Der folgende Beitrag von Jes Alexander erschien in englischer Sprache am 9. Dezember 09 online bei Herald de Paris unter dem Titel „Previously undiscovered ancient city found on Caribbean sea floor„, gefolgt von einem Update („More from Caribbean site – New detail images just released„) vom 10.12.09.
Forscher haben die ersten Bilder [von Strukturen am] karibischen Meeresboden vorgestellt, von denen sie annehmen, dass es sich dabei um die archäologischen Überreste einer altertümlichen Zivilisation handelt.
Der Projektleiter, der die Koordinaten der Fundstätte sorgfältig unter Verschluss hält und derzeit noch anonym bleiben möchte, sagt, diese Stadt könne tausende von Jahren alt sein; möglicherweise sei sie sogar älter als die Pyramiden der Alten Ägypter bei Gizeh (Unbekannte Botschaft von Atlantis an der Großen Pyramide von Gizeh entdeckt (Videos)).
Entdeckt wurde die Stätte durch Nutzung hoch entwickelter Satelliten-Bildtechnik, und sie steht in keiner Weise in Verbindung mit der mutmaßlichen Fund-Stätte, die 2001 von russischen Forschern in einer Tiefe von 2300 Fuß vor Kuba entdeckt wurde (Titelbild: Wenn sich die Authentizität dieser gewaltigen Anlage in den Gewässern der Karibik verifizieren lässt, wird die These eines weit-prähistorischen, karibo-amerikanischen Urkultur-Raums massiven Auftrieb erhalten).
“Um mittels Satellit sichtbar zu sein, muss unsere Stätte in viel flacherem Wasser liegen.” Das Team bemüht sich derzeit um die Finanzierung der Ausrüstung für eine Expedition zur Bestätigung und weiteren Erkundung dessen, was eine riesige, unter Wasser liegende, Stadt zu sein scheint.
“Bei der Arbeit mit Satelliten-Bildern zu solch einer Stelle muss man vorsichtig sein,” sagt der wissenschaftliche Leiter des Projekts, “Die digitale Matrix fehlinterpretiert bisweilen die Daten, und zeigt Ruinen als solide Massen an.
Die Sache sieht so aus, dass wir auf eine Struktur gestoßen sind, die eine große, schmale Pyramide zu sein scheint; auf große Plattform-Strukturen mit kleinen Gebäuden darauf; außerdem haben wir sogar eine auftecht stehende Konstruktion aus parallel angeordneten Pfosten und Trägern [orig: post and beam construction] im Schutt von etwas gefunden, was ein zusammengestürztes Gebäude zu sein scheint. Pfosten und Träger gibt´s aber nun einmal nicht ohne menschliches Dazutun.”
Danach gefragt, ob es sich bei dieser Stadt um die legendäre [Haupt-]Stadt von Atlantis handele, verneinten dies die Forscher umgehend:
“…niemend wird sich einen SCUBA-Tank überstreifen, ins Wasser springen und ein Stadttor finden, auf dem ‘Wilkommen in Atlantis’ steht. Wir sind jedenfalls der Meinung, dass diese Stadt eine von vielen Städten einer hoch entwickelten, seefahrenden, Handel treibenden Zivilisation sein könnte, welche möglicherweise von ihren europäischen Gegenstücken Besuch erhielt.”
Derzeit ist noch nicht bekannt, zu welcher Zeit und wie diese Stadt auf den Meeresboden gelangte […] “Wir haben verschiedene Theorien.”
Das Team hofft, eine massive Kartierungs- und Forschungs-Expedition durchführen zu können, um so viel wie möglich darüber in Erfahrung zu bringen, wer ihre Erbauer waren, bevor sie die Fundstätte an die Regierung der betreffenden Karibik-Insel übergeben (Das sagenhafte alte Atlantis im Bermuda Dreieck (Videos)).
“Was auch immer wir finden werden, gehört nicht uns”, sagte der Projekt-Leiter, “Es gehört den Menschen dieser Insel, und der gesamten Welt. Falls irgendwelche Fundstücke geborgen werden sollten, so gehören sie in die Hände eines Museums.”
