In der Eifel wurde ein Doppelbeben registriert. Das erste Beben am Montag hatte eine Stärke von 2,8 und das zweite Beben 24 Stunden später eine Stärke von ungefähr 2,5 auf der Richterskala. Ist das ein Grund zur Besorgnis – besonders dann, wenn ein Vulkan in der Eifel schlummert?
Ein leichtes Erdbeben hat am Morgen viele Bewohner der Eifel aus dem Schlaf gerissen. Es hatte die Stärke 2,8, wie das Landesamt für Geologie und Bergbau in Rheinland-Pfalz berichtet. Somit war es das stärkste Beben seit dem Jahr 2012. Das Epizentrum lag in Kobern-Gondorf an der Mosel in acht Kilometern Tiefe.
In der Eifel bebt häufiger die Erde, aber oft sind die Beben nicht spürbar. Ab einer Stärke von 2 gehen Wissenschaftler davon aus, dass Menschen nahe des Epizentrums es bemerken.
Auch in der Eifel berichteten Anwohner diesmal von klirrenden Gläsern und wackelnden Möbeln. Auf der Seite Erdbebennews.de erzählt ein Bewohner aus Kobern-Gondorf, dass morgens um 5.14 Uhr sein Bett gewackelt habe. Das Beben war auch in Koblenz zu spüren. Dort berichteten Menschen von Schlägen. „Als wenn ein Schrank umgekippt wäre“, sagte ein Mann aus Koblenz.
Nach wenigen Sekunden war das Erdbeben vorbei, Schäden gab es keine. „In der Eifel tut sich etwas“, sagte Professor Georg Wieber vom Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz dem „Bonner Generalanzeiger“. Eine Stärke von 2,8 sei schon einiges, jedoch auch nicht dramatisch. „Wir haben die Region in ständiger Beobachtung und werten die Daten jetzt ausführlich aus.“
Es ist Dienstagmorgen gegen 5.15 Uhr, als bei Beatrix Halter (59) im Örtchen Kobern-Gondorf die Gläser in den Schränken klirren. Schon in der Nacht zuvor hat die Erde gebebt.
„Diejenigen, die um die Uhrzeit noch schliefen, haben gar nichts bemerkt“, so Frau Halter. Kein Wunder: Das zweite Beben hatte nur noch die Stärke 2,5 auf der Richterskala.
„Nicht nur schwarmartige Erdbeben könnten Vorboten eines Vulkanausbruchs sein“, sagt Prof. Dr. Torsten Dahm (63), Erdbeben- und Vulkan-Experte am Geoforschungszentrum Potsdam.
Es gebe noch weitere Hinweise. Doch die würde niemand regelmäßig kontrollieren. „Aus dem Boden entweicht in vulkanischen Regionen auch jede Menge Kohlenstoffdioxid – vermengt mit Helium, Schwefeldioxid und anderen Gasen, die aus großer Tiefe nach oben steigen.“
Ändere sich etwas an der Zusammensetzung dieser Gase, könne dies ein Zeichen für Magmabewegung von unten nach oben sein (Der Seher Edgar Cayce, Vulkan Ätna und die kommenden Ereignisse).
„Ein klares Warnsignal!“ Jedoch: In der Vulkanregion Eifel gebe es keinerlei kontinuierliche Überwachung dieser Gasabflüsse.
(Tiefe Erdbeben weisen auf Magma-Aufstieg unter dem Laacher See hin)
Vulkangebiet Eifel
Grund für viele Erdbeben ist die Ochtendunger Störung, eine tektonische Verwerfung in der Region. Doch es gibt auch eine andere Gefahr. Unter dem Lacaher See gibt es einen Vulkan. In einer Studie stellten Forscher seit 2013 acht Serien von niederfrequenten Erdbeben in 10 bis 45 Kilometer Tiefe fest (Eifelvulkan ist noch aktiv: Serien tiefer Erdbeben sprechen für allmähliche Füllung der Magmakammer).
Dies seien Anhaltspunkte dafür, dass derzeit unter dem Laacher See-Vulkan magmatische Fluide aus dem oberen Erdmantel in die Erdkruste aufsteigen könnten, schrieben sie im „Geophysical Journal International“.
