Test: Strahlung von Smartphones – nur zwei Handys sind empfehlenswert

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saldo hat getestet, wie stark die beliebtesten Smartphones strahlen. Das teure iPhone X kam auf den zweitletzten Platz. Auch bei der technischen Prüfung erreichte es nur die Note «genügend».

Früher diente das Handy hauptsächlich zum Telefonieren. Heute verschicken Smartphonebesitzer auch Videos, laden Fotos ins Internet oder schauen unterwegs fern. Was kaum jemand weiss: Beim Senden und Empfangen von Daten ist eine höhere Sendeleistung nötig als beim Telefonieren.

Die Handys strahlen dabei viel stärker – auch auf den Körper. saldo wollte wissen, wie sich die am häufigsten verkauften Smartphones punkto Strahlung bei der Datenübertragung und beim Telefonieren unterscheiden.

Im Rahmen eines internationalen Gemeinschaftstests von über 35 europäischen Konsumentenschutzorganisationen wurden die Modelle zudem noch auf viele weitere technische Punkte getestet.

So strahlen die Handys besonders stark

Musik: Beim Streamen
(z.B. mit Spotify) strahlt das Handy
Filme: Internetvideos steigern
die Da​tenübertragung
Hotspot: Als Internetzugang
ist das Handy pausenlos aktiv

Handystrahlen sind möglicherweise krebserregend

Es ist umstritten, wie problematisch die hochfrequente Mobilfunkstrahlung für die Gesundheit ist. Einige Studien liefern Hinweise, dass sie Erbgut, Hirnströme und die Spermienqualität beeinflusst.

Die internationale Krebsforschungsagentur IARC in Lyon (F) stufte Handystrahlen im Jahr 2011 als möglicherweise krebserregend ein. Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt, die Belastung durch solche Strahlung so gering wie möglich zu halten.

Viele Risiken: Studien liefern Hinweise, dass Strahlung das Erbgut, die Hirnströme und die Qualität der Spermien beeinflusst.

saldo bewertete die gemessenen Strahlungswerte der Smartphones strenger als das Gesetz, das die Interessen der Industrie berücksichtigt. Wie stark Handys maximal strahlen, zeigt der sogenannte Sar­Wert (Spezifische Absorptionsrate), den die Hersteller deklarieren müssen. Gesetzlich erlaubt ist ein Wert von zwei Watt pro Kilogramm Körpergewicht.

Laut der für die Messung erlassenen Norm müssen die Hersteller beim Telefonieren die Strahlung am Kopf direkt an der Wange messen. Am Körper messen sie die Strahlung bei der Datenübertragung mit fünf Millimetern Abstand.

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Das spielt den Herstellern in die Hände. Denn mit steigendem Abstand vom Körper nimmt die absorbierte Strahlung stark ab. Je grösser der zugelassene Messabstand, desto weniger müssen sie sich Mühe geben, strahlungsarme Smartphones zu produzieren.

saldo orientierte sich im Test an den strengeren Kriterien des deutschen Umweltzeichens «Blauer Engel» und liess die Strahlung am Körper ohne Abstand messen. Nur Geräte, die bei den Messungen im Durchschnitt den Wert von 1 Watt/kg Körpergewicht nicht überschritten, konnten ein «sehr gut» erreichen.

Beim Telefonieren strahlten acht von zehn Geräten nur wenig. Die Sar­Werte lagen bei den meisten Modellen zwischen 0,1 und 0,3 Watt/kg. Lediglich das «U11» von HTC und das letztplatzierte «Xperia XZ1 Compact» von Sony wiesen mit 0,7 respektive 0,6 vergleichsweise hohe Werte auf.

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Bei den Messungen zur Datenübertragung schnitten die Handys schlechter ab. Hier strahlen nur die beiden Testsieger «Nokia 8» und «Huawei Mate 10 Pro» wenig. Beide Androidgeräte sind mit Preisen von 578 Franken und 777 Franken deutlich günstiger als das teure «iPhone X» von Apple.

