Zuerst hat Landwirt Christoph Kajüter seinen Augen nicht getraut, als er das riesige Loch auf seinem Acker sah. Dann hat er einen Nachbarn dazugeholt. Und dann die Behörden informiert. Vor einer Woche war das – und noch immer ist nicht klar, warum sich im Emsbürener Ortsteil Ahlde ein fünf Meter tiefes Loch mit 15 Metern Durchmesser aufgetan hat.
Und ein kleineres Loch ein Stück weiter, einen halben Meter tief. Am Dienstag war ein Experte im Auftrag des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) vor Ort – doch der staunte auch erst mal nicht schlecht und sagt: Es sind weitere Untersuchungen notwendig.
Erst Messungen können Antworten geben
Eine erste Theorie von Geograf Ingo-Holger Meyer lautet folgendermaßen: In der Gegend gebe es lösungsfähiges Gestein. „Durch Grundwasserfluss kann es dazu kommen, dass sich dieses Gestein löst und Hohlräume bildet und das darüberliegende Lockergestein nachsackt.“ Das Ergebnis wäre dann der Erdfall auf dem Acker. Das ist aber erst einmal nur eine Vermutung.
Das weitere Vorgehen müsse jetzt mit dem LBEG abgestimmt werden. „Wahrscheinlich werden wir geophysikalische Messungen durchführen, um Hohlräume oder potenzielle weitere Hohlräume erkunden zu können und diese Hohlräume unter Umständen anbohren.“
Dadurch könne das mögliche Risiko weiterer Erdfälle untersucht werden. Momentan schätzt Meyer diese Gefahr als gering ein – ausschließen kann er ohne weitere Untersuchungen aber noch nichts (Arkansas: Mysteriöses, feuerspeiendes Loch entdeckt (Video))
Haus gegen Elementarschaden nachversichert
Nach seiner ersten Ungläubigkeit hat bei Landwirt Kajüter die Unsicherheit eingesetzt. Schon ziemlich schnell, als er nach dem großen Loch auf seinem Land das zweite, kleinere entdeckte. Etwa 60 Meter entfernt steht sein Haus. „Ich habe erst mal den Versicherungsmakler angerufen und meine Gebäude gegen Elementarschaden nachversichert.“
Am Tag zuvor war er noch mit dem Trecker auf dem Acker unterwegs gewesen. Was wäre geschehen, wenn dann schon der Boden eingesackt wäre? „Ich wäre wahrscheinlich kopfüber hineingefallen und von meinem Traktor nicht wieder heruntergekommen“, sagt der Landwirt. Eine erschreckende Vorstellung: „Das ist mir schon sehr nahegegangen.“ Jetzt verlasse er sich auf das LBEG: „Die werden herausfinden, woran es gelegen hat.“
Landwirte vermuten Ursache in der Grundwasserförderung
Einen klaren Verdacht, was auf dem Acker los sein könnte, äußert Otto Schütte. Er ist Sprecher einer Interessengemeinschaft von 21 Landwirten aus dem Ort. Seit Jahren kämpfen die Bauern um Entschädigungen für Ernteschäden, die mit der Grundwassergewinnung zu tun haben, wie Schütte erzählt. Und im Wasserentzug sieht er auch eine wahrscheinliche Ursache für die Löcher.
„Wir haben schon länger die Vermutung, dass dem Boden zu viel Grundwasser entzogen wird.“ Die Ursache für den Vorfall müsse dringend herausgefunden werden. „Uns kann ja auch jeden Moment der Boden unter den Füßen wegsacken“, sagt er. Der Landwirt könne gar nicht mehr riskieren, mit schwerem Gerät auf seinen Acker zu fahren. „Ich denke, dass diese Situation den Landkreis davon überzeugen kann, dass eine weitere Erhöhung der Wasserförderung nicht angezeigt ist.“
Trinkwasserverband will über Ursache nicht spekulieren
Dass darin tatsächlich die Ursache für den Erdfall liegt, steht laut Helmut Puls vom Trink- und Abwasserverband Bad Bentheim, Schüttorf, Salzbergen und Emsbüren aber noch keineswegs fest. Experten müssten das jetzt erst einmal herausfinden.
„Wir möchten uns nicht in irgendwelchen Mutmaßungen ergießen und uns nicht an diesen Spekulationen beteiligen, sondern wir wollen das fundiert wissenschaftlich ergründet haben.“ (‚Aufbrechen‘ der Erde: Mehrere Erdfälle in Rom – Vulkan Ätna zieht es ans Mittelmeer (Videos)).
2017: Mysteriöses 14-Meter-Loch in Achim entdeckt
Und plötzlich tat sich die Erde auf: Einen riesigen Schreck haben Mitarbeiter eines Autohauses in Achim-Baden (Landkreis Verden) am Mittwoch bekommen. Als sie einen Gebrauchtwagen für eine Probefahrt bereitstellen wollten, entdeckten sie unter dem Fahrzeug plötzlich wie aus dem Nichts ein 80 Zentimeter breites, extrem tiefes Loch.
„Um zu testen, wie tief es ist, haben wir einen Stein hineingeworfen, aber es war kein Aufprallgeräusch zu hören“, sagte Geschäftsführer Ingo Meyer im Gespräch mit NDR.de. „Das war schon ein ziemlich mulmiges Gefühl, schließlich sind wir über die Stelle ja schon häufig drüber gefahren und gegangen.“ (Neues Erdloch: Riesenkrater in Zentralrussland entdeckt (Videos))
Landwirt berichtet von Bohrungen
Um weitere Gefahren auszuschließen, alarmierte Meyer die Feuerwehr. Die Einsatzkräfte stellten mit Hilfe eines Lots eine Tiefe von sage und schreibe 14 Metern fest. Ein hinzugezogener Baufachberater des Technischen Hilfswerks (THW) kam zu dem Schluss, dass das Loch definitiv von Menschenhand gebohrt wurde. Wann dies erfolgte, sei allerdings völlig unklar.
Da erinnerte sich Geschäftsführer Meyer an einen ortskundigen Landwirt: Der habe ihm erzählt, dass früher häufiger Bohrungen in der Gegend durchgeführt worden seien. Sie sollten ein besseres Abfließen des Regenwassers durch die Lehmschicht im Boden ermöglichen.
Das müsse allerdings weit vor dem Bau des Autohauses im Jahr 1982 gewesen sein, so Meyer, vielleicht in den 1950er- oder 60er-Jahren. Ein Feuerwehrsprecher vermutet, dass das Loch vermutlich mit einer Platte unter der obersten Erdschicht abgedeckt gewesen war, die über die Jahre verrottete und jetzt nachgab (Erdveränderungen: Sinklöcher verschlingen Florida – riesige Erdspalte in Neuseeland (Videos)).
„Glück, dass kein Kind hineingefallen ist“
Nachdem eventuelle Unterspülungen und ein Nachrutschen des Untergrunds ausgeschlossen werden konnten, wurde die Gefahrenstelle mit einem Metallgitter abgedeckt. Meyer kündigte an, das Loch noch in dieser Woche mit Schotter zuschütten zu lassen. „Wir können von Glück sagen, dass kein Kind hineingefallen ist. Das hätte durchaus passieren können.“
Literatur:
Vulkane der Eifel: Aufbau, Entstehung und heutige Bedeutung
Die Erde im Umbruch: Katastrophen form(t)en diese Welt. Beweise aus historischer Zeit
Quellen: PublicDomain/ndr.de am 03.10.2018