Das sich Menschen in der Natur gut vom Alltagsstress erholen können ist seit langem bekannt. Eine Studie hat nun gezeigt, dass bereits drei Spaziergänge pro Woche im Wald oder Park das Stresslevel deuten senken.
Die genauen Faktoren, die für den Abbau des Stresshormons Cortisol verantwortlich sind, hat die Studie allerdings nicht ermittelt.
Wissenschaftler der Universität Michigan (USA) haben im Fachmagazin Frontiers in Psychology eine Studie veröffentlicht, die den positiven Effekt von Entspannung in der Natur auf das Stressniveau von Menschen detailliert untersucht hat.
Wie Ökologin MaryCarol Hunter von der Universität Michigan, Hauptautorin der Studie anmerkt ist es zwar seit langem bekannt, dass ein Spaziergang im Park oder Wald positiv auf den Menschen wirkt, wie oft und wie lange man sich im Freien aufhalten sollte war jedoch bisher unerforscht.
Stress sorgt dafür, dass die Nebennierenrinde das Hormon Cortisol verstärkt produziert. Langfristig führt das Stresshormon in zu hohen Mengen zu Gesundheitsproblemen wie Depressionen, Herz-Kreislauf-Störungen, Übergewicht und einem schwachen Immunsystem sowie anderen ersten Beschwerden.
Um diesem Problemen entgegen zu wirken, sollten vor allem gestresste Personen laut der Studie regelmäßig Entspannung in der Natur suchen. Der von Hunter als Naturpille bezeichnete Aufenthalt sorgt bereits nach 20 bis 30 Minuten dafür, dass die Leber das Hormon abbaut und somit das Stressniveau sinkt (Wundermittel gegen Stress: Studie belegt, wie sehr ein Waldspaziergang hilft).
Drei Spaziergänge pro Woche
Die 36 Probanden der Studie haben während des Experiments mindestens dreimal wöchentlich Spaziergänge mit einer Mindestdauer von zehn Minuten in der Natur unternommen. Die Cortisol-Werte wurden über Speichelproben bestimmt, die zu Beginn der Untersuchung, im Verlauf und zum Ende entnommen wurden.
Um die Teilnehmer in ihrer normalen Lebensführung nicht unnötig einzuschränken, konnten sie den genauen Ort und die Dauer ihrer Naturerlebnisses selbst bestimmen.
Während der Spaziergänge oder des bloßen Aufenthalts in der Natur, der tagsüber stattfinden sollte, durften die Probanden jedoch keinen Sport machen und sich keiner Ablenkung durch Smartphones, Telefonate, Unterhaltungen oder Büchern aussetzen (Gesundes Gehirn: Wer am Wald wohnt kann Stress besser verarbeiten).
20 bis 30 Minuten ausreichend
Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass bereits nach 20 Minuten in der Natur der Cortisolspiegel deutlich geringer war als zuvor. Den größten Effekt haben dabei Versuchsteilnehmer erzielt, die während ihres Aufenthalts in der Natur entweder saßen oder gemütlich gingen.
Hunter sieht die Ergebnisse der Studie als evidenzbasierte Möglichkeiten für Ärzte, die so Patienten, die an Stress leiden konkrete Handlungsempfehlungen geben können, um ihr Stresslevel auf natürlich Art zu senken.
Auch andere Studien kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Bereits 1984 hat der schwedische Wissenschaftler Roger Ulrich festgestellt, dass Patienten, die nach einer Operation auf ihrem Krankenbett die Natur sehen konnten im Durchschnitt weniger Schmerzmittel benötigten und eine schneller Wundheilung hatten.
Marc Berman, ein US-amerikanische Umweltpsychologe führte 2015 eine Studie durch, die zu dem Ergebnis kam, das Bewohner von Gegenden mit Bäumen seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes leiden.
