Durch den systematischen Ankauf großer Mengen an Gold könnten die Verbündeten Russland, China und Türkei der Welt einen neuen Goldstandard aufdrängen, meinen die Protagonisten des Keiser Reports.
Max Keiser und Stacy Herbert sind die Protagonisten des Keiser Reports. Dabei handelt es sich um einen Video-Podcast, der seit 2009 im Web zu sehen ist und der sich kritisch mit Finanz- und Weltpolitik sowie Wirtschaft und Geldsystem auseinandersetzt.
Zuletzt hat Russia Today die Sendung ins Programm aufgenommen. In der aktuellen Ausgabe werden die Goldkäufe der Zentralbanken thematisiert, die laut World Gold Council im vergangenen Jahr mit 651,5 Tonnen ein 50-Jahres-Hoch erreichten.
Max Keiser sagt dazu: „1971 hat eine Zeit der Experimente in der weltweiten Geldtheorie begonnen. Eine Fiat-Währung wird in Beziehung zu einer anderen Fiat-Währung gesetzt. Aber keine davon ist an etwas wie Gold gebunden. Man endete in einer Schleife endlosen Rückgriffs, ohne irgendeinen materiellen Anker. Das neigt sich dem Ende zu. Es hat jämmerlich versagt.
Die Einkommensschere geht immer weiter auf, Länder sind im freien Fall, der Brexit bringt die Briten um den Verstand, die USA sind auf dem Weg zu einer Rebellion. Zentralbanken schauen sich diese globale Erscheinung an und entscheiden, sich wieder dem Gold zuzuwenden.“
Dieser Trend werde in den kommenden Jahren anhalten. Max Keiser rechnet in diesem Zuge mit einer zunehmenden Gold-Knappheit. Zentralbanken könnten Probleme bekommen, an die gewünschten Mengen des Edelmetalls zu gelangen.
Stacey Herbert argumentiert, dass die Länder, die zuletzt am meisten Gold akkumuliert haben, den Rest der Welt dazu zwingen könnten, sich ebenfalls wieder dem Gold zuzuwenden. Sie spricht von einer asymmetrischen Geldpolitik.
Genauer: Staaten wie Russland, China und auch die Türkei könnten gemeinsam einen neuen Goldstandard etablieren, einfach indem sie weiter erhebliche Mengen des Edelmetalls aufkauften. Handelsüberschüsse mit anderen Ländern könnten von den Protagonisten systematisch in Gold umgetauscht werden.
Herbert: „So etabliert man einen Goldstandard“.
Fakt ist: Wer in großem Stil Gold gegen US-Dollar kauft, schwächt die bestehende Weltleitwährung. Im Osten ist man in den vergangenen Jahren bereits vielerorts dazu übergegangen, den US-Dollar aus den gegenseitigen Handelsbeziehungen zu eliminieren. China, die Türkei und Indien haben bereits mit dem Iran Gold gegen Öl getauscht (Iran liefert jetzt Öl gegen Gold).
Und auch im Zuge der Venezuela-Krise spielte Gold zuletzt eine große wirtschaftliche, finanzielle und politische Rolle. Und so ist es keinesfalls verwunderlich, wenn die die USA jeden Staat als Gegner ansehen, der den US-Dollar unterwandert (Krisenvorbereitung: Rekord – Russland tauscht Dollar gegen Gold im großen Stil).
Die zwei Formen des Goldstandards
Im späten Mittelalter waren Goldmünzen die Währung mit dem höchsten Nennwert. Die Goldschmieden galten als besonders geeignet, die Reinheit und Echtheit der Münzen zu prüfen. Darüber hinaus besaßen sie stabile Kassetten, in denen sie das Gold sicher vor Dieben verwahren konnten und so kam es, dass privates Gold aus Sicherheitsgründen zur Aufbewahrung an Goldschmieden abgegeben wurde.
