Die britische Premierministerin Theresa May macht bald das Licht aus in der Downing Street. Nr. 10. May sieht ihre Arbeit als zerstört, sie ist am Brexit-Deal gescheitert und sowieso scheint nach Meinung vieler Politiker der alten Garde die ganze Welt gerade in der Finsternis zu verweilen.
Europas Spitzenpolitiker und die alten Volksparteien haben deutlich sichtbare Angst vor der Zukunft, doch die ist nun mal nicht aufzuhalten. Jetzt heißt es auch für die Politelite: Augen zu und durch. Ist das vielleicht gerade der Anfang vom Ende der alten Weltordnung? Eine Außenansicht von Frank Schwede.
Theresa May, Angela Merkel und Emmanuel Macron bilden die große Pyramide der europäischen Politik. Krampfhaft versucht das Dreiergespann die alte Ordnung Europas aufrecht zu halten. Doch wo kein Kitt mehr ist, hält auch kein Stein mehr auf dem anderen. Und der Kitt in Form frischer, innovativer Ideen fehlt an allen Ecken und Kanten. Und das in der gesamten Europäischen Union.
Die Briten haben die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt und beschlossen, dass sinkende Schiff unter der Flagge der EU zu verlassen, um wieder endlich Land unter die Füße zu bekommen, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen und um frischen Wind auf das britische Festland zu bekommen, der den alten Mief der EU mit einem Atemzug wegblasen soll.
Auch wenn die Aufgabe des Amtes als Vorsitzende der britischen Konservativen für Theresa May noch nicht das offizielle Ende als Premierministerin bedeutet, dennoch sind ihre Tage im Amt gezählt.
Theresa May wird als tragische Figur in die Geschichte Englands eingehen und vielleicht sogar in die Geschichte Europas. May scheiterte drei Mal in Folge. Doch ihre Gegner saßen nicht nur in der Opposition, sondern auch in den eigenen Reihen, was deutlich macht, dass es im gesamten politisch Apparat mächtig gärt.
Die Parlamentsdebatten über den Brexit gestalteten sich am Ende zu einem grotesken Schauspiel. Für May gab es also keinen anderen Ausweg mehr. Sie musste gehen. May geht und hinterlässt ein Trümmerfeld.
Wer sich dieser Tage einmal näher mit dem Thema Politik auseinandergesetzt hat, wird festgestellt haben, dass die alte politische Ordnung, wie wir sie derzeit noch kennen, bald nur noch ein Stückchen Zeitgeschichte sein wird, weil sie in Zeiten wie diesen einfach keine Überlebenschance mehr hat. Die alte Politik ist nicht nur ein lahmes, sondern bereits ein totes Pferd.
Und ein altes chinesisches Sprichwort sagt: ein totes Pferd kann man nicht mehr reiten, da helfen auch keine Wiederbelegungsversuche mehr. Weder ein Defibrillator noch eine Frischzellenkur können hier etwas bewirken. Die alte politische Landschaft, so, wie wir sie noch kennen, ist tot: Und das nicht nur in Amerika und Europa, sondern nahezu in allen Ländern der Erde (Erschütterungen nach der EU-Wahl: Wie lange können sie sich noch halten?).
Tränen des Schmerzes und der Verzweiflung
Politik, wie wir sie von früher her kennen, wird in Zukunft nicht mehr funktionieren, weil sich die Rahmenbedingungen ganz einfach verändert haben – auch die Menschen, ihre Lebensweise und die Umwelt. Das heißt in diesem vorliegenden Fall: nicht nur der Begriff Politik muss vielleicht künftig gegen einen neuen ersetzt werden, nein, die ganze Politik wird sich in ihrer Rolle neu erfinden müssen.
Und genau diese Botschaft scheint in den Köpfen der alten politischen Garde noch nicht angekommen zu sein. Die Tränen von Theresa May bei ihrer Abschiedsrede mögen in diesem Fall Symbolcharakter gehabt haben. Sie zeigten auf geradezu deutliche Weise Schmerz und Verzweiflung, die sich gegenwärtig auch in den Reihen der großen deutschen Volksparteien breit machen.
Verzweiflung ist immer das erste sichtbare Zeichen, wenn etwas Altes geht, wenn etwas stirbt. So vieles in unserem Leben geht gerade zu Ende und stirbt. Es wird einfach hinweggefegt, doch wir können es nicht aufhalten, weil der Prozess der Veränderung einfach zum Leben dazugehört. Er ist wichtig, überlebenswichtig. Doch gerade in der deutschen Politik versucht man diesen wichtigen Prozess seit Jahren aufzuhalten.
Mit aller Macht versuchen die alten Volksparteien den natürlichen Fluss des Lebens zu stoppen, indem sie stur weiter auf die Bremse treten. Die Menschen, die Wähler spüren das und das macht sie zornig. Nicht nur in Deutschland sieht man das, auch in Frankreich, doch hier wehren sich die Menschen. Sie gehen auf die Straße und schreien ihre Wut in die Welt hinaus.
Wer die Zeichen der Zeit nicht erkennen will, wird eines schönen Tages von der Zukunft bestraft werden. Und der Tag der großen Abrechnung scheint jetzt für die europäische Politik gekommen zu sein.
