Herodot stammte aus Halikarnassos, einer Stadt in der Südwestecke Kleinasiens. Das politische Geschehen seiner Zeit war sehr unruhig, was vielleicht ein Grund dafür war, daß er zu einem reisenden Historiker wurde. So bereiste er ganz Kleinasien, Italien, Sizilien, Südrussland, Zypern, und Syrien. In Babylonien hielt er sich längere Zeit auf.
Im Jahre 448 vor Christus erreichte er Ägypten, das Land der Pharaonen. Vor ihm bereiste damals sein Landsmann, der Naturphilosoph Hekataios (etwa 550-480 v.Chr.) das Land der Ägypter.
Herodot notierte während seines Aufenthaltes in Ägypten alles, was ihm von seinen verschiedenen Gesprächspartnern berichtet wurde. Er war nie ein reiner Historiker. So berichtete er auch oft über die Geographie und Topographie der besuchten Gegenden: „Jede Geschichte muß in ihrem geographischen Raum betrachtet werden, und jeder geographische Raum hat seine Geschichte.“
Zur Zeit Herodots gab es zwischen den Ägyptern und den Griechen intensive Handelsbeziehungen. Artaxerxes I. (465-424 v.Chr.), der das Land am Nil regierte, schickte ägyptische Knaben zum Sprachunterricht nach Griechenland; umgekehrt kamen auch griechische Landsleute in das Land der Pharaonen, um dort zu leben und zu arbeiten. Herodot sprach kein Ägyptisch, so war er stets in Begleitung eines Dolmetschers. Unter den verschiedenen Gesprächspartnern waren wohl die wichtigsten Priester aus Memphis, Theben und vor allem aus Heliopolis (Die „vierte Gizeh-Pyramide“ in Abu Roasch – ist sie vor 12.000 Jahren explodiert? (Videos)).
Noch abenteuerlicher wird es bei Herodot, wenn wir uns seine Berichte über ein zum Teil unterirdisches Labyrinth vor Augen führen:
Abb. 2 Der deutsche Archäologe Carl Richard Lepsius soll im Jahr 1843 die Überreste jenes uralten Labyrinths wiederentdeckt haben, das Herodot so anschaulich beschrieb. Dies erscheint jedoch ebenso zweifelhaft wie die ihm zugeschriebene Entdeckung der Ruinen von Saïs.
„Ich habe es noch gesehen [das Labyrinth]; es übersteigt alle Worte. Wenn man in Griechenland die ähnlichen Mauerbauten und andere Bauwerke zusammennähme, so stecken in ihnen noch nicht so viel Arbeit und Geld wie in diesem einen Labyrinth. Dabei ist doch der Tempel von Ephesos und der auf Samos recht ansehnlich. Gewiß übertrafen schon die Pyramiden jede Beschreibung, und jede von ihnen wog viele große Werke der Griechen auf; das Labyrinth aber überbietet sogar die Pyramiden (Britischer Historiker vermutet, dass die Große Pyramide von Gizeh als gigantische Wasserpumpe genutzt wurde (Video)).
Es hat zwölf überdachte Höfe, deren Tore einander gegenüberliegen, sechs im Norden, sechs im Süden, alle dicht nebeneinander. Ringsum alle läuft eine einzige Mauer, Zwei Arten von Kammern sind in diesem Gebäude, unterirdische und darüber oberirdische, zusammen dreitausend, je tausendfünfhundert von beiden Arten.
Durch die oberirdischen Räume bin ich betrachtend selbst gegangen und spreche aus eigener Erfahrung; von den Kammern unter der Erde habe ich mir nur erzählen lassen. Denn die ägyptischen Aufseher wollten sie auf keinen Fall zeigen, sie erklärten, dort befänden sich die Särge der Könige, die dieses Labyrinth von Anfang an gebaut hatten, und die Särge der heiligen Krokodile.
