Die fünfte Auflage des psychiatrischen Handbuchs Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-V) wurde im Mai 2013 veröffentlicht. Neu darin ist, dass verstärkt ganz normale menschliche Gemütszustände und Gefühle als mentale Störungen bezeichnet werden, die dann auch dringend behandelt werden müssen.
Ist fast jeder psychisch krank?
Sie machen sich Sorgen wegen möglicher finanzieller Probleme? Sie fürchten Ihre nahende Scheidung? Sie leiden unter einer Überlastung am Arbeitsplatz oder in der Schule? Sie sind niedergeschlagen, weil Sie an chronischen Schmerzen leiden? Sie trauern um den Verlust eines geliebten Menschen? Sie ereilt etwa einmal wöchentlich eine Heisshungerattacke? Tja, dann sind Sie ein Fall für den Psychiater und sollten sich dringend Psychopharmaka verschreiben lassen.
Sie sind da anderer Meinung und finden nicht, dass alltägliche Ängste aufgrund finanzieller Notlagen, familiärer Stresssituationen oder ungünstiger Arbeitsbedingungen psychiatrisch behandelt werden müssten?
Das zeigt leider, dass Sie nicht auf dem aktuellen Stand der Dinge sind. Während bislang nämlich nur Angststörungen ohne spezifischen Grund zur Diagnose „Generalisierte Angststörung“ führten, gehören Sie neuerdings auch mit den oben genannten Alltagsängsten zu den generalisierten Angstgestörten – zumindest dann, wenn Sie einem Psychiater in die Hände fallen sollten, der die neue Auflage des psychiatrischen Handbuchs DSM-V gelesen hat.
Auch Niedergeschlagenheit aufgrund von Trauer oder chronischer Schmerzen kann künftig zur ernsthaften Diagnose Depression führen und psychiatrische Betreuung, also medikamentöse Behandlung mit Psychopharmaka erforderlich machen. Genauso sorgen einmal wöchentlich auftretende Heisshungerattacken dazu, dass Sie sich ab sofort in den Kreis der Essgestörten reihen dürfen.
Psychiater-Handbuch sorgt für Aufschwung in Psychiater-Praxen
Die Manuskripte für das auch als „Psychiater-Bibel“ bekannte Werk wurden von der American Psychiatric Association (APA) abgesegnet und anschliessend im Mai 2013 in der fünften Auflage des DSM veröffentlicht.
Falls sich Psychiater und Psychotherapeuten tatsächlich nach den darin aufgeführten Diagnoserichtlinien halten sollten und daraufhin sämtliche eigentlich normale menschliche Verhaltensweisen mit Psychopharmaka behandeln möchten, werden wir uns alsbald in eine Gesellschaft pillenschluckender Zombies verwandelt haben (Kindheitsforscher alarmiert: Das größte Gesundheitsrisiko des Menschen ist die Schule (Video)).
Denn während ein Grossteil der Fünfzig-Plus-Generation längst am Tropf der Pharmaindustrie hängt und regelmässig die typische Altersmedikation schluckt (Blutdrucksenker, Blutzuckermedikamente, Blutverdünner, Cholesterinsenker etc.), gibt es in der jüngeren Bevölkerung doch noch sehr viele Menschen, die bislang nicht behandlungsbedürftig waren. Das kann jetzt mit Hilfe des Psychiatrie-Handbuches recht zügig geändert werde (EU-Projekt: Psychiatrisierung von Unbequemen voraus? Die Aufsässigkeits-Trotz-Störung).
ADHS ist out, DMDD ist in
So leiden Kinder, die gelegentlich zu kindlichen Wutanfällen neigen, dann aber auch wieder depressiv und zurückgezogen wirken, laut der Neuauflage des Psychiatrie-Handbuchs neuerdings womöglich an der sog. Disruptive Mood Dysregulation Disorder DMDD. Diese „schwere Stimmungsregulationsstörung“ gab es bislang noch nicht.
Natürlich gab es Kinder, die Wutanfälle bekamen und Kinder, die Phasen erlebten, in denen sie sich zurückzogen. Nur war man sich nicht sicher, in welche Schublade man sie schieben sollte.
Also bekamen sie vom einen Therapeuten eine ADHS-Diagnose (mit begleitender Depression), vom nächsten die Diagnose „bipolare Störung“ und vom übernächsten schlicht ein gestörtes Sozialverhalten attestiert.
Jetzt aber, nachdem man DMDD erfunden hat, ist das alles kein Problem mehr, und Kinder, die Wutanfälle bekommen, können endlich in eine eigene Diagnose-Schublade geschoben werden – auch dann, wenn ihre Wutanfälle vielleicht gar nicht auf eine mentale Störung zurückzuführen sind, sie also eigentlich sehr gesund sind.
Psychiater erfinden Krankheiten
Es geht also nicht darum, Kinder und ihre Probleme individuell zu betrachten und – wenn nötig – individuell zu therapieren. Es geht offenbar vielmehr darum, die Arbeit des Psychiaters zu vereinfachen, nämlich Kinder zu kategorisieren und ihnen dann eine Therapie zukommen zu lassen, die man für alle Kinder dieser Kategorie vorgesehen hat.
