Für viele Menschen gilt es heute als der mysteriöseste Ort Russlands: Arkaim, das „russische Stonehenge“, wie man auch sagt. In den unendlichen Weiten der südrussischen Steppe unweit der Grenze zu Kasachstan gelegen, jahrtausendealt und noch kaum erforscht, ist Arkaim in der Tat ein Ort voller Geheimnisse.
Ein Ort, der nicht gefunden werden wollte: Und das betrifft schon seine Wiederentdeckung in unserer Zeit. Arkaim wollte ganz offensichtlich nicht gefunden werden. Insgesamt drei Mal musste die Stätte entdeckt werden, bis ihre Bedeutung erkannt wurde, und gerade dann – beim letzten Mal – wäre sie um ein Haar vernichtet worden.
Im Jahre 1957 nahmen russische Militärkartographen erstmals die seltsame Geländeformation aus Kreisen und Spiralformen wahr und zeichneten sie auf ihren Generalstabskarten ein, ohne dem Ort ansonsten größere Beachtung zu schenken.
Zivilisten erfuhren von Arkaim erst rund zwölf Jahre später, und erneut waren es Kartographen, die die Region erstmals überfliegen durften und dabei zahlreiche Luftaufnahmen machten. Sie wussten mit der Struktur ebenfalls nicht viel anzufangen, doch die seltsamen Formen im Gelände ließen sie vermuten, es handele sich um eine militärische Geheimanlage.
Und da es für Zivilisten in Russland damals nicht ganz ungefährlich war, sich in so etwas einzumischen, ließen auch sie die Finger davon. Fast scheint es, dass eine unsichtbare Macht auf jeden Fall verhindern wollte, dass Menschen unserer Tage diesen Ort und seine Geheimnisse kennenlernten.
1987 waren zwei Gruppen von Wissenschaftlern in der Gegend unterwegs. Sie hatten allerdings ganz unterschiedliche Beweggründe. Ein Team von Geodäten und Ingenieuren hielt sich im Auftrag der Regierung in der Nähe von Arkaim auf.
Man plante am nahegelegenen Fluss Bolschaja Karaganka den Bau eines großen Wasserkraftwerks, und zu diesem Zweck sollte die ganze Gegend gefl utet werden, um einen riesigen künstlichen Stausee anzulegen. Die zweite Gruppe war eine Expedition von Archäologen, die nach Zeugnissen vorgeschichtlicher Kulturen suchte.
Doch sie hatten bislang nur wenig gefunden, zu wenig, um den Erkundungstrupp des Staudammprojekts davon zu überzeugen, dass die Gegend erst archäologisch erforscht werden müsse, bevor man daran gehen könnte, alles unter Wasser zu setzen.
Kultort oder Staudamm?
Nervtötende Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Leitern der beiden Expeditionen führten dazu, dass die Spezialisten unter den Archäologen sich nicht genügend um die Geländestrukturen kümmern konnten, und so waren es einige anwesende Studenten, denen die seltsamen Formen eher zufällig – nunmehr zum dritten Mal – auffielen.
Eines war klar: Die Kreis- und Spiralstrukturen waren nicht durch natürliche Erosion entstanden, sondern das Werk einer vorzeitlichen Kultur. Bald fand man auch schon erste Überreste von Keramiken. Doch auch das reichte noch nicht, um das gewaltige Staudammprojekt zu stoppen, und so beharrten die Ingenieure darauf, die Macht Moskaus im Rücken, den Stausee an der geplanten Stelle anzulegen.
Bald begann man mit den Ausschachtungsarbeiten, wobei sogar weitere archäologische Funde zutage gefördert wurden, und setzte dann auch schon erste Bereiche unter Wasser.
Es war dem Direktor der Leningrader Eremitage und Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften, Boris Piotrowski, zu verdanken, dass Arkaim nicht für immer in der Versenkung verschwand. Ihm gelang es, den Ministerrat der Russischen Föderation in Moskau davon zu überzeugen, die Bauarbeiten vorerst zu stoppen, damit die Wissenschaftler ihre Arbeit tun konnten.
Der Archäologe Gennadi Zdanovich, Leiter des Archäologischen Instituts der Universität Tscheljabinsk, begann in aller Eile eine Notgrabung, bei der nach und nach eine rund 20.000 m2 große Siedlung freigelegt wurde. 1991 wurde die Region Arkaim dann endgültig unter Denkmalsschutz gestellt.
Sie gilt heute als eine der wichtigsten archäologischen Fundstätten Russlands. Präsident Putin hat dem Ort im Mai 2005 höchstpersönlich einen Besuch abgestattet.
„Russlands Stonehenge“
Innerhalb von zwei kreisförmigen Schutzwällen fand man im Zentrum der Anlage zwei spiralförmige Ringe, die in einen zentralen Platz mündeten. Entlang dieser Ringe wurden bis heute 30 vollkommen gleichartig errichtete Häuser gefunden, jedes mit einer Grundfläche zwischen 110 und 180 m2 – eine Reihenhaussiedlung der Vorzeit aus Lehmziegeln, Erde und Holz.