„Der Eifel-Vulkanismus ist nicht erloschen, er ist langzeitschlafend“, sagte Erstautor Martin Hensch, Geophysiker beim Landeserdbebendienst Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Freiburg. Die Bewegungen der Fluide in der Tiefe könne man als Anzeichen werten, dass sich Magmakammern in der Erdkruste langsam füllten.
Die Erdbebenserien bedeuteten aber nicht, dass ein Vulkanausbruch aktuell bevorstehe, betonte Co-Autor Torsten Dahm vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam (Vogtland: Ein Vulkan erwacht – Hinweise auf „Magma-Reservoir“ (Video)).
„Gefährdungslage neu zu bewerten“
Beim letzten Ausbruch vor knapp 13.000 Jahren habe die Befüllung der oberen Magmakammern rund 30.000 Jahre gedauert.
„Das bedeutet, dass die magmatischen Prozesse während sehr langer Zeiträume ablaufen können, bevor es zu einer Eruption kommt“, betonten die Forscher, zu denen auch Mitarbeiter des Karlsruher Instituts für Technologie und des Landeserdbebendienstes Nordrhein-Westfalen zählen.
Die Studie zeige, dass es wichtig sei, „noch mal genau hinzuschauen und die Gefährdungslage neu zu bewerten“, sagte Dahm. Eruptionen kündigten sich an, etwa über Vulkangase und Deformationen an der Erdoberfläche.
Die Frage sei, wann genau und über welchen Zeitraum solche Signale auftreten – „und ob wir in der Lage sind, sie zu messen“. Die Forscher empfehlen, zusätzlich zum Messnetz des Erdbebendienstes, die Überwachung der austretenden Gase und die Messungen zu möglichen Veränderungen der Erdoberfläche zu intensivieren.
Die in der Osteifel gemessenen Erdstöße unterhalb von 40 Kilometer Tiefe seien „die tiefsten jemals in Deutschland gemessenen Erdbeben“, heißt es. Insgesamt treten die niederfrequenten Beben („Deep Low-Frequency“; DLF) in dieser Region in größeren Tiefen auf und haben niedrigere Schwingfrequenzen als tektonische Beben.
DLF-Beben würden weltweit als Hinweis auf Bewegung magmatischer Fluide gedeutet und regelmäßig unter aktiven Vulkanen etwa auf Island, in Japan oder auf der russischen Halbinsel Kamtschatka beobachtet (Yellowstone-Supervulkan: Neue aufsteigendes Magma beunruhigt Wissenschaftler (Video)).
450 kleine und große Vulkane
Unklar ist laut Hensch, seit wann es solche Beben unter dem Laacher See gibt. Das Messnetz in Rheinland-Pfalz sei erst in den vergangenen zehn Jahren deutlich ausgebaut worden. „Seitdem sind wir in der Lage, solche Beben zu messen und zuverlässig zu lokalisieren.“ Es liege aber nahe, dass es ähnliche Aktivitäten auch schon vorher gab.
Nach Angaben des Geophysikers Dahm ist der Eifel-Vulkanismus bundesweit einmalig, weil er sehr jung ist. Der jüngste Vulkan Deutschlands stehe dort: Das Ulmener Maar entstand vor rund 11.000 Jahren.
„Die anderen Zonen sind nicht ganz vergleichbar, weil sie alle älter sind.“ Lediglich in der Oberpfalz, vor allem im deutsch-tschechischen Grenzgebiet, gebe es noch Beispiele für CO2-Entgasungen mit Hinweis auf magmatische Prozesse im oberen Mantel (Der Vulkan Ätna rutscht – Mittelmeer-Tsunami droht – Zeitbombe La Palma).
„Die Eifel ist das größte Vulkangebiet Mitteleuropas“, sagte der Geschäftsführer des Natur- und Geoparks Vulkaneifel, Andreas Schüller, in Daun. „Sie ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse.“ Insgesamt um die 450 kleine und große Vulkane zeugten von Ausbrüchen, die das Mittelgebirge über mehr als 40 Millionen Jahre immer wieder erschüttert hätten.
Die meisten davon seien nur kurz aktiv gewesen. Die Ergebnisse der Studie beunruhigen den Fachmann aber nicht.
Literatur:
Die Erde im Umbruch: Katastrophen form(t)en diese Welt. Beweise aus historischer Zeit
Quellen: PublicDomain/express.de/express.de/de.sott.net am 13.02.2019