Fukushima: 4.700 Brennstäbe ungesichert – und könnten schmelzen

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In den Unglücksreaktoren von Fukushima befinden sich noch immer unzählige abgebrannte Brennstäbe. Und bis sie alle an einem vergleichsweise sicheren Ort liegen, werden noch viele Jahre vergehen. Wie die Regierung in Tokio und die Betreiberfirma Tepco am Freitag mitteilten, wird der Abtransport erst 2031 abgeschlossen sein. Die Kosten für die Aufräumarbeiten sind gigantisch. Zugleich wird es immer schwieriger, geeignetes Personal zu finden.

Mehr als 4700 Brennstäbe noch auf dem Gelände

Die erneute Verzögerung macht noch einmal das Ausmaß der Katastrophe von 2011 deutlich. Infolge eines Erdbebens und des anschließenden Tsunamis war es in dem Kraftwerk an der japanischen Ostküste in drei Reaktorblöcken zu Kernschmelzen gekommen.

Die Nachwirkungen machen den Verantwortlichen bis heute zu schaffen. Mehr als 4700 abgebrannte Brennstäbe sind noch auf dem Gelände. Hinzu kommen riesige Mengen an kontaminiertem Material. Für viele Probleme im Zusammenhang mit der Entsorgung gibt es noch immer keine Lösung.

Brennstäbe könnten durch Unfall schmelzen

Die Brennstäbe stellen eines der größten Risiken dar. Denn die Abklingbecken, in denen sie liegen, sind nicht mehr überdeckt. Und sollte es – etwa durch ein weiteres Erdbeben – zu einem Leck kommen, das das Kühlwasser auslaufen ließe, könnten die Brennstäbe im schlimmsten Fall sogar schmelzen. Dies würde in erheblichem Maße weitere radioaktive Strahlung freisetzen (Fukushima und die Erdbeben-Lüge: Das japanische 9/11 heißt 3/11).

Verzögerung von zehn Jahren

Der Abtransport der Brennstäbe aus den Reaktoren 1 und 2 sollte nach ursprünglicher Planung schon 2018 beginnen. Nach mehreren vorherigen Aufschüben ergibt sich mit der Ankündigung vom Freitag nun eine Verzögerung von etwa zehn Jahren. Die Arbeiten am Reaktor 1 würden 2027 oder 2028 starten, nachdem Schutt beseitigt und eine Überdachung errichtet sei, hieß es. Am Reaktor 2 werde es voraussichtlich zwischen 2024 und 2026 losgehen (Fukushima: Tokio 2020 – Die radioaktiven Olympischen Spiele).

Bis 2031 sollen alle Brennstäbe gesichert sein

Bereits im April 2019 wurde mit der Entfernung von 566 Brennstäben aus dem Abklingbecken des dritten Reaktors begonnen. Hier will Tepco die Arbeiten im März 2021 abschließen. Im Reaktor 4, der bei dem Unglück weniger stark beschädigt wurde, sind die abgebrannten Brennelemente bereits entfernt. Bis zum Jahr 2031 sollen dem neuen Zeitplan zufolge alle Brennstäbe aus dem ehemaligen Kraftwerk in sichereren Behältern gelagert sein.

1,2 Millionen Tonnen radioaktives Wasser

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Ein weiteres Problem sind die gigantischen Mengen an verseuchtem Wasser. Aktuell werden auf dem Gelände etwa 1,2 Millionen Tonnen in knapp tausend Tanks aufbewahrt. Das Wasser ist zwar aufbereitet, aber noch immer radioaktiv. Und es wird immer mehr – pro Tag werden innerhalb der verunglückten Reaktoren etwa 170 Tonnen an neuem Kühlwasser benötigt.

