Sie nannten sich „Vitamins Inc“ und verschworen sich zu einem der größten Kartelle der jüngeren Geschichte. Das Vitaminkartell war eines der schädlichsten und weitreichendsten Kartelle, die es je gegeben hat und damit ein anschauliches Beispiel für die skrupellose Geschäftsethik der Pharmaindustrie.
Das internationale Kartell kontrollierte nicht nur die Produktion von Vitaminrohstoffen, es beeinflusste auch die Preise für Nahrungsergänzungsmittel und Produkte, die von großen, multinationalen Unternehmen wie Kellogg’s, Coca Cola und Nestlé mit Vitaminen angereichert werden.
Der Aufstieg des Kartells
In den 1990er Jahren wurde der Markt für Vitaminrohstoffe von einer kleinen Anzahl von Pharmaunternehmen kontrolliert. Da die Nachfrage nach diesen Rohstoffen allerdings hoch war, bot der Markt eine Einladung zur Bildung eines kriminellen Kartells (Gesundheit: Vitamin B12 Mangel – Symptome und Folgen).
Roche war das führende Unternehmen in diesem Bereich, mit einer Geschichte, die in die 1930er Jahre zurück reichte. Mit den Jahren kamen nur wenige Rivalen dazu und Roche wurde in den 1970er Jahren sogar für das monopolistische Verhalten ihrer Vitaminsparte verurteilt. Es sollten noch einmal 20 Jahre vergehen, bevor ein medizinischer Durchbruch das Interesse an Nahrungsergänzungen neu entflammte.
Nachdem Dr. Matthias Rath seine ersten wissenschaftlichen Arbeiten über die Rolle des Vitaminmangels bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen veröffentlichte, wurde ein Kontakt zu Roche hergestellt. Als sie allerdings das Potential für ihre Vitaminsparte erkannten, entschied sich das Unternehmen gegen eine Zusammenarbeit mit Dr. Rath.
Stattdessen klingelte das Telefon bei ihrem nächstgrößten Rivalen im Markt für Vitaminrohstoffe – dem deutschen Pharmaunternehmen BASF. Mit der großen Erfahrung bei illegalen Geschäftspraktiken war Roche der perfekte Anführer für ein kriminelles Kartell. Roche war als einziges Unternehmen bei allen Rohstoffen beteiligt.
Die Unternehmen des Vitaminkartells trafen sich unauffällig in der Schweiz. Dort wurden Preise abgesprochen und der jeweilige Ausstoß festgelegt. Das Resultat war, dass die Preise für Vitaminrohstoffe stiegen, während die Produktionskosten gleich blieben oder sogar leicht fielen. So erzielte Roche allein in den USA einen Umsatz von 3,3 Milliarden Dollar, während das Kartell tätig war.
Das Ende des Kartells
Das Missverhältnis zwischen Produktionskosten und Gewinn war von potentiellen Neueinsteigern auf dem Markt für Vitaminrohstoffe nicht unbemerkt geblieben. Andere Unternehmen – insbesondere in China – begannen stark zu investieren und konnten ihre eigenen Vitaminrohstoffe, jenseits der Kartellabsprachen, zu einem viel niedrigeren Preis anbieten. Bei sinkenden Gewinnen begannen einige Mitglieder des Vitaminkartells ihren kriminellen Pakt in Frage zu stellen. Das war der Anfang vom Ende dieses Kartells (Was Sie nicht wissen sollen! Behandlung von Coronavirus COVID-19 mit intravenösem Vitamin C – weiterer Schutz!).
1999 öffnete dann der französische Pharmakonzern Rhône-Poulenc seine Aufzeichnungen gegenüber den Aufsichtsbehörden in den USA und in Europa. Das Ziel war, möglichen Strafzahlungen zu entgehen. Diese Untersuchungen führten schließlich zum Ende des Vitaminkartells. Durch diesen Vorstoß aufgeschreckt, zeigten sich auch die anderen Unternehmen den Aufsichtsbehörden gegenüber kooperativ.
Roche erhielt in den USA und Europa Geldbußen von insgesamt fast 1 Milliarde Dollar. Außerdem zahlten sie eine weitere Milliarde Dollar, um Sammelklagen von den Gerichten fern zu halten. Auch BASF erhielt auf beiden Seiten des Atlantiks Geldbußen.
Rhône-Poulenc jedoch (zum Zeitpunkt der Strafe mit Hoechst zu Aventis verschmolzen) erhielt bloß in Europa eine Geldbuße von 5 Millionen Euro und das auch nur, weil sie lediglich die Teilhabe an zwei der drei Kartelle offen legten. Insgesamt wurden in Europa acht Unternehmen mit Geldbußen belegt.
Das Vitaminkartell war das bis dato größte aufgedeckte Kartell. Im Oktober 1999 konstatierte die New York Times: „Seit der Herrschaft der I.G. Farben, dem deutschen Chemiegiganten, der in den 1930er und 1940er Jahren als staatlich gefördertes Konglomerat tätig war, hat es kein internationales Kartell gegeben, das so effektiv und systematisch einen Weltmarkt manipuliert hat.“
Die Verstrickung in das Vitaminkartell, die heftigen Strafen und die Zerstörung der Reputation im Vitaminbereich zwangen Roche schließlich zu einem Verkauf der Sparte für Vitaminrohstoffe an den niederländischen Konzern DSM.
Der Blick in die Zukunft
Auch heute ist der Markt für Vitaminrohstoffe noch ein profitables Geschäft und DSM, dank des Zukaufs der Roche-Vitaminsparte, noch immer einer der größten Konzerne in diesem Segment (Gesundheit: Der Nutzen von Vitamin D in Synergie mit anderen Mikronährstoffen bei Brustkrebs).
Neue Erkenntnisse in der Vitaminforschung erhöhen das Interesse der Öffentlichkeit an Nahrungsergänzungen und an mit Vitaminen angereicherten Lebensmitteln. Allein die Nachfrage nach Vitamin C-Produkten wird, geschätzt, in diesem und in den kommenden Jahren um über 5 Prozent wachsen – und das jedes Jahr. Das lockt immer mehr Unternehmen an, die versuchen, ihre Marktanteile mithilfe angesagter sozialer Netzwerke schnell auszubauen.
Die Geschichte des Vitaminkartells ermahnt uns allerdings zur Vorsicht bei profitgetriebenen Unternehmen. Zum Beispiel ist nur ein Bruchteil der heute erhältlichen Nahrungsergänzungsmittel von hoher Qualität.
Problematisch, da Untersuchungen zeigen, dass die Verwendung minderwertiger Produkte ernste Risiken für die Verbraucher mit sich bringen kann.
Literatur und Produkte:
Gesund durch Vitamin-D: Der Ratgeber zum Vitamin-D und Vitamin-D-Mangel
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Gesund mit Vitamin D: Wie das Sonnenhormon hilft und schützt
Quellen: PublicDomain/dr-rath-foundation.org am 12.03.2020