Im Urlaub locken ferne Länder mit exotischen Traumstränden. In der Idylle angekommen fällt oft herumliegender Plastikmüll auf. Die großen Objekte sind für das Wohlbefinden natürlich am lästigsten.
Dabei sind es die Mikroplastik-Partikel, die das wahre Ausmaß der Verschmutzung ausmachen. Den Angaben des Fraunhofer Instituts zufolge befindet sich Mikroplastik jetzt schon so gut wie überall in der Luft, im Trinkwasser und auch in Nahrungsmitteln.
In der zweijährigen „Konsortialstudie Mikroplastik“ haben Wissenschaftler des Instituts Fraunhofer UMSICHT im Auftrag der Kunststoffindustrie, Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Forschung das derzeitige Ausmaß der Mikroplastik-Verschmutzung ermittelt.
Die Ergebnisse sind alles andere als beruhigend. Die Forscher konnten 51 Mikroplastikquellen dingfest machen, aus denen eine Gesamtmenge von vier Kilogramm Mikroplastik-Verschmutzung pro Kopf jährlich freigesetzt wird. Die Menge an größeren Plastikmüll betrage dagegen „nur“ 1,4 Kilogramm pro Kopf. Eine Kurzfassung der Studienergebnisse kann auf der Webseite des Instituts eingesehen werden.
An manchen Stränden lassen sich die kleinen Plastikfasern schon beim genaueren Hinschauen zwischen Sand und Muscheln entdecken, doch nicht immer ist Mikroplastik mit dem bloßen Auge zu erkennen. Bislang galten Plastikteilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind als Mikroplastik (Mikroplastik breitet sich auch an Land aus).
Die Fraunhofer-Wissenschaftler sehen in dieser Definition jedoch keine Allgemeingültigkeit. „Eine Definition sollte vielmehr anhand der Umweltwirkung festgemacht werden“, berichtet der Hauptautor der Studie Jürgen Bertling in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen.
Die Aufgabe, die Ausmaße der Verschmutzung zu dokumentieren, stellte sich als ein Mammutprojekt heraus. „Es ist schwierig, den regulatorischen, wissenschaftlichen und kommunikativen Ansprüchen gemeinsam gerecht zu werden“, so Bertling.
Durch die Festlegung der Größe und Einschränkung auf spezielle Kunststoffe oder Einsatzgebiete werde die Problematik unter Umständen nicht richtig eingegrenzt. Der heutige Wissensstand zu diesem Thema reiche noch nicht aus, so der Umweltexperte.
Im Zuge der Studie erfolgte eine neue Einteilung der einzelnen Mikroplastik-Typen. Mikroplastik von Typ-A entstammt nach der Fraunhofer-Definition von einer industriellen Kunststoffverarbeitung, bei der die Verschmutzung billigend in Kauf genommen wird, wie beispielsweise Plastikkügelchen als Peeling im Duschgel.
Bei Typ B entstehe die Verschmutzung erst infolge der Nutzungsphase durch Abrieb und Verwitterung. Als Beispiel nennt das Institut Autoreifen, Schuhsohlen, Textilien oder Farben. Bei der dritten Kategorie handelt es sich um Plastikabfälle wie Verpackungen, Tüten oder Flaschen, die in die Umwelt gelangen und dort zerfallen beziehungsweise fragmentieren.
Anhand dieser Kategorien möchte das Institut feststellen, wer alles in welchem Ausmaß an der Verschmutzung beteiligt ist. Die Ermittlung der Quellen soll auch die Frage der Verantwortung klären, denn abhängig von der jeweiligen Quelle liegt die Verantwortung entweder mehr beim Produzenten oder beim Endverbraucher, betonen die Wissenschaftler.
Die Fraunhofer-Forscher konnten 51 Mikroplastikquellen ermitteln und berechneten die Emissionen der jeweiligen Quellen. So konnten beispielsweise Reifenabrieb, Freisetzung bei der Abfallentsorgung, Abrieb von Bitumen in Asphalt, Pelletverluste sowie Verwehungen von Sport- und Spielplätzen als die größten Quellen in Deutschland ermittelt werden.
Die Verschmutzung durch Kosmetika liegt auf Platz 17. Die Studienautoren betonen, dass es wichtig sei, die Verschmutzung aus allen Quellen zu reduzieren, unabhängig von der Platzierung.
Insgesamt konnten das Fraunhofer-Team eine Gesamtmenge von vier Kilogramm pro Kopf ermitteln, die jährlich in Deutschland ungefiltert in die Umwelt wandert. Dagegen würden die Emissionen an Makroplastik, also größerer Plastikmüll, nur etwa 1,4 Kilogramm pro Kopf und Jahr betragen.
Was man an Plastikmüll an Raststätten, in Parks und am Strand zu Gesicht bekommt, ist demnach der weitaus kleinere Teil der Verschmutzung.
Nach Angaben der Studie kann ein Anteil des Mikroplastiks in den Kläranlagen aufgefangen werden. Dieser landet dann im Klärschlamm, der wiederum für landwirtschaftliche und landschaftsbauliche Zwecke genutzt wird.
So gelangt das Mikroplastik wieder in den Umlauf. „Hier muss im Einzelfall geprüft werden, ob eine vollständige Verbrennung des Klärschlamms der landwirtschaftlichen und landschaftsbaulichen Nutzung vorzuziehen ist“, erläutert Bertling (So viel Plastik nehmen Sie mit Trinkwasser zu sich – vier Supermärkte beweisen, warum Plastik überflüssig ist (Videos)).
„Wir können davon ausgehen, dass sich Mikroplastik bereits in allen Bereichen der Umwelt befindet“, fasst der Autor zusammen. Dies ergebe sich schlichtweg daraus, dass überall Kunststoffe eingesetzt und die Emissionen über Wind und Wasser verbreitet werden (Bioplastik boomt: So werden die Verbraucher getäuscht).
Es sei also kein Wunder, wenn Mikroplastik in der Luft, im Trinkwasser und auch in Nahrungsmitteln zu finden ist. Auch wenn sich bisher noch kein konkretes Gefahrenpotential zeige, seien sich alle Beteiligten einig, dass die Kunststoffe in der Umwelt reduziert werden müssen.
Neue Wege zur Vermeidung des Plastikeintrags in die Umwelt werden auch auf dem Cradle-to-Cradle-Kongress (C2C-Kongress) aufgezeigt, den der gemeinnützige Verein im September an der Leuphana Universität Lüneburg ausrichtet.
C2C hat sich zum Ziel gesetzt, Produkte und Dienstleitungen von Anfang bis (Neu-)Anfang neu zu durchdenken, so dass am Ende möglichst kein Abfall bzw. Müll mehr anfällt.
Literatur:
Wie wir es schaffen, ohne Müll zu leben: Zero Waste als Lifestyle
Zero Waste Home Glücklich leben ohne Müll!: Reduziere deinen Müll und vereinfache dein Leben
Quellen: PublicDomain/heilpraxisnet.de am 18.07.2018
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