Vier Eingänge führten durch die zwei Schutzwälle in die Siedlung hinein, wobei der Haupteingang im Westen lag. Ein abgedeckter Kanal diente zur Entwässerung der Hauptstraße. Gennadi Zdanovich schätzte, dass in Arkaim während seiner Blütezeit etwa 1.500-2.000 Menschen wohnten. Niemand weiß bis heute genau, wer Arkaim erbaut und bewohnt hat.
Erste Keramikfunde deuteten zunächst auf die Zeit der Andronowo-Kultur aus der mittleren Bronzezeit hin, etwa 2.000-1.700 v. Chr. Spätere Radiokarbondatierungen ergaben ein weit höheres Alter der Anlage, etwa 4.000-3.500 v. Chr., und manche Forscher vermuten, dass Arkaim sogar über 12.000 Jahre alt ist. Die Anlage war weit mehr als nur eine für die damalige Zeit stattliche Wohnsiedlung.
Archäoastronomen betonen, dass Arkaim auf einer ähnlichen geographischen Breite liegt wie das britische Stonehenge. „Ähnlich“ ist dabei relativ zu sehen. Stonehenge liegt auf 51 Grad nördlicher Breite, Arkaim auf 52,6 Grad, das ist fast 200 Kilometer weiter nördlich. Dennoch waren die Bedingungen für astronomische Beobachtungen in beiden Anlagen vergleichbar (Die Bilder von Stonehenge, die Sie nicht zu sehen bekommen sollten (Video)).
Forschungen russischer Astronomen ergaben, dass Arkaim sogar mehr und genauere astronomische Beobachtungen gestattete als Stonehenge. Während in Stonehenge die Genauigkeit bei etwa zehn Bogenminuten lag, soll es in Arkaim nur Beobachtungsfehler bis zu einer Bogenminute gegeben haben.
Eine derartige Präzision wurde erst Jahrtausende später zur Zeit des griechischen Gelehrten Ptolemäus wieder erreicht. Die Forschungsergebnisse sind allerdings noch umstritten (Die Hochkultur der Megalithzeit: Verschwiegene Zeugnisse aus Europas grosser Vergangenheit).
Stärkste Anomaliezone in Russland
Inzwischen ist Arkaim zu einem Mekka für alle Freunde des Paranormalen geworden. Über der Anlage wurden schon oft Lichterscheinungen beobachtet. Ist Arkaim ein gewaltiger Ort der Kraft? Durchaus möglich, denn die geophysikalischen Gegebenheiten in der ganzen Region begünstigen allerlei seltsame physikalische Effekte.
Nicht umsonst liegt die Stadt Magnitogorsk nur rund 150 Kilometer entfernt, in deren Nähe sich gewaltige Eisenerzvorkommen befinden, die auch auf die elektromagnetisch-atmosphärischen Bedingungen in Arkaim Einfluss haben. Plötzliche Temperaturschwankungen, Magnetfeldstörungen und Funktionsausfälle bei elektronischen Geräten sind an der Tagesordnung. Arkaim gilt als stärkste Anomaliezone in Russland.
Doch nicht alles, was in Arkaim Geheimnisvolles geschieht, lässt sich mit Geophysik erklären. Für die einheimische Bevölkerung ist es ein heiliger Ort. Menschen berichten, dass sie dort spontan in veränderte Bewusstseinszustände eintreten. Einige bezeichnen den Ort als heilkräftig, andere dagegen geraten in Panikattacken. Auch Halluzinationen sind keine Seltenheit (Die Kraft der Megalithen: Die Energie von Steinen nutzen (Video)).
Besonders häufig wird über Veränderungen im Zeitempfinden berichtet, das sich deutlich zu verlangsamen scheint. Zu bestimmten Zeiten soll es sogar gefährlich sein, die Anlage allein bei Nacht zu besuchen. Insbesondere in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni, also einen Tag nach der Sommersonnenwende, soll es bereits öfter zu Unfällen gekommen sein.
Die seltsame Form der Anlage mit ihren Kreis- und Spiralstrukturen lässt vermuten, dass die Kräfte, die in Arkaim am Werke sind, den Erbauern bekannt waren, und dass sie sie für ihre Zwecke zu nutzen verstanden, was immer das auch gewesen sein mag. Die Anlage ist irgendwann vor Jahrtausenden niedergebrannt und aufgegeben worden, das haben die Ausgrabungen ergeben.
War dies eine Notwendigkeit gewesen, weil man der Kräfte nicht mehr Herr wurde? Sind die zahlreichen Hindernisse bei der Wiederentdeckung des uralten Kraftortes nicht nur Zufälle gewesen?
Das Ganze erinnert ein wenig an das unsichtbare „Elfenvolk“ in Island, das angeblich in der Lage sein soll, Baumaßnahmen in der Nähe seiner Wohnorte zu behindern. Steckte auch hier in der russischen Steppe hinter den Ereignissen von 1987 ein intelligenter Plan, von wem auch immer?
Oder haben die Bewohner der Anlage, bevor sie sie für immer verließen, eine Schutzsperre hinterlassen, damit kein Unberufener Arkaim wieder freilegt, bevor die Menschheit nicht reif dafür ist?
Literatur:
Die Botschaft der Megalithen: Wer erbaute die steinernen Wunder?
Video:
Quellen: PublicDomain/matrix3000.de am 30.06.2018
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