So kann ich von den unteren Kammern also nur sagen, was ich gehört habe; die oberen, die ich mit eigenen Augen sehen konnte, sind ein geradezu übermenschliches Werk … An die Ecke am Ende des Labyrinths stößt eine vierzig Klafter große Pyramide an, in die riesige Figuren eingehauen sind. Ein unterirdischer Gang führt in das Innere der Pyramide … Doch ein noch größeres Wunderwerk bietet der sogenannte Moeris-See, an dessen Ufern dieses Labyrinth errichtet ist … daß er ein Menschenwerk und künstlich gegraben ist, sieht man deutlich. Denn in der Mitte des Sees stehen zwei Pyramiden, die fünfzig Klafter hoch aus dem Wasser hervorragen und ebenso tief hineinreichen. Auf beiden Pyramiden steht ein Kolossalbild aus Stein, eine auf einem Thron sitzende Figur…“
Die Beschreibungen von Herodot hinterlassen eine Flut von Fragen. Ein Labyrinth, noch überwältigender als die Pyramiden selbst? Allen Spekulationen zum Trotz berichtet er immer wieder, daß er die oberirdischen Kammern selbst gesehen hat. Seine Berichte von den unterirdischen Kammern hinterlassen bis heute nichts als große Fragezeichen. Gibt es sie tatsächlich?
Einige Archäologen sind heute der Meinung, das geheimnisvolle Labyrinth sei bereits im Jahre 1843 durch den deutschen Archäologen Richard Lepsius (Abb. 2) (1810-1884) entdeckt worden. Dabei soll es sich um die Grabpyramide des Pharaos Amenhotep III. (12. Dynastie, 1844-1797 v.Chr.) und umliegende Ruinen handeln, die Lepsius seinerzeit nahe der heutigen Oase Al-Fayyūm lokalisierte (Wie wurden die Pyramiden erbaut? Die schwebenden Steine des Alten Ägypten (Video)).
Bei dem Vergleich mit Herodots Beschreibung des unterirdischen Labyrinthes ist davon auszugehen, daß es sich bei den alten Ruinen bei Al-Fayyūm aber nicht um das besagte Labyrinth handelt. Von den überdachten Höfen, den über tausend Räumen, riesigen Figuren und der kollossalen Figur aus Stein ist in Al-Fayyūm nichts entdeckt worden.
Im ersten Jahrhundert vor Christus war der gelehrte Strabon der einzige andere Augenzeuge des Labyrinths, dessen Berichte bis in unsere heutige Zeit überdauerten. Strabon nannte es einen riesigen Palast bestehend aus vielen Palästen, er bewunderte die enormen größe der Steine, die die Ägypter für die Decke und die Wände verwendeten. Er beschrieb ebenfalls die zahlreichen großen Höfe, jeder mit seinem eigenen Eingang, vor diesen Eingängen beschreibt er die zahlreichen Krypten und ihre sich windenden Passagen, die sich so miteinander verbanden, dass kein Fremder seinen Weg, ohne Führung, in die Höfe oder wieder hinaus fände.
Obwohl nicht geklärt ist, wann dieser Komplex errichtet wurde, war er zu Zeiten Herodots Besuches schon mindestens 1300 Jahre alt. Man nimmt einen Errichtungszeitraum etwa 1900 v.Chr. an. Das Labyrinth Ägyptens ist somit eines der ältesten der Menschen bekannten Labyrinthe, wenn auch verschollen (Die älteste Überlieferung zu den Pyramiden von Gizeh und die Atlantis-Verbindung).
(Das Diagramm des ägyptischen Labyrinths des deutschen Gelehrten Athanasius Kircher aus dem 17. Jahrhundert)
Der römische Geograf Pomponius Mela (1. Jahrhundert n. Chr.) beschreibt in seinem „Chorographia“ -Buch I, 9, 56, dass die Tempel „unzählige Wege“ aufweisen, die „große Verwirrung sowohl aufgrund ihrer fortwährenden Windung als auch aufgrund ihrer oft umkehrenden Portiken. “Der römische Armeekommandant und Philosoph Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) beschreibt das Labyrinth in seinem naturhistorischen Buch 36, 84-89, auch als ein„ verwirrendes Labyrinth von Wegen: „Einzelpersonen, die den Tempel betraten, mussten durch eine verwirrende Reihe von Rampen, Säulengängen, Räumen und Treppen navigieren, wurden aber auch mit „furchtbarem Donnergeräusch“ konfrontiert und mussten in der Dunkelheit durch die Kammern gehen.“ (Freie Energie: Wieso war Tesla so von den Pyramiden besessen?).
