Fukushima: Eismauer hält nicht – Platzmangel im Zwischenlager für radioaktive Abfälle

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Die Abschirmung der Katastrophenreaktoren im japanischen Atomkraftwerk Fukushima funktioniert nicht wie erhofft. Die unterirdische Eismauer dämme den Zufluss von Grundwasser zwar ein, löse das Problem aber nicht, erklärte eine von der Regierung eingesetzte Expertengruppe am Mittwoch. Daher seien zusätzliche Maßnahmen nötig.

Die 1500 Meter lange und 35 Milliarden Yen (267 Millionen Euro) teure Vorrichtung sollte das umliegende Erdreich einfrieren und so verhindern, dass Grundwasser in die verstrahlten Reaktoren sickert oder mit radioaktivem Wasser von dort in Berührung kommt.

Den Experten zufolge hat die Konstruktion den Grundwasserzufluss aber lediglich halbiert. Deshalb muss zusätzlich Wasser abgepumpt werden.

In der nordostjapanischen Präfektur Fukushima ereignete sich vor sieben Jahren eine schwere Nuklearkatastrophe. Sie war eine Folge von Unfällen und Störfällen im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi („Fukushima I“). Die Katastrophe hatte ihren Ausgang im schwersten je gemessenen Seebeben Japans, dem nach der Region benannten Tohoku-Beben.

In drei der sechs Reaktorblöcke von Fukushima I kam es zu Kernschmelzen. Große Mengen radioaktiven Materials wurden freigesetzt und kontaminierten Luft, Böden, Wasser und Nahrungsmittel der Umgebung. Rund 170.000 Bewohner wurden in den folgenden Tagen aus den betroffenen Gebieten evakuiert (Fukushima und die Erdbeben-Lüge: Das japanische 9/11 heißt 3/11).

Fünfmal häufiger zu psychischen Störungen

Untersuchungen zufolge kommt es unter den Umgesiedelten etwa fünfmal häufiger zu psychischen Störungen als im japanischen Landesdurchschnitt. Unter den evakuierten Senioren stieg die Sterblichkeit in den ersten drei Monaten um das Dreifache.

Hunderttausende zurückgelassene Tiere aus landwirtschaftlichen Betrieben verendeten. Die Zahl der Toten im havarierten Kraftwerk sowie durch die Evakuierung oder ihre Folgen wird auf etwa 600 beziffert.

Platzmangel im Zwischenlager für radioaktive Abfälle

Das offizielle Zwischenlager auf dem Gebiet der Gemeinden Futaba und Okuma soll eine Antwort auf das Problem der radioaktiv belasteten Abfälle darstellen, die bei Arbeiten zur Dekontamination der Präfektur in großer Menge anfallen.

Doch nun droht dem Projekt in seiner jetzigen Phase die Luft auszugehen.

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Während die „furekon“ genannten schwarzen Plastikbehälter von behelfsmäßigen Lagerorten auf Sportplätzen, Parks und Privatgrundstücken zunehmend in das Zwischenlager abtransportiert werden, kommt es dort zum Platzmangel.

Mit Stand vom 29. Januar hat die Regierung jedoch bislang nur 801 der mindestens benötigten 1.600 Hektar an Land erwerben können – und die Auslastung des Lagers in Futaba beträgt im jetzigen Zustand bereits 70 Prozent.

Somit ist unklar, ob der Zeitplan der Regierung, in dem bis 2045 ein Transport aller Dekontaminationsabfälle in ein Endlager außerhalb der Präfektur vorgesehen ist, tatsächlich eingehalten werden kann.

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(„Furekon“ – Säcke mit kontaminiertem Erdreich nahe Okuma)

Die Behörden verhandeln unterdessen mit Grundstückseigentümern über Erwerb und Pacht weiterer Nutzflächen für eine Ausweitung des Lagers. Über die zunehmenden Kapazitätsprobleme berichtete die Asahi Shimbun (Fukushima: Erschreckende Studie zeigt, wie sich Affen durch die Strahlung verändert haben).