2022 sind Kapazitäten erschöpft

Laut Aussage von Tepco können insgesamt maximal 1,37 Millionen Tonnen gespeichert werden. Die Kapazitäten wären demnach im Sommer 2022 erschöpft. Der Betreiber erklärte, das Wasser ließe sich so weit aufbereiten, dass nur noch das zwar radioaktive, aber für Menschen ungefährliche Tritium in Mengen jenseits der zulässigen Grenzwerte übrigbliebe. Kürzlich vorgestellte Pläne des japanischen Wirtschaftsministeriums, das Wasser einfach in den Pazifik zu leiten, stoßen dennoch auf heftigen Widerstand.

Wohin mit dem hochgefährlichen Material der Kernschmelze?

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Noch weitgehend ungeklärt ist auch die Frage des Umgangs mit den geschätzten 880 Tonnen an radioaktivem Material aus den drei Reaktoren, in denen es zur Kernschmelze gekommen war. Im Reaktor 2, wo Versuche mit einem ferngesteuerten Roboter am weitesten fortgeschritten sind, soll die Bergung dieses hochgefährlichen Materials 2021 beginnen. Zunächst würde es dabei aber nur um äußerst geringe Mengen gehen, die nach Vorgaben der Internationalen Atomenergiebehörde zu analysieren wären.

Die japanische Regierung hofft, den Umfang der Bergungsarbeiten bald darauf schrittweise steigern zu können. Dies würde aber noch weitere Fachkenntnisse und Fortschritte in der Roboterentwicklung erfordern (Geheime Superwaffen im Einsatz: Der wahre Grund von Tschernobyl (Video)).

Unklar ist zudem, wie und wo das Material nach einer Bergung zu entsorgen wäre.

770.000 Tonnen kontaminierter Schutt

Darüber hinaus gibt es riesige Mengen an sonstigen festen radioaktiven Abfällen. Schätzungen zufolge werden bis 2030 etwa 770.000 Tonnen an kontaminiertem Schutt, Schlamm und Erdreich sowie an ausrangierten Tanks anfallen. Diese Abfälle müssen zur endgültigen Lagerung sortiert, aufbereitet und komprimiert werden. Ein genauer Plan hierfür soll bis 2028 erstellt werden.

Mindestens 181 Milliarden Euro für Stilllegung und Entsorgung veranschlagt

Die Kosten für die Stilllegung des Katastrophenkraftwerks werden sich nach Angaben der japanischen Regierung auf etwa 8 Billionen Yen (etwa 66 Milliarden Euro) belaufen. Werden auch die Ausgaben für die mittelfristige Lagerung sowie für die Dekontaminierung der Umgebung und für Entschädigungszahlungen berücksichtigt, liegt die Gesamtsumme allerdings bei 22 Billionen Yen (181 Milliarden Euro).

Das Japan Center for Economic Research geht sogar davon aus, dass schon die Stilllegung 51 Billionen Yen (419 Milliarden Euro) kosten wird, falls das kontaminierte Wasser nicht ins Meer geleitet werden darf (Fukushima 3/11: “Eine anhaltende globale Strahlenkatastrophe” und “eine riesige Vertuschung”).

10.000 Arbeitskräfte benötigt

Für die geplanten Aufräumarbeiten werden vor Ort künftig jedes Jahr mehr als 10.000 Arbeitskräfte benötigt – und das in einem Land, in dem es wegen der alternden Bevölkerung immer schwieriger wird, genügend qualifiziertes Personal zu finden. Der Leiter der Atomregulierungsbehörde, Toyoshi Fuketa, hat diesbezüglich bereits Bedenken geäußert (Fukushima – Auch nach 8 Jahren ist die Katastrophe nicht vorüber).

Tepco hatte angekündigt, drohende Engpässe durch eine zunehmende Anwerbung von Arbeitern aus dem Ausland zu vermeiden. Der Plan wurde jedoch wegen möglicher Sprach- und Sicherheitsprobleme von der Regierung auf Eis gelegt.



Literatur:

Reaktor 1F – Ein Bericht aus Fukushima 1

Grüße aus Fukushima

Fukushima: Vom Erdbeben zur atomaren Katastrophe

Quellen: PublicDomain/weather.com am 04.02.2020

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