Die verschiedenen Beschreibungen des Labyrinths, die über sechs Jahrhunderte zwischen dem 5. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. verfasst wurden, weisen ein hohes Maß an Übereinstimmung auf. Sie alle beschreiben zum Beispiel ein Dach aus einer einzigen Steinplatte, und alle Berichte stimmen darin überein, dass es von immenser Schönheit ist. Der griechische Historiker Diodorus Siculus (1. Jahrhundert v. Chr.) Gibt eine der farbenfrohsten Beschreibungen:
„Als man die heilige Einfriedung betrat, fand man einen Tempel, der von Säulen umgeben war, 40 auf jeder Seite, und dieses Gebäude hatte ein Dach aus einem einzigen Stein, das mit Paneelen geschnitzt und reich mit ausgezeichneten Gemälden geschmückt war. Es enthielt Denkmäler der Heimat eines jeden Königs sowie der darin ausgeführten Tempel und Opfer, die alle gekonnt in Gemälden von größter Schönheit gearbeitet wurden.“ (Russische Wissenschaftler über das Geheimnis der Pyramiden von Gizeh (Videos)).
Verwendungszweck des Labyrinths
Vermutlich diente der Labyrinthkomplex auch als Kultzentrum, Versammlungsort der Herrscher der Verwaltungsbezirke und auch als administratives Zentrum für ägyptische Gesandte und Politiker. Selbst die am Komplex anschließende Pyramide zeichnet sich durch ein unterirdisches Labyrinth aus, dass dazu dienen sollte Amenhotep III. Mumie vor Grabräubern zu schützen (Der Mann, der die Geheimnisse der Pyramiden und des Universums kannte (Video)).
Als Herodot das Labyrinth besuchte, war es bereits über 1.300 Jahre alt und wahrscheinlich schon zum Teil dem Verfall ausgesetzt. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesem Bauwerk um eine gewaltige Ansammlung von miteinander verbundenen Gebäuden, Schreinen, Passagen und Höfen. Von denen zwar einige noch in Benutzung, allerdings schon einige Teile des Labyrinths zu Ruinen verfallen waren.
Der verwirrende Grundriss und seine schiere Größe, bescherte dem Labyrinth den Ruf als eines der vier berühmten Labyrinthe der Antike. Trotz der Größe dieses Komplexes, gilt das Labyrinth der Ägypter noch immer als verschollen. Im Jahre 2008 versuchte eine Expedition das Labyrinth zu lokalisieren, das Team um Louis de Cordier untersuchte den Boden und stiessen auf eine riesige Steinplatte, unter der auch Hohlräume zu sein scheinen (Unbekannte Botschaft von Atlantis an der Großen Pyramide von Gizeh entdeckt (Videos)).
Vielleicht ist es doch nur noch eine Frage der Zeit, bis dieses einzigartige Bauwerk wiederentdeckt wird und mit ihm all sein verloren geglaubtes Wissen.
Herodot vermutete, dass die unteren Ebenen des Labyrinths die Gräber der Könige und der heiligen Krokodile enthalten, da ihm der Zutritt zu diesen verwehrt wurde. Es war nicht unüblich bei den alten Ägyptern, heilige Bullen in verschlungenen Anlagen und Tempeln unter der Erde zu bestatten.Die Aussage Herodots, lässt ausserdem Vermuten, das die unteren Ebenen des Labyrinths auch der ältere Teil des des Komplexes war (Bau der Pyramiden: Steinbearbeitung im alten Ägypten zwischen Kupfermeißeln und Plasmastrahlen).
Literatur:
Wissen in Stein – Das Geheimnis der Pyramiden Ägyptens und Mittelamerikas [2 DVDs]
Das Geheimnis der Pyramiden [2 DVDs]
Videos:
Quellen: PublicDomain/atlantisforschung.de/ancient-origins.net/shivasheaven.com am 09.02.2020