Saudis geben den Ölpreis frei. OPEC zerbricht. WTI Öl stürzt auf 30 Dollar / Barrel. Extreme Auswirkungen auf Finanzmärkte befürchtet. Dow Jones vorbörslich -1000 Punkte. Kriegserklärung an USA? Norwegische Krone kollabiert.
Nach der vergangenen Woche hat man als Anleger eigentlich erwartet, dass sich die Wogen glätten. Doch auch diese Woche war ein Sturm an den Börsen. So steht es um die Märkte derzeit.
Das schmerzt: Ganze 16,6 Prozent hat der Dax seit seinem Rekordhoch bei 13.795 Punkten Mitte Februar verloren. Praktisch der gesamte Verlust ist das Ergebnis der beiden jüngsten Handelswochen. Damit ist der wichtigste Index des deutschen Aktienmarkts klar im Korrekturmodus, der bei einem Verlust von zehn Prozent seit dem letzten Hoch gilt.
So schnell hat der Index noch nie in seiner Geschichte korrigiert. Wie „DER AKTIONÄR“ schon vergangene Woche schrieb, reichten dafür gerade einmal acht Tage, bis sich das Minus auf zehn Prozent summiert hatte. Zum Vergleich: Bei dem ähnlichen Ausverkauf Anfang 2018 dauerte es 13 Tage, im Krisenjahr 2007 waren es sogar 20.
Zu Beginn der laufenden Woche sah es so aus, als würde der Dax die Kehrtwende schaffen. Zur Wochenmitte gelang sogar die Rückeroberung der 12.000-Punkte-Marke. Doch bedingt durch den abermalig massiven Verlust am Freitag von minus 3,37 Prozent verbuchte das Börsenbarometer nun doch einen Wochenverlust von 2,9 Prozent.
Dow Jones mit Rekord-Verlusten und Rekord-Gewinnen
Noch wilder ging es indes am US-Aktienmarkt zu. Dort stürzte der Dow Jones ab, schoss wieder nach oben, um anschließend wieder ungebremst zu fallen. Fünf der zehn verlustreichsten Tage nach Punkten aller Zeiten machte der Dow Jones in den vergangenen zwei Wochen durch – darunter auch den Tag mit dem größten Punkteverlust aller Zeiten, mit einem Minus von 1190 Zählern am 27. Februar.
Gleichzeitig stieg der Dow Jones in dieser Woche gleich zweimal um mehr als 1000 Punkte. Am Montag verbuchte der US-Leitindex ein Plus von satten 1293 Zählern und holte damit so viele Punkte auf wie noch nie an einem Tag.
Am Mittwoch folgte der zweithöchste Punktegewinn seiner Geschichte. Dank dieser Tage lauft der Dow Jones auf ein moderates Wochenminus im Bereich zwischen 0,1 und 0,2 Prozent zu. Nichtsdestoweniger hat auch der Dow vom Rekord aus gut 14 Prozent verloren.
Der marktbreitere S&P 500, der gemeinhin als besserer Indikator der US-Börsen gilt, lief es ähnlich – massive Verluste, die sich vom Allzeithoch aus mittlerweile auf minus 12,8 Prozent summieren. Wie die Deutsche Bank in der vergangenen Woche anmerkte, schlitterte der S&P 500 ebenso wie der Dax noch nie zuvor so schnell ins Korrekturgebiet.
„Angstbarometer“ springen massiv an
Einen Lauf haben dahingegen die Volatilitätsindizes VDAX-NEW und VIX. Die auch „Angstbarometer“ genannten Indizes deuten die erwartete Schwankungsbreite beim Dax und S&P 500 an und basieren auf den Preisen am Optionsmarkt – denn mit den Derivaten sichern sich institutionelle und professionelle Anleger gegen einen Kursverfall ab. Eine solche Versicherung wird umso teurer, je dramatischer der Märkt fällt. Darum steigen die Volatilitätsindizes an.
