Petrosphäre – englisch: petrosphere (von altgriech. πέτρα pétra „Fels“ und σφαίρα sfaira „Hülle, Ball“) ist die wissenschaftliche Bezeichnung für jedes kugelförmige, von Menschen gemachte Objekt beliebiger Größe, das aus Stein besteht, mit oder ohne Gravuren und Bemalungen.
Damit sind Petrosphären grundsätzlich von natürlich entstandenen Steinkugeln (sphärische Konkretionen bzw. Geoden) zu unterscheiden. In archäologischer Hinsicht erwähnenswert ist aber auch die Option durch Menschen arrangierter Ensembles geologisch entstandener Steinkugeln.
Steinkugeln rund um den Globus
Das Phänomen auffälliger Steinkugeln ist praktisch weltweit zu beobachten. Man findet sie in Nord-, Mittelamerika (dort vor allem in Costa Rica sowie im westlichen Mexiko und in Südamerika Argentinien, dem Pazifikraum (Isla del Caño, Osterinsel), in Nordafrika (Tunesien und Ägypten) sowie auf Teneriffa im Atlantik. Es gibt sie auch auf Antarktika, Neuseeland und in Russland. Außerdem wurden zahlreiche Exemplare in der Balkan-Region gefunden (nördl. Albanien, Bosnien, Kroatien und dem westl. Serbien).
Dabei ist nicht selten unklar oder sogar umstritten, bei welchen dieser Specimen es sich um Petrosphären im engeren Sinn handelt, und bei welchen um Naturprodukte. Zur letztgenannten Kategorie gehören z.B. mit einiger Wahrscheinlichkeit die zahlreichen kugelförmigen Konkretionen, die auf der arktischen Champ-Insel zu finden sind.
Diese Objekte von bis zu drei Metern Durchmesser, die häufig eine perfekte Kugelgestalt aufweisen, stammen aus dem Obertrias (dem jüngeren Erdmittelalter (vor ca. 235–201,3 Mio. Jahren). Natürlichen Ursprungs dürften auch die Steinkugeln Neuseelands namens „Moeraki Boulders“ sein, die an einem 40 km langen Küstenstreifen südlich der Stadt Oamaru verstreut liegen.
Bosnien: Petrosphären oder natürliche Steinkugeln?
Kontrovers diskutiert und unterschiedlich eingeordnet werden die im heutigen Bosnien-Herzegowina entdeckten Steinkugeln von z.T. beachtlicher Größe (Das bisher massivste, bei Podubravlje gefundene Exemplar hat einen Radius von 1,2 bis 1,5 m. Während die meisten konventionellen Geologen sie offenbar als Naturprodukte einschätzen, gehen u.a. die Aktivisten der Stiftung „Archaeological Park: Bosnian Pyramid of the Sun“ davon aus, dass es sich bei ihnen um Relikte einer verschollenen, weit prähistorischen Hochkultur handelt.
Bei Zavidovici, wo zahlreiche Exemplare solcher Kugeln zu finden sind, riefen sie den Archaeological Park of Bosnian Stone Balls ins Leben, der inzwischen zu einer Touristen-Attraktion geworden ist (Russland: Ist das eine 300 Millionen Jahre alte Schraube oder nur ein versteinertes Meerestier? (Video)).
Einen deutlichen Hinweis auf den artifiziellen Ursprung zumindest eines Teils der bosnischen Exemplare lieferte der 2012 verstorbene Privatforscher und Grenzwissenschafts-Autor Philip Coppens unter Verweis auf die Gesteinstypen, aus denen sie bestehen: „Viele der Steinkugeln in Bosnien sind aus dem Mineral Grandiorit gemacht.
Bei Teočak, in nordöstlichen Bosnien, gibt es [aber auch mindestens] acht Steinkugeln die aus Granit gefertigt sind. Auch wenn einige die Künstlichkeit der Steine von Zavidovici bezweifeln mögen, so müssen jedenfalls diese Granitkugeln von Menschen gemacht sein, da die Natur keine solchen Formen aus Granit hervorbringt. Und von daher wird deutlich, dass die Kugeln von Zavidovici gleichfalls höchst wahrscheinlich von Menschen gemacht sind, eine Ansicht, zu der auch der ägyptische Geologe Dr. Ali Barakat gelangt ist.“
Petrosphären in Costa Rica
Mit Sicherheit artifizieller Natur sind die Steinkugeln, die seit den 1930er Jahren in Costa Rica entdeckt wurden und dort umgangssprachlich Las Bolas genannt werden. Die dortigen Haupt-Fundorte liegen zumeist im pazifischen Bereich des Landes in der Provinz Puntarenas – am Delta und entlang des Flusses Diquis (Río Térraba) und auf dem der Küste vorgelagerten Eiland Isla del Caño, sowie bei Golfito. Solche Objekte wurden aber auch ca. 300 km weiter nördlich in Papagayo auf der Halbinsel Nicoya in der Provinz Guanacaste aufgefunden.
