Magnetische Anomalien sind an sich nichts Ungewöhnliches. Sie treten an verschiedenen Punkten auf der Erde auf. Viele sind bis heute unentdeckt geblieben, andere wurden schon vor Jahrzehnten rein zufällig ausfindig gemacht, wie etwa in der Antarktis, der bis heute größten Forschungsregion der Erde.
Die Gründe für diese Anomalien können verschiedene Ursachen haben. Viele Wissenschaftler sind aber mittlerweile davon überzeugt, dass es sich hier um ganz besondere Orte handelt, die für unsere Vorfahren einmal „Heilige Orte“ waren.
So einen Ort fanden Wissenschaftler unlängst auf der schottischen Insel Lewis. Hier befinden sich die Steinkreise von Calanais, indessen Mitte eine bis heute rätselhafte magnetische Anomalie entdeckt wurde. Von Frank Schwede
Es gibt Orte, die sind so geheimnisvoll wie die Natur selbst und sie stellen oft auch erfahrene Wissenschaftler noch vor tausend Fragezeichen. Einer dieser Orte ist die Insel Lewis vor der Küste Schottlands. Hier ist es Forscher-Team um Dr. Richard Bates vom Calanais Virtual Projekt der Universität von St. Andrew und Bradford gelungen, inmitten des Steinkreises von Calanais eine bis heute geheimnisvolle magnetische Anomalie zu messen.
Dem Fachjournal Remote Sensing, sagte Bates, dass man schon lange vermutet, dass es möglicherweise eine Verbindung zwischen alten Steinsetzungen und Naturkräften gibt. Das ist auch schon an zahlreichen anderen mystischen Orten auf der Welt so gewesen. Alte Völker waren schließlich mit der Natur und ihren Kräften eng verbunden.
Die Wissenschaftler stießen eher durch Zufall auf die sternförmige Magnet-Anomalie. Erst bei der genauen Untersuchung des Hauptsteinkreises, dem Tursachen Callanais, wurden sie fündig. Da entdeckten die Archäologen anhand einzelner Steine einen ehemals dort existierenden Steinkreis, in dessen Mitte sich die magnetische Anomalie befindet.
Zu der Steinformation gehört nach Angaben von Richard Bates auch ein bisher selten untersuchter Einzelstein, der die Bezeichnung Airigh na Beinne Bige trägt, er befindet sich am Standort XI, der von einem Hügel aus auf die große Steinformation weist (Tunnelsysteme und unterirdische Bauten: Gab es eine Hochzivilisation in der Steinzeit? (Videos)).
Mittlerweile haben geophysikalische Messungen ergeben, dass der Stein einmal gemeinsam mit weiteren Steinen ebenfalls einen vollständigen Steinkreis gebildet hat, in dessen Zentrum sich auch die Anomalie befindet. Die Forscher wollen nun herausfinden, wo die anderen Steine geblieben sind, möglicherweise befinden sie sich unter der Erde.
(Der heutige Einzelstein „Airigh na Beinne Bige“)
Die Naturkräfte waren einst eng mit dem Glauben der Gemeinschaft verbunden
Die Ursache der Anomalie könnte nach Aussage der Archäologen verschiedene Ursachen haben, etwa einen großen oder auch zahlreiche kleinere Blitzeinschläge am gleichen Ort.
Das allerdings sei ein ausgesprochen seltenes Ereignis, zudem sind in Großbritannien Beweise für Blitzeinschläge ausgesprochen selten, allerdings im Zusammenhang mit der Steinformation laut Aussage der Wissenschaftler sicherlich nicht zufällig (Guatemala: Forscher entdecken Anomalie bei rätselhaften „kugelförmigen“ Stein-Skulpturen).
