Für eine kommende Wirtschafts- und oder Finanzkrise gibt es immer Vorzeichen, es gibt Indikatoren, die auf das Kommende hinweisen. Und heute stehen die meisten davon auf „rot“. Hier finden Sie eine kleine Aufzählung.
„Krisenpropheten“ haben die Menschen schon immer fasziniert. Es macht den Menschen anscheinend Spaß, sich vor einer kommenden Krise ein wenig zu gruseln, freilich aber ohne sich darauf vorzubereiten. Man redet über die kommende Krise und hofft gleichzeitig, dass sie einen selbst irgendwie verschont.
Auch jetzt gibt es wieder „Krisenpropheten“ und es sind in letzter Zeit einige Bücher erschienen, die eine wirklich große Krise vorhersagen. Man könnte plakativ von der „Mutter aller Krisen“ sprechen, denn dieses Mal könnte gleich das ganze Finanzsystem zusammenbrechen. Könnte, muss aber (noch) nicht, dazu gleich mehr. Von Thomas Röper.
Die Krisen der Vergangenheit hatten ihre Gründe in bestimmten Aspekten, manchmal auch in einer Kombination dieser Aspekte.
Zunächst war das die Überschuldung. Menschen, Firmen und Staaten haben sich fröhlich Geld geliehen, weil sie bei einem langen Aufschwung dachten, es ginge ewig so weiter. Wenn dann ein Abschwung kam, konnten viele ihre Kredite nicht mehr bedienen und so begann eine Kettenreaktion: Pleitewellen führten zu Arbeitslosigkeit, Arbeitslosigkeit führte zu einem Rückgang der Nachfrage, der Rückgang der Nachfrage führte wieder zu Pleitewellen und so weiter.
Heute sehen wir in der Welt eine Rekordverschuldung, die so hoch ist, wie nie zuvor. Hier finden Sie die Details mit Zahlen und Fakten so erklärt, dass auch Laien das Thema verstehen können.
Ein weiterer Vorbote von großen Krisen sind Blasen. Blasen entstehen, wenn so viel Geld im Markt ist, dass die Leute (oder Investoren) wie verrückt zum Beispiel Aktien und oder Immobilien kaufen. 1929 war die Blase am Aktienmarkt der Grund für die Weltwirtschaftskrise, die bis heute als die schlimmste der Geschichte gilt und die am Ende zum Zweiten Weltkrieg geführt hat.
2006 in den USA und 2008 in Europa war der Grund für die Krise eine Blase im Immobilienmarkt. Als die Blase platzte, fielen die Immobilienpreise ins Bodenlose und plötzlich waren die aufgenommenen Hypotheken höher, als der Wert der damit finanzierten Immobilie. Die Banken wollten daher zusätzliche Sicherheiten, die es aber nicht gab und somit waren die Immobilienbesitzer plötzlich überschuldet. Das hat damals am stärksten die USA und Spanien getroffen, Deutschland blieb davon verschont, aber schon die Folgen der weltweiten Krise haben Deutschland damals schwer genug getroffen (Strafzinsen für alle: Uns droht der gefährlichste Zock der Geldgeschichte)
Diesen Effekt sehen wir heute wieder und dieses Mal auch in Deutschland. Die Immobilienpreise sind in Deutschland in den letzten zehn Jahren zwar nicht so stark gestiegen, wie in den USA und Spanien in den zehn Jahren vor 2008, aber eine Immobilienlase in Deutschland kann trotzdem niemand mehr bestreiten. Von 2008 bis 2018 sind die Preise in Deutschland um fast 50 Prozent angestiegen, in Ballungsgebieten wie Hamburg, gar um 70 Prozent.
Ich habe dazu im Sommer einen ausführlichen Artikel geschrieben, in dem ich mit Entsetzen festgestellt hatte, dass die Redakteure der Mainstream-Medien diese Entwicklung auch noch als gute Nachricht verkauft haben, von einem „Boom bei den Immobilien“ war die Rede.
