Ein deutscher Prälat im Vatikan soll über Jahre andere Priester sexuell belästigt haben, ohne belangt zu werden. Pikant an der Sache: Der Beschuldigte half im Jahr 2005 offenbar maßgeblich dabei mit, dass aus dem damaligen Kardinal Ratzinger Papst Benedikt XVI. wurde.
Es liest sich wie ein sadomasochistischer Schmuddelroman: Ein hochrangiges, deutsches Mitglied der katholischen Kirche soll einen Priester mehrfach zu Zungenküssen gezwungen haben.
Dabei soll er mit der einen Hand die Geschlechtsteile seines Opfers gequetscht haben, während er mit der anderen Hand dessen Hals würgte. Einmal soll der Prälat sogar seinen Penis auf seinen Schreibtisch gelegt und den Priester dazu aufgefordert haben, das Geschlechtsteil mit seinem Schuh zu traktieren.
Das Berichtet die BILD-Zeitung mit Verweis auf vertrauliche E-Mails und Dokumente, die der Zeitung vorliegen sollen. Der Prälat soll im Staatssekretariat von Papst Benedikt XVI. eine Abteilung geführt haben.
Obwohl die Übergriffe des Geistlichen schriftlich dem Privatsekretär Georg Gänswein gemeldet worden sein sollen, sei nichts geschehen. Zwar sei der Prälat als päpstlicher Diplomat ins Ausland versetzt worden, doch nach erneuten Vorwürfen habe man ihn einfach wieder in sein Heimatbistum geschickt (Vatikan: Homosexualität & Pädophilie in der Kirche und der Papst ändert das Vaterunser – eine Schlangengrube (Videos)).
Doch nun interessiert sich offenbar die Staatsanwaltschaft für die Affäre. In einer mehrstündigen Vernehmung soll ein mutmaßliches Opfer die sexuellen Übergriffe des Prälaten detailliert geschildert haben. Zum Teil hätte der Missbrauch nur wenige Meter von den päpstlichen Gemächern stattgefunden. Laut einer Akte schildert das mutmaßliche Opfer gegenüber einem Bischof im Staatssekretariat von Papst Franziskus die Folgen der mutmaßlichen Übergriffe mit den Worten:
Es ist schlimm, dass ich die Bilder eines geil keuchenden Prälaten, der mir in den Schritt fasst und den Moment nutzt, mir seine Zunge in den Mund zu drücken, nicht aus meinem Kopf vertreiben kann.
Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein soll laut den Unterlagen, die der BILD-Zeitung vorliegen, schon mindestens sieben Jahre von den Vorwürfen gewusst haben. Die Zeitung zitiert aus einer E-Mail aus dem Jahr 2012, in der Gänswein an den betroffenen Priester geschrieben haben soll:
„Nicht ärgern, ein bisschen wundern (…) Ich hoffe, dass dem Spiel nicht mehr allzu lange zugesehen wird.“ Auf Anfrage der BILD soll der Heimatbischof des Beschuldigten diesen als „stockschwul“ bezeichnet haben. Zudem „belästige er andere“.
Als Gänswein im Jahr 2013 erneut schriftlich auf den Prälat aufmerksam gemacht wurde, soll er den Empfang der Notiz bestätigt haben: „Ja, das Schreiben ist bei mir angekommen.“ Er wolle mit der Angelegenheit „entsprechend verantwortlich umgehen“. Passiert sei jedoch nichts (Vatikan: Priester wollen Papst zum Ketzer erklären).
Auf Nachfrage der BILD soll Gänswein erklärt haben, dass er den Personalchef von Papst Benedikt über die Vorwürfe informiert habe. Doch dieser kann sich laut dem Artikel der BILD nicht an diesen Vorfall erinnern. Die Zeitung zitiert den Rechtsanwalt des betroffenen Priesters mit den Worten:
Es geht nicht nur um Sexualstraftaten eines einzelnen römischen Kirchenfunktionärs, sondern auch um gezielte Einschüchterung, Amtsmissbrauch und systematische Strafvereitelung durch die oberste Führungsriege der Kirche, deren Verpflichtung die weltweite Bekämpfung übergriffiger Priester wäre.
In der Zwischenzeit soll auch ein weiterer Priester in einer eidesstaatlichen Erklärung Vorwürfe gegen den Prälaten erhoben haben. Die Anwältin des Prälaten, der mittlerweile alle seine Ämter ruhen lässt, bestreitet alle Vorwürfe. Zusätzliche Brisanz erfährt die Affäre durch den Umstand, dass der Beschuldigte Würdenträger im Jahr 2005 maßgeblichen Anteil an der Wahl Ratzingers zum Papst gehabt haben soll.
Wie die BILD berichtet, sei es eben jener Prälat gewesen, der seinerzeit eine Gruppe von Kardinälen, die sich für den heutigen Papst Franziskus einsetzten, habe auffliegen lassen. Der sogenannten „St. Gallen-Gruppe“, die sich für eine „drastische Reform“ der Kirche einsetzte, war Ratzinger ein Dorn im Auge.
Doch der deutsche Prälat soll einen Journalisten über die verbotene Wahlabsprache informiert haben. Das Resultat ist bekannt: Am 19. April 2005 wurde Ratzinger zu Papst Benedikt XVI. ernannt (Vatikan: Papst Franziskus – „Ich bin der Teufel“ und weitere irritierende Aussagen (Videos))
Film „Verteidiger des Glaubens“: Benedikt XVI. als Gescheiterter
„Joseph Ratzinger ist eine tragische Figur: Er hat das Gegenteil dessen erreicht, was er erreichen wollte.“ Diese These hat Regisseur Christoph Röhl bei der Vorpremiere seines Films „Verteidiger des Glaubens“ im „Cinema“ in Münster vertreten.
