetall. Doch: Wie wird es richtig gekauft?
Der Gold-Kauf: Was der Experte empfiehlt
„Sie haben die Möglichkeit, es ganz bequem von zu Hause aus oder unterwegs in unserem Webshop zu kaufen“, erläuterte Edelmetallverkäufer Gramm. „Das ist eine Variante. Dann kann man zum Händler gehen – entweder zu uns oder zum Mitbewerber. Der Kunde kann uns dann mitteilen, was er genau möchte oder welchen Betrag er investieren möchte. Ob jetzt einmalig oder aufbauend (sprich: der erste Goldkauf von vielen weiteren, Anm. d. Red.). Dann kann man dem Kunden Empfehlungen geben.“
Ein Beispiel: Jemand möchte etwa 15.000 Euro in Gold investieren – dazu rät der Fachmann dann: „Da würde ich zehnmal eine Unze Gold empfehlen. Ansonsten wäre das Gramm Gold pro Euro einfach zu teuer.“
Wenn ein Anleger oder eine Anlegerin „gemixt“ oder besser gesagt gestreut – also in Aktien, Anleihen, Immobilien und weitere Sachwerte – investieren möchte, empfiehlt der Goldhändler einen gesunden Anteil von „etwa zehn bis 20 Prozent“ an Edelmetallen wie Gold und Silber im Portfolio.
Was ist ein anonymer Gold-Kauf?
Seit Januar 2020 gibt es neue rechtliche Regelungen, wonach Goldkäufe in Deutschland nur noch bis zu einer Summe unter 2.000 Euro anonym möglich sind. Was sich dadurch für Kunden ändert, erläuterte Gramm im Interview:
„Um Edelmetalle einkaufen zu können, gibt es verschiedene Wege. Sie können es bar bezahlen, per EC/Giro oder Kreditkarte, andere Anbieter akzeptieren PayPal. Der einzig echte anonyme Weg ist, in dem Sie mit Bargeld in einer Niederlassung aufschlagen und dann eben Ihren Wunsch äußern unter einer Summe von 2.000 Euro.
Dann legen Sie das Geld hin, erhalten Ihre Ware mit einer ordnungsgemäßen Rechnung und gehen wieder. Sollten Sie beim Goldkauf den Warenwert von 2.000 Euro erreichen oder überschreiten, sind wir gesetzlich dazu angehalten, uns Ihren Personalausweis zeigen zu lassen und den Kauf auf Ihren Namen und Ihre Adresse auszustellen.“
Diese Rechnung werde aber nicht an staatliche Stellen gemeldet, „wie oft irrtümlich gemeint. Oder dass die Menschen glauben, Sie dürfen nur noch bis zu 2.000 Euro Gold kaufen.“ In Wahrheit verhalte es sich so:
„Sie dürfen weiterhin Gold für noch viel höhere Summen kaufen, der unbescholtene Bürger kann dies weiterhin tun“, gab der Degussa-Händler Entwarnung. „Auch bar. Sie müssen sich dann nur ausweisen und wir müssen Ihre Legitimation (den Personalausweis, Anm. d. Red.) festhalten und dokumentieren.“
Nur bei Verdachtsfällen sind Goldhändler in Deutschland von Rechtswegen her angehalten, staatliche Stellen wie die Polizei zu informieren. „Wenn wir das Gefühl haben, da stimmt etwas nicht: Jemand kommt beispielsweise mit Blutspuren an der Kleidung zu uns“, erläterte er. Dies sei dann aus Sicht des Staates ein Schritt zur Bekämpfung von Kriminalität und Geldwäsche. Aber Gramm sagte auch: „Über die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme kann man streiten.“
(Goldverbote in der Geschichte: Merkel-Regierung führt schleichendes Goldverbot ein).
Physisches Gold: Vorteile und Nachteile
Wer in Edelmetall investieren möchte, kann dies beispielsweise über sogenannte ETFs oder ETCs (teils börsengehandelte Gold-Zertifikate auf Papier) tun. Beim „Gold auf Papier“ gibt es jedoch einen großen Nachteil: Theoretisch können diese Zertifikate jederzeit durch politische und rechtliche Entscheidungen oder durch Institutionen am Markt selbst für wertlos erklärt werden und somit genauso wie Papiergeld ihren Wert verlieren. Dann hat der Kunde zwar noch den Zettel in der Hand – aber eben keinen Anspruch mehr auf das gelbe Edelmetall.
