Die Wall-Street und der Aufstieg Hitlers

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Die Veröffentlichung einer deutschen Übersetzung von Antony Suttons Buch Wall Street and the Rise of Hitler möchte zunächst ein Versäumnis gutmachen.

Das Buch, 1976 auf Englisch veröffentlicht, hätte längst auch im Deutschen erscheinen sollen; wäre es früher rezipiert worden, hätte es die Diskussion um das Dritte Reich um eine wesentliche Perspektive erweitern können.

In den 33 Jahren seit seiner englischsprachigen Erstveröffentlichung sind Hunderte von Büchern über den Nationalsozialismus beziehungsweise einzelne Aspekte davon aus dem Englischen übersetzt auf Deutsch erschienen, Bücher unterschiedlichster Inhalte und Blickrichtungen, aber kaum eines wohl mit einem so sensationellen Inhalt:

Sutton zeigt anhand von allgemein zugänglichem Quellenmaterial, was sonst nur manchmal geraunt und vorschnell in eine politisch anrüchige Ecke abgeschoben wurde: dass es eine bedeutende, willentliche amerikanische Mitwirkung beim He- raufkommen des Dritten Reiches bis 1933 und bei seiner Machtsteigerung nach 1933 gegeben hat.

Das Dritte Reich ist, das legt Sutton nahe, bis zu einem gewissen Grade, auch so etwas wie ein amerikanisches Klientelregime beziehungsweise ein Klientelregime der „Wall Street”, das heisst der wirtschaftlichen Machtelite der USA, gewesen.

Das Bild, das sich einem (über Sutton hinaus) ergibt, wenn man seine Fakten auf sich wirken lässt, ist das des “Dritten Reiches” als einer zeitweiligen, mehr oder weniger notwendigen Metamorphosenform Deutschlands auf dem Weg, der vom Kaiserreich über die Niederlage von 1918 bis schliesslich zur Gründung und Westintegration der Bundesrepublik 1949 bis 1955 führte.

Der innere Kompass dieses Weges war es, Deutschland in eine Form zu bringen, in der es einem amerikanisch beziehungsweise angloamerikanisch geführten Weltsystem „kompatibel” sein konnte (Hitlers Helfer: Die Westmächte unterstützten den Aufstieg der Nazis, um Deutschland gegen die Sowjetunion in Stellung zu bringen).

Das Steuer auf diesem Weg lenkte eine wirtschaftliche Elitengruppe in den USA – Sutton nennt sie in diesem Buch kurz die Wall Street -, der Transmissionsriemen waren amerikanisch-deutsche Konzern- beziehungsweise Unternehmensbeziehungen.

Der Treibstoff waren in der Zwischenkriegszeit die Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg auferlegten unmöglichen Reparationszahlungen und ihre zeitweilige Scheinregelung durch einen gigantischen transatlantischen Finanz- und Kreditkreislauf.

Die Beziehungen grosser amerikanischer Konzerne zum Deutschland des Nazismus haben in den Jahren seit dem Erscheinen von Suttons Buch immer wieder Aufmerksamkeit gefunden. Besonders war das in der Zeit eines verstärkten amerikanischen Drucks erst auf Schweizer und dann auf deutsche Unternehmen seit etwa Mitte der neunziger Jahre der Fall.

Damals lösten die Restitutionsforderungen gegen Schweizer Banken (wegen ihrer Einbehaltung von Konten von Holocaustopfern) und gegen deutsche Unternehmen (wegen der Beschäftigung von Zwangsarbeitern) ein neues Interesse am Verhalten von Unternehmen im Dritten Reich aus, das dann auch nicht vor amerikanischen Unternehmen Halt machte. Diese Untersuchungen haben zweifellos viel neues Material zutage gefördert.

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Ihre Grenze liegt darin, dass sie alle mehr oder weniger von der dogmatisch festgehaltenen Vorstellung ausgehen, dass es nur kurzfristige Profitinteressen, das heisst Gier war, was diese jeweiligen Firmenpolitiken inspiriert hat. Allein Sutton, der selbst ebenfalls das Profitmotiv betont, hat doch auch die Konsequenz aufgebracht, dieses Handeln amerikanischer Konzerne in einem grösseren Muster zu betrachten.

Gegenüber der hundertfältigen NS-Literatur des akademischen «Kartells» (derzeitiger Immer-Noch-Spitzenreiter der gegenseitigen Superlativpreisungen: «Sir» Ian Kershaw mit seiner Hitlerbiographie) ist Sutton daher so etwas wie der ungeliebte Gast auf einer Hochzeitsgesellschaft; derjenige, der an das Tabu rührt, von dem niemand sonst auch nur reden darf (Hitler war ein britischer Agent und Handlanger der Illuminaten).

