Menschen spielen gerne Gott. Wir pfuschen in der Natur herum, formen sie, manipulieren und missbrauchen sie. Wir denken gerne, dass wir Macht über die Natur haben und dass wir sie für unsere eigenen Zwecke nutzen können, und eine Bestrebung der letzten Zeit war der Versuch, Leben aus dem Nichts zu erschaffen.
So wie Dr. Frankenstein es in der Literatur getan hat, treten wir in eine Zeit ein, in der das Klonen und andere Experimente dazu führen, dass wir das Leben aus dem Nichts hervorrufen können, und was einmal einem Bereich angehörte, zu dem nur die Natur selbst in der Lage war.
Dies ist nicht einmal ein Streben, das sich auf die moderne Wissenschaft und Technologie beschränkt, und seit Hunderten von Jahren zu einer Obsession der Menschen geworden ist, an den Gesetzen von Leben und Tod herumzudoktern, und damit vielleicht sogar Erfolg zu haben.
Während des Mittelalters war die Alchemie – die Umwandlung verschiedener gebräuchlicher Materialien in etwas anderes, zum Beispiel die Umwandlung von unedlen Metallen in Edelmetalle wie Gold – ein populäres mystische und pseudowissenschaftliches Betätigungsfeld. Eine wenig bekannte Praxis innerhalb der Alchemie war die Erschaffung von neuem Leben in Form von kleinen humanoiden Kreaturen, die zusammengenommen als Homunkuli bezeichnet werden, wobei „Homunculus“ auf Lateinisch „kleiner Mensch“ bedeutet.
Dieses neue künstliche Leben soll oft durch winzige Humanoide verkörpert gewesen sein, und die Praxis taucht in alchemistischen Texten auf der ganzen Welt auf.
Die berühmtesten Beschreibungen dieser winzigen Wesen stammen aus den Schriften des Alchemisten Theophrastus Paracelsus, auch bekannt als Philippus von Hohenheim (1493-1541), aber sie werden auch in zahlreichen anderen solcher Schwarten erwähnt, so wie in den Büchern der islamischen Alchemie wie des Alchemisten, Chemikers, Astronomen, Astrologen und Philosophen Jābir ibn Hayyān, sowie unter anderem im Manuskript Tacuinum sanitatis aus dem 16. Jahrhundert und einem Text, der Die Chymische Hochzeit des Christian Rosenkreutz (1616) genannt wird.
Die Methoden, Homunkuli zu erzeugen, sind vielfältig, aber alle haben den gleichen Zweck: die Erzeugung künstlichen Lebens. Eines der bekanntesten Rezepte für die Herstellung von Homunkuli erschien in einer Arbeit von Paracelsus, der fest davon überzeugt war, dass menschliches Sperma eine Schlüsselkomponente in diesem Prozess war.
Er dachte, dass Spermien eine bestimmte Macht über die Eizelle und darüber hinaus hatten, und für die Erschaffung neuen Lebens unerlässlich seien. Seine Hauptmethode, Homunkuli zu kreieren, bestand darin, eine Kombination aus Sperma und Blut zu verwenden, um eine ziemlich unverhohlen unheilig klingende kleine Monstrosität zu erzeugen.
Eine andere Methode, Homunculi zu erschaffen, wurde in dem mittelalterlichen Text Liber Vaccae oder Buch der Kühe geschrieben, und in diesem Fall verlangt das obskure Rezept, eine echte Kuh als eine Art Ersatzmutter für die Homunkuli zu verwenden.
Wiederum ist der Samen der Schlüssel, und man mischt ihn mit einem Sonnenstein, bevor man die Kuh künstlich befruchtet und dann die Vagina mit dem Stein verstopft, wonach das Tier nur mit dem Blut eines anderen Tieres gefüttert und vollständig von Sonnenlicht ferngehalten wird. In diesem Stadium soll nicht einmal ein einziger Strahl das Tier treffen oder der Zauber wird dadurch verhindert.
