Wir schreiben das Jahr 1983, der Kalte Krieg ist in vollem Gange. Vor allem der Konflikt zwischen den USA und der Sowjetunion wird immer hitziger, und ein unglaubliches atomares Wettrüsten beginnt. Mehr als 10.000 Raketen sind weltweit einsatzbereit, längst genug, um die gesamte Menschheit gleich mehrmals auszulöschen.
Im Herbst 1983 drohte die Lage dann komplett zu eskalieren, ein atomarer Angriff schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Ein solcher Angriff hätte verheerende Folgen für die Menschheit gehabt, mit hoher Wahrscheinlichkeit wäre sogar der 3. Weltkrieg ausgebrochen. Zum Glück kam es niemals dazu, und das haben wir mitunter der mutigen Entscheidung eines einzelnen Mannes zu verdanken.
Stanislaw Petrow war ein Oberstleutnant der sowjetischen Luftverteidigung. Am 26. September 1983 hat Petrow Nachtdienst in Serpuchow 15, einem Stützpunkt der sowjetischen Luftverteidigung, knapp 100 km südlich von Moskau. Oberst Petrow arbeitete mit dem für damalige Verhältnisse enorm fortschrittlichen Frühwarnsystem Oko. Insgesamt 9 Oko-Satelliten kreisten um die Erde und überwachten den amerikanischen Luftraum.
Ein besonderes Augenmerk lag hierbei auf den mit sechs Atomwaffen ausgestatteten Militärbasen in den USA. Mit der neuen Technologie war es nicht nur möglich, einen feindlichen Raketenstart zu erkennen, sondern auch die Flugbahn – und damit das Ziel – auszumachen.
Kurz nach Mitternacht meldet Satellit Kosmos-1382 einen feindlichen Raketenstart von einer US-Militärstation im Bundesstaat Montana. Die Sirenen des Frühwarnsystems heulen auf. Eine Atomrakete mit direktem Kurs auf die Sowjetunion wurde gezündet.
Man kann nur vermuten, was Petrow in diesen Momenten durch den Kopf schoss: Bilder von Moskau in Schutt und Asche, Bilder von nuklearer Vergeltung? Dann der nächste Gedanke: Wo sind Frau und Kinder? Schaffen sie es rechtzeitig zu einem Bunker? Alarm klingelt in den Ohren, die Armaturen blinken, das Herz rast wie verrückt und die Welt steht still.
Doch anstatt in Panik zu geraten und den Angriff umgehend dem Kreml zu melden, blieb Oberst Petrow ruhig und wartete geduldig ab. Die Amerikaner würden doch nicht mit einer einzigen Rakete angreifen, das ergab absolut keinen Sinn (Wie überlebt man den dritten Weltkrieg?).
Nur zwei Minuten später meldete er den Vorfall deshalb als Fehlalarm. Damit riskierte Petrow einen feindlichen Angriff der Amerikaner. Falls die Warnung des Satelliten sich doch als richtig herausstellen sollte, hätte die Sowjetunion nun keine Chance mehr, sich zu verteidigen.
Ein amerikanischer Atomangriff war zu dieser Zeit nicht gerade unwahrscheinlich. Nur wenige Tage zuvor wurde eine koreanische Passagiermaschine über dem sowjetischen Luftraum abgeschossen, alle 269 Passagiere wurden getötet. Der Aufschrei in der amerikanischen Öffentlichkeit war enorm und die Lage spitzte sich zu. Und all das machte den Kreml unruhig.
Nur fünf Minuten später heult die Sirene erneut. Diesmal lokalisiert der Monitor vor Petrow vier weitere feindliche Raketenstarts. Die Instrumente scheinen einwandfrei zu funktionieren und die Systeme zeigen klar und deutlich: Insgesamt fünf Raketen befinden sich auf direktem Kurs in Richtung Sowjetunion.
Petrows Verstand rast. Soll er den Vorfall seinen Vorgesetzten melden? Das wäre schließlich seine Pflicht. Die müssten dann innerhalb weniger Minuten über einen potentiellen Gegenschlag entscheiden. Der würde womöglich katastrophale Folgen mit sich ziehen.
Aber würde die USA wirklich mit nur fünf Raketen und von einem einzigen Stützpunkt aus angreifen? Ein Angriff mit gleich hunderten Raketen von verschiedenen näher gelegenen Stationen wäre strategisch viel klüger. Das Frühwarnsystem ist zwar fortschrittlich, doch hie und da auch noch fehlerhaft. Irrte es sich vielleicht?
Petrow musste schnell eine Entscheidung treffen, und ihm läuft die Zeit davon. Entscheidet er sich falsch, steckt man ihn ohne Prozess in einen der schrecklichen Gulags. Dennoch meldet Petrow dem Kreml erneut einen Fehlalarm, und dann wartet er, ganze 17 Minuten lang – die wahrscheinlich längsten 17 Minuten seines Lebens.
Am Ende behielt er recht. Wie sich später herausstellte, wurden die Alarme durch Sonnenreflektionen ausgelöst. Um das Gesicht der Sowjetunion zu wahren, wurde der Vorfall streng geheimgehalten.
Schließlich war das Überwachungssystem weltweit einzigartig und durfte keinerlei Fehler haben. Petrow wurde für den Abend sogar abgemahnt, weil er sein Logbuch nicht vernünftig führte (3. Weltkrieg: Russland, der Zusammenbruch des amerikanischen Imperiums und die Rolle des Tiefen Staates (Videos)).
Im Mai 2017 verstarb Petrow in einer kleinen Stadt in der Nähe von Moskau. Die Ereignisse jener Nacht gelangten erst zehn Jahre später, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, an die Öffentlichkeit. Nicht einmal Petrows Frau und Kinder wussten davon.
Das Ganze ist erst 36 Jahre her, und es ist schon unglaublich, wie nahe unsere Welt dem nuklearen Abgrund war. Und manchmal scheint es so, als hätten Russland und die USA seitdem nicht allzu viel dazugelernt. Beide haben zwar deutlich abgerüstet, gemeinsam sind sie aber immer noch im Besitz von weit über 90 % der weltweiten Atomwaffen (Russischer Verteidigungsminister im Interview: Dritter Weltkrieg wird der letzte sein (Video)).
Da bleibt nur zu hoffen, dass die Verantwortlichen – genau wie Petrow – im Zweifel die richtige Entscheidung treffen würden.
Literatur:
Okkult-Morde: Tod in Teufels Namen – Fakten & Hintergründe
Codex Humanus – Das Buch der Menschlichkeit
Weltverschwörung: Wer sind die wahren Herrscher der Erde?
Video:
Quellen: PublicDomain/maki72 für PRAVDA TV am 17.12.2019
Wir sollten ihm in jeder Straße ein „denk-mal“ errichten.
Ein Mensch mit Intelligenz und Rückrad rettete die Welt. Vielleicht würde dann einigen klar werden, daß „nach-denken“ hilf-reich ist und es sich auch lohnt mal nicht nach richt-linien zu handeln.