Über hunderttausend Jahre gab der Sapiens dem Leben einen Sinn. Bis er sesshaft wurde.
Danach fragten die Menschen über Jahrtausende nach einem Leben und Sinn nach dem Tod. Was die meisten Kinder nicht verstanden, denn sie lebten weiterhin im Hier und Jetzt.
Im 21. Jahrhundert wird die dringlichste Frage von Kindern und Jugendlichen sein: Gibt es ein (sinnvolles) Leben vor dem Tod?
Die großen Entwicklungen, Fortschritte und Leistungen im kulturellen wie auch im wissenschaftlichen Bereich – und die sind enorm – verdanken wir einzelnen Menschen, oft schon Kindern und Jugendlichen, die vorwiegend durch die Unterstützung ihrer Familie die Möglichkeit hatten, ihrer Intuition und ihren Begabungen zu folgen. Ohne Krippe, Kindergarten und Schul-Druck.
Etwa 80 aller Persönlichkeiten (nicht nur) Europas der letzten Jahrhunderte, die Herausragendes für Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft geleistet haben, wurden zuallererst lange familial sozialisiert.
Wir haben in der gesamten industrialisierten Welt den Blick für die Kompetenzen von Kindern verloren und eine Welt erschaffen, die gegenwärtig etwa 50 Prozent(!) der Kinder krank und viele junge Menschen buchstäblich verrückt werden lässt.
Wir haben weltweit und vorrangig in den „hoch entwickelten“ Ländern fast vollständig den Blick für die realen und naturgegebenen Bedürfnisse und das Wesen des Kindes verloren. Mit verheerenden Folgen für Kultur, Wirtschaft, Gesellschaft und Individuum.
„Wer Kinder erzieht, tut ihnen Gewalt an“, glaubt Kindheitsforscher Michael Hüter. Was Kinder wirklich brauchen, um glücklich zu sein und sich erfolgreich in die Gesellschaft integrieren zu können (Wie Digitaltechnologie die geistig gesunde Entwicklung von Kindern behindert).
„Erziehung ist ein Gewaltakt und ein Akt der Demütigung“, sagt Kindheitsforscher Michael Hüter. Er spricht mit energischer Stimme, die seinen Worten Nachdruck verleiht. Das Thema ist für den Österreicher eine Herzensangelegenheit. Denn der Historiker ist zutiefst besorgt. Er sieht die Kindheit mehr denn je in Gefahr und warnt vor den dramatischen Folgen, die es haben wird, wenn wir nicht endlich anfangen, friedvoller und empathischer auf die Bedürfnisse unserer Kinder einzugehen.
„Nie zuvor ging es Kindern so schlecht wie heute“, sagt Michael Hüter. „Und das, obwohl der Mensch nie zuvor so großen Wohlstand erlebt hat.“
In seinem kürzlich erschienen Buch „Kindheit 6.7“, (Edition Liberi & Mundo) plädiert er für eine Rückkehr zu einer „artgerechten“, menschenwürdigen Kindheit.
Dazu gehört aus Sicht des Forschers auch, dass das Konzept der „Erziehung“, also der bewussten Formung von Kindern, in Kindergärten und Schulen, aber auch im Elternhaus, abgeschafft wird.
„Wenn wir behaupten, Kinder müssten erzogen werden, unterstellen wir ja, dass sie als fehlerhafte Menschen zur Welt kommen und richtig gemacht werden müssten“, sagt Michael Hüter. Das Gegenteil sei jedoch der Fall. „Kinder kommen als soziale, hochbegabte Wesen zur Welt. Die Probleme entstehen erst dann, wenn Erwachsene versuchen, sie zu verändern.“ (Deutschlands kranke Kinder: Wie auf Anweisung der Regierung Kitas und Schulen die Gesundheit unserer Kinder schädigen)
Erziehung ist „gemein“ und „diskriminierend“
Michael Hüter ist nicht der einzige, der Erziehung mehr als kritisch gegenübersteht:
„Der Gedanke, dass ein Mensch einem anderen Menschen vorschreiben darf, wie er zu sein hat, nur weil zwischen diesen beiden Menschen ein Altersunterschied besteht, ist in unserer Gesellschaft so tief verankert, dass uns die tiefe Ungerechtigkeit darin oft gar nicht mehr auffällt“, sagte die Kinderrechtsaktivistin Aida S. de Rodriguez vor einigen Monaten in einem Interview mit der Zeitschrift „Eltern“.
