Die Meldung mag zwar auf dem ersten Blick nicht weiter dramatisch klingen, auf dem zweiten aber löst sie bei vielen sicherlich so etwas wie Befremden aus. Die Meldung ist, dass das Kriegsspiel Fortnite in immer Kinderstuben Einzug hält.
Das Schlimme daran ist: das Spiel ist Krieg pur, denn es geht schließlich darum, bis zu 99 Gegner in kurzer Zeit auszuschalten, zu eliminieren und ins Jenseits zu befördern. Allein diese Zahl hier sollte alarmieren: mehr als 125 Millionen Menschen auf der ganzen Welt sind mittlerweile im Fortnite-Fieber.
In den USA bahnt sich mittlerweile sogar ein weiterer besorgniserregender Trend an, Eltern engagieren für ihren Fortnite-Krieger-Nachwuchs mittlerweile sogar einen eigenen Coach. Von Frank Schwede.
Da gibt es wirklich nichts schön zu reden: Fortnite-Spieler sind Krieger. Natürlich keine im echten Leben. Sie sind virtuelle Krieger. Virtuelle Krieger haben gegenüber realen Kämpfern einen Vorteil. Sie überleben den Kampf zumindest physisch.
Ob sie ihn aber auch psychisch überleben, steht zumindest gerade in den Vereinigten Staaten auf einem anderen Papier. Denn wenn es nach den Vorstellungen besonders hipper US Eltern geht, ist das mit der Psyche ihrer im „Krieg“ befindlichen Sprösslinge gerade so eine Sache.
Viele dieser Eltern vertreten gegenwärtig die Meinung, dass ihr Krieger-Nachwuchs trotz körperlichen Überlebens mit einem Schaden aus dem Krieg zurückkehrt, nämlich einem psychischen. Das ist dann so ähnlich wie einst bei den Vietnam- und Irakveteranen.
Die haben zwar ihren Körper so halbwegs aus dem Dreck gerettet, aber ihre Psyche ist kaputt, manchmal auch für immer. So kaputt, dass sie Schlafstörungen, Depressionen und Selbstzweifel für den Rest ihres Lebens wie einen überschweren Rucksack mit sich herumschleppen müssen.
Verlieren tut bekanntlich weh. Das weiß jeder von uns, doch es gibt nun mal gute und schlechte Spieler, so, wie es auch gute und schlechte Verlierer gibt. Das war schließlich schon immer so und das wird wohl auch immer so bleiben, solange sich die Erde dreht. Die Natur hat das nun mal so einrichtet.
Jeder wird irgendwann im Leben irgendwo einmal zum Verlierer. Ob im Spiel oder beim Sport, ob im Job oder in der Ehe. Verlieren gehört nun mal zum Leben dazu, wie essen und trinken. Doch US amerikanische Eltern sind da offensichtlich mittlerweile anderer Meinung.
Sie wollen ihren Nachwuchs vor dem Verlieren schützen, indem sie die besten Coaches des Landes engagieren („Digitale Bildung“ in der SmartCity: Konditionierung und Menschen dressieren).
Wenn Krieg zum Trendsport wird
Und Fortnite hat da wohl irgendwann einmal die nötige Initialzündung ausgelöst, sodass man mittlerweile schon von einem Phänomen sprechen kann. Fortnite ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nämlich zu einem Trendsport geworden, so makaber das auch klingen mag.
Krieg als Trendsport, in einem Land, wo immer mehr junge Menschen dem Wahnsinn verfallen, durchdrehen und schwer bewaffnet durch die Straßen ziehen oder in die Schule gehen, um echte Menschen, Mitschüler und Lehrer zu eliminieren, von denen sie vielleicht tags zuvor auf irgendeine banale Art und Weise gekränkt wurden.
Doch Tatsache sollte sein: Krieg kann und darf niemals zum Sport erklärt werden. Ganz egal, ob der Krieg virtuell auf dem Computerschirm stattfindet oder in echt auf der Straße. Krieg ist Krieg. Zum Krieg gehört der Tod, die Zerstörung und Vernichtung dazu, wie das Amen in der Kirche.
Der Krieg darf in unserer Gesellschaft keinen Stellenwert mehr haben. Doch moderne Eltern, die es nach ihren eigenen Ansichten nur gut mit ihrem Nachwuchs meinen, sehen die Sache offenbar anders. Für sie ist der Fortnite-Coach so etwas wie ein moderner Fußballtrainer.
Mann muss dazu wissen: Fortnite wird alleine oder in Gruppen gespielt und es geht wie auch im realen Krieg darum, soviele Gegner wie möglich in den Tod zu schicken. Für Fortnite-Krieger ist also der Krieg längst zum Lebensinhalt geworden, der Kampf zum Alltag und die Niederlagen bedeutet für sie oft den psychischen Tod.
Betroffen vom Fortnite-Fieber sind besonders die USA. Doch der Trend, Niederlagen im Leben nicht mehr zu akzeptieren, überträgt sich mittlerweile auf nahezu alle Bereiche des Lebens. Vom Perfektionsdenken betroffen ist vor allem die Schicht der Besserverdiener. Hier gilt mehr und mehr dass Motto: Schwäche ist dem Nachwuchs nicht mehr zuzumuten.