Er habe gespürt, dass Benedikt XVI. etwas Paradigmatisches an sich habe und eine Symbolfigur darstelle, so der Regisseur. „Er hat den Anspruch, die absolute Wahrheit zu besitzen und leugnet deshalb andere Wahrheiten und Wirklichkeiten.“
Zeitzeugen kommen zu Wort
Er sei zunächst fasziniert von Ratzinger gewesen, sagte der Regisseur. „Aber dann änderte diese Geschichte sich fortwährend.“ Röhl zeigte sich erstaunt, dass niemand anderer auf die Idee gekommen sei, die Lebensgeschichte Benedikts zu verfilmen: „Da tritt zum ersten Mal ein Papst seit Hunderten von Jahren zurück, dazu noch ein deutscher Papst, und niemand macht einen Film darüber.“
Zeitzeugen, Wegbegleiter und Kirchenkenner wie der Jesuit Pater Klaus Mertes, Ratzinger-Assistent Wolfgang Beinert, der Theologe Hermann Häring und Privatsekretär Georg Gänswein kommen zu Wort. Der Film dokumentiert auch die Zeit Ratzingers als reformorientierter Theologe beim Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Haltung zum Konzil habe sich aber in den 1960er Jahren geändert, weil er – nicht zuletzt angesichts der Studentenbewegung von 1968 – aufkommende Anarchie fürchtet.
Warum Ratzinger Papst wurde
Ging es ihm als Präfekt der Glaubenskongregation vor allem darum, die Kirche in einer immer pluraleren Welt zusammenzuhalten (das Beispiel Befreiungstheologie spielt im Film eine große Rolle), so warnte er in seiner letzte Rede als Kardinal am 18. April 2005 mit Nachdruck vor der „Diktatur des Relativismus“ – und wurde vermutlich gerade wegen dieser Rede zum Papst gewählt. „Er war sicher nicht der Richtige für das Papstamt, aber das Papstamt war das Richtige für ihn“, urteilt die ehemalige Ordensfrau Doris Wagner. Benedikt habe sich regelrecht in die Welt seines Amtes „eingepackt“ und die Probleme der Kirche ungelöst gelassen.
Kritisch bewerteten auch Jesuitenpater Mertes und der Theologe Häring die Pontifikate von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Sie sprachen von einem System der Kontrolle, der Angst und der Vorsicht. Aber diese Ära des wohlkontrollierten Anspruchs, alles im Griff zu haben, ging laut Mertes mit Benedikts Rücktritt zu Ende (Callboy im Vatikan packt aus: Er hatte Dutzende Priester als Kunden – Netzwerk von schwulen und pädophilen Priestern (Video)).
Der Vatikan und der Missbrauch
Im letzten Teil rückt der Film den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche, vor allem in den USA und Irland, in den Mittelpunkt. Mit eindringlichen Aufnahmen wird deutlich, wie Benedikt dem immer größere Kreise ziehenden Skandal ein „Jahr des Priesters“ entgegenstellte, mit dem die Heiligkeit des Priesteramtes gefördert werden sollte.
Röhls Vorwurf lautet, der Vatikan, darunter auch Ratzinger, habe seit Jahrzehnten von den Machenschaften und Verbrechen der „Legionäre Christi“ und ihres Gründers Marcial Maciel gewusst, aber nichts unternommen. Maciel sei lange sogar noch öffentlich gefeiert worden (Vatikan: Korruption von Papst Franziskus Reformchef aufgedeckt)
Die Stärke des Films ist auch seine Schwäche
Die größte Stärke des neuen Films, seine Fokussierung auf das Scheitern Benedikts und seines Kirchenbilds, ist zugleich seine Schwäche: Den Anspruch, ein Ratzinger-Porträt abzuliefern, wird der teilweise mit großartigen Aufnahmen und erhellenden Beobachtungen glänzende Film nicht gerecht. So fehlen wichtige Ereignisse aus Benedikts Amtszeit, wie sein Deutschland-Besuch mit der umstrittenen Regensburger Rede und die Aufhebung der Exkommunikation des Holocaust-Leugners Richard Williamson. Auch Ratzingers herausragende theologische Leistung, seine ausgefeilte Redekunst und gedankliche Präzision kommen eindeutig zu kurz (Vatikan: Enthüllung von Menschenopfern könnte bevorstehen – Papst Franziskus der Vergewaltigung bezichtigt (Videos)).
Ernst nehmen aber muss die Kirche die Botschaft Röhls, der nach eigener Einschätzung zuvor „kein Verhältnis zur Kirche“ hatte: „Mich berührt am meisten, dass die Kirche nicht die Größe hat, zu den Opfern zu gehen und ihnen zu sagen: Wir haben euch Unrecht getan.“ Die Vertrauenskrise habe nicht in erster Linie mit dem Missbrauch, sondern mit der Vertuschung zu tun.
„Verteidiger des Glaubens“ läuft am 31. Oktober in den deutschen Kinos, darunter im „Cinema“ in Münster.
Mehr Hintergrundinformationen über die schmutzigen Machenschaften der Kirche, okkulte Symbolik und Numerologie, können Sie im brisanten Enthüllungsbuch „Illuminatenblut: Die okkulten Rituale der Elite“ von Nikolas Pravda nachlesen, darunter zahlreiche Texte die von Suchmaschinen zensiert werden!
Literatur:
Die Rothschilds: Eine Familie beherrscht die Welt.
Codex Humanus – Das Buch der Menschlichkeit
Weltverschwörung: Wer sind die wahren Herrscher der Erde?
Quellen: PublicDomain/deutsch.rt.com/kirche-und-leben.de am 01.10.2019
kirchenopfer.de