(Dieses Detail-Bild zeigt Strukturen, die an Fundamente und Reste von Mauern erinnern. Man beachte auch den freien, rechteckigen Platz und die Rechtwinkligkeit vieler Elemente)
Kuba – das karibische Atlantis
Ins Zentrum des Blickfelds der modernen Atlantisforschung geriet die Karibik-Insel erst kurz vor Ende des 20. Jahrhunderts. Zwar publizierte bereits im Jahr 1974 der Autor und Forscher Charles Berlitz in ‚Das Atlantis Rätsel‘, quasi in einem Nebensatz, eine kurze Notiz:
„Nördlich von Kuba wurde ein unterseeischer Bautenkomplex, der sich über 40500 Quadratkilometer [???; d. A.] erstreckt und – offenkundig mit russischer Unterstützung – untersucht“; diese Randbemerkung darf jedoch als typisches Beispiel für solche Meldungen gelten, die auch beim geneigten Leser mit einer hochgezogenen Augenbraue quittiert und dann ad acta gelegt werden – um Jahre später plötzlich ungeahnte Aktualität zu bekommen (Atlantis – als der Mensch das kollektive Bewusstsein verlor).
Am 6.12.2001 veröffentlichte nämlich die Agentur Reuters eine Pressemeldung, die sich mit der vermutlichen Entdeckung einer riesigen, versunkenen Stadt vor der West-Küste Kubas beschäftigt.
Dort hieß es: „Forscher, die mit einem Miniatur-U-Boot den Meeresboden vor der kubanischen Küste erkundeten, erklärten am Donnerstag, dass sie die Entdeckung von Steinstrukturen, tief unter der Meeresoberfläche, bestätigt hätten, die möglicherweise vor Tausenden von Jahren von einer unbekannten menschlichen Zivilisation errichtet worden seien. Exploratoren eines kanadischen Forschungsunternehmens sagten, sie hätten während des Sommers vor der Halbinsel Guanahacabibes am westlichen Zipfel der karibischen Inseln die Ruinen einer möglicherweise überfluteten ‚verlorenen Stadt‘ gefilmt. Die Forscher schränkten ein, dass sie die Natur ihres Fundes nicht vollständig verstünden und planen würden, im Januar für eine weitere Analyse zurückzukehren, erklärte der Expeditionsleiter am Donnerstag.“
Sollte Berlitz´ 27 Jahre zuvor erschienene Randnotiz doch einen authentischen Hintergrund gehabt haben? Seine etwas nebulösen, versunkenen Ruinen im Norden Kubas für sich genommen waren eine Sache gewesen; diese höchst realen Funde vor der Westküste hatten offenbar ein ganz anderes ‚Kaliber‘:
„Die Forscher erklärten, sie gingen davon aus, dass diese mysteriösen, als urbane Siedlung erkennbaren, Strukturen, die in der erstaunlichen Tiefe von etwa 2100 Fuß [ca. 700 m!] entdeckt wurden, möglicherweise vor mindestens 6000 Jahren erbaut worden sein könnten. Dies wäre etwa 1500 Jahre früher als die Erbauung der ägyptischen Pyramiden von Gizeh (Die Geschichte der Beziehung zwischen dem Sonnensystem, der Erde, Atlantis und Lemuria (Videos)).
„Es handelt sich um eine wirklich wundervolle Struktur, die so wirkt, als könne sie einst ein großes, städtisches Zentrum gewesen sein“, sagte die in der Sowjetunion geborene, kanadische Meeresforscherin Paulina Zelitsky, von der, in Britisch Kolumbien beheimateten, Firma Advanced Digital Communications (ADC).
Zelitsky erklärte, die Strukturen seien möglicherweise von einem unbekannten Volk erbaut worden, als sich der gegenwärtige Meeresboden noch oberhalb der Meeresoberfläche befand. Sie sagte, vulkanische Aktivitäten könnten erklären, wie dieses Gebiet der Karibischen See in eine so große Wassertiefe gelangte.“
Dieses Statement kündigte Diskussionsbedarf und möglicherweise längst überfällige Neubewertungen lieb gewonnener Betrachtungsweisen nicht nur für die Prähistoriker und Anthropologen, sondern auch für die Geologen an. Schließlich geht es hier um großflächige Landabsenkungen von vielen Quadratkilometern, die sich erdgeschichtlich innerhalb des späten Pleistozän oder spätestens in der ersten Hälfte des Holozäns (unserer jetzigen Epoche) ereignet haben müssen, wenn wir den artifiziellen Charakter der Zelitsky-Funde zugrunde legen. Um noch einmal die Reuters-Meldung zu zitieren:
Diese faszinierende Entdeckung belegt, dass Kuba vor nicht allzu langer Zeit noch mit dem Festland Lateinamerikas durch eine Landbrücke verbunden war, die zur Halbinsel Yucatán hin verlief, hieß es seitens der Forscher. „Es gibt viele neue Hypothesen über Erdbewegungen und Besiedlung, und was wir hier sehen, könnte hochinteressante neue Informationen vermitteln“, erklärte Zelitsky.