Daher empfehlen viele Goldmarkt-Experten, das echte physische Edelmetall zu kaufen. Etwa in Form von Barren oder Goldmünzen. Dies bietet dann folgende Vorteile: Ständige Verfügbarkeit und einen gewissen Schutz gegen Wertverluste. Außerdem können eigene Goldanlagen jederzeit relativ leicht veräußert und wieder verkauft werden (Absurd! Wegen vier Fällen von angeblicher Geldwäsche verschärft Regierung Goldgeschäfte – Notenbanken sitzen auf Gold).
Goldhändler Gramm nannte jedoch auch Nachteile beim physischen Gold: „Sie müssen selbst für die Lagerung und sichere Verwahrung sorgen. Ein weiterer kleiner Nachteil ist: Wenn Sie damit spekulieren wollen, dann würde ich tatsächlich auf Papiere (wie beispielsweise Gold-ETFs, Anm. d. Red.) gehen. Da ist einfach der An- und Verkaufs-Preisunterschied deutlich geringer.“ Auch bestehe immer das Risiko des Diebstahls, bei einem Einbruch beispielsweise.
Wichtige Frage: Die Lagerung
Daher empfiehlt er eine sehr sichere Lagerung nach dem Goldkauf. Schließfächer können bei bestimmten Anbietern genutzt werden. „Auch wir als Degussa bieten Schließfächer an.“ Der Edelmetall-Fachmann ergänzte: „Wenn Sie ihr Gold woanders einlagern, dann haben Sie keinen permanenten Zugriff. Man muss abwägen: Welches Sicherheitsbedürfnis habe ich?“
Wenn das eigene Edelmetall daheim gelagert werde, sei auch das Kleingedruckte im Vertrag mit der eigenen Versicherung entscheidend und vorher zu prüfen. „Das obliegt dem Passus in Ihrer Hausratsversicherung“, sagte Gramm. Er riet Gold-Haltern dazu, den jeweiligen Versicherungsdienstleister zu fragen, wenn das Edelmetall daheim gelagert wird. Sein Fazit: „Sie sollten sich, bevor Sie Gold kaufen, gründlich überlegen, wo Sie es danach aufbewahren.“
Wie entsteht der Preis einer Goldmünze?
Beliebt bei Goldkunden sind beispielsweise Krügerrand-Münzen. Goldmarkt-Analytiker Dimitri Speck empfiehlt Anlegern bereits seit Jahren in regelmäßigen Sputnik-Interviews, in Goldmünzen wie Krügerrand oder Maple Leaf zu investieren.
Der Preis einer solchen Goldmünze setzt sich laut Goldhändler Gramm aus dem Rohmaterial und weiteren Verarbeitungsschritten zusammen. „Wenn das Gold aus der Mine gefördert wird, dann sind da noch keine Scheidekosten dabei. Da ist noch keine Verarbeitung geschehen. Eine Goldmünze wird von drei Seiten geprägt, das sind mehrere Arbeitsschritte.
Dann muss die Münze noch länderübergreifend transportiert werden, es fallen Transportkosten an. Wir haben hier bei Degussa entsprechende Vorhaltekosten in unseren Niederlassungen bei unserem Personal. Und wir möchten natürlich auch Gewinne erzielen. Das führt dazu, dass wir mitunter 80 Euro über dem Preis an der Börse liegen.“
Gold-Prognose für die nächsten Jahre: Was für Gewinne können Anleger erwarten?
„Ich bin, was Edelmetalle angeht – speziell eben bei Gold – sehr optimistisch“, blickte der Degussa-Händler voraus. Dies hänge damit zusammen, dass er nicht davon ausgehe, dass sich die Nachrichtenlage bei Finanzen und Wirtschaft in naher Zukunft deutlich verbessern werde (Vorsicht vor diesem Crash! Niederländische Zentralbank wirbt für Gold: Alles andere ist in Gefahr).
„Ich gehe eher davon aus, dass sich die Situation noch weiter verschlechtert und dass wir die Nullzins-Politik auf längere Sicht beibehalten werden. Das wird dazu führen, dass die Menschen nach Alternativen Ausschau halten. Das wird nicht nur Kunden in die Edelmetall-Märkte bringen, sondern es wird auch dazu führen, dass sich Kunden für weitere Sachwerte wie Kunst, Immobilien oder Oldtimer interessieren. Da ist nur die Frage, inwieweit sich die Kunden darin auskennen. Dann ist vielleicht das Edelmetall, das ich zertifiziert und verschlossen erhalte und kaufen kann, die bessere Option.“
Literatur:
Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab
Wehrt Euch, Bürger!: Wie die Europäische Zentralbank unser Geld zerstört
Wer regiert das Geld?: Banken, Demokratie und Täuschung
Quellen: PublicDomain/de.sputniknews.com am 08.03.2020