Allerdings ist DMDD ein wenig umstritten. Normalerweise sollten psychische Störungen viele Jahre lang erforscht werden, bevor Sie in das psychiatrische Handbuch aufgenommen werden können. Auch sind dazu erst einmal viele hundert Studien erforderlich – aber nur, wenn alles mit rechten Dingen zugeht. Bei DMDD wurde dieser übliche Prozess erstaunlicherweise stark abgekürzt.
Laut Dr. Allen Frances, Psychiater und einer der grössten DSM-Kritiker, der sogar selbst an der Erstellung der vorigen, also vierten Auflage mitgearbeitet hat und daher über nicht unerhebliches Insiderwissen verfügt, gibt es zu DMDD nur eine einzige Studie von sechsjähriger Dauer.
Das hinderte jedoch offenbar niemanden daran, die neu erfundene Krankheit in das berühmt-berüchtigte Psychiater-Handbuch aufzunehmen (Kindheitsforscher alarmiert: Das größte Gesundheitsrisiko des Menschen ist die Schule (Video)).
Neue Kinder-Modekrankheit DMDD?
Dr. Frances vermutet, dass DMDD nach ADHS, Asperger Syndrom und bipolarer Störung die nächste Modekrankheit unter den Kindern werde. Er prophezeit, dass es mit all den neu erfundenen Krankheiten in Zukunft noch mehr Kinder geben werde, die falsch therapiert werden, die viel zu viele Medikamente erhalten oder die in Wirklichkeit gar nicht krank seien und dennoch therapiert werden – nur weil sie es wagen, ab und zu wütend und manchmal traurig zu sein…
Trauer als Depression
Ein Stein des Anstoßes im Vorfeld des Erscheinens des amerikanischen Handbuchs war die Möglichkeit, eine mehr als zwei Wochen andauernde tiefe Trauer als Depression zu diagnostizieren. Normale Trauerreaktionen würden auf diesem Weg pathologisiert, lautete die Kritik.
„Vor dem DSM-5 war es so“, sagt Johannes Wancata, Professor für Sozialpsychiatrie an der Med-Uni Wien: „Wenn jemand alle Kriterien einer schweren Depression erfüllt hat, aber innerhalb der letzten beiden Monate einen Trauerfall hatte, so galt dies als Ausschließungsgrund.“ Eine Depression konnte demzufolge nicht diagnostiziert werden, wenn sich die Symptome durch eine Trauerreaktion erklären ließen.
„Dieses Ausschließungskriterium der Trauer hat man im DSM-5 gestrichen.“ Das bedeutet, dass Trauernde nun gemäß für eine schwere Depression bereits zwei Wochen nach dem Tod einer nahestehenden Person eine Depressionsdiagnose erhalten können.
Psychiater ruft Kollegen dazu auf, Psychiater-Handbuch zu ignorieren
Dr. Frances ruft daher seine Kollegen dazu auf, das DSM-V vollständig zu ignorieren. Es sei als Richtlinienhandbuch „äusserst mangelhaft“ und enthalte eine ganze Reihe von Änderungen, die „zutiefst ungenau und wissenschaftlich unredlich“ seien.
Zu diesen Änderungen, so schreibt er in Psychology Today, zählen beispielsweise all jene „Modediagnosen“, die keinerlei Bezug zur Realität haben. Dr. Frances kritisiert auch die Motive hinter der Veröffentlichung des DSM-V, die angesichts der „finanziellen Interessenskonflikte“ zwischen den Autoren des Werks und der pharmazeutischen Industrie höchst fragwürdig seien (Wie Menschen rechtswidrig in Psychiatrien festgehalten werden).
Psychiatrie als grosses Geschäft
Insgesamt lässt sich also feststellen, dass es sich beim Psychiatrie-Handbuch DSM-V um ein wissenschaftliches Desaster handelt.
Damit aber passt es wiederum perfekt zur Profession des Psychiaters, die von Insiderin Dr. Tana Dineen in ihrem Buch Manufacturing Victims: What the Psychology Industry is Doing to People als ein „grosses Geschäft“ bezeichnet wird.
Sie schreibt, es sei „nicht länger geboten, von der Psychiatrie als Wissenschaft zu sprechen“.
Nimmt man die haarsträubenden Änderungen im Psychiatrie-Handbuch DSM-V zum Massstab, so erscheinen solche Aussagen als die richtige Einschätzung dieser klar ausbeuterisch agierenden Industrie.
Dineen, die als Psychologin aus erster Hand von der Korruption in der Psychiatrie berichten kann, spricht von einem Industriezweig, der dazu neige, „jegliches Leben in eine Unzahl von Misshandlungen, Abhängigkeiten und Traumas zu zerlegen“ – während man als Patient auf echte Heilung (falls man überhaupt krank ist) allzu oft vergeblich hofft.
Literatur:
Mediale Medizin: Der wahre Ursprung von Krankheit und Heilung
Heilen mit der Kraft der Natur: Meine Erfahrung aus Praxis und Forschung – Was wirklich hilft
Quellen: PublicDomain/zentrum-der-gesundheit.de/derstandard.at am 09.09.2019
Ein Psychiater ist im Prinzip ein Gehirnfleischer, der sich über andere Menschen erhebt und denkt, daß er die Weisheit mit Löffeln gefressen hat.
Für mich sind diese Typen gefährlich für die Menschheit und schädlich für den Geist wie die Mainstreammedien. Man sollte dieser „Spezies“ ausnahmslos aus dem Weg gehen und nicht kommunizieren.