Die englischsprachigen Medien wollten die in der letzten Woche in Nordwestrussland erfolgten Explosionen nicht außer Acht lassen. So zum Beispiel haben auch der Sender Al Jazeera und der US-TV-Sender MSNBC dieses Thema aufgegriffen – allerdings mit Fotos vom falschen Ort und mit irreführender Wortwahl.
Die Geographie Russlands mag vielen englischsprachigen Journalisten Probleme bereiten – zu groß sind die Entfernungen und zu ungewöhnlich die Namen.
Doch in manchen Fällen sind die Meldungen von einigen Medien vermutlich nicht unbedingt auf Erdkunde-Schwäche zurückzuführen, sondern könnten auch als gezielte Stimmungsmache interpretiert werden – so nun auch mit den beiden Unfällen im Gebiet Archangelsk (Nordwesten Russlands) und Region Krasnojarsk (Ostsibirien).
Was war passiert…und wo
Explosion in Archangelsk
Am Donnerstag hatte sich auf dem Versuchsgelände des Verteidigungsministeriums im Gebiet Archangelsk (Nordwesten Russlands) beim Testen eines neuartigen Flüssigkeitsantriebssystems eine Explosion mit nachfolgender Entflammung ereignet.
Rosatom teilte den Tod von fünf seinen Mitarbeitern mit.
Es handelt sich um Mitarbeiter des Russischen Föderalen Kernenergiezentrums und des Allrussischen wissenschaftlichen Forschungsinstituts für experimentelle Physik (RFJaZ-WNIIEPh).
Bei dem Unfall war teilweise radioaktive Strahlung entwichen. Es gibt Vermutungen, dass es sich hierbei um Forschung an einem neuen atomwaffenfähigen Flugkörper handelte (Russland: Schwerer Atomunfall 2017?).
Explosionen in Munitionsdepot in Ostsibirien
Am 5. und 9. August war es zu einem Brand und nachfolgenden Explosionen im Munitionslager im Bezirk Atschinsk in Ostsibirien gekommen.
Dort waren laut dem Katastrophenschutzministerium großangelegte Einsätze und Evakuierungen der Bevölkerung im Gange.
Auf dem Territorium des Gebiets Atschinsk, wo sich die betroffene Garnison befand, musste der Notstand ausgerufen werden (Fukushima – Auch nach 8 Jahren ist die Katastrophe nicht vorüber).
In dem Munitionslager befanden sich tausende ausgediente konventionelle Geschosse.
Was englischsprachige Medien daraus machten:
Die Journalisten haben den Unfall im Gebiet Archangelsk mit einem Foto veranschaulicht, das die Detonationen im Munitionsdepot im Bezirk Atschinsk in der ostsibirischen Region Krasnojarsk zeigte (Russische Soldaten wendeten bei Unfall mit Atom-U-Boot “planetare Katastrophe” ab).
So verwendete Al Jazeera am Dienstag ein falsches Bild für einen Artikel unter dem Titel „Russische Atomingenieure nach ‚Skyfall-Atomexplosion’ begraben“. Später wurde das Foto jedoch durch ein anderes ersetzt.
(Al Jazeera verwendete ein falsches Bild für einen Artikel unter dem Titel „Russische Atomingenieure nach ‚Skyfall-Atomexplosion’ begraben“)
Der TV-Sender MSNBC machte einen ähnlichen Fehler:
„Eine nukleare Explosion in Russland offenbarte den Versuch, einen neuen Raketenantrieb zu entwickeln “, heißt es in der Schlagzeile der von Rachel Maddow moderierten Sendung (Geheime Superwaffen im Einsatz: Der wahre Grund von Tschernobyl (Video)).
Als Ort des Geschehens nannte sie dabei aber die ostsibirische Region Krasnojarsk, obwohl sie offensichtlich die Explosion im Gebiet Archangelsk meinte.
(US-Fernsehsender MSNBC veranschaulicht den Notfall in Archangelsk mit einem Foto, das während der Detonationen im Munitionsdepot im Bezirk Atschinsk in der ostsibirischen Region Krasnojarsk aufgenommen worden war)
Die Wirkung der irreführenden Überschriften und Bilder war dabei eindeutig (Fukushima und die Erdbeben-Lüge: Das japanische 9/11 heißt 3/11).
Zusammen mit Titeln wie „Atomexplosion” oder „nukleare Explosion” erweckte das Bild der Explosion eines konventionellen Geschosses aus Atschinsk den Eindruck, dass über Russland eine atomare Pilzwolke in die Luft steigen würde.
Literatur:
Reaktor 1F – Ein Bericht aus Fukushima 1
Fukushima: Vom Erdbeben zur atomaren Katastrophe
Quellen: PublicDomain/de.sputniknews.com am 14.08.2019