Wie sich vor Kurzem herausstellte, ist das Tor-Projekt – eine private Non-Profit-Organisation, die auch als „NSA-sicherer“ Zugang zum „Dark Web“ bekannt ist – fast „zu 100 Prozent von der amerikanischen Regierung finanziert“.
Das geht aus Dokumenten hervor, auf die der Enthüllungsjournalist und Autor Yasha Levine Zugriff erhielt. Levine erhielt etwa 2.500 Seiten Korrespondenzdokumente, indem er Anfragen nach dem US-Informationsfreiheitsgesetz FOIA stellte, während er für ein Buch recherchierte.
Zu den Dokumenten gehören Strategiepapiere, Verträge, Budgetaufstellungen und Statusaktualisierungen, die zwischen dem Tor-Projekt und seinem Hauptgeldgeber hin- und hergeschickt wurden.
Bei diesem Geldgeber handelt es sich um das Broadcasting Board of Governors (BBG), einen CIA-Ableger, der „für alle internationalen, nichtmilitärischen Hörfunk- und Fernsehprogramme der US-Regierung wie Radio Free Asia und Radio Free Europe verantwortlich“ ist.
„Ich sah mir genau an, wo das Geld herkam, und stellte fest, dass Tor alles andere als eine unabhängige Basisorganisation ist“, schreibt Yasha Levine.
„So konnte ich nachweisen, dass Tor trotz seines Rufs, unabhängig und radikal zu sein und seine Nutzer angeblich vor der Online-Überwachung durch die Behörden zu beschützen, fast zu 100 Prozent von drei amerikanischen nationalen Sicherheitsbehörden finanziert wird: der Navy, dem Außenministerium und dem BBG. Tor ist demnach keine basisdemokratische Initiative, sondern ein privates Rüstungsunternehmen, das sogar eine eigene Kennzahl als Auftragnehmer der Regierung hat. Mit anderen Worten: Es ist eine privatisierte Ausgliederung genau der Regierung, gegen die es angeblich kämpft.“
Die im Rahmen des FOIA freigegebenen Dokumente deuten auch darauf hin, dass die Aussage, die bei Tor verwendete Technik könne ein Ausspionieren durch den Staat verhindern, möglicherweise nicht viel mehr ist als heiße Luft.
Der seit 2001 angebotene Tor-Browser beruht auf der „Onion-Routing“-Technik, die 1998 von der US Navy entwickelt wurde, um Anonymität in Computernetzwerken zu gewährleisten. Experten für Internet-Sicherheit fiel schon vor Jahren auf, dass Tor theoretisch zwar technische Anonymität bietet, aber die „Exitknoten“, an denen der Datenverkehr das sichere „Onion“-Übermittlungsprotokoll verlässt und entschlüsselt wird, von jedermann – also auch Behörden – eingerichtet werden können (EU: Zum Schutz der Konzerne – gegen die Freiheit – heute kommt der „Zensur-Filter“ fürs Internet! (Videos)).
Und wer einen solchen Exitknoten einrichtet, kann auch sämtliche Daten auslesen, die durch diesen Knoten gehen.
„Warum soll die US-Regierung ein Tool unterstützen, dass ihre Macht limitiert? Die Antwort ist: Tor hat die amerikanische Macht niemals gefährdet, sondern sie gesteigert“, schreibt Levine in seinem Blogeintrag.
Bereits 2016 wurde das FBI verdächtigt, Malware in Tor einzuschleusen
Laut den FOIA-Dokumenten soll es auch Zweifel geben, dass Tor seine Nutzer wirklich vor Spionage durch die US-Regierung schützen kann, wie „RT Online“ berichtet. Zwar gäbe es keinen direkten Backdoorder NSA, aber laut Levine soll „Tor keine Skrupel haben, offizielle Regierungsbehörden privat auf Sicherheitslücken aufmerksam zu machen, bevor die Öffentlichkeit darüber informiert wird.“
Das sei ein Schritt, der den Behörden die Möglichkeit gibt, Sicherheitslücken auszunützen, lange bevor Tor-Nutzer darüber informiert werden, heißt es.
