Kapitalagenten haben lange versucht, im Windschatten der neoliberalen Umgestaltungen in das staatliche Bildungssystem einzudringen. Bisher sind sie weitgehend gescheitert. Ihnen gelang es zwar, das eine oder andere »unternehmerfreundliche« Propagandamaterial (etwa zur »Marktwirtschaft«) im Unterricht zu platzieren, auch ökonomische Interessen an den Universitäten zu zementieren, diese Erfolge sind aber hinter der ambitionierten Absicht einer grundlegenden Privatisierung des Bildungssektors zurückgeblieben.
Das Zauberwort, mit dem der Einfall in das staatliche Bildungssystem nun gelingen soll, lautet »digitales Lernen«. Dabei geht es nicht mehr primär um die Verbreitung »marktkonformer« Bildungsinhalte, sondern um den Zugriff auf die Bildungsbudgets, der mit Hilfe des Trojanischen Pferdes »Computerlernen« gelingen soll.
Eine reflektierte Verwendung der »Neuen Medien« im Unterricht wollen die Vertreter des IT-Lernens am wenigsten. Dem Maschinenlernen soll absolute Priorität zukommen.
Was an dieser Entwicklung alarmierend ist, schildert Ralf Lankau in seinem Buch »Kein Mensch lernt digital. Über den sinnvollen Einsatz neuer Medien im Unterricht«.
Er kritisiert sie auf der Basis des Wissens über die ambivalenten bis problematischen Auswirkungen des Computers, wenn er als vorrangiges Lernmedium (und das heißt immer auch als Kontrollinstanz) eingesetzt wird: Die Phantasie der Kinder bleibt unentwickelt, und die Lerneffekte sind nur oberflächlich (Seit Neuestem warnt auch der Mainstream vor Schäden durch Handy-Strahlung, WLAN und 5G-Technologie).
Im Vergleich mit Schülern, die selektiv und pädagogisch begleitet mit Computern als Lernmedium umgehen, schneiden Schüler, die intensiv standardisierte Software nutzen, auf fast allen relevanten Feldern negativ ab. In der Regel ist computervermittelte Wissensvermittlung kaum geeignet, ein intensives Nachfragen zu fördern. Bei der »Lernarbeit« vor dem Bildschirm wird auch nur ein enges Spektrum mentaler und emotionaler Fähigkeiten aktiviert.
Den Digitalisierungsverfechtern gilt als Vorteil, dass Lernen vorrangig auf die Reproduktion vorgegebener Inhalte reduziert wird, denn Bildung soll weitgehend auf die Vermittlung von Arbeitsmarktkompetenzen beschränkt werden. Kurz und schlecht: Die Resultate des »Computerlernens« bleiben hinter denen herkömmlicher Formen der Wissensaneignung zurück (Blick aufs Smartphone statt aufs Kind).
Als Konsequenz dieser Erkenntnis wurde beispielsweise in Norwegen eine Initiative zur flächendeckenden Ausstattung der Schulen mit Computern und Internetanschlüssen nach nur drei Monaten wieder gestoppt.
Niemand gebe sich der Illusion hin, dass es bei der Digitalisierungsoffensive um einen pädagogisch abgestimmten Einsatz des Computers im Bildungssystem geht, denn dazu existieren bisher kaum überzeugende Konzepte.
Trotzdem sollen technische Apparate und Lernprogramme im Mittelpunkt des Unterrichts stehen. Zwar wird versucht, den Eindruck zu erwecken, dass die traditionelle Rolle der Pädagogen nicht in Frage gestellt wird, doch wird deutlich, dass sie auf den Status von »Lernbegleitern« reduziert werden. Das Geld für die technologische »Aufrüstung« soll bei den Personalausgaben eingespart werden (Kinder haben das Halten eines Stifts durch Smartphones & Co. verlernt).
Gerade in Texten der neoliberalen Bertelsmann-Stiftung wird der Aspekt der »Mittelknappheit« angeführt und die informationstechnologische Zentralisierung mit entsprechendem Abbau von Lehrpersonal als probates Mittel der »Gegenfinanzierung« propagiert.
Intellektuelle Schamgrenzen existieren bei den Propagandisten des »Computerlernens« nicht: Sie sprechen von einer »Demokratisierung des Lernens« obwohl nachgewiesen ist, dass der Computer als Bildungsmedium soziale Spaltungen vertieft. Und es wird von einer »Individualisierung des Lernens« gesprochen – tatsächlich verstärkt die Arbeit am Bildschirm hauptsächlich soziale Vereinzelung (Der Handy-Nacken: Eine globale Erkrankung jüngerer Generationen).
Die politische Linke hat bislang noch nicht einmal im Ansatz begriffen, wie brisant die digitale Überlagerung fast aller Lebensverhältnisse ist. Ihr entgeht, dass die IT-Technologie nicht nur ein Überwachungsinstrument, sondern auch ein Apparat zur Formatierung eines »neuen Menschen« ist, der zur Anpassung der Subjekte an die Erfordernisse des Kapitalismus auf seiner hochtechnologischen Entwicklungsstufe dient.
Die Analysen von Lankau belegen: Die »Computer-Pädagogik« kann nur als eklatantes Beispiel einer Tendenz zur (kapital-)verwertungskomformen Sozialisierung der Menschen begriffen werden. Für jeden Linken sollte Lankaus Buch Pflichtlektüre sein (Mehr als 100 Studien: Keine WLAN-Strahlung an Schulen!).
Das könnte auch verhindern, dass »medienpolitische Kompetenz« sich weiter im Nachplappern der PR-Parolen des IT-Komplexes äußert.
Literatur:
Gesund ohne E-Smog: Neue Strategien zum Schutz vor der lautlosen Gefahr
Digitale Erschöpfung: Wie wir die Kontrolle über unser Leben wiedergewinnen
Quellen: PublicDomain/jungewelt.de am 02.07.2018
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