Es war das stärkste Erdbeben in Kalifornien seit Jahren. Die Erschütterungen waren auch in Los Angeles und Las Vegas zu spüren. Schäden wurden aus einer Kleinstadt nahe des Death-Valley-Nationalparks gemeldet.
Ein Erdbeben der Stärke 6,5 hat den Süden Kaliforniens erschüttert. Die Erdbebenwarte EMSC registrierte die Erdstöße in einer Wüstenregion rund 250 Kilometer nordöstlich von Los Angeles in einer Tiefe von 9 Kilometern.
Das Beben war auch in Los Angeles und Las Vegas zu spüren, wie der Sender CNN berichtete. In dem betroffenen Gebiet leben etwa 20 Millionen Menschen.
Am stärksten wurde offenbar die Kleinstadt Ridgecrest nahe dem Death-Valley-Nationalpark getroffen. In der 28.000-Einwohner-Stadt gab es mehrere Verletzte. In mindestens zwei Häusern brannte es. Nach Angaben der lokalen Feuerwehr bekämpften die Einsatzkräfte auch kleine Brände der Vegetation und Gaslecks.
Es habe außerdem Berichte über aufgebrochene Straßen gegeben, sagte der Feuerwehrchef von Kern County. 15 Patienten des regionalen Krankenhauses in Ridgecrest seien vorsorglich verlegt worden, weil mit Nachbeben gerechnet wurde.
Ein Mitarbeiter der Bezirksverwaltung sagte CNN, es gebe strukturelle Probleme mit dem Krankenhaus. Einige Patienten einer Station wurden verlegt, und andere seien in ein benachbartes Gebäude gebracht worden.
Es gab mehrere Nachbeben, darunter eines der Stärke 4,5, wie die USGS mitteilte. Gouverneur Gavin Newsom rief für Kern County den Notstand aus. Dadurch kann der Staat dem Bezirk und Gemeinden Notfallhilfen zukommen lassen und beim Wiederaufbau helfen (Verlangsamung der Erdrotation – alle 32 Jahre häufen sich schwere Erdbeben).
Region ist anfällig für Erdbeben
Auch wenn die Kalifornier es gern verdrängen: Die Region ist akut erdbebengefährdet und überfällig für stärkere Erdstöße. Die Seismologin Lucy Jones ist die bekannteste Erdbebenexpertin der Region. „Das war eine gute Mahnung“, sagte sie dem Sender KTLA.
„Es hat zum ersten Mal seit 20 Jahren stärker als 6.0 auf der Richterskala gebebt. Wenn man sich allerdings die Aufzeichnungen ansieht, gibt es in Kalifornien gut alle drei Jahren ein Beben dieser Stärke. Es war also sehr sehr lange ruhig – das ist nicht normal. Dieses Beben ist eher normal.”
Der Chef der Erdbebenbehörde von Kalifornien, Glenn Pomeroy, sagte, das Beben sei „eine wichtige Erinnerung, dass ganz Kalifornien Erdbebengebiet ist“.
Es zeige, dass die Menschen sich auf derartige Vorfälle vorbereiten müssen. „Es ist wichtig zu wissen, was zu tun ist, um sich zu schützen, wenn der Boden anfängt sich zu bewegen.“ Wer eine Erdbebenversicherung habe, solle die Versicherungsunternehmen schnell kontaktieren.
Auf einer Länge von knapp 1300 Kilometern zieht sich der San-Andreas-Graben durch Kalifornien. An der tiefreichenden Störung in der Erdkruste schiebt sich die pazifische Platte nach Nordwesten und reibt sich am nordamerikanischen Kontinent. Dabei bauen sich gewaltige Spannungen in der Erdkruste auf, die sich in Erdbeben entladen können.
Das letzte schwere Beben in Los Angeles mit tödlichen Folgen liegt gut 25 Jahre zurück. Bei dem Northridge-Beben im Januar 1994 mit einer Stärke von 6,7 starben 57 Menschen. Es richtete Millionenschäden an.
Es stellt sich natürlich die Frage, ob dieses Erdbeben der Vorläufer des lange befürchteten „big one“ in Kalifornien ist. Der Erdstoß vom 4 Juli ereignete sich an einer lokalen Störungszone, von denen es in dem Areal mehrere gibt, die miteinander in Verbindung stehen.
Die Störungszonen stehen im Zusammenhang mit der basin-and-range-Provinz und verlaufen in etwa parallel zur San Andreas-Störung. In der Vergangenheit gab es an dem Störungssystem mehrere starke Erdbeben, ohne dass diese direkt die San-Andreas-Störung beeinflusst hätten.
Eine seismische Lücke kann so nicht entstehen. Allerdings lässt es sich nicht ausschließen, dass starke Erdbeben das Spannungsfeld anderer Störungszonen beeinflussen können, besonders, wenn die für ein starkes Erdbeben bereit sind.
Es bleibt also ein Restrisiko bestehen, dass in den nächsten Wochen ein starkes Erdbeben an der San Andreas Störung stattfinden könnte. Eine unmittelbare Gefahr sehe ich aber nicht.
Übersicht von EMSC mit allen Beben ab 4.0 in der Magnitude. Seitdem Erdstoß werden zahlreiche Nachbeben registriert:
Literatur:
Die Erde im Umbruch: Katastrophen form(t)en diese Welt. Beweise aus historischer Zeit
Videos:
Quellen: PublicDomain/tagesschau.de/vulkane.net am 05.07.2019