Wenn alles nach Plan verläuft, wird die Kuh schwanger und gebiert eine formlose, sich windende Masse, die in einer großen Blei- oder Glasschale in eine Mischung aus gemahlenem Sonnenstein, Schwefel, Magnet, grüner Tutia und dem Saft einer Silber-Weide gelegt wird.
Das formlose Klümpchen sollte dann anfangen, eine humanoide Form anzunehmen und zu einer erkennbaren Form zu erstarren, die dann mehrere Tage im Bleibehälter aufbewahrt und mit einer Nahrung aus menschlichem Blut gefüttert wird. Wenn man damit Erfolg hat, werden diese Neugeborenen-Homunkuli nicht nur auf Partys ein gutes Gesprächsthema abgeben, sondern können auch eine breite Palette von Kräften verleihen.
Es gibt noch ein weiteres Rezept, das im 18. Jahrhundert von einem Professor namens Dr. David Christianus von der Universität Gießen in Deutschland geschrieben wurde. Das Verfahren beinhaltete ein Ei, das von einer schwarzen Henne stammen sollte, wonach es mit einer kleinen Menge menschlichen Samens durch ein Loch durchtränkt und dann mit einem Stück des Jungfernhäutchens einer Jungfrau während des Mondzyklus im März versiegelt wird.
Wenn alles perfekt durchgeführt worden ist, dann soll aus dem Ei ein Homunkulus schlüpfen und sich seinen Weg nach draußen bahnen, um seinen neuen Meister zu finden, der ihn mit Regenwürmern und Lavendelsamen füttern soll.
Wenn man nicht all diese seltenen und teuren Zutaten oder Mittel zur Verfügung hat, um die strengen und oft komplexen oder komplizierten Anforderungen zu erfüllen, gibt es noch einen anderen, einfacheren Weg, eine Art Homunkulus für Arme zu machen. Alles, was man dazu tun muss, ist, zu einem Galgen zu gehen und dort Alraunepflanzen zu finden, die dort keimen sollen und die für ihre ziemlich menschlich geformten Wurzeln bekannt sind.
Eine verbreitete Idee zur damaligen Zeit war, dass ein Mann, der durch Erhängen gestorben war, manchmal Sperma ausstößt, das, wenn es auf den Boden trifft, eine magische Alraunepflanze zum Wachsen veranlassen soll. Wenn diese Wurzel herausgezogen und dann in einer Mischung aus Blut, Honig und Milch aufbewahrt wird, soll sie sich in einen einfachen Homunkulus verwandeln, der demjenigen als eine Art Sklave dienen soll, der ihn erschaffen hat (Das Zeitalter der Mensch-Tier-Hybrid-Chimären hat begonnen)
Obwohl dies alles so klingt, als ob es auf reinem Aberglauben und Legenden beruht, vermischt mit einem unvollkommenen Verständnis davon, wie das Leben und die Natur funktioniert, gibt es dennoch viele Berichte über tatsächliche Homunkuli, die erfolgreich erschaffen worden sein sollen.
Ein Alchemist namens John Dee während der Regierungszeit von Englands Königin Elisabeth I. beschwor angeblich mehrere Homunkuli, die als Spione für die Königin verwendet werden sollten, mit dem Hintergedanken, dass sie sich in dunklen Ecken von Räumen verstecken konnten, um Feinde abzuhören.
Es gab auch einen Homunkulus, der angeblich von einem königlichen Arzt namens Dr. Pierre Borel für den französischen König Ludwig XIV. aus menschlichem Blut gewonnen wurde, aus dessen Kopf angeblich Lichtstrahlen dringen konnten.
Das bei weitem bekannteste erfolgreiche Homunkulus-Experiment wurde vom österreichischen Alchemisten Graf Johann Ferdinand von Kufstein und dem italienischen Mystiker Abbé Geloni unternommen. Den beiden gelang es offenbar, über mehrere Wochen hinweg insgesamt zehn Homunkuli zu züchten, die sie in verschlossenen Gläsern aufbewahrten und die bis zu einem Fuß [etwa 30 Zentimeter] groß wurden.
Der Geschichte zufolge sahen alle unterschiedlich aus und hatten offenbar die Fähigkeit, die Zukunft vorherzusagen.