Dieses Handy kostet über 1000 Franken, strahlt aber bei der Datenübertragung so stark wie sonst nur deutlich günstigere Geräte. Damit landete es im Test auf dem vorletzten Platz.

Apple verweist auf Anfrage nur darauf, dass die gesetzlichen Grenzwerte eingehalten werden. Gemäss Huawei ist das Antennendesign innerhalb eines Smartphones entscheidend für die Strahlung.

Im «Mate 10 Pro» seien jeweils mehrere Antennen gleichzeitig in Betrieb, das Gerät wähle zur Übertragung aber nur die effizienteste Antenne als Hauptantenne. Grundsätzlich gilt bei allen Handys: Je besser die Verbindungsqualität vom Gerät zum Sendemast, desto geringer ist die auftretende Strahlung.

Auch im Techniktest schnitten die beiden strahlungsarmen Smartphones von Nokia und Huawei gut ab. Das «Mate 10 Pro» glänzte mit sehr langen Akkulaufzeiten und zeigte sich im Falltest am robustesten. Nokia hat eine gute Kamera. Im Vergleich am besten war die Kamera des teuren iPhone X. Das Gerät wurde in der Falltrommel aber schwer beschädigt. Und die Akkulaufzeit war nur mittelmässig (Seit Neuestem warnt auch der Mainstream vor Schäden durch Handy-Strahlung, WLAN und 5G-Technologie)

So reduzieren Sie die Strahlung

Achten Sie auf einen möglichst geringen Sar­Wert beim Handy.

Das Smartphone nur bei gutem Empfang benutzen.

E-­Mails nicht automatisch abrufen lassen.

Während des Telefonierens keine Datenübertragung laufen lassen. Den Hintergrunddatenverkehr möglichst abschalten.

Das Smartphone nicht am Körper tragen – vor allem beim Surfen im Internet oder bei der Benutzung des Smartphones als Internetzugangspunkt (Hotspot) für den Laptop.

Möglichst kurz telefonieren oder für lange Gespräche einen Kopfhörer benutzen.

WLAN für die Datenübertragung bevorzugen.

Im Auftrag von saldo hat das auf Strahlungsmessungen spezialisierte deutsche Labor IMST aus Nordrhein-Westfalen insgesamt zehn Smartphones geprüft.

Ehemaliges ICNIRP-Mitglied fordert Revision der Grenzwerte: Eindeutige Beweise für Krebsrisiko der Mobilfunkstrahlung

„Clear evidence of cell-phone RF radiation cancer risk“, unter diesem Titel veröffentlichte Prof. Lin seinen Artikel über die Ergebnisse der NTP-Studie. Prof. James C. Lin war von 2004-2016 Mitglied der ICNIRP, von 2008-2012 Vorsitzender des ständigen Ausschusses für Physik und Technik der ICNIRP (Internationale Kommission für den Schutz vor nichtionisierender Strahlung).

Die ICNIRP, ein privater Verein, ist das Legitimationsorgan der Mobilfunkindustrie. Ihre Grenzwertfestlegungen und Veröffentlichungen dienten bisher weltweit Regierungen dazu, den Mobilfunkausbau und die Strahlenbelastung als nicht gesundheitsschädlich zu rechtfertigen (BigBrother Award 2018 für Smart City: Überwachungsstruktur mit 5G- und WLAN-Technologie (Video)).

In seinem Artikel „Clear evidence of cell-phone RF radiation cancer risk“, veröffentlicht in der Zeitschrift IEEE Microwave Magazine, stellt Prof. James C. Lin fest, dass die Ergebnisse der Krebsstudie des National Toxicology Program (NTP) der USA-Regierung nahelegen, dass die derzeitigen Richtlinien zur Hochfrequenz-Exposition (RF) zum Schutz der menschlichen Gesundheit unzureichend sind.