Die Petrosphären Costa Ricas, die Größen zwischen einem Inch (ca. 2,54 cm) und 8 Fuß (ca. 2,5 m) im Durchmesser aufweisen, bestehen größtenteils aus Gabbro, einem kompakten magmatischen Gestein, das eine Variante von Basalt darstellt. Es besteht allgemeiner Konsens darüber, dass sie artifizieller Natur sind, und anhand der Bearbeitungsspuren ist davon auszugehen, dass sie aus Rohlingen gefertigt wurden, die durch Behauen und Schleifen mit anderen Steinen in ihre fast perfekte Kugelform gebracht wurden – was sowohl entwickelte Fertigkeiten im Bereich der Steinmetz-Kunst als auch eine große Hartnäckigkeit voraussetzt.
(Eine Gruppierung von Petrosphären im Garten des Nationalmuseums von Costa Rica)
Unstrittig ist zudem, dass viele dieser Petrosphären ursprünglich „entlang gerader Linien und Kurven ausgerichtet“ waren. Andere bildeten „Dreiecke oder Parallelogramme. Heutzutage liegen die meisten Kugeln jedoch nicht mehr an ihrem ursprünglichen Fundorte, wurden versetzt oder gar zerstört…“, was eine Rekonstruktion ihrer einstigen Ausrichtung häifig unmöglich macht.
„In den meisten Fällen der bislang rund 300 bekannten Kugeln konnte nachgewiesen werden, dass die Kugeln erst nach ihrer Herstellung an den letztendlichen Fundort transportiert wurden, da dort das Ausgangsmaterial nicht vorkommt. Wie dieser Transport allerdings bewerkstelligt wurde, ist bis heute noch unbekannt.“
Heftig zwischen konventioneller und alternativer Forschung umstritten ist dagegen, wie alt diese Petrosphären sind und wer sie geschaffen hat. So beharren schulwissenschaftlich argumentierende Altamerikanisten und Archäologen, wie Dr. John Hoopes von der Universität Kansas anhand vergleichender Studien und Radiokarbon-Datierungen von Ablagerungen an den Fundstellen darauf, dass die Kugeln lokalen Kulturen zuzuordnen seien und vermutlich zwischen ca 600 und 1000 n. Chr. von den Vorläufern der Boruca-Indianer (Diquís-Kultur) hergestellt wurden.
Tatsächlich muss aber auch Hoopes eingestehen, dass sich auf diese Weise keineswegs belastbare Angaben über das tatsächliche Alter der Petrosphären gewinnen lassen: „Ein Problem der Methode ist, dass man so immer nur etwas über die letzte Verwendung der Kugel erfährt“, bemerkte er dazu. „Es ist sehr schwer zu sagen, wann genau sie hergestellt wurden.“
Die Steinkugeln können also auch weitaus älter sein als die Fachwissenschaftler annehmen. Zudem sind sie durchaus nicht – wie immer wieder behauptet wird – zweifelsfrei der Diquís-Kultur zuzuordnen, da diese ansonsten keinerlei vergleichbare Steinmetz-Arbeiten hinterlassen hat, die diese Annahme untermauern könnten.
Forscher aus dem alternativen Spektrum, wie David Hatcher Childress, der diese Objekte „Murmeln der Götter“ (orig.: „marbles of the gods“) getauft hat sowie Ivar Zapp und George Erikson vermuten daher eine in Vergessenheit geratene Hochkultur als Schöpfer der costa-ricanischen Petrosphären.
Diese Kultur braucht aber keineswegs dort beheimatet oder massiv vertreten gewesen sein, wo später die Steinkugeln Mittelamerikas gefunden wurden. Dies und die naheliegende Annahme, dass andere, vormals küstennahe Relikte dieser vermuteten Kultur im Verlauf gigantischer Naturkatastrophen (Kataklysmen) völlig vernichtet wurden, könnte den Mangel an weiterem Fundgut erklären, das mit den tatsächlichen Schöpfern der costa-ricanischen Steinkugeln zu tun hat.