Der Grund dafür, dass ich diesen Artikel heute schreibe ist, dass der Spiegel am Mittwoch zur Preisentwicklung der Immobilien in Deutschland einen Artikel veröffentlicht hat. Im Spiegel konnte man lesen:
„Von 2008 bis 2018 sind die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Eigentumswohnungen um 47,9 Prozent gestiegen. Allein von 2016 bis 2018 hat sich der Preis für eine Eigentumswohnung in den sieben größten Städten Deutschlands um 23,4 Prozent verteuert. (…) Der Verbraucherpreisindex, der die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen eines Haushalts erfasst, stieg lediglich um 12,9 Prozent.“
Man sieht also deutlich, dass die Entwicklung nicht gesund ist, wenn die Immobilienpreise sich so stark von der Inflation abkoppeln. Aber der Artikel klang trotzdem recht optimistisch. Von einer Blase war nicht die Rede und mögliche Folgen wurden gar nicht angesprochen.
Interessant ist es, diesen Artikel von heute mit einem Spiegel-Artikel von 2006 zu vergleichen. Damals begann die Immobilienkrise in den USA, die in der Folge die EU 2008 in die Krise gestürzt und in der Folge zu Griechenlands Pleite und der Euro-Krise geführt hat. Es war also der Beginn der weltweiten Krise. Trotzdem war der Artikel erstaunlich sorglos. Die Blase platzte gerade, aber der Autor schrieb naiv:
„Wann die Immobilienblase platzt, hängt also vom Verlauf der Konjunktur ab. Der genaue Zeitpunkt ist ungewiss. Aber die Amerikaner sagen: „All balloons come down sometime“ – alle Ballons kommen irgendwann runter.“
Als dieser „geniale“ Fachmann diesen Unsinn im Spiegel schreiben durfte, war die Blase gerade am Platzen, denn der vorher ungebremste Anstieg der Preise war 2006 zu Ende und es folgte der Absturz. Das war Experten bekannt, aber der Spiegel-Leser wurde beruhigt, frei nach Motto, dass alle Luftballons auch wieder zu Boden schweben. Dabei war es kein schwebender Ballon, es war ein Flugzeugabsturz, um bei dem Bild zu bleiben (Repocalypse – die Finanzkrise ist zurück).
Interessant war noch eine andere Aussage in dem Artikel:
„Der Häuserpreis im Verhältnis zur Jahresmiete – ein wichtiges Erkennungsmerkmal für eine Immobilienblase – ist von 1995 bis 2005 gefährlich angestiegen. Lag das Preis-Jahresmiete-Verhältnis für ein Objekt vor elf Jahren noch bei lediglich 15, betrug der Vergleichswert für das vergangene Jahr schon 21 – ein Anzeichen dafür, dass die Kaufpreise den Mieten davongelaufen sind. “
Diesen Effekt sehen wir auch heute in Deutschland. Zwar sind die Mieten stark gestiegen, aber lange nicht so stark, wie die Immobilienpreise. Die Immobilienpreise sind von 2008 bis 2018 um fast 50 Prozent gestiegen, die Mieten „nur“ um ca. 15 Prozent (Zwei Experten – eine Meinung: Börsencrash 2020 (Video)).
Exakt die gleiche Entwicklung, wie vor 2006 in den USA, nur nicht ganz so stark, aber das Prinzip ist das gleiche. Das wir es mit einer Blase zu tun haben, kann aufgrund der Zahlen niemand bestreiten.
Wenn man den Spiegel-Artikel von 2006 mit heutigen Artikeln der Mainstream-Medien vergleicht, finden sich erstaunliche Parallelen. Da wird zwar gerne mal von einer möglicherweise aufziehenden Krise geschrieben, aber irgendwie klingt es wieder so, als ginge uns das nichts an und es sei eher wie ein Naturschauspiel, das man gemütlich und mit schaurigem Interesse aus der Ferne beobachten kann.
Das Problem liegt im Finanzsystem, das auf dem sogenannten FIAT-Money basiert. Das hat nichts mit italienischen Autos zu tun, „Fiat“ kommt aus dem Latein und heißt, dass man daran glauben muss. Unser heutiges Geld ist nichts wert und es funktioniert nur, weil wir alle ganz fest daran glauben, dass es doch etwas wert ist. Früher, als die Menschen mit Gold oder Silber bezahlt haben, hatte das Gold zwar auch nur einen Wert, weil die Menschen beschlossen haben, dass es ein gefragtes Edelmetall ist, aber der wichtige Unterschied war: Es war nur begrenzt vorhanden. Daher fanden historische Krisen zum Beispiel in der Neuzeit immer dann statt, wenn die Könige heimlich den Goldanteil der Münzen gestreckt haben, ihr Geld also einen geringeren tatsächlichen Wert hatte (Crashgefahr: Heimliche Krisensitzungen wie bei den Pleiten von LTCM und Lehman Brothers).