Und damit wären wir natürlich auch wieder bei der eingangs gestellten Frage nach Kuba als Ort für eine Atlantis-Lokalisierung angekommen, die sich zwangsläufig bei der Entdeckung versunkener prähistorischer Monumente im westlichen Atlantik ergeben muss. Wenn wir der klassischen Interpretation der platonischen Angaben aus dem Timaios folgen, dann passt eine hypothetische, karibo-atlantische Großinsel sehr gut in das dort geschilderte Bild (Der Untergang der atlantischen Zivilisation und Atlanter als Baumeister der Pyramiden in Ägypten).
(Eine Sidescan-Sonaraufnahme der vermutlich künstlichen Untersee-Struktur, auf die das Team von Dr. Zelitsky gestoßen ist)
Diese Meinung vertritt jedenfalls seit mehreren Jahren der engagierte britische Atlantologe Andrew Collins, der mit seinen Veröffentlichung zum zentralen Protagonisten der These geworden ist, Atlantis habe sich einst auf einer karibischen Großinsel befunden, deren heutiger Überrest u.a. das heutige Kuba sei (Antarktis, Atlantis und alte Landkarten: Beweise für eine Hochkultur in vorgeschichtlicher Zeit).
Hierzulande erreichte Collins 2001 ein breiteres Publikum mit dem Erscheinen der deutschsprachigen Fassung seines Werks „Neue Beweise für Atlantis“ Darin setzt er im Rahmen einer umfassenden Literatur-Recherche u.a. bei alten Überlieferungen an, die von geheimnisvollen Inseln im Westen berichten und entwickelt eine Indizienkette auf, die ihn stringent zu seiner Atlantis-Lokalisierung im West-Atlantik führt, wobei er erläutert, dass „die Antillen einst einen einzigen Kontinent gebildet hätten, dann aber plötzlich durch Wasser voneinander getrennt worden seien.“
Er erklärt: „Kuba erweist sich als das wahrscheinlichste geographische Synonym nicht nur für Antilia, sondern – zusammen mit Hispaniola und Puerto Rico – auch für die Überreste des platonischen Atlantis. Da sich zudem die Anzeichen dafür häufen, dass Kuba jene Heimat der mittelamerikanischen Rassen war, wo sich die Sieben Höhlen oder Sieben Städte, befunden haben sollen, offenbart sich hier meiner Ansicht nach eine direkte Beziehung zwischen diesen scheinbar vollkommen voneinander unabhängigen Überlieferungen.“
Zu Collins wesentlichen Grundsatz-Aussagen bezüglich des platonischen Atlantisberichts gehört die Prämisse, die klassische Interpretation der Aussage im Timaios, Atlantis sei größer als Libyen und Kleinasien gewesen, sei in dieser Form unrichtig. Nach neueren Übersetzungen müsse dies vielmehr ‚von größerer Bedeutung als…‘ heißen (Die wahre Geschichte von Atlantis und das Ende des dunklen Experiments).
Collins geht hier also von einem Synonym für ‚immense Größe‘ aus, und stellt fest, dass sich nicht auf die Landmasse der Atlantis-Insel, sondern auf das Reich beziehen soll, über das die Könige von Atlantis geherrscht hätten.
Der britische Autor setzt ein kataklysmischen Ende dieser alten Atlanter-Zivilisation aus, und stellt fest, dass bereits Otto Muck den Mechanismus für diese Katastrophe erkannt habe, während er dessen Lokalisierung (Mittelatlantischer Rücken) zurückweist.
Doch, wie Muck, sieht auch Collins Platons zeitliche Angaben zum Untergang – bzw. Teiluntergang des atlantischen Imperiums – um 8500 v. Chr. als bestätigt an. Zu einer Zeit also, als der Globus nach schulwissenschaftlichen Vorstellungen angeblich noch ausschließlich von Jägern und Sammlern bewohnt wurde… (Atlantis und die Wiederentdeckung Amerikas durch die Europäer)
Sollten sich die Entdeckungen des Zelitsky-Teams nun tatsächlich als Artefakte einer Hochkultur des späten Paläolithikum erweisen, so würde nicht nur Collins´ Atlantis-Lokalisierung (unabhängig von ihrer möglichen Richtigkeit) enormen Auftrieb bekommen; die gesamte alternative Prähistorik und insbesondere das nach wie vor recht diffuse Theorem eines spätglazialen karibo-amerikanischen Zivilisationsraums, zu dem vermutlich auch die heutigen Bahamas gehörten, würde damit einen mächtigen Impuls erhalten.
Literatur:
Wissen in Stein – Das Geheimnis der Pyramiden Ägyptens und Mittelamerikas [2 DVDs]
Das Geheimnis der Pyramiden [2 DVDs]
Videos:
Quellen: PublicDomain/atlantisforschung.de am 22.05.2019