Darüber hinaus empfiehlt er, dass die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) die Forschung neu bewertet und die Einstufung der HF-Strahlung von „möglicherweise krebserregend für den Menschen“ (Gruppe 2B) auf „wahrscheinlich krebserregend“ (d.h. Gruppe 2A) höhergruppiert wird.

Prof. Lin lobt die FDA (Federal Drug Administration) und die NTP für die Initiierung und Durchführung der Studie und betonte die Notwendigkeit, dass die „US-Regierung solche Forschungsprogramme einleitet und durchführt und die Angelegenheit nicht vollständig der Mobilfunkindustrie überlässt“, da er befürchtet, dass „die Mobilfunkindustrie nahezu freie Hand bei der Entwicklung und dem Vertrieb von Mobiltelefonen und verwandten HF-Geräten hatte, wie sie es für richtig halten“.

Prof. Lin war einer von vierzehn Experten, die im März dieses Jahres vom National Institute of Environmental Health Sciences einberufen wurden, um die Studie des National Toxicology Program zu überprüfen. Er ist emiritierter Professor für Elektrotechnik, Bioengineering, Physiologie und Biophysik an der University of Illinois, Chicago.

Die Veröffentlichung dieses Artikels ist jetzt besonders brisant, da die ICNIRP gerade dabei ist, ihre Richtlinien zur Strahlen­exposition zu aktualisieren. Die ICNIRP beabsichtigt, ihre veralteten Leitlinien auf der Grundlage ihrer seit langem vertretenen Auffassung zu bekräftigen, dass die Exposition gegenüber nichtthermischen HF-Strahlen keine Gesundheitsrisiken darstellt, v.a. um die Einführung von 5 G zu rechtfertigen.

Lin widerspricht indirekt mit seinem Artikel dieser Absicht. Brisant sind die Aussagen von Lin, dass sich die bestehende Grenzwerte nur auf Kurzzeitexpositionen beziehen, und sie damit für die Bewertung von Dauerexpositionen durch Sendeanlagen und Smartphones untauglich macht.

Die geltenden ICNIRP-Grenzwerte schützen nicht, weil sie nur thermische Wirkungen erfassen. Sie beziehen weder nicht-thermische Wirkungen noch Langzeitzeitexpositionen ein und sind nicht auf die besondere Verletzlichkeit von Kindern und Jugendlichen ausgelegt (Mobilfunk: Ärzte und Wissenschaftler warnen vor Risiken durch 5G).

Das bestätigt die ICNIRP in einem Zusatzpapier ausdrücklich: „Verschiedene Gruppen in einer Bevölkerung können Unterschiede in ihrer Fähigkeit haben, eine bestimmte NIR-Exposition zu tolerieren. Zum Beispiel können Kinder, ältere Menschen und einige chronisch kranke Menschen eine geringere Toleranz für eine oder mehrere Formen der NIR-Exposition haben als der Rest der Bevölkerung. Unter solchen Umständen kann es sinnvoll oder notwendig sein, für verschiedene Gruppen innerhalb der Allgemeinbevölkerung getrennte Richtwerte zu entwickeln, aber es wäre effektiver, die Richtwerte für die Allgemeinbevölkerung so anzupassen, dass sie solche Gruppen einbeziehen“. Diesen Kriterien wurden die ICNIRP Grenzwerte nie angepasst.

Lins Artikel endet mit der Aufforderung: „Vielleicht ist es an der Zeit, die Situation vernünftig zu überdenken, zu revidieren und diese Richtlinien zu aktualisieren.“ (WLAN erhöht Körpertemperatur und Blutzuckerspiegel – Was Du über Dein Smartphone wissen solltest (Video)).

Literatur:

Gesund ohne E-Smog: Neue Strategien zum Schutz vor der lautlosen Gefahr

Mobilfunk die verkaufte Gesundheit: Von technischer Information zur biologischen Desinformation. Warum Handys krank machen

Digitale Erschöpfung: Wie wir die Kontrolle über unser Leben wiedergewinnen

Quellen: PublicDomain/diagnose-funk.org am 14.10.2018

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