Die offiziellen Zahlen sind bereits alarmierend. Jetzt stellte sich jedoch heraus, dass die offiziellen Angaben zur Anzahl der US-Militärbasen geschönt sind. Demnach möchte das Pentagon kritische Fragen zu Sinn und Kosten verhindern.
Nach offiziellen Angaben des US-Außenministeriums ist US-Militärpersonal an 4.775 „Standorten“ über die 50 eigenen US-Bundesstaaten und acht US-Territorien verteilt.
Davon entfielen demnach 514 Militärbasen auf 45 Länder außerhalb der eigenen Grenzen. Nach Angaben von David Vine, Professor an der Washington University und Autor von „Base Nation: How U.S. Military Bases Abroad Harm America and the World, sind die Angaben des Worldwide Property Portfolio jedoch allerdings alles andere als akkurat.
Das US-Verteidigungsministerium unterhalte „hunderte von Basen, die nicht in der offiziellen Liste stehen“, lautet unter anderem dessen Vorwurf.
Jüngstes Beispiel für den fragwürdigen Umgang mit Zahlen ist demzufolge der von US-Präsident Donald Trump forcierte Abzug der – offiziell – 2.000 US-Soldaten aus Syrien.
Dadurch erhielt auch die US-Militärbasis al-Tanf eine gewisse öffentliche Aufmerksamkeit. Dumm nur, dass die nach Pentagon-Angaben größte und im Jahr 2015 eröffnete US-Basis in Syrien mit Hunderten Soldaten nicht offiziell als solche aufgeführt wird.
Dies geht demzufolge aus den jüngsten Angaben des Base Structure Report (BSR) hervor, in dem al-Tanf keine Erwähnung findet. Genauso wie die weiteren US-Basen in Syrien oder dem Irak oder Afghanistan oder Niger oder Tunesien oder Kamerun oder Somalia.
„Oder eine beliebige Anzahl von Orten, an denen solche militärischen Außenposten bekanntermaßen existieren und sogar, anders als in Syrien, expandieren.“
Das entspricht nicht gerade dem militärischen Ansatz des „light footprint„, dem man nach Pentagon-Angaben in Afrika verfolgt (Die US-amerikanische Kriegstreiberei bedroht den Weltfrieden).
Die fehlenden Standorte spiegeln den Mangel an Transparenz wider, der mit dem System der, wie ich schätze, immer noch rund 800 US-Basen außerhalb der 50 Staaten und Washington, D.C., die seit dem Zweiten Weltkrieg die Erde umkreisen, verbunden ist“, zeigt sich Experte Vine überzeugt, der auch Gründungsmitglied der Overseas Base Realignment and Closure Coalition ist, einer Gruppe von Militäranalysten, die sich dafür einsetzen, den globalen „Footprint“ des US-Militärs zu reduzieren.
150 Milliarden US-Dollar für Unterhaltungskosten und Betrieb der Stützpunkte
Doch warum die Geheimniskrämerei über die Zahl der Militärbasen im Ausland?
„Der Grund für die Geheimhaltung besteht hauptsächlich darin, die innenpolitische Debatte über die damit verbundenen Gelder, Gefahren und den Tod zu verhindern sowie diplomatische Spannungen und internationale Untersuchungen zu vermeiden“, ist sich der Militäranalyst sicher (Ziel ist Krieg gegen Russland mit Deutschland als Schlachtfeld (Videos)).
Tatsächlich sind bereits die offiziellen Angaben zu den Unterhaltungskosten für den Einsatz der US-Militärangehörigen im Ausland und den Betrieb der ausländischen Stützpunkte enorm: 150 Milliarden US-Dollar lässt man sich die vermeintlich aufgezwungene Rolle als „Weltpolizist“ jährlich kosten.
„Nicht dokumentierte Basen sind immun gegen die Aufsicht durch die Öffentlichkeit und oft sogar den Kongress“, erläutert Vine (Putins Fazit 2018: Russlands Präsident warnt vor der Gefahr eines Atomkrieges (Videos)).
Basen sind eine physische Manifestation der US-Außen- und Militärpolitik, so dass Off-The-Book-Basen [nicht offiziell aufgelistete Basen] bedeuten, dass Militär und Exekutive ohne öffentliche Debatte über eine solche Politik entscheiden, häufig Hunderte von Millionen oder Milliarden Dollar ausgeben und die USA möglicherweise in Kriege und Konflikte verwickeln, über die der größte Teil des Landes nichts weiß.