In Japan gibt es seit 2012 für das Shinrin-yoku (Baden im Wald) einen eigenen Forschungszweig an einigen Universitäten, der zeigen soll, welche Faktoren die positiven gesundheitlichen Effekte auslösen.
Der österreichische Biologe Clemens Arvay hat sich intensiv mit den Untersuchungen zur Heilkraft des Waldes beschäftigt und dazu das Buch „Der Biophilia-Effekt“ veröffentlicht. Er erklärt, warum das „Waldbaden“ überhaupt wirkt (Waldbaden: Die sanfte Therapie für Körper und Geist! (Video)).
Im Wald kommunizieren Pflanzen untereinander. Sie schütten chemische Verbindungen aus, sogenannte Terpene, und geben sie an die Luft ab. So warnen sie andere Pflanzen vor Angreifern oder Schädlingen, die daraufhin ihr Immunsystem hochfahren, um sich zu schützen. Clemens Arvay, Biologe und Autor
Das ist wissenschaftlich belegt. Inzwischen sind ca. 40.000 dieser „Pflanzenvokabeln“ sogar entschlüsselt worden. Auch wir Menschen empfangen diese Signale, wenn wir durch den Wald gehen und auch unser Immunsystem reagiert darauf, indem es aktiv wird. Das haben Forscher der Nippon Medical School in Tokio herausgefunden.
Fährt unser Immunsystem hoch, werden mehr weiße Blutkörperchen gebildet, sogenannte Killerzellen. Nach einem Waldspaziergang sind es etwa 50 Prozent mehr als davor. Sie sind dann auch lang anhaltend aktiver und bekämpfen nicht nur körperfremde Keime, sondern auch körpereigene Krebszellen. Was sich anhört wie ein kleines Wunder, wurde von der Nippon Medical School statistisch untermauert (Intensive Waldspaziergänge erhöhen Anzahl krebsbekämpfender Zellen im Körper (Videos)).
Inzwischen gibt es auch Krebstherapien, die Terpene berücksichtigen. Und natürlich werden auch Diäten mit terpenhaltigen Gemüsen wie Stangensellerie und Karotten empfohlen. Beides begünstigt möglicherweise eine positive Veränderung, reicht aber allein für einen durchschlagenden Erfolg nicht aus.
Waldspaziergänge schützen auch unser Herz-Kreislauf-System. Sind wir im Grünen, schüttet unser Körper vermehrt das Hormon DHEA aus. Es wird in der Nebennierenrinde gebildet und stärkt unser Herz und unsere Gefäße (Wirksame Waldtherapie – Terpene in der Waldluft stärken das Immunsystem).
Bei Stress und mit zunehmendem Alter lässt die DHEA-Produktion im Körper nach, deshalb ist Zeit unter Bäumen neben Seelenbalsam in gewisser Weise auch Jungbrunnen.
Waldatmosphäre zum Beispiel mit Vogelgezwitscher und dem Rauschen eines Wasserlaufs aktiviert auch den Parasympatikus, den sogenannten Ruhenerv. Er ist für Stoffwechsel, Erholung und den Aufbau körpereigener Reserven verantwortlich („Shinrin-yoku“ – Doktor Wald).
Im Wald sorgt er also dafür, dass die Stresshormone zurückgefahren werden und der Blutdruck sinkt. Ein Geschenk für Burnout-Patienten und alle, die sich gestresst fühlen.
Literatur:
Codex Humanus – Das Buch der Menschlichkeit
Einfach raus! – Wie Sie Kraft aus der Natur schöpfen
Die Natur-Apotheke: Das überlieferte und neue Wissen über unsere Heilpflanzen
Quellen: PublicDomain/forschung-und-wissen.de/mdr.de am 09.07.2019
Aus dem Walde kommen wir.
Zum Walde gehören wir.
Daher ist die Schwingung im Walde auch so erholsam.
Deshalb sollten wir auch überall wo Platz ist, Bäume pflanzen.
Helft mit und pflanzt wo ihr könnt, ich habe und mache es weiter, Bäume.