Der bekannte US-Publizist Dr. Paul Craig Roberts fragt sich, warum die ständig von der Trump-Regierung brüskierten Europäer nicht endlich ihre Beziehungen zu Russland verbessern?
Die Erklärungen führender europäischer Politikerinnen und Politiker nach dem jüngsten G7-Gipfel belegen, dass sie immer noch die feindliche Einstellung Washingtons gegenüber Russland teilen; daran haben weder die Sanktionen, die Präsident Trump gegen Europa verhängt hat, noch die Tatsache, dass er die Interessen Europas und aller anderen Staaten missachtet und nur Israel hofiert, etwas ändern können.
Die britische Premierministerin erklärte, die G7-Teilnehmer seien „sich einig darin, nötigenfalls neue restriktive Maßnahmen gegen Russland zu ergreifen“. Die französische US-Marionette Macron warf Russland, dem einzigen Staat, der versucht, das Minsker Abkommen umzusetzen, zu Unrecht vor, es zu verletzen.
Außerdem hat er Russland fälschlicherweise beschuldigt, in die Ukraine eingefallen und die Krim annektiert zu haben – ungeachtet der Tatsache, dass sich russische Soldaten aufgrund eines für die Dauer von 50 Jahren geschlossenen Pachtvertrages bereits in einem russischen Flottenstützpunkt auf der Krim aufhielten.
Der französische Präsident weiß sicher auch, dass Russland nur einem Votum der Krimbewohner Rechnung getragen hat, die mit überwältigender Mehrheit für einen Anschluss der Krim an Russland gestimmt haben. Die Krim hat nämlich vor der Eingliederung in die Ukraine drei Jahrhunderte lang – also länger als die USA existieren – zu Russland gehört.
Und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat Trumps einzigen vernünftigen Vorschlag, Russland wieder in den G7-Kreis aufzunehmen, mit einer fadenscheinigen Begründung zurückgewiesen.
Die europäischen G7-Teilnehmer warfen Putin außerdem vor, sein Verhalten sei „destabilisierend“, er „unterminiere demokratische Systeme“ und „unterstütze die syrische Regierung“ (die Russland um Hilfe gebeten hat). Europa kuscht weiterhin vor Washington, obwohl Trump alles tut, um die europäischen Vasallen zu drangsalieren.
Putin hat die auf dem G7-Gipfel gegen Russland erhobenen Vorwürfe als „kreatives Gelaber“ bezeichnet, und Europa eingeladen, in beiderseitigem Interesse mit Russland zusammenzuarbeiten. Es gibt gemeinsame Interessen, und Putin sieht sie; in den Erklärungen auf dem G7-Gipfel wurde aber deutlich, dass die Westeuropäer Russland nur als Feind betrachten (Russland Feldzug: Nato-Übung „Atlantic Resolve“ ähnelt Unternehmen Barbarossa (Video)).
Aus westlicher Sicht ist Putin ein Problemfall, weil er auf der Souveränität Russlands besteht. Mit dem westlichen Vorwurf, Russland verhalte sich „destabilisierend“, ist eigentlich gemeint, dass ein unabhängiges Russland die von Washington bestimmte Weltordnung gefährdet. Putin wird als Störfaktor betrachtet, weil er sich dem Herrschaftsanspruch Washingtons widersetzt.
Er kann die feindliche Einstellung des Westens gegenüber Russland auch nicht durch immer neue Zugeständnisse und vernünftiges Reagieren überwinden. Putin gäbe sich einer tödlichen Illusion hin, wenn er auf wohlklingende Versprechungen vertrauen und glauben würde, die USA verzichteten jemals auf ihr Streben nach Vorherrschaft.
Putin nimmt Beleidigungen hin, reagiert besonnen auf Provokationen und die Verfolgung von Russen in der Ukraine, lässt ungestraft israelische Luftangriffe auf Syrien zu, obwohl er Assad mit hohem Einsatz im Kampf gegen von den USA finanzierte „Rebellen“ unterstützt – und all das nur, um den Europäern zu demonstrieren, dass Russland kein anderes Land bedroht.
Nach ihren Erklärungen auf dem G7-Gipfel, der eigentlich ein G6-Gipfel war, wollen führende westliche Politikerinnen und Politiker einfach nicht zur Kenntnis nehmen, dass die Bedrohung eigentlich von Washington und nicht von Moskau ausgeht. Washington hat Europa die Marschrichtung gegen Russland vorgegeben, und Europa marschiert brav mit, unabhängig davon, wie sich Russland verhält, und wie Washington Europa behandelt.
Aufkeimende Hoffnungen, dass die Opposition der Europäer gegen den Versuch Trumps, das Atomabkommen mit dem Iran scheitern zu lassen, Europa unabhängiger machen würde, haben sich durch die gemeinsam praktizierte Feindschaft gegenüber Russland schnell wieder zerschlagen.
Putins Strategie (des unerschütterlichen wohlwollenden Entgegenkommens) könnte aus zwei Gründen scheitern: Erstens hat Westeuropa vor rund 75 Jahren seine Unabhängigkeit verloren (mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg im Dezember 1941 und endgültig mit der Gründung der NATO am 4. April 1949). Die westeuropäischen Staaten scheinen nicht mehr zu wissen, was Souveränität bedeutet.