Die schottischen Petrosphären
Bei näherer Betrachtung prähistorischer Petrosphären fallen die Steinkugeln (engl: Carved Stone Balls, wörtlich: geschnitzte Steinkugeln) gewissermaßen aus dem Rahmen. Diese Objekte, aus deren runde gewölbte ‚Noppen‘ herausgearbeitet wurden, sind nämlich nur in etwa so groß wie Tennisbälle oder Orangen. Sie sind also leicht transportabel, und es darf vermutet werden, dass ihre einstigen Besitzer sie zumindest bei bestimmten Gelegenheiten mit sich führten.
(Drei weitere schottische Petrosphären, ausgestellt im Kelvingrove Art Gallery and Museum)
Angfertigt wurden diese Mini-Petrosphären, von denen bisher ca. 450 Exemplare entdeckt wurden, vermutlich im späten Neolithikum, im Chalkolithikum und bis in die Bronzezeit hinein (konventionell datiert auf ca. 3500–1500 v. Chr.). Sie sind offenbar eine Hinterlassenschaft der Megalithiker des nördlichen Britanniens, die diese Objekte mit großer Akkuratesse aus vielen verschiedenen – unterschiedlich schwer zu bearbeitenden – Gesteinsarten fertigten, wie Basalt, Diabas, Diorit, Gabbro, Gneis, Quarzit, Sandstein und Serpentinit.
Ihre Haupt-Fundstätten befinden sich im Norden des heutigen Schottland sowie auf den Orkneys und Shetlandinseln, aber auch in Irland (bei Ballymena) sowie in England wurden diverse Exemplare entdeckt. Was schließlich den einstigen Verwendungszweck der Carved Stone Balls angeht, steht die Forschung heute noch vor einem Rätsel und es gibt dazu zahlreiche Spekulationen (siehe unten).
Die riesigen Steinkugeln (BILD fragte:„UFO-Kugeln am Nordpol entdeckt?“)
Die Champs Insel ist durch eine besondere Attraktion bekannt und wird häufig von den Touristenschiffen besucht. Die weitgehend vergletscherte Insel hat an ihrer Südküste Felskliffe, die geologisch interessant sind. Beim Besuch auf der Landzunge östlich von Kap Fiume kann man die berühmten großen Steinkugeln (Geoden, Konkretionen) besichtigen (Titelbild).
Es handelt sich um nur wenig verfestigte feinkörnige Sandsteine einer terrestrisch-lagunären Ablagerung aus der Oberen Triaszeit (ca. 220 Millionen Jahre alt), die von Wind und Wasser abgetragen werden. Mikroskopische Untersuchungen an den Sandkörnern in den Geoden ergaben, dass der sehr feinkörnige Sand aus sehr eckigen Körnern aus Quarz, Feldspat und Gesteinsbröckchen besteht, und wahrscheinlich von Gneisen der Kola-Halbinsel abstammt.
Gerundete oder polierte Körner, die auf einen äolischen Transport während der Triaszeit hinweisen könnten, sind nicht beobachtet worden. Kleine Bäche und Schmelzwasserflüsse vom benachbarten Gletscher schwemmen den feinen Sand in heutiger Zeit zu einem Delta zusammen. Diese Sandsteine ziehen sich am Hang hinauf und enthalten dort sehr harte und feste Sandsteinkugeln in allen Größen, die aus dem weichen Sandstein der Vasiliev-Formation herauswittern und teilweise bis an das Ufer der Landzunge herunterrollen.
Die besonders auffälligen, imposanten und nahezu perfekten Kugeln mit einem Durchmesser von einem Zentimeter bis zu fast drei Metern schienen den ersten Findern sehr merkwürdig und begehrenswert zu sein. Sie stehen aber wie alle Teile des Franz Josef Landes unter strengem Naturschutz.
Die BILD-Zeitung vom 11. August 2003 berichtete vom Besuch einer Expedition im Sommer 2003 und über die mysteriösen Funde. Die auch als „Golfbälle des Teufels“ bezeichneten Kugeln sind auch auffallend groß und sehr schwer. BILD meinte, dass sie so perfekt seien, dass diese riesigen Kugeln weder von Menschenhand noch von der Natur geschaffen sein könnten und fragt, ob die Kugeln von Außerirdischen stammen könnten, die sie von Ufos (vor 220 Millionen Jahren?) abgeschossen hätten.
Mikroskopische Untersuchungen an einem sehr kleinen etwa 2-3 cm großen hanteiförmigen Stück ergab einen feinkörnigen Sandstein, dessen Porenraum (die Zwickelfüllungen zwischen den Sandkörnern) mit Pyrit gefüllt ist und damit die Sandkörner fest verbacken hat (Abb. 13 und 14). Pyrit (FeS2, Schwefeleisen) ist eine chemische Verbindung, die aus Schwefel und Eisen besteht. Der Pyrit hat das relativ hohe spezifische Gewicht um 5, d. h. ein einem Liter entsprechendes Volumen von Pyrit wiegt 5 kg.
