Im Streit über die jüngsten Brände im Amazonas-Regenwald hat Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro dem US-Schauspieler und Oscar-Preisträger Leonardo DiCaprio vorgeworfen, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) unterstützt zu haben, die Feuer gelegt haben sollen.
„DiCaprio ist ein netter Kerl, oder?“, sagte Bolsonaro laut der Zeitung „Estadao“ bei einer Veranstaltung zu seinen Anhängern.
„Er spendet Geld, um den Amazonas in Brand zu stecken“, sagte er. Bei seinen Anschuldigungen berief sich Bolsonaro offenbar auf Beiträge in den sozialen Medien.
Demnach hätten NGOs freiwilligen Feuerwehrleuten Geld für dramatische Bilder von den Waldbränden bezahlt, um mehr Spendengelder einsammeln zu können, unter anderem von DiCaprio. Bolsonaro legte allerdings keine Belege dafür vor.
Am Montag waren in der Region Pará vier freiwillige Feuerwehrleute aus verschiedenen NGOs festgenommen worden. Sie stünden unter Verdacht, Brände gelegt zu haben, um Spenden zu erhalten. Sie hätten versucht, Bilder von Waldbränden, bei denen sie im Einsatz gewesen sein sollen, an die Umweltschutzorganisation WWF zu verkaufen.
Nach Polizeiangaben hatten mindestens drei NGOs – Brigada Alter do Chão, Aquíferos Alter do Chão und Projeto Saúde e Alegria – Brandstiftungen organisiert, um Gelder von verschiedenen Organisationen zu erhalten.
DiCaprio gründet Stiftung
Im August hatten der US-Schauspieler und scheinheilige Umweltaktivist Leonardo DiCaprio (fliegt gut und gerne mit seinem Privatjet um die Welt) sowie weitere Philanthropen eine Stiftung für dringende Hilfe für die Wälder des Amazonasgebiets mit von fünf Millionen US-Dollar (etwa 4,5 Millionen Euro) gegründet. Die Hilfsgelder waren dafür gedacht, die Folgen der Brände zu bekämpfen (Hollywoods Heuchler: Scheinheilige Weltenretter im Auftrag der Eliten (Videos)).
DiCaprio setzt sich trotz seines luxuriösen Lebensstils, der einen erstaunlich hohen CO2-Fußabdruck hinterlässt, für die Umwelt ein!? (Klima-Weltretter: Scheinheilige Elite reist zum geheimen Google-Treffen mit 114 Privatjets an)
Waldbrände im Amazonas
Der Amazonas-Regenwald steht seit August in Flammen. Laut Satellitendaten des brasilianischen Weltrauminstituts Inpe war die Zahl der Waldbrände im September 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über 80 Prozent gestiegen. Die Brände im Amazonas-Regenwald, der als „grüne Lunge des Planeten“ gilt, lösten international besorgte Reaktionen aus.
Der brasilianische Staatschef vermutete im August 2019, dass Umweltschutzorganisationen wegen ihres Konflikts mit der Regierung Bolsonaros auf Brandstiftung zurückgreifen würden.
„Wir nehmen den Nichtregierungsorganisationen ihre Zuschüsse, wir haben die Überweisungen der Regierungsstellen eingestellt. Jetzt fehlt ihnen das Geld”, sagte Bolsonaro am Mittwoch (Ortszeit). „Es kann also sein, dass diese Organisationen gegen mich persönlich und die brasilianische Regierung vorgehen. Das ist ein Krieg, in dem wir uns befinden.”
Bolsonaro behauptete, dass westliche NGOs, die im Amazonasgebiet tätig sind, Feuer entfachen, sie filmen und sie dann als Propaganda gegen den konservativen Präsidenten einsetzen.
„Eine NGO zahlt 70.000 Reais (16.588,08 USD) für ein fabriziertes Foto von Bränden. Und was ist einfacher? Du spielst ‚Feuer‘ im Busch, machst ein Foto, filmst es, sendest es an eine NGO, die NGO enthüllt es, setzt sich mit Leonardo DiCaprio in Verbindung und Leonardo DiCaprio spendet dieser NGO 500.000 USD“, sagte Bolsonaro.
Am Freitagmorgen bestärkte Bolsonaro den Vorwurf.
„Jetzt ist Leonardo DiCaprio ein netter Kerl, richtig? Geld geben, um den Amazonas in Brand zu stecken “, sagte er gegenüber Reportern und beschuldigte sie später, ihn verspottet zu haben, weil Umweltschützergruppen Teile des Regenwaldes verbrannt hätten, um ihn zu beschuldigen, die Umwelt zu verletzen und um Spenden zu bitten.
Die brasilianische Zeitung Estadao stellte fest, dass die Polizei am Mittwoch vier Personen im Bundesstaat Pará verhaftet hat, die mit umweltschützenden Gruppen in Verbindung stehen (Dunkle Pläne hinter den Kulissen: Der Amazonas brennt! Wer ist verantwortlich?).
Die Verhafteten gehörten Berichten zufolge lokalen NGOs, die behaupten, die Brände zu bekämpfen. Nationale Strafverfolgungsbeamte haben ihnen vorgeworfen, sie hätten Geld vom World Wildlife Fund (WWF) zur Bekämpfung der Brände genommen und dann mehr Land verbrannt, um zu behaupten, dass sie mehr Mittel zum Löschen der Brände benötigen.
Bolsonaros Sohn, der Abgeordnete Eduardo Bolsonaro, beschuldigte DiCaprio erstmals in einem Twitter-Post am Donnerstag.
„Leonardo DiCaprio hat einer NGO, die den Amazonas in Brand gesteckt hat, 300.000 Dollar gegeben. Die NGO, die der WWF für die Fotos des Waldes in Flammen bezahlt hat, hat 70.000 Reais gezahlt“, schrieb Bolsonaro.
Leonardo DiCaprio doou USD 300.000 para a ONG que tocou fogo na Amazônia, a ONG @WWF pagou R$ 70.000 pelas fotos da floresta em chamas.
Macron e Madonna foram mais espertos, só pegaram na internet umas fotos tiradas décadas atrás de alguma floresta pegando fogo e postaram mesmo. pic.twitter.com/8bPF6jrjPV
— Eduardo Bolsonaro🇧🇷 (@BolsonaroSP) 28. November 2019
Die Fotos, die unter anderem von Macron und Madonna geteilt wurden, wurden als mindestens 16 Jahre alt entlarvt, als ihr Fotograf 2003 starb. Die Prominenten teilten die Fotos inmitten einer internationalen Panik über den Amazonas, die im August begann, als die Bepflanzungs-Saison begann in der südlichen Hemisphäre. Landwirte verbrennen häufig Teile des Waldes, um Unkraut zu beseitigen und beginnen mit der jährlichen Bepflanzung.
Mehrere Forscher verweisen darauf, dass der Niederschlag sowie die Temperatur im Amazonasgebiet für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich sei – die Brände in einem der feuchtesten Ökosysteme der Welt seien deswegen auf die Tätigkeit der Menschen zurückzuführen.
Als Gründe werden unter anderem Brandstiftung zur Ermöglichung illegaler Abholzung sowie Waldrodung für den seit Bolsonaros Amtsantritt verstärkt betriebenen Berg- und Landbau genannt. Auch das jüngst vereinbarte Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur, zu dem Brasilien gehört, gerät im Zusammenhang mit den Waldbränden in Kritik.
Literatur:
S.O.S. Erde – Wettermanipulation möglich?