Sein Buch ist ein Buch, das so unmittelbar in einen Bereich des «unberührbaren Unbewussten» des westlichen, transatlantischen Meinungskartells zielt, dass es eigentlich nur ignoriert werden kann. Das ist ihm denn auch tatsächlich passiert:

Das Buch ist seit seinem Erscheinen 1976 in akademischen Kreisen kaum rezipiert worden, es wird weder bestätigt noch widerlegt, es wird einfach nicht diskutiert. Manchmal, ganz selten, taucht es verschämt in Bibliographielisten am Ende irgendwelcher Werke, etwa zur Frage der Finanzierung der NS-Bewegung oder zur Frage der Beziehungen von US-Konzernen zum Dritten Reich, auf.

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Ansonsten fristet es ein gewisses Dasein in Zirkeln historisch Interessierter ausserhalb der Universitäten (Operation Mercator: FBI- und CIA-Dokumente belegen, dass Adolf Hitler nach Südamerika floh (Videos)).

Sutton hat dort einen Ruf besonders wegen seiner späteren Bücher über den Orden Skull & Bones. Andererseits sind für diese Zirkel, die oft schnurstracks auf die Lösung der Gesamtweltverschwörung samt genauer Nennung der Hintermänner losgehen, Suttons Wall-Street-Bücher zu mühsam; sie sind methodisch zu sorgfältig und minuziös gearbeitet, um von Beginn an jenen vollen Akkord erklingen zu lassen, der sie für das „preaching to the converted“ wirklich brauchbar machen würde.

Rezension:

Sutton, ein bekannter Harvardprofessor, schaut in die Bücher der größten deutschen und amerikanischen Großindustriellen und findet dort schwarz auf weiß Zahlungen, wie z.B. die Verbindung zwischen dem Standard-Oil-Komplex und den deutschen IG Farben, die den Nazis zu ihrem Aufstieg verholfen haben. Antony Sutton bezieht sich vor allem auf Material, welches von amerikanischen Behörden im Zuge der sogenannten Kriegsverbrecherprozesse zusammengetragen worden war.

Unmittelbar nach dem Krieg hatte man noch Gelegenheit, die Beziehungen amerikanischer Unternehmen zum NS-Regime zu untersuchen, bevor dann mit der Veränderung der Besatzungspolitik 1947/48 darüber der Mantel des Schweigens ausgebreitet wurde. Die NSDAP hatte für die Reichstagswahlen 1933 Wahlkampfspenden besonders von jenen deutsche Firmen erhalten, die intensive Verbindungen mit Unternehmen aus den USA hatten. Bei dem berühmten »Kaiserhoftreffen« einiger Unternehmer mit Hitler spendierten die IG Farben 100.000 Reichsmark. Am 20. Februar 1933 traf sich Hermann Göring im Palais des Reichstagspräsidenten mit den Spitzen der deutschen Wirtschaft. Hjalmar Schacht sammelte an diesem Ort etwa 1.3 Millionen Reichsmark auf das »Sonderkonto Treuhand«, womit Hitlers Wahlkampf finanziert wurde.

Die Unterstützer Hitlers waren also nicht, wie vermutet werden könnte, Firmen von rein deutschem Ursprung. Im 19. Jahrhundert hatten mächtige Wirtschaftskonglomerate bereits begonnen, in die Politik zu investieren, um sich deren Wohlwollen zu sichern. Von J.P. Morgan, in den USA Anfang des 20. Jahrhunderts die wohl mächtigste Bank, wurde berichtet, dass diese beide politischen Lager unterstützt habe, um die eine wie auch die andere Seite beeinflussen zu können. Diese erfolgreiche Methode wurde auf die Außenpolitik übertragen. Es beginnt eine international orientierte Investitionspolitik durch einflussreiche Kreise der amerikanischen Finanzwelt und Industrie.

Die astronomisch hohen Reparationsforderungen der Siegermächte nach dem 1. Weltkrieg waren darauf angelegt, dass sich Deutschland von den finanziellen Lasten niemals erholt hätte. Dies hätte zur Folge gehabt, dass dann kein Geld aus Deutschland herauszuholen gewesen wäre. Dies war einflussreichen Kreisen der New Yorker Wall Street klar geworden. Um dem entgegenzusteuern, wurde 1924 ein großes Kreditpaket geschnürt. So wurde quasi ganz Deutschland an die US-Banken verpfändet. Die Reichsbank wurde nun von Vertretern englischer und US-amerikanischer Banken quasi okkupiert, was auch für den Vorstand der deutschen Reichsbahn galt (Hitler – eine Schachfigur der Rothschilds und der Illuminaten).

Unter der Regie der US-Bankdirektoren wurde eine radikale Konzentration der deutschen Industrie durchgeführt. In den Bereichen Elektrotechnik, Stahlverarbeitung und Chemie wurden Unternehmen zu Kartellen und Megakonzernen verschweißt, wie in der chemischen Industrie das Konglomerat IG Farben. Weiterhin die Vereinigten Stahlwerke und die AEG wurden zu einem Viertel von der amerikanischen General Electric übernommen. General Motors kaufte im Katastrophenjahr 1929 für einen Spottpreis die deutsche Adam Opel AG. GM baute weitere Werke in Köln und Berlin. Sutton weist nach, dass die Standard Oil eng verbunden mit der IG Farben, zahlreiche kriegswichtige Patente (z.B. Kohleverflüssigung) schützen ließ. Standard Oil hatte die Kohlehydrierung perfektioniert und das Patent vor dem Zweiten Weltkrieg der IG Farben kostenlos überlassen.