Levine hofft, dass die FOIA-Dokumente< nun von weiteren Journalisten untersucht werden, um das Verhältnis zwischen dem Silicon Valley, der Regierung und Technologien, die die Privatsphäre der Internet-Nutzer schützen, weiter untersuchen.
Die Enthüllungen von Levine sind nicht die Ersten, die Tor mit der US-Regierung in Verbindung bringen. Bereits 2016 wurde ein Tor-Entwickler dabei entdeckt, Malware für das FBI entwickelt zu haben, mit der der Geheimdienst Nutzer des Anonymisierungsdienstes ausspionieren konnte (DSGVO: Die schlimmste EU-Zensur-Attacke der Geschichte).
NSA versuchte Bitcoin-Nutzer „aufzuspüren“
Internet-Paranoiker und Bitcoin-Fans vermuten seit Langem, dass die digitale Währung von amerikanischen Spionen unterminiert wird. Schließlich interessieren sich Regierungsbehörden traditionellerweise dafür, finanzielle Transaktionen bis in die kleinste Einzelheit zu verfolgen und – wenn möglich – zu besteuern.
Eine neue techno-libertäre Finanzordnung wäre ganz und gar nicht im Interesse der Staatenlenker und ihrer Geheimagenten.
Wie sich nun herausstellte, hatten die Verschwörungstheoretiker (wieder einmal) nicht unrecht. Geheimdokumente, die der weltbekannte Whistleblower Edward Snowden der Öffentlichkeit zur Verfügung stellte, decken die Rolle des US-Geheimdienstes NSA beim Vorgehen gegen anonyme Bitcoin-Nutzer auf.
Der Geheimdienst nutzte mindestens eine geheimnisvolle Informationsquelle, um mit deren Hilfe „Absender und Empfänger von Bitcoins“ aufzuspüren, wie es in einem streng geheimen Abschnitt eines internen NSA-Berichts vom März 2013 heißt. Laut den Dokumenten verbesserte die Quelle die Fähigkeit der NSA, den weltweiten Internet-Datenverkehr „abzuhören“ und zu analysieren, und griff dazu auch auf eine nicht namentlich genannte Software zurück, die ihren Nutzern Anonymität versprach.
Wie ein weiterer interner NSA-Bericht vom 15. März 2013 aufdeckt, wollte der Geheimdienst zwar mehrere Kryptowährungen überwachen, doch „Bitcoin hat oberste Priorität“.
Aus einem Memo vom 29. März 2013 geht hervor, dass die NSA nicht nur das Blockchain-Buchführungssystem von Bitcoin äußerst intensiv untersuchte, sondern sich auch Informationen aus den Computern der Bitcoin-Nutzer beschaffte: Passwörter, Internetaktivität und MAC-(Hardware-)Adressen. Dasselbe Memo deutet auch an, dass noch viel mehr Nutzerdaten gesammelt werden sollten, damit die NSA schlussendlich jeden „anonymen“ Bitcoin-Nutzer eindeutig identifizieren konnte (Wurde Bitcoin von einer bösartigen künstlichen Intelligenz entwickelt, um die Welt zu beherrschen? (Video)).
„Die finanzielle Privatsphäre ist für die Bitcoin-Gemeinschaft von größter Wichtigkeit“, sagt Emin Gun Sirer, außerordentlicher Professor und Ko-Direktor der Initiative für Kryptowährungen und Verträge an der amerikanischen Cornell University.
„Es ist daher damit zu rechnen, dass Leute, die besonders viel Wert auf ihre Privatsphäre legen, nach Bekanntwerden der NSA-Spionageaktivitäten auf andere elektronische Währungen umsteigen werden. Bei Bitcoin darf man jetzt nicht mehr mit Anonymität rechnen.“
Literatur:
Das Ende der Demokratie: Wie die künstliche Intelligenz die Politik übernimmt und uns entmündigt
Deep Web – Die dunkle Seite des Internets
The Dark Net: Unterwegs in den dunklen Kanälen der digitalen Unterwelt
Quellen: PublicDomain/futurezone.de/nexus-magazin.de am 26.06.2018
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