Erste Vorzeichen für einen Ausbruch? Seit rund 15.000 Jahre hat es in den phlegräischen Feldern bei Neapel keinen katastrophalen Ausbruch mehr gegeben – jetzt könnte der Supervulkan wieder erwachen.
Denn das Magma des Vulkans zeigt charakteristische Veränderungen, die auch die letzten großen Eruptionen ankündigten, wie Forscher im Fachmagazin „Science Advances“ berichten. Die Campi Flegrei könnten demnach auf einen Caldera-bildenden Großausbruch zusteuern.
Die Campi Flegrei in der Nähe von Neapel stehen unter ständiger Beobachtung. Denn unter diesem von heißen Quellen, Kratern und Gasaustritten durchzogenen Areal liegt ein aktiver Supervulkan – einer der größten Europas. In den letzten 60.000 Jahren hat dieser Vulkan unzählige kleinere Ausbrüche durchlebt und zwei kataklysmische Supereruptionen verursacht – eine vor 15.000 und einen vor 39.000 Jahren.
Würde sich eine solche Supervulkan-Eruption heute wieder ereignen, wären Millionen Menschen in Gefahr. Denn die phlegräischen Felder liegen in einer der am dichtesten bevölkerten Regionen Europas.
Doch wie groß ist das Risiko? Klar ist, dass der Supervulkan nach wie vor aktiv ist. Davon künden die seit 2005 wieder vermehrt auftretenden Erdbebenschwärme, Gasaustritte und Verformungen des Untergrunds. Bereits 2016 warnten Forscher angesichts des steigenden Gasdrucks im Untergrund, dass sich eine Eruption in den Campi Flegrei ankündigen könnte.
Unklar ist allerdings, ob sich am Supervulkan „nur“ ein eher kleinerer Ausbruch wie zuletzt im Jahr 1538 anbahnt oder eine der großen Caldera-bildenden Eruptionen wie zuletzt vor 15.000 Jahren. Um darüber mehr Klarheit zu gewinnen, haben Francesca Forni von der ETH Zürich und ihr Team Lava- und Gesteinsproben von 23 vergangenen Ausbrüchen der Campi Flegrei analysiert.
Ihr Ziel: Merkmale zu finden, die eine sich anbahnende Caldera-Phase bei diesem Vulkan ankündigen.
Und tatsächlich: Die Analysen ergaben, dass sich das Magma des Supervulkans vor den beiden großen Caldera-Ausbrüchen charakteristisch verändert hat. Die Temperaturen des schmelzflüssigen Gesteins sanken, während der Wassergehalt anstieg (Wissenschaftler spielen Gott mit Yellowstone – Was sagt die Bibel über das Ausbrechen des Supervulkans?).
„Die erste Caldera-bildende Eruption ist zudem durch eine Abfolge gekennzeichnet, die mit kristallarmem, stark entwickeltem Magma beginnt und dann in stärker kristallisiertes und weniger verändertes Material übergeht“, berichten die Forscher.
Genau diese Veränderungen haben Forni und ihr Team auch bei der Lava des letzten kleineren Ausbruchs im Jahr 1538 festgestellt. „Unsere Daten enthüllen, dass die jüngste Monte Nuovo-Eruption ebenfalls durch hoch differenzierte Magmen charakterisiert ist – ähnlich denen, die die prä-Caldera-Aktivität und die ersten Phasen der Caldera-bildenden Eruptionen prägten“, so die Forscher.
Das spreche für eine Anreicherung von wasserhaltigem Magma und anderen flüchtigen Substanzen im Krustenreservoir des Supervulkans (Der Vulkan Ätna rutscht – Mittelmeer-Tsunami droht – Zeitbombe La Palma).
Nach Ansicht der Forscher könnten dies Vorzeichen für eine sich anbahnende Aktivitätsphase sein – ein Erwachen des Supervulkans zur vollen Stärke. „Wir glauben, dass das subvulkanische Leitungssystem der Campi Flegrei zurzeit in eine neue Aufbauphase eintritt“, warnen sie.
„Die Daten könnten darauf hindeuten, dass sich eine große Menge Magma unter den Campi Flegrei sammelt. Dies könnte – zu einem noch unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft – zu einem Ausbruch großen Magmavolumens führen.“
Sollten die phlegräischen Felder tatsächlich wieder erwachen und eine große Eruption drohen, wären mehr als 1,5 Millionen Menschen im Großraum Neapel betroffen. „Die Caldera der Campi Flegrei ist eine der gefährlichsten Regionen der Erde“, konstatieren die Forscher.
Literatur:
Die Erde im Umbruch: Katastrophen form(t)en diese Welt. Beweise aus historischer Zeit
Quellen: PublicDomain/scinexx.de am 15.11.2018
bumibahagia.com/2017/09/20/steine-sprechen-5/
bumibahagia.com/2016/08/17/noch-haerter-waelder-4/
Aufbruch nach Pandora