Der Kryptozoologe Karl Shuker postuliert, dass es sich dabei um exotische Salamander oder andere falsch identifizierte Amphibien gehandelt haben könnte, aber letzten Endes können wir nicht sicher sein, was genau hier passiert ist. Die fraglichen Homunkuli verschwanden alle später, obwohl einer von ihnen Berichten zufolge starb und im Hof von Kufstein begraben wurde, was bedeutet, dass seine Überreste noch da sein müssten.
Das Problem ist, dass niemand genau weiß, wo genau er gelebt hat, und wenn dort tatsächlich ein Leichnam vergraben ist, werden wir ihn wahrscheinlich niemals finden. Ist der Beweis für einen echten Homunkulus irgendwo da draußen begraben und vergessen? Wer weiß?
In neuerer Zeit wurde die Idee, dass diese mystischen Homunkuli wirklich existieren könnten, von Wissenschaftlern weitgehend verspottet. Es wird dem Bereich des Aberglaubens und des magischen Denkens zugeschrieben, kombiniert mit sehr bizarren und sehr falschen Vorstellungen darüber, wie das Leben erschaffen wird oder funktioniert, um eine Mischung aus puren Mythen und Legenden hervorzurufen.
Da alles eine obskure historische Praxis ist, die wir wahrscheinlich nie wirklich verstehen werden, ist es fast unmöglich, dies sicher zu wissen. Es gab jedoch Leute, die die Erschaffung echter Homunkuli bis in die Neuzeit verfolgt haben, und es gab gelegentlich sogar „Beweise“ für diese Versuche.
Im Jahr 2015 tauchten auf YouTube eine Reihe von Videos auf, die von einem Nutzer aus Russland stammen, der behauptete, tatsächlich lebende Homunkuli geschaffen zu haben. Der Benutzer behauptete, das von Paracelsus bereitgestellte Rezept verwendet zu haben, und dokumentierte den Fortschritt seiner Experimente, die sicherlich einige interessante Ergebnisse liefern.
Der Benutzer sagt, dass er fünf verschiedene Experimente durchgeführt hat, und dass zwei von diesen erfolgreich waren, mit den daraus resultierenden seltsamen Kreaturen, die vor der Kamera gezeigt werden und ungefähr so bizarr sind, wie man es sich vorstellt (Kämpfe gegen Bigfoots und ‚Wilde Männer‘ – Realität oder Fiktion? (Videos))
In einem der Experimente scheint die Kreatur etwas auf ihn zu spritzen, woraufhin sie mit einem Wörterbuch zerschmettert wird, und dabei offenbar stirbt. Die Videos sind alle in russischer Sprache und wurden meistens als Schwindel verspottet, aber sie sind dennoch unheimlich und beunruhigend. Man kann hier eines der Videos sehen, aber seien Sie gewarnt, es ist definitiv gruselig und mehr als nur ein bisschen verstörend.
Wie es scheint, ist unsere Bestrebung, uns in die Natur einzumischen und Leben aus dem Nichts zu erschaffen, nicht neu. Die Menschheit ist seit Hunderten von Jahren darin vertieft und zeigt keine Anzeichen, jemals wirklich damit aufzuhören. Wohin uns das in der Zukunft führen wird, ist reine Vermutung, aber es scheint eine natürliche Veranlagung zu sein, die uns durch den Lauf der Geschichte verfolgt.
Ob die Homunkuli jemals real waren oder nicht, sie bieten auf jeden Fall einen interessanten Blick auf die Geschichte und eine verblüffende Erkenntnis, dass dies Bestrebungen sind, mit denen wir uns immer beschäftigt haben, gleichgültig, welche Mittel uns dabei auch immer zur Verfügung stehen.
Literatur:
Verborgene Wesen: Kryptozoologische Anthologie
Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen
Nessie – Das Ungeheuer von Loch Ness: Monster, Mythen, Mutationen
Videos:
Quellen: PublicDomain/mysteriousuniverse.orgmaki72 für PRAVDA TV am 22.09.2018
Sehr guter Beitrag