Ohne Vorgaben aus Washington verlieren führende europäische Politiker jede Orientierung und versuchen krampfhaft, den von vorherigen US-Regierungen eingeschlagenen Kurs zu halten. Zweitens hofft Putin immer noch, Russland in die Europäische Union integrieren zu können.
Als Jelzin Präsident war, hat die US-Regierung diese Hoffnung genährt (weil sie glaubte, dann leichteren Zugang zu den russischen Ressourcen zu bekommen). Russische Wirtschaftswissenschaftler und die russische Zentralbank glauben immer noch, dass sich Russland nur mit Hilfe des Westens weiterentwickeln kann. Das macht Russland anfällig für Störmaßnahmen des westlichen Finanzimperiums.
Der westliche Einfluss ermöglicht es Washington, den Wert des Rubels zu manipulieren und russische Handelsüberschüsse in Defizite zu verwandeln. Um die Globalisierung voranzutreiben, versucht Washington russische Politiker zu diskreditieren, die ein nationales Wirtschaftswachstum anstreben.
Michael Hudson und ich haben schon früher darauf hingewiesen, dass neoliberale russische Wirtschaftswissenschaftler als fünfte Kolonne Washingtons in Russland agieren. Staaten, die sich der vom Westen vorangetriebenen Globalisierung öffnen, verlieren schon bald die Kontrolle über die eigene Wirtschaftspolitik (USA`s Fünfte Kolonne will Russland zerstören).
Der Tauschwert ihrer Währungen, die Kurse ihrer Anleihen und die Preise ihrer Rohstoffe können durch Leerverkäufe bei Termingeschäften nach unten getrieben werden. In diesem Zusammenhang sei an George Soros erinnert, der das britische Pfund zum Absturz brachte. Durch koordiniertes Handeln der Fed (der US-Zentralbank), der Europäischen Zentralbank, der Bank of England und der Japanischen Zentralbank könnte Washington jede Währung ruinieren.
Sogar große Staaten wie Russland und China können sich nicht gegen einen derartigen Generalangriff wehren. Es ist erstaunlich, dass Russland und China, die auch unabhängig vom westlichen Finanzsystem ihre Geschäfte abwickeln könnten, sich immer noch von ihren Feinden kontrollieren lassen. Das Mayer Amschel Rothschild zugeschriebene Zitat trifft nämlich zu: „Wer das Geld eines Staates kontrolliert, braucht sich nicht darum zu kümmern, wer dessen Gesetze macht.“
Ein Professor aus Oxford hat mir die Kopie eines in der Franklin D. Roosevelt Presidential Library aufbewahrten Briefes geschickt, den Präsident Roosevelt am 21. November 1933 an Colonel House geschrieben hat. Darin steht: „Wir kennen die Wahrheit, denn wir beide wissen, dass seit den Tagen des Präsidenten Andrew Jackson die Regierung immer von Geldinstituten abhängig war – und da möchte ich auch die Regierung von Woodrow Wilson nicht ganz ausnehmen. Unser Land erlebt gerade eine Wiederholung des Kampfes Jackson gegen die Bank of the United States – nur auf einer viel breiteren Basis.“
Weil Wladimir Putin ein vernünftiger und humaner Mensch ist, möchte er Konflikte vermeiden. Er hat die nötige Geduld, um Beleidigungen und Drohungen aus militärisch schwachen Staaten wie Großbritannien (und der Bundesrepublik Deutschland) auszuhalten. Geduld kann den Frieden bewahren, aber einen Krieg nicht verhindern (wenn sie von Gegnern überstrapaziert wird).
Putins Geduld könnte den Europäern signalisieren, dass sie sich mit Anschuldigungen und feindlichen Aktivitäten gegen Russland nicht zurückhalten müssen, und die Neokonservativen (in den USA) könnten sich zu weiteren Provokationen und noch aggressiveren Handlungen ermutigt fühlen. Zu viel russische Geduld könnte dazu führen, dass Russland in eine Ecke gedrängt (und handlungsunfähig) wird (Der Westen will den Weltkrieg: Wo bleibt das Schamgefühl? (Video)).
Die Gefahr für Russland besteht darin, dass Putin, weil er möchte, dass sein Staat zu Europa gehört, zu große Zugeständnisse an den Westen macht, die noch mehr Provokationen auslösen, und dass der Sog der Globalisierung die Souveränität der russischen Wirtschaft untergräbt.
Wenn Putin immer noch hofft, sich im Krieg gegen den Terrorismus mit dem Westen verbünden zu können, übersieht er, dass der Westen die Terroristen finanziert und einsetzt, um unabhängige Staaten zu destabilisieren, die eine unipolare (von Washington beherrschte Welt) nicht hinnehmen wollen.
Russland wäre nicht so leicht in einen Krieg zu verwickeln, wenn es sich vom Westen lösen und mit dem Osten (also vor allem mit China) verbünden würde. Dann müssten die Westeuropäer Putin eher früher als später um bessere Beziehungen anbetteln.
Literatur:
Finanzimperialismus: Die USA und ihre Strategie des globalen Kapitalismus
Das Werden des Imperium Americanum und seine zwei hundertjährigen Kriege
Illuminati – Der Kult, der die Welt gekapert hat
Fassadendemokratie und Tiefer Staat: Auf dem Weg in ein autoritäres Zeitalter
Quellen: PublicDomain/luftpost-kl.de/ am 18.06.2018
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