Rodriguez bezeichnete Erziehung in dem Interview als “gemein”, “diskriminierend” und als “Machtmissbrauch” gegenüber Kindern.
“Natürlich ist für Kinder wichtig, dass wir uns um sie kümmern und sie ins Leben begleiten”, sagte Rodriguez. “Doch solange wir sie dabei erziehen, machen wir sie zu Objekten, die wir in unserem Sinne formen.”
Auch der bekannte Neurobiologe Gerald Hüther warnt vor den Folgen, die es haben kann, wenn man Kinder erzieht:
“Wenn ein Kind zum Objekt elterlicher Erwartungen, Wünsche, Ziele, Vorstellungen oder Maßnahmen gemacht wird, dann zerreißt das Band des Vertrauens und der Verbundenheit zu den Eltern“, sagte er in einem Interview mit der HuffPost.
Hüther meint, dass wir die Würde eines Kindes verletzen, wenn wir versuchen, es nach unseren Vorstellungen zu formen (Gesellschaft: Dänische Kinder sind glücklicher – das machen ihre Eltern anders)
Kinder müssen um ihrer selbst willen geliebt werden
Für das Kind bedeute das großen Schmerz, denn es könne den Eindruck gewinnen, dass es nur geliebt werde, wenn es den Erwartungen seiner Eltern entspreche – nicht aber um seiner selbst willen.
“Die meisten Kinder reagieren auf diesen Schmerz, indem sie sich anstrengen, das zu machen und so zu werden, wie ihre Eltern das wollen”, sagte Hüther (Ausbildung zum Sklaven! Das Schul- und Bildungssystem).
“Wenn die Kinder sich derart verbiegen, ist der Schmerz zwar vorbei, aber sie führen im Grunde nie ein glückliches Leben, weil sie nie loslassen können. Sie sind immer unter Anspannung und müssen sich immer zu anstrengen”, sagte der Hirnforscher.
Das Problem ist, dass beim Kind die Botschaft der Eltern ankommt: Wir möchten, dass du dich auf eine bestimmte Weise verhältst – du sollst so sein, wie wir es wollen, nicht so, wie du bist.
Die meisten Eltern haben natürlich nichts schlechtes im Sinn, wenn sie ihre Kinder erziehen. Und die wenigsten können nachvollziehen, warum Erziehung etwas Gewaltvolles sein soll, solange sie ihre Kinder nicht schlagen.
Gewalt in der Erziehung richtet erheblichen Schaden an
Dazu sagt Kindheitsforscher Michael Hüter:
„Es ist heute wissenschaftlich gut belegt, was für ein Schaden bei einem Kind entsteht, das gewaltvoll erzogen wird. Und mit Gewalt sind bei Weitem nicht nur körperliche Bestrafungen gemeint.
Auch, wenn man kränkende Worte wählt, oder dem Kind etwas entzieht, das es gerne tut, wendet man Gewalt an. Diese Formen der Demütigung haben nicht nur nachhaltige Auswirkungen auf die Psyche, sondern auch auf die Gehirnentwicklung.“
Viele Eltern erziehen ihre Kinder jedoch ganz bewusst, weil sie glauben, dass es der einzig richtige Weg sei und weil sie Angst haben, die Kontrolle über das Kind zu verlieren. Sie leiden unter einem Druck von Außen, den Michael Hüter als „Erziehungsdruck“ beschreibt.
Sie haben Angst, als Eltern zu versagen und die kleinen „Tyrannen“ heranzuziehen, von denen so oft die Rede ist (Drastisches Bildungsfazit: „Schulen sind Vertrottelungsanstalten“ und dienen mehrheitlich der Systemerhaltung).
Doch Michael Hüter meint, dass es genau anders herum ist: „Die Egoisten und die Tyrannen gibt es deshalb, weil sie als Kinder erzogen, sprich gedemütigt wurden. Ihr auffälliges Verhalten ist eine Gegenreaktion, denn Menschen, die in der Kindheit erniedrigt und gedemütigt werden, werden später zu Erwachsenen, die andere auch demütigen und erniedrigen.“
Statt immer wieder zu diskutieren und zu spekulieren, welche Grenzen Kinder angeblich brauchen, schlägt der Forscher etwas anderes vor:
„Es wäre vielleicht hilfreich, sich einmal die Frage zu stellen, welche Grenzen wir Erwachsenen tagtäglich überschreiten. Was leben wir unseren Kindern vor?“ (Das Elternrecht ist passé – der Staat indoktriniert unsere Kinder!)