Heute hat unser Geld gar keinen Wert mehr und es kann von Banken und Zentralbanken in unbegrenzter Menge geschaffen werden. Genau das sehen wir seit 2006. Seit 2006 bzw. 2008 pumpen die Zentralbanken aus dem Nichts geschaffenes Geld in nie dagewesenem Ausmaß in die Finanzmärkte. Und weil das Geld irgendwo hin muss, investieren die „Märkte“, also die Banken und die Fonds, das Geld in Aktien und Immobilien. Das Ergebnis sind die Blasen, die wir nun beobachten können.
Und alle Blasen in der Geschichte haben eines gemeinsam: Sie platzen irgendwann und führen zu einer Krise.
Darüber, wie der Westen dazu übergegangen ist, seine goldgedeckten Währungen in das FIAT-System zu verwandeln und wie sich das – für den einfachen Menschen unbemerkt – in den letzten 50 Jahren ausgewirkt hat, können Sie hier mehr lesen.
Inzwischen geht es bei Finanzkrisen nicht mehr „nur“ um eine Wirtschaftskrise, wie 1929. Es geht um das ganze Finanzsystem. Wenn die heutigen Blasen platzen, gibt es keine Instrumente mehr, darauf zu reagieren. Auf Krisen haben die Zentralbanken immer reagiert, indem sie die Zinsen gesenkt und so die Wirtschaft wieder angekurbelt haben. Seit der Krise von 2006/2008 sind die Zinsen aber schon fast bei Null, nur ist die Krise damit nicht behoben worden, sie wurde nur durch die Geldschwemme der Zentralbanken überdeckt und unsichtbar gemacht.
Wenn nun irgendwann demnächst (das kann auch noch ein paar Jahre dauern) die aktuellen Blasen platzen, können die Zinsen nicht mehr weiter gesenkt werden, sie sind schon praktisch bei Null. Und eine durch zu viel Geld verursachte Krise durch noch mehr Geld zu lösen, wie man es 2008 noch tun konnte, dürfte auch ins Leere laufen (Anzeichen für Goldverbot mehren sich – so entwickelt sich der Goldpreis im Dezember).
Es gibt also nur zwei Möglichkeiten: Entweder das Geldsystem wird zusammenbrechen, was unabsehbare Folgen haben wird, denn man wird wieder Währungen einführen müssen, die mit irgendeinem realen Wert (z.B Gold) gedeckt sind. Das FIAT-Geld würde über Nacht zu wertlosem, buntem Papier verkommen. Das Ergebnis wäre die totale Verarmung aller Menschen, die außer einigen (tausend) Euro auf dem Konto keinen Besitz haben.
Die andere Möglichkeit ist, wieder mit den gleichen Mitteln zu reagieren, wie bisher und die Zinsen zu senken. Das Ergebnis wären negative Zinsen. Das bedeutet, wer 100 Euro zur Bank bringt, hat nach einem Jahr beispielsweise nur noch 95 Euro auf dem Konto. Das würden die Menschen nicht mitmachen und sie würden ihr Geld abheben und es wieder „unter dem Kopfkissen“ bunkern. Das aber würde zu einem Zusammenbruch der Banken führen.
Um das zu verhindern gibt es nur eine Möglichkeit: Man verbietet das Bargeld.
Und – oh Wunder – in den letzten Jahren wird die Verwendung von Bargeld gesetzlich immer mehr eingeschränkt und auch Bargeldverbote werden diskutiert. In den Medien finden wir nun immer wieder Reportagen, die uns erklären, wie toll es ist, sich einen Chip ins Handelenk zu pflanzen, mit dem man überall bargeldlos bezahlen kann, der Ausweis und Krankenversicherungskarte ersetzt und was weiß ich noch alles. All das ist angeblich die goldene Zukunft. Nur negative Zinsen werden in diesen Beiträgen nie erwähnt.
Wir stehen an einem spannenden Scheideweg und die Experten diskutieren längst über das, was demnächst auf uns zukommt. Der Westen ist überschuldet und er braucht entweder ein neues Finanzsystem oder er wird das Bargeld abschaffen müssen.
Interessant ist, wie andere Länder auf die Situation reagieren. Russland zum Beispiel hat kaum Schulden, aber Reserven von mehr als 500 Milliarden. Ob es ein Zufall ist, dass Russland den Dollar aus seinen Reserven fast vollständig verbannt hat und verstärkt auf nicht-westliche Währungen wie den chinesischen Yuan setzt? Und Russland setzt auf Gold, in den letzten Jahren war die russische Zentralbank der größte Goldkäufer der Welt. Auch ein Zufall?