Derzeit notiert der VDAX-NEW bei 41,21 Punkten – ein Plus von 26,35 Prozent, allein an diesem Freitag. Ähnlich hoch hatte das „Angstbarometer“ schon im Frühjahr 2018 notiert, als die Märkte aufgrund von Inflationsängsten in Panik verfielen. Normalerweise pendelt der VDAX-NEW im Bereich zwischen 15 und 20 Zählern.
Sein amerikanisches Pendant, der VIX, stieg am Freitag um 15,70 Prozent auf 45,84 Zähler. Auch das ist ein ungewöhnlich hoher Wert. Im Frühjahr 2018 kletterte der VIX lediglich auf etwa 30 Punkte. Vergleichbar hoch hatte der VIX zuletzt 2011 notiert, während der Schuldenkrise in Europa.
Es gab schon schlimmere Zeiten
Ebenfalls Hochkonjunktur hat Gold. Die „Krisenwährung“ sprang in den vergangenen zwei Wochen um mehr als fünf Prozent – nach ohnehin starken Monaten für das gelbe Edelmetall. Zuletzt erreichte der Preis 1.689 US-Dollar je Feinunze (etwa 31,1 Gramm) und notierte damit so hoch wie seit 2013 nicht mehr.
Bei aller Statistik darf jedoch nicht vergessen werden, dass die Märkte schon weit schlimmere Wochen erlebt haben. Größere Verluste in Punkten hat der Dow Jones zwar noch nie gehabt, prozentual aber gab es weitaus katastrophalere Tage – wie etwa am „Schwarzen Montag“ 1987.
Damals verlor der Dow Jones unglaubliche 22,61 Prozent an nur einem Tag. Keiner der vergangenen Handelstage schafft es überhaupt unter die zehn schlimmsten Dow-Tage aller Zeiten, prozentual betrachtet (Vorerst kein Crash? Notenbanken senken Zinsen – Trump will den Goldstandard).
Markt Massaker: Öl fällt 30%, Dow -1000
Nach dem vielleicht dramatischsten Wochenende seit dem „Lehman-Sonntag“, nachdem Saudi-Arabien einseitig beschlossen hatte, den Markt mit stark vergünstigtem Öl zu überschwemmen, um die Konkurrenz zu zerschlagen (was jedoch nach hinten losgehen und bald zu Unruhen in Riad führen könnte), reagieren die Märkte angemessen, und wie am Lehman-Sonntag bricht alles zusammen.
Es ist eine Sensation, ein Schock für den Ölpreis und den Gesamtmarkt, der überraschend kommt, und sehr viel verändern wird! Saudi-Arabien schockt aktuell die Kapitalmärkte, und wird damit viele Förderer in Probleme stürzen.
Pikant: Besonders Norwegen (Ölexportnation, die nicht in den Euro und die EU wollte, um ihren Reichtum nicht zu teilen) steht im Feuer. Die Norwegische Krone auf drastischer Talfahrt. Der Ölpreis dagegen implodiert. Und dürfte am Montag auch die Börsen crashen lassen (Warum man Gold braucht, wenn diese Blase platzt!).
Vorbörslich: Dow Jones – 1000 Punkte, DAX -300. Situation unübersichtlich.
Aber noch viel wichtiger ist: Mit diesem Schritt attackieren die Saudis massiv die Fracking-Industrie in den USA. Vor sechs Jahren versuchte man schon einmal die US-Fracker kaputt zu machen. Das misslang (Bargeldende, Negativzinsen, Enteignung – auf uns kommt einiges zu!).
Aber könnte es diesmal funktionieren, falls der Ölpreis nun womöglich kurzfristig richtig übel in den Keller rauschen sollte? Denn Öl über Fracking aus Gestein herauszupressen, ist deutlich kostenintensiver als die Förderung in Russland oder auf der arabischen Halbinsel.
Literatur:
Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab
Wehrt Euch, Bürger!: Wie die Europäische Zentralbank unser Geld zerstört
Die Nullzinsfalle: Wie die Wirtschaft zombifiziert und die Gesellschaft gespalten wird
Ist eine ganz normale Reaktion auf das Jahr 2014 und die Auswirkungen von Crash 2008!
Ich habe damit auch gerechnet. Die jenigen die keine Ahnung von Technischen Analyse haben, hat es hart getroffen 🙂