Russland reduziert seine Bestände an US-Staatsanleihen deutlich und kauft statt dessen Gold. Reaktion auf US-Sanktionsdrohungen.
Russland hat in diesem Frühjahr offenbar seine Bestände an US-Staatsanleihen deutlich reduziert. Wie russische und Medien aus den Vereinigten Staaten berichteten, hat die Zentralbank allein im April US-Papiere im Wert von 47 Milliarden Dollar abgestoßen. Das sei rund die Hälfte des in Moskau gehaltenen Bestandes.
Gleichzeitig setzte die russische Zentralbank ihre Ankäufe von Gold fort. Im zweiten Quartal dieses Jahres stieg der Bestand von 1.857 auf 1.909 Tonnen. Damit sind die russischen Goldreserven nun die zweithöchsten in eigener Hoheit gebunkerten der Welt außerhalb der USA.
Gleich dahinter unter den goldhortenden Nationen steht China mit 1.843 Tonnen des Edelmetalls in den Safes der Nationalbank. Beide Länder haben ihre Goldbestände seit dem Beginn der weltpolitischen Konfrontation systematisch erhöht – in Russland zum Beispiel von 1.352 Tonnen im Sommer 2015 um fast die Hälfte innerhalb von drei Jahren (US-Dollar ist die größte Blase – China leitet Zusammenbruch von US-Dominanz ein).
Aufschatzen
Formal gesehen sind zwar die Goldreserven der Vereinigten Staaten und auch Deutschlands noch deutlich höher als die russischen. Doch an der von den USA angegebenen Menge von 8.134 Tonnen in Fort Knox wachsen die Zweifel, zumal Washington keine unabhängigen Prüfungen der Bestände zulässt.
Und die nominal 3.374 Tonnen Gold im Besitz der Bundesbank lagern nur zur Hälfte in Deutschland; der Rest liegt in den USA. Das war während des Kalten Krieges der Versuch, es vor einem eventuellen sowjetischen Zugriff im Falle eines Krieges zu bewahren.
Inzwischen aber wachsen in der Fachwelt die Zweifel, ob es dieses Gold tatsächlich noch gibt oder ob es nicht die Vereinigten Staaten insgeheim »in den eigenen Keller geräumt« hätten.
Wie auch immer, auf russischer und chinesischer Seite ist das Aufschatzen von Gold eingestandenermaßen Teil einer Strategie, vom US-Finanzsystem und dem Dollar unabhängiger zu werden. Immer wieder bringen russische Medien Spekulationen darüber, dass Russland im Falle noch härterer Finanzsanktionen seinen Rubel mit Gold decken und ihn damit für konservative Investoren deutlich attraktiver als den nur auf Zahlungsversprechungen und Buchgeldemissionen beruhenden Greenback zu machen.
Einstweilen ist nichts geschehen, aber der zielstrebige Aufbau der russischen Goldreserven zeigt, dass man diese Option in Moskau wohl doch für den Fall der Fälle vorhalten will.
Ein weiterer Schritt Russlands aus dem dollardominierten Weltfinanzsystem hinaus ist die Umstellung des bilateralen Handels mit China auf die jeweiligen Landeswährungen. Die russische Zentralbank hat den Yuan in den Korb ihrer Währungsreserven aufgenommen – die EZB übrigens auch.
Für Russland sind solche bilateralen Clearinggeschäfte noch aus anderen Gründen wichtig: Die USA versuchen in wachsendem Maße, russische Auslandskontrakte durch politischen Druck zu verhindern. Ein aktuelles Beispiel ist nicht nur das Pipelineprojekt »Nord Stream 2«, sondern auch ein Raketengeschäft mit Indien, gegen das Washington diplomatisch Sturm läuft.
Indien will Luftabwehrraketen des russischen Modells S-400 für zwei Milliarden US-Dollar (1,7 Milliarden Euro) kaufen und hält einstweilen an dieser Absicht fest. Zwar haben beide Seiten schon darüber verhandelt, dieses Geschäft statt in Dollar in Rupien oder Singapur-Dollars zu fakturieren.
Diese Rechenaufgabe ist aber nur der erste und unwesentlichere Schritt. Die größere Schwierigkeit besteht nach Berichten indischer Wirtschaftsblätter darin, eine Bank zu finden, die bereit ist, US-Sanktionen zu riskieren, um das Geschäft abzuwickeln.
Unabhängiges Clearing
Insofern treiben »das Leben« bzw. die immer allgegenwärtigeren US-Sanktionsdrohungen objektiv immer mehr Länder dazu, im eigenen Interesse ein vom Dollar unabhängiges Clearingsystem einzurichten.
Jüngstes Beispiel sind Aufforderungen der USA an alle Staaten weltweit, bis zum 4. November den Ankauf iranischen Rohöls komplett einzustellen. Zu den größten Kunden Teherans gehören genau Indien und China.
Eine weitere interessante Entwicklung, die im Zusammenhang der Vorbereitung auf einen größeren Wirtschaftskrieg stehen könnte, notierte unlängst die auf das Russlandgeschäft spezialisierte US-Beraterfirma Awara. An ihrer zumindest relativen Seriosität ist nicht zu zweifeln, nachdem sie laut ihrer Webseite mit der US-amerikanischen und der deutschen Außenhandelskammer in Russland zusammenarbeitet.
Nach einer letzte Woche veröffentlichten Analyse sei das russische Sozialprodukt im ersten Quartal nach Abzug der Inflation nicht um die offiziell veröffentlichten 1,3 Prozent im Jahresvergleich gewachsen, sondern um 5,8 Prozent.
Der Beitrag hält sich eine Weile lang damit auf, der offiziellen Statistik Rechenfehler vorzuhalten, etwa den, das Wirtschaftswachstum nicht auf monetäre, sondern auf stoffliche Größen zu stützen (Abkehr von Weltleitwährung: Welche Länder sich des US-Dollars entledigen wollen – und warum).
Auf diese Weise sei der Preisanstieg für Öl und Gas seit Jahresbeginn aus der Zählung verschwunden, obwohl das Geld ja tatsächlich geflossen sei. Das mag sein. Aber der wirkliche Grund für dieses Understatement könnte ein ganz anderer sein: in aller Stille schwarze Kassen bzw. Nebenhaushalte zu bilden, aus denen zum Beispiel eine über die offiziellen Haushaltszahlen hinausgehende Rüstungsanstrengung finanziert werden könnte.
Solche Nebenhaushalte gab es auch in der Sowjetunion. Damals sollen sie zwischen 25 und 40 Prozent des Sozialprodukts betragen und das Land letztlich ruiniert haben. Soweit ist es in Russland aktuell sicher noch nicht.
Literatur:
Der Draghi-Crash: Warum uns die entfesselte Geldpolitik in die finanzielle Katastrophe führt
Wer regiert das Geld?: Banken, Demokratie und Täuschung
Quellen: PublicDomain/jungewelt.de am 04.07.2018
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