Eine der besonders schillernden Persönlichkeiten in diesen Zusammenhängen war Hjalmar Schacht, einer der Architekten der deutschen Wirtschaftspolitik und Präsident der Reichsbank in den dreißiger Jahren. Er stand in enger Verbindung mit Finanzkreisen in London und New York. Dies galt auch für Fritz Thyssen, den wohl wichtigsten Finanzier beim Aufstieg des Nationalsozialismus, der intensive Verbindungen zu den Interessen der Harriman Familie hatte. Ein weiterer maßgeblicher Drahtzieher war der Studienfreund des späteren amerikanischen Präsidenten Roosevelt. Ernst Hanfstaengel (Putzi), amerikanischer Abstammung, der Auslandspressechef in den dreißiger Jahren der NSDAP war, eben mit seinen Verbindungen ein idealer Kandidat für die geheimen Machenschaften zwischen amerikanischen Finanziers und den Vertretern des Nationalsozialismus.

Ein wichtiges Vehikel war nach Sutton die 1915 gegründete American International Corporation (AIC), einem Zusammenschluss der größten Wall-Street-Firmen, u.a. der Morgan Bank und der Rockefeller Familie, d.h. insbesondere das Standard-Oil-Imperium und die Chase Manhattan Bank, wie ferner die Warburg Familie. Selbst große Konzerne wie General Electric, ITT oder Ford tauchen in den Bilanzen als Zahlungsträger auf, ja sogar eine öffentliche Institution wie die New Yorker Federal Reserve Bank (Enthüllt: Adolf Hitler hat „Mein Kampf“ nicht geschrieben! Wer aber dann? Zeit, die Büchse der Pandora zu öffnen)

Die Fusion 1931 zu Brown Brothers Harriman machte diese zur größten und politisch einflussreichsten Privatbank der USA. Mit Thatcher Brown eröffnete Harriman die Beziehungen zum Direktor der Bank of England, M. C. Norman, einer der wichtigsten Hitler-Unterstützer. Ebenfalls finanzierte Sir Henri Deterding als Vorsitzender der Royal Dutch, der hauptsächlich der Königsfamilie gehörenden größten Bank Englands, Hitlers Aufstieg.

Ohne die Finanzspritze Thyssens (über seine Bank voor Handel en Scheepvaart) und Harrimans American Ship and Commerce Corp. wäre Hitler 1933 wohl nicht an die Macht gekommen. Durch einen Vertrag von Hjalmar Schacht, John Foster Dulles, Max Warburg und Kurt von Schroeder liefen ab Mai 1933 alle deutschen Exporte in die USA über die Harriman International. US-Investoren unterstützen die Nazis nicht heimlich, sondern ganz offen, was der US-Botschafter in Deutschland, William E. Dodd, 1937 einem Reporter der New York Times öffentlich sogar mitteilte.

Der Ölhandel, dominiert durch Rockefellers Standard Oil of New Jersey, belieferte Deutschland auch im Krieg. Der Vertreter von Standard Oil in Deutschland, Emil Helfferich, repräsentierte zugleich die Hapag-Lloyd. Bush und Farish schmierten SS-Chef Himmler bis 1944. Über Emil Helfferich, Kurt von Schroeder und Karl Lindemann, Verwaltungsratsmitglieder der Hamburg-Amerika-Line wurden horrende Geldsummen in die NSDAP Führungsspitze gepumpt.

Dass der Nationalsozialismus mit Hilfe der amerikanischen Streitkräfte 1945 niedergeschlagen wurde, ist sechzig Jahre jedem Jugendlichen im Unterricht vermittelt worden. So bleibt dies nur die halbe Wahrheit. Die Offenlegung der anderen Hälfte derselben durch Antony Sutton trägt dazu bei, dass die bislang verborgenen Fakten an den Tag befördert wurden.

So wurde klar, dass die Macht Hitlers nur mit Hilfe britisch-amerikanischer Kapitalspritzen überhaupt aufgebaut werden konnte. Das Buch ist ein Muss für jeden Geschichtslehrer und Historiker, eine Bereicherung für jeden interessierten Zeitgenossen. Eine Lücke in der Geschichtsschreibung über die Zeit vor und während des zweiten Weltkrieges wurde nun endlich geschlossen durch die deutsche Übersetzung.

 



Literatur:

Saturn Hitler: Banken, Astrologie, Kabbala und die Bilderwelt des Dritten Reichs

Wall Street and the Bolshevik Revolution: The Remarkable True Story of the American Capitalists Who Financed the Russian Communists

Hitlers amerikanische Lehrer: Die Eliten der USA als Geburtshelfer der Nazi-Bewegung

The Wall Street Trilogy

Quellen: PublicDomain/linkezeitung.de am 02.12.2019

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