Richard Bates dazu wörtlich:
„Ob der Blitz am Standort XI auf einen Baum oder Felsen getroffen war, der nicht mehr vorhanden ist, oder ob der Steinkreis selbst spätere Einschläge angezogen hat, ist hingegen noch unklar. Der bemerkenswerte Fund deutet aber darauf hin, dass die Naturkräfte eng mit dem Alltagsleben und dem Glauben der frühen Bauerngemeinschaft auf der Insel verbunden waren.“
Mittlerweile konnten die Forscher anhand der noch immer vorhandenen klaren Muster in der oberen Bodenschicht ermitteln, dass sich der Einschlag ereignet haben muss, noch bevor der Torf die Steine vor mehr als 3000 Jahren umhüllt hat. Professor Chris Gaffney von der School of Archaelogical and Forensic Sciencs an der Universität von Bradford berichtet dazu ergänzend:
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass wir die Landschaften, die diese rituellen Monumente umgeben und die Rolle, die Natur und Naturereignisse – einschließlich des Blitzes – spielen, verstehen müssen, wenn wir die Entstehung der Rituale und Überzeugungen der Menschen vor vielen tausend Jahren verstehen wollen.“
Deshalb ist es auch wichtig zu verstehen, dass unsere Generationen vor mehr als tausend Jahren ein viel engeres Verhältnis zur Natur hatten als wir das heute haben, vor allem aber hatten sie eine große Achtung vor den Naturgewalten, dass bedeutet, dass Orte, an denen religiöse und kultische Zeremonien zelebriert wurden, bewusst nach Ereignissen wie etwa Blitzeinschlägen gewählt wurden. Dieses Verständnis ist dem modernen Menschen mittlerweile völlig abhanden gekommen. Alte Völker glaubten noch, dass Blitze ein Zeichen der Götter seien.
Auf der anderen Seite aber stellen sich Wissenschaftler in diesem Zusammenhang auch die Frage, warum es an bestimmten Orten auf der Weltkarte zu diesen vermehrten Blitzeinschlägen kommt, während dies an anderen Orten nur sehr selten geschieht. Möglicherweise befinden sich an Orten mit diesen Ereignissen Kreuzungspunkte, sogenannte Meridiane, das sind erdenergetische Kraftlinien, die nach Ansicht von Wissenschaftlern sogar messbar sind (Riesiger Megalith-Komplex: Viele Höhlen im Mittelmeerraum bildeten vor Millionen von Jahren zusammenhängendes System (Video)).
An diesen Orten werden auch vermehrt UFO-Sichtungen gemeldet und der britische Archäo-Astronom Terence Meaden vermutet sogar, dass auch das Kornkreis-Phänomen in einem engen Zusammenhang steht und dass dies einer der möglichen Gründe für die ein oder andere prähistorische Steinkreissetzung gewesen sein könnte, da die Menschen zu jener Zeit an diesen Orten das Wirken und die Macht der Götter vermutet haben.
Offenbar aber hat es in der Vergangenheit in dieser Region noch weitere derartige Steinformationen gegeben. Denn neben der noch heute messbaren magnetischen Anomalie im Zentrum des einstigen Steinkreises von Airigh na Beinne Bige gelang es den Wissenschaftlern einen weiteren, in der Nähe befindlichen Kreis zumindest virtuell nachzubilden, dessen Steine heute möglicherweise im Boden vergraben liegen.
Mittlerweile ist den Archäologen mithilfe der Scans die Rekonstruktion eines kompletten 3D-Modells gelungen, mit dem es auch möglich ist, den Durchgang von Sonne und Mond erstmals seit vier Jahrtausenden wieder zu verfolgen, zumindest virtuell.
(Das Ergebnis der geophysischen Scans offenbart eine sternförmige magnetische Anomalie im Zentrum des einstigen Steinkreises von Airigh na Beinne Bige)
Das Wissenschaftler-Team um Richard Bates ist schon jetzt davon überzeugt, dass unter diesem „Heiligen Boden“ sicherlich noch weitere archäologische Schätze darauf warten, ausgegraben zu werden. Bisher nämlich haben die Forscher nach eigenem Bekunden nur an der Oberfläche gekratzt, in die Tiefe könnte es möglicherweise schon in diesem Jahr gehen.
Das Team will in jedem Fall ihre Untersuchungen in Lewis fortführen. Diesmal wollen die Forscher ihr Augenmerk auch auf das Gewässer dort richten, das die geschichtsträchtige Landschaft schon lange überschwemmt hat.
Bleiben Sie aufmerksam!
Literatur:
Unterirdisch (DuMont Bildband): Verborgene Orte in Deutschland
Vulkane, Schluchten, Höhlen: Geologische Naturwunder in Deutschland
Quellen: PublicDomain/Frank Schwede für PRAVDA TV am 08.02.2020