…
Thomas Röper – www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Osteuropa in verschiedenen Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet, bevor er sich entschloss, sich als unabhängiger Unternehmensberater in seiner Wahlheimat St. Petersburg niederzulassen. Er lebt insgesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite www.anti-spiegel.ru. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vladimir Putin: Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt?“
Literatur:
Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab
Wehrt Euch, Bürger!: Wie die Europäische Zentralbank unser Geld zerstört
Die Nullzinsfalle: Wie die Wirtschaft zombifiziert und die Gesellschaft gespalten wird
Quellen: PublicDomain/anti-spiegel.ru am 06.12.2019
Solange es Staaten und Zentralbanken mit FIAT-Geld gibt, bleibt es bei der Ausbeutung und den damit verbundenen Effekten. Es war auch schon anders!
Ich staune immer wieder, mit welcher Leichtigkeit der Unterschied zwischen dem Zins und dem Zinseszins übergangen wird. Viele Menschen kriegen das nicht einmal mit, andere verschleiern es bewusst. Dabei ließen sich einfache, für Schulkinder durchschaubare, Zinsrechnungen etablieren. Aber das ist von derzeitigen Eliten nicht erwünscht. Ich werde nicht müde, die Exponentialfunktion des Zinseszinses immer wieder zu thematisieren.
Inflation, Zinseszins und überbordende Bürokratien sind schleichende Prozesse in einem schuldenbasierten Geldsystem, das kaum durch Arbeitskraft, geistige und materielle Güter getragen ist.
Wir brauchen keine staatlichen Monopolwährungen. All die Probleme sind hausgemacht. Die Wirtschaftstheorien sind die Lügen, die die Ausbeutung der Völker durch Zinseszins verschleiern.
Der Zins ist ein Preis. Der Zinseszins kann nicht erwirtschaftet werden. Er führt zur Enteignung der Ausgebeuteten.
Existieren konkurrierende Währungen innerhalb von Staaten, dann regelt der Markt die Geldflüsse. Wir brauchen keine sozialistische Planwirtschaft auf Kosten der Steuerzahler.
Es werden innerhalb von EU-Mitgliedern konkurrierende Währungen zugelassen, die alle ohne staatliche Geldmengensteuerung bleiben.
Zinseszinsen werden gesetzlich unterbunden. Zinsen als Preise auf Jahresbasis sind zugelassen.
Wer Kredite vergeben hat oder noch Schulden tilgen muß, muß eigenverantwortlich haften. Alle Verträge werden per Gesetz von Zinseszins auf Zins umgestellt. Eine Sozialisierung von Verlusten scheidet aus. Das Leben ist hart, aber der deutsche Michel ist ziemlich stinkig, weil man ihn jahrzehntelang zugunsten ausgewählter Eliten übervorteilt hat.
Auch interessant:
August 2011 | Silvia Schalamow:
„Goldenes Mittelalter“ als Zukunftsvision?
Unter dem „Goldenen Mittelalter“ versteht man eine zinsfreie Zeit zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert. Ganze 300 Jahre lebten die Menschen ohne Geldsorgen und Arbeitsdruck. Dies funktionierte nach einem Prinzip des gebührenpflichtigen Geldumtauschs, wobei der Geldbesitzer zweimal jährlich sein Geld dieser Prozedur unterwerfen sollte.
Um diese Gebühren zu sparen, konnte das Geld zinsfrei verliehen werden (nur der momentane Besitzer hatte die Gebührenpflicht), wobei auch der Leihende davon profitierte, da ihm so die Zinsen erlassen wurden. Da es durch die Gebührenpflicht langsam „lästig“ wurde, Geld zu besitzen, kam es zu weitläufigen Investitionen.
Das führte zu einem großen Aufschwung im Handwerk und Kunst. So kam es in dieser Zeit zum Bau vieler Kathedralen und Entwicklung der Gotik. Die Bauten entstanden oft aus freiwilligen Spenden der Bürger, die es sich leisten konnten, da allgemeiner „Wohlstand“ herrschte. Auch die meisten Städte wurden in dieser Zeit gegründet. Um 1450, als das Zinsgeld wieder eingeführt wurde, beginnt das sogenannte „Finstere Mittelalter“.