Nur Vorteile scheint es zu haben wenn man ohne Auto lebt. So klingt es zumindest in Erfahrungsberichten zum Thema Leben ohne Auto.
In einer Großstadt wie Berlin, wo es S- und U-Bahnen und fast überall Radwege gibt – kein Problem. Aber wie sieht das Leben ohne Auto auf dem Land aus und kommt man tatsächlich günstiger dabei weg?
Auf seinem Blog schreibt Christof Herrmann über sein Leben ohne Auto und wie viele positive Seiten der Abschied von seinem PKW mit sich gebracht hat. Für einen eigenen Internetshop kaufte er sich damals ein Auto und empfand es schnell als Klotz am Bein.
Seither geht er viel zu Fuß und benutzt für längere Distanzen sein Fahrrad. Für ihn kommt dafür eine große Zahl an „Mehrs“ zusammen: Mehr Geld und Möglichkeiten, mehr Bewegung und Gesundheit, mehr Nachhaltigkeit und Tierschutz, mehr Kontakte und Kommunikation und letztlich mehr Freiheit und Glück.
Über ein Leben ohne KFZ berichtet auch Lisa Pfleger, die auf dem Land lebt und alles mit dem Fahrrad erledigt. Dabei ist für sie erstaunlich, dass sie sich dafür anerkennende Blicke einheimst, auch bei kürzeren Distanzen wie etwa zehn Kilometern. Für sie ist der Umstieg auf das Fahrrad der perfekte Alltagssport und so eine Geld- und Zeitsparmöglichkeit.
Sie ist allerdings keine Auto-Gegnerin; wenn es mal nötig ist, leiht sie sich mit ihrem Partner ein Auto, um etwas zu transportieren oder eine weitere Strecke zu fahren.
Pit938 bloggt über seine Erfahrungen ohne Auto und schreibt wie er sich bei schlechtem Wetter verhält: Für einen Fußmarsch von zweimal fünf Kilometern zog er sein Regencape über und machte sich auf den Weg. Mit dem Geld, was er ohne Auto spart, fliegt er in den Urlaub (Selbstversorgung: Aus eigenem Anbau – Gemüse im Garten ziehen).
In Großstädten immer mehr Haushalte ohne Auto
Wenn man sich diese Erfahrungsberichte ansieht, scheint ein Leben ohne Auto nur Vorteile zu haben. Alle Bloggerinnen und Blogger berichten von mehr Geld, das sie zur Verfügung haben, von mehr körperlicher Bewegung und mehr Glück. Sie kompensieren den Luxusverzicht durch Sport auf dem Rad oder zu Fuß und können sich mehr leisten, weil sie weniger ausgeben.
In Großstädten ist dieser Lebensentwurf mittlerweile üblich: Wie das Statistische Bundesamt mitteilte besaßen ein Drittel der Haushalte in Städten ab 500.000 Einwohnern im Januar 2013 ausschließlich Fahrräder.
Auf dem Land sind aber die Lebensentwürfe von Lisa, Christof und Pit die Ausnahme: In Gemeinden bis zu 5.000 Einwohnern waren es damals nur vier Prozent der 60.000 Haushalte, die ausschließlich auf das Fahrrad setzten.
Im Vergleich zu den Daten aus 2003 hat sich die Rate in den Großstädten von 22 auf 30 Prozent verbessert, während auf dem Land der Anteil der konsequenten Radfahrerinnen und -fahrer von 5 auf 4 Prozent gefallen war.
Vor allem junge Leute um die 30 reicht es, ab und zu Zugriff auf ein Auto zu haben, ohne selbst eins zu besitzen, wie das Institut für Mobilitätsforschung herausfand.
Auch ergaben Forschungen des Instituts, dass fast 40 Prozent der Single-Haushalte kein Auto haben. Das hat gute Gründe, denn oftmals ist ein eigener Wagen nach der Miete fürs Wohnen der zweite Kostenverursacher im Haushaltsbudget und verbraucht fast 15 Prozent des Einkommens. Viele können und wollen sich das nicht leisten.
Meist emotionale Frage ob Auto oder nicht
Doch sind die Abstriche, die man ohne Auto machen muss größer, als man denkt. Zwar ist das Leben ohne Automobil gesünder, umweltfreundlicher und schonender für den Geldbeutel, aber bringt auch viel Verzicht mit sich – vor allem weil der Großteil der Bevölkerung nach wie vor Auto fährt.
Wenn man mit Freundinnen und Freunden in die Natur fahren möchte, ist man auf eine Mitfahrgelegenheit oder einen Mietwagen angewiesen, sobald es keine öffentliche Anbindung gibt und man büßt an Spontanität ein. Wenn man ein sparsames Auto ohnehin nur am Wochenende nutzt, muss man bei Mietwagen für Standkosten in der Regel mehr zahlen.
Letztlich ist es natürlich eine individuelle und oft auch emotionale Frage: Verbindet man Spaß und Spontanität mit dem Autofahren neigt man wahrscheinlich weniger zum Verzicht als wenn man beim Auto nur an Wartungsstress, Stau und Parkplatzsuche denkt.
Viele Fahrradaktivistinnen und –aktivisten hingegen meinen, dass ein Leben ohne Fahrrad zwar möglich, aber sinnlos sei. Sie sehen Fahrradfahren nicht nur als einen Weg der Fortbewegung, sondern auch als politische Aussage und ein Symbol für ein selbstbestimmtes Leben (Selber machen statt kaufen: 137 gesündere Alternativen zu Fertigprodukten, die Geld sparen und die Umwelt schonen).
Sie betreiben für alle zugängliche Fahrradwerkstätten oder engagieren sich für eine gerechtere Gestaltung von Verkehrsraum. Welchen Weg man einschlägt, muss natürlich jeder selbst wissen. Die Umwelt aber wird es denen danken, die so wenige Abgase wie möglich produzieren.
Literatur:
Quellen: PublicDomain/uni.de am 11.03.2018
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Meine private und gewerbliche Jahreskilometerleistung von 2.160 in 2017 spricht für sich, oder?
Alle ein bis zwei Wochen fahre ich 4km in die Stadt, um Lebensmittel einzukaufen oder auch zwischendurch, wenn bestellte Artikel nicht von der Deutsche Post abgeholt worden sind. Anderthalb Jahre lang habe ich dies mit Fahrrad und Anhänger getan, was hier im Bergland sehr mühsam ist und im Winter regelrecht gefährlich.
Mein 22 Jahre altes Auto verursacht minimale Kosten, gibt mir aber die Möglichkeit, jederzeit zu fahren, ohne ein Taxi beanspruchen zu müssen. Durch das Dorf verkehrt nur ein Schulbus zu Uhrzeiten, die einen hirnrissigen Zeitaufwand verursachen, würde man ihn nutzen.
Man ist kein besserer Mensch, wenn man auf ein Auto verzichtet. Die Verteufelung des Individualverkehrs in Deutschland hat rein ideologische Gründe. Aber von diesen Leuten sind wir das Lügen ja gewohnt.