Was wir uns von unseren Kindern wünschen, müssen wir auch selbst tun
Er betont: „Wenn wir von unseren Kindern Respekt, Anerkennung, gegenseitige Unterstützung, soziales und humanes Verhalten wollen, dann müssen wir genauso auch mit ihnen umgehen. Das tun wir aber nicht, indem wir versuchen, sie zu verändern.“
Beim Umgang mit Kindern werde in unserer Gesellschaft mit zweierlei Maß gemessen, meint Michael Hüter.
Wir nutzen unsere körperliche und geistige Überlegenheit aus, um Kinder zu unterdrücken. Und wir merken meist noch nicht einmal, dass wir es tun. Es kommt uns vollkommen normal vor.
„Das was wir mit Kindern tun, die wir erziehen, würden wir niemals mit einem Erwachsenen machen. Der würde uns sofort die Freundschaft kündigen, wenn wir versuchen würden, ihn nach unseren Vorstellungen zu formen.“
Statt ihre Kinder zu erziehen, sollten Eltern aus Sicht des Forschers lieber an einer tiefgehenden Beziehung zu ihren Kindern arbeiten. Kinder, die sich geliebt und angenommen fühlen, haben nämlich die besten Voraussetzungen zu lernen. Und das tun sie am effektivsten, indem sie beobachten und nachahmen: Kinder spiegeln das Verhalten ihrer Eltern.
„Wenn wir uns ein bestimmtes Verhalten von unseren Kindern wünschen, dann müssen wir uns selbst so verhalten. Wir können nicht bei Rot über die Ampel gehen und dann dem Kind verbieten, das Gleiche zu tun“, sagt Michael Hüter.
Der Wissenschaftler ist davon überzeugt, dass ein Kind nicht erzogen werden muss:
„Ich muss ein Kind nur teilhaben lassen. Dann sieht es von alleine, welche Grenzen und Regeln es gibt. Und es wird sich von ganz allein an diese halten, um Teil der Gesellschaft zu sein.“ (Bundesverfassungsgericht stellt klar: Kinder gehören dem Staat)
Artgerechte Kindheit
„Kindheit 6.7“ ist ein Meisterwerk, das eben nicht „nur“ eine Fülle recherchierter Realitäten übermittelt, sondern auch mit nachvollziehbaren Deutungen bereichert. Ich bin emotional aufgewühlt:
Mich erfasst Empörung über die bittere und tragische Entwicklung, dass Kinder nicht mehr „artgerecht“ aufwachsen können, dass die haltgebende Funktion der Familie auf dem „Altar der Ökonomie und Ideologie“ geopfert wird und dass die gegenwärtige Bildungspraxis Kinder mehr in ihrer Entwicklung behindert und krank macht als ihnen hilft, freie, gesunde, aktive und kreative Persönlichkeiten zu werden.
Die Kindheit entscheidet über die Fähigkeit, eine „innerseelische Demokratie“ zu entwickeln, das heißt belastende seelische Erfahrungen – also Ängste, emotionale und körperliche Misshandlungen, seelische Kränkungen und Verletzungen und Liebesmangel – auszublenden oder schmerzlich Erlittenes zu erinnern, emotional zu verarbeiten und damit regulieren zu lernen, um es nicht mehr sozial projektiv zu übertragen, zu denunzieren und bei „Andersdenkenden“ zu bekämpfen. Dazu liefert „Kindheit 6.7“ überzeugende Erfahrungen und Argumente.
„Kindheit 6.7“ ist allen zu empfehlen, die gesellschaftliche Fehlentwicklungen besser verstehen wollen und vor allem nach echten, natürlichen und konstruktiven Möglichkeiten suchen, unsere gefährdete Hochkultur zu retten.