Der Goldschmied händigte eine Quittung für die Münzen aus und stellte eine kleine Aufbewahrungsgebühr in Rechnung. Wollte der Besitzer sein Gold zurück, löste er die Quittung ein.
Im Laufe der Zeit befand man es für sicherer und vor allem für viel bequemer, offene Rechnungen nur noch mit solchen Quittungen zu bezahlen. So wurden die Quittungen des Goldschmiedes zum Pfand, für das Versprechen zu zahlen. Und wann immer jemand den Gutschein als Zahlung akzeptierte, schloss er implizit einen Kreditvertrag mit dem Goldschmied ab, der somit die Funktion einer Bank ausübte.
Zusammenfassung: Bei dieser Art von Goldstandard handelt es sich um den Goldhinterlegungs-Standard, bei dem Gold oder Silber in einer zentralen Clearingstelle (Sammelstelle) hinterlegt wurde, was somit einer Golddeckung von 100 % entsprach. Im Gegenzug erhielten die Geschäftsleute einen Gutschein (Geldsubstitute) in Papierform. Mit dieser Gutschrift konnten weitere Geschäfte buchungstechnisch getätigt oder gegen andere Waren und Dienstleistungen eingetauscht werden.
Der Goldhinterlegungs-Standard, allerdings auf Silber basierend, wurde von privaten Girobanken, die ab dem 17. Jahrhundert in Venedig, Genua, Nürnberg, Amsterdam und Hamburg eine große Rolle spielten, angewendet. Im 19. Jahrhundert gab es in Deutschland über 30 private sogenannte „Zettelbanken“, die diese Gutscheine ausgaben. Die Hamburger Girobank (Hamburger Banco) hatte über 300 Jahre eine eigene Währung, genannt „Mark Banco“, die immer an den konkreten Silberpreis gebunden und dadurch absolut stabil war.
Der Hamburger Banco kam allerdings 1857 fast zum Stillstand, als die Geschäftsleute ihr Silber abziehen mussten und die Bank ihres Edelmetalls vor großen Schwierigkeiten stand. Die Krise wurde durch große Silberlieferungen Österreich-Ungarns abgewendet. Ein paar Jahre später wurde die Privatbank von staatlicher Seite geschlossen (Trumps nächster Schlag: Dollar durch Gold als globale Währung ersetzen).
(Anmerkung: Der Hamburger Banco stellte nur eine Rechenwährung dar, die nie geprägt wurde. Mark ist ein altes deutsches Gewichtsmaß, das in etwa einem halben Pfund entsprach).
Eine etwas andere Variante stellte die 1716 von John Law gegründete „Banque Royale“ in Frankreich dar, die als erste staatliche Zentralbank in die Geschichtsbücher einging. Law versprach die Deckung von Banknoten durch Gold (Russland im Gold-Rausch: „Um Erpressung durch den US-Dollar zu entgehen“).
Die Goldbesitzer (vorwiegend Adlige) gaben der Bank Gold und erhielten dafür Aktien der Banque Royale. Im Vergleich zum zinslosen Gold versprachen die Aktien eine Dividende. Das Gold diente als Vertrauensbasis für die Ausgabe von Banknoten (Livres). Die Noten wurden als Kredit an den Staat ausgegeben.
Wenige Jahre später gründete John Law die Mississippi Compagnie, deren Aktien gegen Livres verkauft wurden. Ihr Geschäftszweck war die Förderung von Gold in Louisiana, einer damaligen französischen Kolonie. In Wirklichkeit floss das ständig zunehmende Aktienkapital für Konsumzwecke in die Staatskasse. Je mehr Noten John Laws Zentralbank durch Staatskredite in Umlauf brachte, desto höher stieg der Aktienkurs von John Laws Compagnie. Da alle Banknoten für den Staatskonsum verbraucht wurden, gab es keinen realen Gegenwert, außer der ursprünglichen Goldmenge.