Nach Ansicht zahlreicher internationaler Psychologen ist dies aber genau der falsche Weg. Und das aus gutem Grund. Viele Kinder tun sich mittlerweile immer schwerer mit ganz alltäglichen Niederlagen des Lebens umzugehen.
Und die Eltern vergessen dabei, dass diese Niederlagen nun einmal zum Leben dazugehören und völlig normal sind. Das führt nun sogar dazu, dass viele Kinder und Jugendliche nicht mehr in der Lage dazu sind, ihre Leistungen realistisch einzuschätzen, was wiederum zu schweren psychischen Schäden führt, bis hin zum völligen Realitätsverlust (Kurzschluss! Aufwach(s)en mit digitalen Medien (Video)).
Krieg gehört nicht ins Kinderzimmer
Das trifft dann am Ende sogar auf alle Leistungen zu, ob im Sport oder in der Schule. Auch hier wird nach Angaben von Psychologen oft an der falsche Stelle ein Lob ausgesprochen. Viel wichtiger sei es aber nach Ansicht von Psychologen, Kinder auch einmal auf ihre Schwächen hinzuweisen, um am Ende die Leistungen zu steigern.
Denn Lob an der falschen Stelle wirkt eher kontraproduktiv. Eine schlechte Leistung bleibt nun mal eine schlechte Leistung, da hilft auch kein Lob.
Viele moderne Eltern sind heute bestrebt, die Talente ihrer Kinder zu fördern. Ganz egal, in welche Richtung diese gehen. Im Grunde genommen ist das ja auch positiv und es spricht nichts dagegen, doch Krieg sollte auf diese Weise nicht gefördert werden.
Vielmehr sollten Kinder wieder darauf trainiert werden, eine friedliche und harmonische Welt zu kreieren. Doch viele Eltern sehen das anders. Ihnen ist es am Ende offenbar egal, ob ihr Kind Schach oder Fußball spielt, ein Musikinstrument lernt, oder am Computer in den Krieg zieht. Hauptsache, das Kind interessiert sich überhaupt für eine Sache.
Doch die Sache hat am Ende einen Haken. Auch wenn der Krieg nur virtueller Natur ist, irgendwann kann ein Heranwachsender die virtuelle Welt von der realen nicht mehr unterscheiden. Dann ist Krieg eben nur noch Krieg, nur dass sich der Schauplatz irgendwann verlagert.
Im schlimmsten Fall vom Computer auf den Schulhof und spätestens dann werden aus den virtuellen Waffen echte, aus denen auch echte Munition abgefeuert wird. Und die Toten stehen auch nicht mehr auf. Sie sind tot. Und zwar für immer.
Fortnite-Krieger sitzen oft stunden- oder tagelang vor dem Bildschirm. Sie können am Ende Spiel und Wirklichkeit nicht mehr voneinander trennen. Weil Fiction und Realität zu einer Matrix werden, und nicht selten zu einer Matrix des Schreckens .In den USA ist diese mittlerweile für einen Großteil der Bevölkerung zum bitteren Alltag geworden.
Hass und Gewalt wohin man auch sieht. Vieles spricht gegenwärtig dafür, dass Fortnite von der Waffenlobby entwickelt, unterstützt und auch finanziert wird und dass es vor allem die Altersgruppe der unter zwölfjährigen erreichen soll, da diese Altersschicht am leichtesten zu begeistern und auch zu manipulieren ist.
Das allein beweist schon die Tatsache, dass viele Kinder oft stundenlang vor dem Bildschirm hocken und mittlerweile ein ausgeprägtes Suchtverhalten zeigen.
Im oberbayerischen Fürstenfeldbruck etwa riefen vor wenigen Wochen besorgte Eltern bei der Polizei an, weil ihr zwölfjähriger Sohn angeblich drei Tage lang das Steuerpult seiner Playstation nicht mehr aus den Händen gelegt hat und nahezu pausenlos vor dem Bildschirm saß.
Erst den Beamten sei es laut einer Pressemeldung aus der Süddeutschen Zeitung gelungen, den Jungen vom Bildschirm zu holen.
Nicht nur Eltern haben eine Verantwortung gegenüber unserem Nachwuchs. Auch die Politik und die Wirtschaft, am Ende sogar die gesamte Gesellschaft. Kinder und Jugendliche kennen die Gefahren, die hinter einem Spiel wie Fortnite stecken noch nicht wirklich.
Für die Politik und die Industrie sind Kinder und Jugendliche aber nichts anderes als Beute. Beute, die man anfixen kann und auf diese Weise leicht für den Krieg begeistern kann. Das Motto lautet dann in diesem Fall: Krieg ist geil.
Soweit aber darf es nicht kommen. Es schließlich geht es nicht nur um die Zukunft unseres Nachwuchses, sondern um die Zukunft unserer zukünftigen Gesellschaft… Deshalb…
Bleiben Sie aufmerksam!
Literatur:
Gesund ohne E-Smog: Neue Strategien zum Schutz vor der lautlosen Gefahr
Digitale Erschöpfung: Wie wir die Kontrolle über unser Leben wiedergewinnen
Video:
Quellen: PublicDomain/Frank Schwede am 06.10.2018