Zum Vergleich: Nach Angaben der Overseas Base Realignment and Closure Coalition stellen die Vereinigten Staaten bis zu 95 Prozent der ausländischen Militärbasen weltweit, während Länder wie Frankreich, Russland und das Vereinigte Königreich jeweils zehn bis 20 ausländische Militärstützpunkte ihr Eigen nennen (Warum Russland nirgendwo einmarschieren wird).
Das als neue geopolitische Bedrohung ausgemachte China besitzt nur eine Militärbasis außerhalb der eigenen Grenzen. Im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten ist die Macht Pekings vor allem ökonomischer Natur.
„Standorte“ in 164 Ländern – Begriff „Standort“ nicht aber klar definiert
Laut US-Verteidigungsministerium verfüge man über „Standorte“ in 164 Ländern. Das entspricht etwa 85 Prozent der Staaten weltweit. Die Zahl wurde allerdings aktualisiert, nachdem Investigativjournalisten ans Werk gegangen waren, um die Öffentlichkeit an ihren Erkenntnissen teilhaben zu lassen.
„Wir schätzen Ihre Sorgfalt, der Sache auf den Grund zu gehen. Dank Ihrer Beobachtungen haben wir defense.gov [die Webseite des US-Verteidigungsministeriums] aktualisiert, um ‚mehr als 160‘ zu sagen“, gab Oberstleutnant Baldanza zu Protokoll.
„US-Basen im Ausland kosten mehr als 50 Milliarden Dollar pro Jahr für Bau und Wartung, das ist Geld, das verwendet werden könnte, um den dringenden Bedarf zu Hause in Bildung, Gesundheitsversorgung, Wohnen und Infrastruktur zu decken“, betont Vine.
Auch unklar lässt das Pentagon, wie es den Begriff „Standort“ definiert. Die Zahl 164 entspricht in etwa der aktuellen Personalstatistik des Verteidigungsministeriums, die Personaleinsätze unterschiedlicher Größe in 166 „überseeischen“ Orten aufweist.
Darunter befinden sich demzufolge einige Staaten mit nur einer symbolischen Anzahl von US-Militärangehörigen und andere, wie Irak und Syrien, wo die Größe der Truppe offensichtlich weitaus größer war. Die „Übersee-Tabelle“ des Verteidigungsministeriums listet dabei auch Truppen in US-Territorien wie Amerikanisch-Samoa, Puerto Rico, den U.S. Virgin Islands und Wake Island auf.
Kurios wird es, wenn Dutzende US-Soldaten nach Angaben des Pentagon im exotischen anmutenden Land „Akrotiri“ stationiert sind. Wer nun den Globus oder sein altes Erdkundebuch bemühen sollte, wird jedoch nicht fündig werden, denn bei Akrotiri handelt es sich um ein Dorf auf der Insel Santorini.
Bei weiteren immerhin über 44.000 eigenen Soldaten ist deren Standort auch gleich offiziell „unbekannt“ (Russland vs. Kriegstreiber: An welchen Irren sollen sie sich wenden – der (vielleicht letzte) Triumph des Bösen).
Doch auch bei der Lokalisierung der Standorte ziert sich das Pentagon, exakte Zahlen zu nennen. Angeboten wird auf der neuen Webseite des US-Verteidigungsministeriums die Angabe von „4.800+ Verteidigungsstandorten“ auf der ganzen Welt.
Auf den Widerspruch zu der im Base Structure Report (BSR) offiziell genannten Zahl von 4.775 aufmerksam gemacht, spricht man jetzt von „ca. 4.800 Verteidigungsstandorten“.
„Die Anzahl der in der BSR gelisteten Basen hat längst den Bezug zur tatsächlichen Anzahl der US-Basen außerhalb der Vereinigten Staaten verloren. Viele, viele bekannte und geheimnisvolle Basen wurden lange Zeit von der Liste gestrichen,“ weiß Vine zu berichten (Neuer Weltkrieg – wirklich gewollt und vorprogrammiert?).
Ein Paradebeispiel sind demzufolge die militärischen Außenposten, die von den USA in ganz Afrika aufgebaut werden. Nach offiziellen BSR-Angaben unterhält man vor Ort nur eine Handvoll Standorte, unter anderem auf Ascension Island ebenso wie in Dschibuti, Ägypten und Kenia. In Wirklichkeit wimmelt es in Afrika von US-Basen.
Literatur:
verheimlicht – vertuscht – vergessen 2018: Was 2017 nicht in der Zeitung stand
Quellen: PublicDomain/deutsch.rt.com am 27.01.2019
discoverypublisher.com/author/carroll-quigley/