Im Jahr 1720 kam es zum ersten Sturm auf die Banque Royale. John Law sah sich zur Devisen-Bewirtschaftung gezwungen. Er verbot den Privatbesitz von Gold und Goldschmuck, um so den Goldbestand der Banque zu erhöhen. Die Banque endete trotzdem im Ruin.
Die erste Zentralbank mit strengen Regeln für die Golddeckung der sich im Umlauf befindlichen Banknoten war die Bank of England. Bereits 1694 gegründet, musste sie in ihren ersten 150 Jahren mit privaten Notenbanken um die Kreditvergabe an den englischen Staat konkurrieren.
Ihr Hauptkonkurrent wurde die South Sea Company, die im Jahr 1720 das aus der Mississippi Compagnie abfließende Kapital in ihre eigenen Aktien umlenkte. Das Geld floss zum Einen in einige undurchsichtige Projekte, zum Anderen in den Staatskonsum. Die South Sea Company erwies sich als ebenso unseriös wie das Unternehmen am Mississippi, und ihre Aktienkurse und das Vertrauen in Pfundnoten endeten in einer South Sea Bubble.
Die Bank of England überlebte die Konkurrenz. Die Notenausgabe wurde aufgrund der negativen Erfahrungen im Jahre 1844 einer strengen Grenze unterworfen, sodass ausschließlich Noten für max. 14 Millionen Pfund ungedeckt ausgegeben werden durften. (Peelsche Bankakte). Dieses Vertrauenskontingent wurde durch Staatspapiere abgedeckt, war aber nicht mit Gold unterlegt. Jede weitere Pfundnote durfte nur bei einem Ankauf von Gold ausgegeben werden.
So entstand der klassische Goldstandard als erstes international gültiges Währungssystem mit Papiergeld auf Goldbasis, bei dem die Notenbanken mehr Gutscheine (Geld) ausgeben durften, als sie in Wirklichkeit in Form von Gold vorrätig hatten (= partielle Golddeckung).
Eine 100 %-ige Deckung durch Gold, wie beim Goldhinterlegungs-Standard gab es nicht mehr, dafür wurde eine Mindestdeckung eingeführt. Gold spielte somit nur noch die Rolle eines Regulativs, denn die Deckungsgrenze („goldene Bremse“) durfte nicht überschritten werden. Auf diese wird später näher eingegangen.
Bei der Fixierung der Parität unterlag Sir Isaac Newton 1707 einem Fehler (der Gold-Silber-Wechselkurs wurde falsch berechnet), der zur Folge hatte, dass statt Silber Gold zum Standard aufstieg.
England galt Anfang des Jahres 1800 als führende Welthandelsnation und so avancierte der klassische Goldstandard, mit einer kleinen Unterbrechung, in den Folgejahren zu einem globalen System.
Die Bank von England musste aufgrund des 1802 zwischen England und Frankreich ausgebrochenen Krieges die Goldeinlösung ihrer Banknoten aussetzen. Der Goldpreis stieg dadurch stark an. (Über die wahren Ursachen dieses Prozesses informierte der Bankier David Ricardo 1810 in seiner berühmten Schrift „On the High Price of Bullion“.) Nach dem Ende des Krieges 1815 kehrte England wieder zum Goldstandard zurück.
Andere Länder (Frankreich, Belgien, Italien und die Schweiz) gründeten am 23.12.1865 in Paris einen gemeinsamen Münzbund, der als „Lateinische Münzunion“ in die Geschichtsbücher einging. Drei Jahre später (1868) trat Griechenland der Vereinigung bei. Andere Länder wie Österreich, Finnland, mehrere Balkanstaaten, Finnland, einige kleinere europäische Kleinstaaten, einige Staaten in Mittel- und Südamerika, die Kolonien der Vertragsstaaten, das Deutsche Reich (offiziell 1873) und weitere Staaten übernahmen die Regeln und Vorschriften der Lateinischen Münzunion (Goldkonfiszierung und Manipulation).
