242 merkwürdige Zeichen verzieren eine knapp 4.000 Jahre alte Tonscheibe. Aber was haben sie zu bedeuten? Ihr Geheimnis konnte niemand lüften, obwohl es bis heute mehr als 2.000 Deutungsversuche gibt.
Es ist das älteste bedruckte Schriftstück der Welt: 1908 entdeckten Forscher bei Ausgrabung auf der Insel Kreta den Diskos von Phaistos. Bis heute ist diese Scheibe mit einem Durchmesser von rund 16 Zentimeter einer der rätselhaftesten Funde der Welt.
Denn zum einen ist es in den vergangenen 110 Jahren niemandem gelungen, die Schriftzeichen darauf zu entziffern. Zum anderen ist bis heute nicht einwandfrei geklärt, wo die Scheibe eigentlich herkommt. Stammt sie tatsächlich aus Kreta oder kam sie erst später auf die Insel?
Spaziergänger, eine Katze, eine Spitzhacke, Gefangene und ein Kamm: Das sind nur einige der geheimnisvollen Zeichen, die eine uralte Tonscheibe zieren. Das Fundstück aus der Bronzezeit wird Diskos von Phaistos genannt und gehört zu den größten Rätseln der Menschheitsgeschichte.
Auf beiden Seiten ist es mit den unterschiedlichsten Piktogrammen geschmückt: Pfeil und Bogen, Feuer, Fische, Pflanzen, Männerköpfe, Frauen, Kinder, Hobel, Handschuhe, Tauben, ein Bienenstock und Handschellen. Doch was sie bedeuten sollen, weiß bis heute niemand.
Für eine Weile wurde die Scheibe sogar für eine Fälschung gehalten. Philippa Steele, die an der Universität Cambridge die Sprachen der Ägäis erforscht, schloss diese Vermutung im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ allerdings kategorisch aus.
Nicht nur Wissenschaftler haben seit mehr als einem Jahrhundert versucht, die Schrift auf dem Diskos von Phaistos zu entziffern. Einige Übersetzungsversuche kursieren mittlerweile auch im Internet (Unlesbare Schriften: Rätselhafte Glyphen der Vorzeit).
Da die Suche nach einem Übersetzungscode bisher nicht erfolgreich war, wollen Forscher zunächst einmal klären, wo und wann die Scheibe genau ihren Ursprung hat. Was darauf hindeuten könnte, dass der Diskos tatsächlich aus Kreta kommt: Auf der Insel kursierten im 17. bis 15. Jahrhundert vor Christus mit der Linearschrift A und den unentzifferten kretischen Hieroglyphen bereits zwei weitere und vor allem gleich alte Schriftsysteme.
Eine genaue Datierung der Scheibe ist schwer. Forscher wollen zwar eine chemische Analyse durchführen, allerdings haben die griechischen Behörden dieser Methode bisher nicht zugestimmt. Dass es sich um ein Relikt aus der Bronzezeit handelt, das gilt mittlerweile als ziemlich gesichert.
Die Zeichen des Diskos haben Archäologen nämlich auch auf anderen Relikten aus dieser Zeit entdeckt. Die Hoffnungen, dass man so auch die Schrift entziffern kann, wurden leider nicht erfüllt.
Einige Ansätze zur Entschlüsselung gibt es bereits. So haben Forscher etwa bemerkt, dass ein bestimmtes Zeichen — ein Kopf mit Federschmuck — immer nur am Anfang eines der mit senkrechten Linien markierten Abschnitte vorkommt.
Doch Sprachenforscherin Steele sagt, dass das größte Problem dabei sei, dass der Text schlichtweg zu kurz ist, um Muster zu erkennen und daraus etwas abzuleiten.
Der Diskos ist in seiner Art einzigartig: Nirgendwo sonst wurden diese Zeichen bisher entdeckt. Aber er ist auch in einer anderen Hinsicht etwas Besonderes: Seltsamerweise sind die Symbole nicht in den Stein geritzt, sondern aufgestempelt. Damit ist der Diskos das älteste Druckwerk der Welt, bei dem mit beweglichen Lettern gearbeitet wurde – mit großem Abstand (Technogötter: Vorzeitliche Hochtechnologie und verschollene Zivilisationen).
Ein Experte glaubt, es handele sich um ein Dokument aus dem versunkenen Inselreich Atlantis. Ein anderer erkennt darin die Anleitung für einen sexuellen Ritus. Prä-Astronautiker sind sicher, dass Außerirdische das Ding auf die Erde gebracht haben. Sie lesen in einer der Symbolgruppen den Landungsversuch eines Raumschiffs.
Der erste Deutungsversuch kurz nach dem Fund sah die Zeichen als religiösen Text, als Hymne an die Göttin der Erde. Zu diesem Schluss sind in den vergangenen Jahren weitere Forscher gekommen. Beweisen konnten sie ihre Theorie aber ebenso wenig wie die anderen.
Der niederländische Autor Harry Mulisch behauptet augenzwinkernd, dass auf der Scheibe folgende Worte stehen: „Diese Inschrift kann nicht entziffert werden.“
Aber aus welcher Zeit stammt die Tonscheibe? Der Fundort legt nah, dass sie während der Regentschaft des legendären König Minos angefertigt wurde. Auf Kretablühte um das Jahr 2000 vor unserer Zeitrechnung die erste Hochkultur Europas. Die Paläste waren mit Bildern von Delphinen, Priesterinnen, Akrobaten und Blumen geschmückt. Darstellungen von Krieg oder Soldaten dagegen gibt es nicht.
Einer Sage nach lebte zu dieser Zeit auch ein Ungeheuer auf der Insel, der Minotaurus. Das Fabelwesen, eine Kreuzung aus Mensch und Stier, fraß Jungfrauen und Kinder. Die Kreter sperrten es deshalb in ein unterirdisches Labyrinth.
Falls ihr euch dennoch mal am Entziffern versuchen wollt, während ihr im Griechenland-Urlaub seid: Die Scheibe ist im Archäologischen Museum Iraklio auf Kreta ausgestellt.
Literatur:
Atlantis und Lemuria: Legenden und Mythen oder versunkene Hochkulturen der Vergangenheit?
DAS DRITTE AUGE und der Ursprung der Menschheit (durchgesehene und erweiterte Neuausgabe)
Weltverschwörung: Wer sind die wahren Herrscher der Erde?
Videos:
Quellen: PublicDomain/businessinsider.de/web.de am 01.03.2018
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