Dr. Hans-Joachim Maaz, Psychoanalytiker, (Bestseller-) Autor
Literatur:
Die Smartphone-Epidemie: Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft
Gesund ohne E-Smog: Neue Strategien zum Schutz vor der lautlosen Gefahr
Digitale Erschöpfung: Wie wir die Kontrolle über unser Leben wiedergewinnen
Videos:
https://www.youtube.com/watch?v=zrLlQGfVUho
https://www.youtube.com/watch?v=Fui_2JUmU2A
Quellen: PublicDomain/Focus am 10.08.2019
Das ist zersetzender Blödsinn! Auch alle Tiere erziehen ihren Nachwuchs. Diese Meinung entstammt der jetzt leider schon immer mehr um sich greifenden Einstellung und Forderung nach GLEICHMACHEREI auf allen nur denkbaren Ebenen, ob Rassen, Nationalitäten, sexuelle Orientierung, körperliche und geistige Behinderung, Bildung, gesellschaftliche Rangordnung etc. Diskriminierung ist zum Unwort verkommen, obwohl es nach seiner lateinischen Wurzel nur ein bloßes „Abstand halten“ bedeutet. Wir gehen schweren Zeiten entgegen! Fiducit!
Sorry, wir sind primär noch Menschen… keine Tiere. Wir sollten unsere Kinder nicht „Erziehen(Zucht)“… wir sollten sie über alles lieben und auf Augenhöhe begleiten.
ickonic.com
Na, gut, das alles ist zu entschuldigen, denn Herr Hüter ist so offensichtlich ein dauer-traumatisiertes Opfer „erzieherischer Gewalt“, dass ihm nur – und darin liegt z. B. ein (!!!) Drama seines Seins – unter zuhilfenahme der ihm „gewaltsam“ oktroierten Regeln von Sprachschatz, Orthographie, Grammatik, Stilistik, Stil usw. in der Lage ist, derart Ab- und Besonderes zu verfassen.
Selbst das politische Motto, es möge jeder nach seiner Fasson glücklich werden, ist in seinem Sinn ein martialischer Angriff auf all diejenigen, z.B. Bibel-, Talmud-, Koraninterpreten, Verhaltensforscher, Lehrer, Lehrmeister, Politiker, ja, und auch Buchautoren, wie Herr Hüter, die es unternehmen, nun „endlich“ der Menschheit sagen (oder vielleicht doch VORSCHREIBEN wollen), wie zur Glückseligkeit gelangen. Indem Herr Hüter Erziehung als „Gewaltakt der Deformation“ erkannt hat, bleibt allerdings verschlossen, warum nun gerade SEINE „UM-ERZIEHUNG“ zur Erziehungslosigkeit das Rechte sein soll. Und noch verwunderlicher ist es, wenn ein Rezensent in der bisher doch ach so „gewaltsamen“, verbiegenden, verformenden und deformierenden weil „erziehungsträchtigen Entwicklung des Einzelnen in der Gemeinschaft etwas findet, was er als „rettungswerte Hochkultur“ bezeichnet. Das wäre dann doch eine „Hochkultur“ auf barbarischer Grundlage, oder?
Und weil mir die gewaltsam anerzogene Befolgung von Regeln in der Kummunikation (es gab Noten (!!!!!) für Inhalt, Ausdruck, Form, Grammatik, Orthographie) schon immer ein Graus war, befindet sich der Rest in sich entfaltendem Wohlgefallen der Regellosigkeit des Schreibens:
„Isch finnte ess richtich wenn äntlisch mit der Ertsieungsteori aufgehört und for allen aufgereumt wirt. leiter hatt mir noch keiner forgeführt und gestadded ob ess fileischt nich doch pässer fuer mich is wenn ich läuten die Tseug ertzehlen was das nichd fuer mich basst einfach n munt tsuhjalte weil ich lasse nämlisch mich nich forbiegn. Das wär ich auch meim dreiner sagn. Escht alder weddn?
Sehr gut! Sie haben es auf den Punkt gebracht!
Bravo Lothar, mehr gibt es dazu nicht zu sagen
Ich habe 4 Kinder und nie in die Schule geschickt. MIttlerweile sind sie 14, 11, 8 und 6 Jahre alt.
Ein Mensch braucht 30 Jahre Anleitung, um erwachsen zu werden. Die antiautoritäre Erziehung war ein schmählicher Fehlschlag! Niemand braucht eine Neuauflage!