Ziel der Münzunion war es, einen gemeinsamen Münzumlauf zu schaffen, sowie die Wechselkursschwankungen zu beseitigen, um langfristig eine mit Edelmetallen gedeckte Weltwährung auf der Basis des Franken zu errichten.
Eine herausragende Person in den 1870er Jahren war Englands Premierminister Disraeli (Amtszeit: 1868 und 1874-1880). Ihm und seinen Verbindungen zur Familie Rothschild ist es mehr oder weniger zu verdanken, dass der internationale Goldstandard etabliert und London zum Zentrum des internationalen Währungssystems wurde.
Ganz nebenbei sei noch erwähnt, dass die Rothschilds die führenden Goldhändler weltweit waren.
Ein weiterer wichtiger Faktor für den Erfolg des Goldstandards war die Innenpolitik Englands. Der Zusammenhang zwischen Geld- und Beschäftigungspolitik war wenig bekannt, der Einfluss von Gewerkschaften und sozialistischen Parteien unbedeutend. Die Nationalbanker konnten ihre Geldpolitik bedenkenlos in eine feste Währung und kleiner Inflation umsetzen. Die strikte Politik der Währungsstabilität verlieh den Nationalbanken große Glaubwürdigkeit. Dadurch hatten sie die Möglichkeit, das Verhalten der Investoren zu beeinflussen – was sich besonders in Krisenzeiten bewährte.
Jede Währung war – nach britischem Vorbild – nur ein nationaler Name für eine bestimmte Goldmenge, wobei der Goldpreis (pro Feinunze) durch die Interventionspolitik der Bank of England an ihrem Londoner Goldmarkt festgelegt wurde. Er lag fast ein Jahrhundert lang (unverändert) bei 3 Pfund, 17 Shilling und 9 Pence.
(Paritätskurs: 1 kg Gold = 136,57 £ = 2.790 M bzw. 1 £ = 20,43 M).
Das Resultat waren feste, unveränderliche Wechselkurse zwischen den einzelnen Währungen.
Es gab also eine Weltwährung, Gold, das sich als verschiedenes Papiergeld weltweit in Umlauf befand, aber durch feste Umrechnungskurse verkettet war.
Bei einem Goldgehalt des Pfundes von 9 Gramm Gold und eines des Thalers von 3 Gramm Gold wusste jeder, dass 3 Thaler = 1 Pfund und 1 Thaler = 1/3 Pfund waren und blieben, denn Münzgesetze konnten zwar durch die Parlamente, nicht aber durch die Märkte geändert werden.
An dieser Stelle soll nochmals daraufhin gewissen werden, dass nicht Geld der Maßstab ist, sondern Gold.
Das Geld wird an Gold gemessen und nicht umgekehrt. (Geld wurde immer gegen Gold abgewertet, es mussten immer mehr Geldeinheiten pro Gramm Gold hergegeben werden.)
Der Goldstandard bis 1914 war ein Garant für internationale Stabilität, stabile Preise und Vollbeschäftigung, das über ein Jahrhundert anhielt (Goldverbot? Mit Sicherheit wird es das geben!).
Seine Stabilität verdankte der Goldstandard der strikten Einhaltung nationaler Gesetze und Deckungsvorschriften und dem Vertrauen der Finanzwelt in die Verlässlichkeit des Systems.
Umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass es keine internationalen Aufsichts- und Kontrollorgane (IWF, Welt-Zentralbank) gab.
Ergänzend soll hier noch erwähnt werden, dass die Arbeitslosenquote in der Zeit des Goldstandards abnahm. Leider wird dieser Sachverhalt oft anders dargestellt.
Literatur:
Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab
Wehrt Euch, Bürger!: Wie die Europäische Zentralbank unser Geld zerstört
Wer regiert das Geld?: Banken, Demokratie und Täuschung
Quellen: PublicDomain/goldreporter.de/goldseiten.de am 11.02.2019