Weltweit kennt man weniger als zwei Dutzend sogenannte Supervulkane. Diese enormen geologischen Strukturen bilden im Unterschied zu herkömmlichen Vulkanen keine Kegel aus, sondern hinterlassen nach einem Ausbruch gewaltige Calderen.
Der bekannteste Supervulkan ist jener unter dem Yellowstone-Nationalpark im US-Bundesstaat Wyoming, doch auch direkt vor unserer Haustür schlummert ein solches gefährliches Monster: Die Phlegräischen Felder liegen rund 20 Kilometer westlich des Vesuv, also nahe der Millionenstadt Neapel, und zeichnen sich durch eine Vielzahl vulkanischer Aktivitäten aus, wie etwa Solfataren, Thermalquellen und Fumarolen.
Verstärkte Aktivitäten
In den vergangenen Jahren beobachteten Forscher zudem eine beunruhigende Folge von Hebungen und Senkungen in dieser Region; das gesamte Areal bewegte sich pro Jahr teilweise um bis zu einen halben Meter.
Zwischenzeitlich waren die Phlegräischen Felder zwar etwas zur Ruhe gekommen – Messungen zwischen Oktober 2014 und März 2015 ergaben eine Hebung von lediglich 0,5 Zentimetern pro Monat –, doch mittlerweile haben die Aktivitäten wieder merklich zugenommen.
Nun entdeckten britische Wissenschafter Hinweise darauf, dass Ausbrüche des europäischen Supervulkans häufiger stattfinden dürften als vermutet. Bisher datierte man die letzte große Eruption auf einen Zeitpunkt vor 37.280 Jahren, bei der bis zu 150 Kubikkilometer pyroklastisches Material ausgestoßen wurden.
Vor etwa 15.000 Jahren dürfte es zu einem weiteren, etwas kleineren Ausbruch gekommen sein. Die nun von einem Team um Paul Albert von der University of Oxford im Fachjournal „Geology“ präsentierten Daten lassen jedoch darauf schließen, dass die Phlegräischen Felder auch vor 29.000 Jahren explodierten und dabei eine Fläche von 150.000 Quadratkilometern mit vulkanischen Ablagerungen bedeckten (Spanien: Erdbebenschwarm auf Teneriffa – Sorge wegen Vulkan).
Verräterische vulkanische Gase
Belege dafür fanden die Wissenschafter in entsprechenden Asche- und Tuff-Sedimenten im Meer und in Seen der Region. Obwohl diese Spuren schon länger bekannt waren, konnte bislang kein spezifischer Vulkan mit Sicherheit als Quelle identifiziert werden.
Der Gruppe um Albert dürfte nun jedoch die entscheidende Zuordnung gelungen sein: In Bohrproben aus der Umgebung von Neapel und einer Gegend nordöstlich der Supervulkan-Caldera fanden sie vulkanische Gase, deren chemische Zusammensetzung und Alter auf einen Ausbruch vor fast 30.000 Jahren schließen lassen.
Aufgrund dieser Erkenntnisse nehmen die Geologen an, dass die Phlegräischen Felder doch in bedeutend kürzeren Abständen ausbrechen dürften als lange Zeit angenommen. Dass eine Eruption unmittelbar bevorstehen könnte, bezweifeln die Forscher allerdings. Außerdem ist unklar, wie stark die nächste Explosion ausfallen könnte.
Abermals muss nun das Gefahrenpotenzial der Campi Flegrei neu eingeschätzt werden: das Zeitintervall zwischen den großen Eruptionen der Caldera verkürzt sich deutlich und wir könnten näher vor einer europaweiten Katastrophe stehen, als befürchtet (Yellowstone Vulkan: Geysir sprang erneut! Steht ein Ausbruch kurz bevor? Wie weit im Voraus würden wir es wissen? (Videos)).
Dafür sprechen auch neue Hinweise, dass sich die Magmakammer unter dem Vulkan füllt. In den letzten Monaten änderten sich Gastemperaturen und es werden Bodendeformation und Seismik registriert. Erst vor 1 Woche gab es einen kleinen Erdbebenschwarm.
Eine Studie aus dem Jahr 2017 geht jetzt wieder durch die Medien, die die Aufstiegsweg von Fluiden enthüllte, die von der Magmakammer aus zur Oberfläche aufsteigen. Dabei wurde eine neue Art der seismischen Tomografie angewendet.
Ein Forscherteam um Professor De Siena, nutze seismische Signale, die von der Brandung an der Küste im Golf von Pozuolli ausgeht, um den Untergrund näher zu untersuchen. Dabei wurde offenbar der Aufstiegskanal enthüllt, den magmatische Fluide nutzen. Diese steigen zunächst aus einem Gebiet unter dem Meer auf und folgen dann einem schrägen Kanal in Richtung Caldera-Mittelpunkt und Solfatara (Es brodelt am Vesuv: Supervulkan in Italien steuert auf neuen Ausbruch zu).
Man vermutet, dass dieser Aufstiegsweg in den 1980’iger Jahre entstand, als die Gegend von einer starken seismischen Krise heimgesucht wurde.
Campi Flegrei mit kleinem Schwarmbeben
Unter der italienischen Caldera Campi Flegrei bebte gestern die Erde. DAS INGV verzeichnete 12 schwache Erschütterungen mit Magnituden kleiner als 1. Die meisten Beben streuen in einem Bereich nördlich der Solfatara bei Pozzuoli. Die Hypozentren lagen überwiegend in Tiefen kleiner als 2 km.
In den letzten Wochen kommt es immer wieder zu ähnlichen Schwarmbeben. Sie stellen für sich genommen noch keinen Grund zur Beunruhigung dar, weisen aber darauf hin, dass sich im Untergrund des Calderavulkans magmatische Fluide bewegen könnten.
Literatur:
Die Erde im Umbruch: Katastrophen form(t)en diese Welt. Beweise aus historischer Zeit
Quellen: PublicDomain/derstandard.at/vulkane.net am 18.06.2019