Russland besitzt aktuell „den fünftgrößten nationalen Goldbestand weltweit“, melden Wirtschaftsmedien. Und: Moskau füllt seine Staatskasse weiterhin fleißig mit dem Edelmetall.
China, Indien, die Türkei und Ungarn ziehen nach. Im exklusiven Sputnik-Interview erklären zwei erfahrene Goldmarkt-Experten, was sich die Staaten davon versprechen.
„In absoluten Gold-Beständen haben China und Russland relativ stark aufgeholt“, sagte Dimitri Speck, Goldmarkt-Experte sowie Buchautor aus München, im Sputnik-Interview. „Aber die beiden Länder sind stark unterschiedlich.“
In Russland mache das Gold „schon einen relativ großen Anteil der Devisenreserven aus“. Für Moskau gebe es viele Motive, in das Edelmetall zu investieren. „Beispielsweise, dass hier die Sanktionen eine Rolle spielen.“ So könne sich Russland durch seine Gold-Reserven dem „Erpressungs-Potenzial“ durch die US-Wirtschafts- und Währungspolitik entziehen.
„Es gibt viele gute Gründe für Russlands Zentralbank, Gold zu kaufen. Dabei habe ich noch nicht einmal alle aufgezählt.“ (Trumps nächster Schlag: Dollar durch Gold als globale Währung ersetzen)
Russischer Staat kauft seit Jahren Gold in Mengen
„Russland stockt seine Goldreserven bereits seit 2006 nahezu kontinuierlich auf“, berichtete jüngst die „WirtschaftsWoche“ (WiWo).
„Mit einem Bestand von 2066 Tonnen besitzt Russland inzwischen die fünftgrößten Goldbestände im Staatenvergleich. Da es aber erst 17,6 Prozent seiner Währungsreserven in Gold hält, ist kaum damit zu rechnen, dass Russlands Goldkäufe aufhören.“
China: „Hier kaufen verstärkt Privatanleger Gold“
In China sei dies noch nicht der Fall, weil die chinesische Wirtschaftskraft größer ist als die russische, erklärte der Münchner Goldmarkt-Analytiker.
Dort „sind eher die Privatanleger starke Goldkäufer. Hier gibt es Schätzungen von 15 bis 20.000 Tonnen in den letzten zehn Jahren. Das ist deutlich mehr als die chinesische Zentralbank selbst besitzt.“ Dies könne aber auch zum Risiko für die Zentralbank der Volksrepublik werden (Goldkonfiszierung und Manipulation).
Die Gold-Käufer Türkei, Ungarn und Indien
Das Interesse der Notenbanken an Gold sei in den vergangenen Monaten spürbar gestiegen, so die „WiWo“. „Auch andere Staaten versuchen, ihren Goldbestand zu erhöhen. Ungarn etwa hat angekündigt, seine Goldreserven zu verzehnfachen, die Türkei kauft bereits seit Mai 2017 massiv Gold, auch Indien gilt als großer Käufer.
Seit der Finanzkrise ab 2008 haben sich die Goldreserven der Staaten weltweit massiv erhöht – und dieser Trend nimmt gerade wieder Fahrt auf.“
„Diese Länder sind sehr unterschiedlich zu bewerten“, analysierte Speck. Die Zentralbanken der Staaten „waren sehr lange auf der Verkäuferseite von Gold. Hier vorrangig die beiden Staaten Russland und China.
Aber auch Indien hat mal gekauft und die Türkei hat auch mal drei Jahre gekauft.“ Der Grund liege für diese Staaten auch in der Unabhängigkeit von der Weltleitwährung, dem US-Dollar (Goldverbot? Mit Sicherheit wird es das geben!).
Darum kaufen nationale Zentralbanken das Edelmetall
Gold-Käufe durch Zentralbanken „sind traditionell Portfolio-Allokationen“, erklärte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalytiker für Deutschland und Österreich beim Frankfurter Finanz-Unternehmen „CMC Markets“.
„Das sehen wir bei der EZB (der Europäischen Zentralbank, Anm. d. Red.), das sehen wir bei der US-Notenbank FED. Und wir sehen es eben insbesondere in den letzten 20 Jahren sehr stark bei den Zentralbanken der ‚Emerging Markets‘.“
Also bei den aufstrebenden sogenannten „Schwellenländern“. Dazu gehören eben auch Russland und China und die dazugehörigen Zentralbanken dieser beiden Länder.
Warum USA den Dollar abwerten wollen
Der „Gold-Rausch“ der Staaten hänge auch damit zusammen, „dass Zentralbanken eine liquide und möglichst sichere Anlage wünschen“, ergänzte Gold-Experte Speck.
„Bisher sind sie überwiegend in US-Dollar investiert“. Das Pikante daran: Der Dollar ist aufgrund der weltweiten Währungslage einem gewissen Risiko ausgesetzt.
„Die Amerikaner sind deutlich stärker als andere Länder im Ausland verschuldet.“ Dazu käme das immense US-Haushaltsdefizit. Sprich: Die USA „haben ein starkes Interesse daran, sich letztlich über die Abwertung des Dollars, über eine Inflation, gegenüber dem Ausland zu entschulden. Stärker als andere Länder.“
FED-Chef Jerome Powell gab dem Gold „verbalen Rückenwind“, wie „Finanzen.net“ Mitte Januar meldete. „Dadurch haben die Zinssorgen etwas nachgelassen und dem Goldpreis aufgrund der nachgebenden Tendenz beim Dollar zu einer leichten Korrektur verholfen.“
Um sich von der Abhängigkeit vom US-Dollar zu lösen, werde es in absehbarer Zukunft für fast alle Zentralbanken immer wichtiger, „in Gold zu investieren“, so Gold-Experte Speck.
„Bisher machen das relativ wenige, doch das wird meines Erachtens zunehmen. Das wird einer der starken Treiber hinter dem Goldpreis sein in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren.“ (Weiß Moskau etwas? Welt rätselt, wozu Russland so viel Gold kauft)
Literatur:
Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab
Wehrt Euch, Bürger!: Wie die Europäische Zentralbank unser Geld zerstört
Wer regiert das Geld?: Banken, Demokratie und Täuschung
Quellen: PublicDomain/de.sputniknews.com am 22.01.2019