Damit erklärt sich das ungewöhnlich hohe Gewicht der Kugeln, da mindestens 50 % der Kugeln aus Pyrit besteht. Die Entstehung dieser Konkretionen (Verdichtung mineralischer Körper in Gesteinen), auch Geoden genannt, ist ein wenig komplizierter, ist aber ein in der Natur durchaus häufiger auftretender Prozess. Die Bildung der Schwefeleisen-Verbindung ist in vielen Fällen auf eine Tierleiche im Sediment zur Zeit seiner Entstehung zurückzuführen, das können wirbellose Tiere sein, wie Ammoniten, größere Muscheln oder Schnecken, aber auch Saurier, die in dieser Zeit schon gelebt haben.
Die eiweißhaltigen Weichteile der Tiere verwesen, wobei Schwefel aus den Ei weiß-Verbindungen frei wird, dabei ändern sich die normalerweise in dem Sediment vorherrschenden Säurewerte (ph-Werte). Die in vielen Sedimenten fein verteilten Eisenoxide verbinden sich dann mit dem Schwefel chemisch zu Pyrit oder Markasit (einer ähnlichen SchwefelEisen-Verbindung). Dabei bilden sich zunächst winzige, mit dem bloßen Auge nicht sichtbare Kristalle. Diese vergrößern sich und es lagern sich weitere neue Kristalle an die schon gebildeten an. Es entsteht dabei in dem mit Grundwasser oder mit Meerwasser erfüllten Porenraum, den Zwickeln zwischen den Sandkörnern, unter ganz bestimmten, vermutlich sauren Bedingungen ein Spannungsgefälle, das ähnlich wie ein Magnet weitere Schwefeleisen-Moleküle aus der wässrigen Umgebung anzieht.
Dies geschieht radial, also vom Mittelpunkt des ursprünglich verwesenden Tierkörpers sehr gleichmäßig in alle Richtungen. Aus diesem Grunde sind die entstehenden Konkretionen rundlich. Es gibt auch Fälle, wo sich mehr laibförmige oder ellipsoide Knollen oder Konkretionen bilden, wenn in einer besonderen Schicht besonders günstige Bildungsbedingungen herrschen und in der darüber oder darunter liegenden Schicht z. B. anisotrope, schlechtere Transmissions-Bedingungen (Durchlässigkeiten) im noch nicht vollständig verfestigten Gestein bestehen.
Die Kugeln sind ganz normale Bildungen aus der Zeit der Ablagerung der Sandsteine (Triaszeit), die erst in heutiger Zeit durch die Erosion wieder zum Vorschein kommen. Somit ist das als eines der größten ungelösten Rätsel der Menschheit („UFO-Kugeln am Nordpol entdeckt?“, BILD vom 11.8.2003) längst gelöst, die Fragenden wussten es nur nicht.
Welchem Zweck dienten die Petrospspären?
Nicht nur was Britannien betrifft, sind Sinn und Zweck der Petrosphären ist bis heute noch mehr oder weniger ungeklärt: „Es wurden etliche Vorschläge gemacht, die zu erklären versuchen, warum Menschen dazu getrieben wurden, Steinkugeln in einem so großen Umfang zu produzieren (wie im Fall von Schottland und Costa Rica), die von Symbolen für Reichtum oder Status über geometrische Hilfsmittel reichen, oder wegen ihrer klaren, harmonischen Schönheit, doch es gibt mehr als genug Beispiele, die anzeigen, dass in der Vorgeschichte dem Stein selbst eine Art Verehrung zuteil wurde, und dass er als mit >besonderen< Qualitäten versehen betrachtet wurde (wie sich durch die gezielte Auswahl und den Transport von Steinen für Megalithe zeigt).“
Es erscheint jedenfalls sehr wahrscheinlich, dass nicht alle Petrosphären dem selben Zweck dienten, sondern dass ihnen in verschiedenen Kulturen und im Verlauf der Zeit ganz unterschiedliche Bedeutungen zukamen.
Ob es dabei um religiöse oder kultische Angelegenheiten oder um Geomantie ging, ob sie in Gruppen astronomische Beobachtungen fixieren sollten oder geographischen Aufzeichnungen dienten, ist derzeit noch völlig unklar.
Literatur:
Unterirdisch (DuMont Bildband): Verborgene Orte in Deutschland
Vulkane, Schluchten, Höhlen: Geologische Naturwunder in Deutschland
Videos:
Quellen: PublicDomain/zobodat.at/atlantisforschung.de am 15.03.2020