Die Zukunft hat schon lange an die Tür geklopft. Doch man hat bisher mit aller Macht versucht, sie auszusperren. Die Zukunft erweist sich in diesem Fall wie ein reißender Fluss, ein Lebensfluss, der sich wie Wasser von nichts aufhalten lässt. Wasser kennt bekanntlich keine Balken, auch der Fluss des Lebens nicht.
Europa und auch der Rest der Welt wird nicht in diesem Fluss ertrinken, nein eher das Gegenteil wird der Fall sein: die Welt wird in neuem Glanz erstrahlen und zu neuem Leben erwachen.
Europa und der Rest der Welt werden sich weiter drehen: auch ohne Theresa May, auch ohne Angela Merkel und auch ohne Emmanuel Macron. Drei Politiker, die einmal die politische Pyramide Europas gebildet haben, werden sich wohl noch in diesem Jahr von der politischen Bühne verabschieden müssen. Ob sie das wollen oder nicht (EU-Wahl: Volksparteien stürzen dramatisch ab! „Populisten“ und „Nationalisten“ gewinnen eindeutig! Mainstream rechnet „schön“!).
Wege aus dem Stillstand und das Leben nach der GroKo
Die alte Politik liegt in Trümmern, das Neue steht bereits in den Startlöchern. Viele junge, ausgesprochen kreative Köpfe machen sich bereits Gedanken über die Gestaltung der Zukunft. Noch werden sie von den alten Mächten an ihrer Arbeit gehindert. Die alten Mächte, die unbedingt die Welt im Stillstand gefangen halten wollen.
Die GroKo ist gegenwärtig das sichtbarste Beispiel für Stillstand in der politischen Landschaft. Sie macht die Menschen wütend, gleichzeitig aber auch ohnmächtig, weil niemand es anscheinend wagt, dem Unsinn endlich ein schnelles wie wirkungsvolles Ende zu setzen.
Frischer Wind, wie er bald in Großbritannien zu spüren sein wird, wird in Deutschland vielleicht noch eine ganze Weile auf sich warten lassen. Die Menschen werden also weiter unter dem Stillstand zu leiden haben, so wie einst die Menschen in der Deutschen Demokratischen Republik. Auch hier war der Stillstand zuletzt unerträglich, bis die wütenden Menschen am Ende nicht mehr zu bremsen waren und die Mauern, die sie einst umgaben einrissen.
Auch im wiedervereinten Deutschland sind die Menschen gegenwärtig von Mauern umgeben, unsichtbare Mauern sind das, die die Menschen in einem geistigen Gefängnis halten, weil sich viele Menschen nicht trauen das auszusprechen, was sie denken, was sie fühlen und was ihnen wirklich auf der Seele lastet, weil diese Menschen einfach Angst davor haben, als Populisten oder Nazis beschimpft zu werden.
Freiheit erfordert manchmal eine gehörige Portion Mut. Doch der Mut lohnt sich am Ende eines manchmal schier endlosen Kampfes. Viele Menschen in Deutschland spielen gegenwärtig die Rolle eines unmündigen Kindes, das kurz davor ist, erwachsen zu werden aber noch nicht den Mut dazu hat, eigene Wege zu gehen und sich von den Eltern zu emanzipieren.
Doch dieser Schritt ist nun mal erforderlich, wenn man auf eigenen Füssen stehen will. Die Politik in Deutschland übernimmt in mancherlei Hinsicht die Rolle autoritärer Eltern, die ihr Kind ständig maßregeln und beschimpfen, bis es am Ende so verängstigt ist, dass es sich nicht traut, auch nur einen Mucks zu machen (Nach der EU-Parlamentswahl kommt der große Schock).
Doch Wahrheit und Veränderung haben nichts mit Populismus gemeinsam und schon gar nicht mit dem Gedankengut der Nazis. Im Gegenteil: sie sind ein Ausdruck von Freiheit und Unabhängigkeit. Doch das sind zwei Elemente, vor denen die alten Volksparteien gerade ganz große Angst haben.
In diesem Fall handelt es sich um Verlustängste. Vor allem aber Angst vor dem Verlust von Macht und Kontrolle. Die apokalyptischen Gedanken von Angela Merkel, die das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ kürzlich skizzierte, mögen also durchaus realer Natur sein. Und sie werden nicht nur Angela Merkel gegenwärtig in den Gliedern stecken, sondern auch anderen führenden Köpfen der alten Volksparteien.
Angst in Verbindung mit düsteren Gedanken ist in der Regel ein Ausdruck von Ohnmacht. Ohnmacht vor dem Unbekannten. Doch ist es nicht manchmal besser, einem Fremden die Tür zu öffnen, als sich für den Rest seines Lebens vor ihm zu verstecken?
Über eins sollten wir uns immer im Klaren sein: Fremd ist nicht gleich Feind! Ein Fremder kann sich nämlich am Ende durchaus als willkommener Freund erweisen.
Bleiben Sie aufmerksam!
Literatur:
DAS ASYL-DRAMA. Deutschlands Flüchtlinge und die gespaltene EU
Merkels Flüchtlinge: Die schonungslose Wahrheit über den deutschen Asyl-Irrsinn!
Die Getriebenen: Merkel und die Flüchtlingspolitik: Report aus dem Innern der Macht
Quellen: PublicDomain/Frank Schwede am 02.06.2019