Dritte Schilddrüsenkontrollreihe mit neuem Krebsfall

Am Montag hielt das Untersuchungskomitee zu den Gesundheitsfolgen der Katastrophe am AKW Fukushima Daiichi ein Treffen ab und gab dabei aktuelle Zahlen zu neuen Fällen von Krebserkrankungen, sowie der Zahl der Verdachtsfälle bekannt.

(Atommüll in der Gegend um Fukushima)

Es handelt sich um die dritte Kontrollreihe seit Beginn der groß angelegten Schilddrüsen-Screenings im Jahr 2011 (Fukushima-Folgen gefährlicher als angenommen – verschwiegene Krebsfälle).

Dabei wurden aktuell 52 Fälle von Schilddrüsenkrebs bestätigt und 19 Verdachtsfälle gemeldet. Im Vergleich zu den vorigen Kontrollen stellt dies einen Anstieg bzw. Rückgang von jeweils einer Person dar.

Die Gesamtzahl aller bestätigen Krebserkrankungen liegt somit bei 160 Personen und im Fall der Verdachtsfälle bei 36 Personen (Fukushima: Forscher machen eine beunruhigende Entdeckung – Million Tonnen belastetes Wasser soll ins Meer abgeleitet werden (Video)).

Kriegswaffe Planet Erde

Greenpeace warnt vor Rückkehr

In den umliegenden Gemeinden, so Vertreter von Greenpeace Japan, sei jedoch auch heute noch eine stellenweise Strahlenbelastung zu messen, die bis zum Hundertfachen über den internationalen Grenzwerten liege. Mindestens bis in die 2050er Jahre, teils sogar bis ins nächste Jahrhundert hinein sei ein signifikantes Risiko für Rückkehrer zu erwarten. Dennoch wurden die Evakuierungsanweisungen für diese Gebiete vor einem Jahr aufgehoben (Fukushima: Unerkannte Kontamination – Grundwasser an kilometerweit entfernten Stränden ist überraschend stark verseucht).

Greenpeace wirft der Regierung vor, die ehemaligen Anwohner durch die Einstellung finanzieller Hilfen zur Rückkehr zu zwingen. Nach Einschätzung der Umweltschützer sei das staatliche Dekontaminierungsprogramm ineffektiv. Verschärfend komme hinzu, dass die Region zu 70 bis 80 Prozent aus bewaldetem Bergland bestehe, das schlicht nicht dekontaminiert werden könne.

Entsorgungsarbeiten dürften noch 30 bis 40 Jahre dauern

Insgesamt wird langfristig mit bis zu 10.000 Toten durch die Atomkatastrophe und ihre Folgeerkrankungen gerechnet. Strahlungserkrankungen machen davon nur einen geringeren Teil aus. Schätzungen zufolge dürften die Entsorgungsarbeiten 30 bis 40 Jahre dauern.

Wo sind die Brennstäbe?

Aber auch nach sieben Jahren weiß Tepco noch nicht, wo sich die geschmolzenen Stäbe eigentlich befinden. Daisuke Hirose, ein PR-Mann des Betreibers Tepco, windet sich, bevor er diese Tatsache bestätigt. An einem Punkt, wo das Dosimeter nur 100 Mikrosievert pro Stunde beträgt, sagt er entnervt:

„Wir glauben, dass sich in den Reaktorblöcken 1 und 3 das meiste Material geschmolzen am Boden des Ausgleichsbehälters gesammelt hat. Aber wir wissen es nicht. Für Block 2 könnte es sein, dass ein Teil noch oben im Druckbehälter steckt.“

Mit anderen Worten: Nichts Genaues weiß man nicht. Nur, dass die Temperaturen noch immer so hoch sind, dass selbst Spezialkameras nach wenigen Einsätzen kaputt sind…

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Literatur:

Reaktor 1F – Ein Bericht aus Fukushima 1

Grüße aus Fukushima

Fukushima: Vom Erdbeben zur atomaren Katastrophe

Quellen: PublicDomain/br.de/spreadnews.de am 08.03.2018

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