Immanuel Kant: Was ist Aufklärung? (Video)

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Wir haben ein neues Video auf unserem Server gesichert, da ebenfalls auf Vimeo gelöscht. Diesmal geht es um die philosophische Analyse von Immanuel Kant über den Zustand der Gesellschaft – damals wie heute brandaktuell!

Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? ist ein Essay des Philosophen Immanuel Kant aus dem Jahr 1784. In diesem in der Dezember-Nummer der Berlinischen Monatsschrift veröffentlichten Beitrag ging Immanuel Kant auf die Frage des Pfarrers Johann Friedrich Zöllner „Was ist Aufklärung?“ ein, die ein Jahr zuvor in derselben Zeitung erschien. Kant lieferte in diesem Aufsatz seine bis heute klassische Definition der Aufklärung.

Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?

AUFKLÄRUNG ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.

Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen.

Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen (naturaliter maiorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen.

Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt usw., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen.

Daß der bei weitem größte Teil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, außer dem daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte, dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben.

Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben und sorgfältig verhüteten, daß diese ruhigen Geschöpfe ja keinen Schritt außer dem Gängelwagen, darin sie sie einsperreten, wagen durften, so zeigen sie ihnen nachher die Gefahr, die ihnen drohet, wenn sie es versuchen, allein zu gehen.

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Nun ist diese Gefahr zwar eben so groß nicht, denn sie würden durch einigemal Fallen wohl endlich gehen lernen; allein ein Beispiel von der Art macht doch schüchtern und schreckt gemeiniglich von allen ferneren Versuchen ab.

Es ist also für jeden einzelnen Menschen schwer, sich aus der ihm beinahe zur Natur gewordenen Unmündigkeit herauszuarbeiten. Er hat sie sogar liebgewonnen und ist vorderhand wirklich unfähig, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, weil man ihn niemals den Versuch davon machen ließ.

Satzungen und Formeln, diese mechanischen Werkzeuge eines vernünftigen Gebrauchs oder vielmehr Mißbrauchs seiner Naturgaben, sind die Fußschellen einer immer-währenden Unmündigkeit. Wer sie auch abwürfe, würde dennoch auch über den schmalesten Graben einen nur unsicheren Sprung tun, weil er zu dergleichen freier Bewegung nicht gewöhnt ist.

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Daher gibt es nur wenige, denen es gelungen ist, durch eigene Bearbeitung ihres Geistes sich aus der Unmündigkeit herauszuwickeln und dennoch einen sicheren Gang zu tun.

Den gesamten Text gibt es hier, bei der Uni Potsdam – Link

Und noch ein paar passende Formulierungen von Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller, aus dem Buch von Markus Mynarek „Spiritualität – Religion – Kirche bei Friedrich Schiller„:

…der Realismus in Schiller hegt für den Massenmenschen nur Verachtung. An die Massenmenschen gewandt, höhnt er: „Ja, weil ihr alle, vereint, auch noch kein Einziger seid.“

Bei Goethe heißt es entsprechend: „Nichts ist widerwärtiger als die Majorität (Mehrheit): denn sie besteht aus wenigen kräftigen Vorgängern, aus Schelmen, die sich akkommodieren (einigen), aus Schwachen, die sich assimilieren (anpassen), und aus der Masse, die nachtrollt, ohne nur im mindesten zu wissen, was sie will.“

Schiller: „Die Mehrheit? Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wenigen nur gewesen. Ich will aus Sklaven…Menschen machen, ich will nicht herrschen über Sklavenseelen.“

Schillers und Goethes Bestreben, in sich selbst das Göttliche oder in der Natur den „Schöpfer“ zu suchen und zu finden: „Wahrheit suchen wir beide, du außen im Leben, ich innen in dem Herzen, und so findet sie jeder gewiß. Ist das Auge gesund, so begegnet es außen dem Schöpfer, ist es das Herz, dann gewiß spiegelt es innen die Welt.“

Quellen: PRAVDA-TV/fremdwortder100ste/uni-potsdam.de vom 12.11.2012

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