„Erst geköpft, dann gehangen, dann gespießt auf heißen Stangen,…“ Ähnlich vielfältig und fantasievoll wie die Todesarten in der Arie des Osmin („Die Entführung aus dem Seraill“) sind auch die Theorien, die über den frühen Tod des Komponisten – Mozart – im Umlauf sind.
Angeheizt u.a. durch den Film „Amadeus“ sowie Mozarts Mitgliedschaft bei den Freimaurern, sprossen über Jahrzehnte wilde Theorien. Neuere medizinische Untersuchungen zum Fall Mozart wirken ernüchternd und führen alles auf natürliche Ursachen zurück. Ein Rest von Rätsel wird den frühen Tod des Genies aber wohl immer umwehen.
Schwitzend und vom Tod gezeichnet, liegt Mozart auf seinem Bett. Mit letzter Kraft diktiert er Salieri sein letztes Werk in die Feder: „Confutatis maledictis“ aus dem Requiem: „Wenn die Überführten verflucht sind und den scharfen Flammen zugesprochen, rufe mich mit den Gesegneten!“
Ausgerechnet Salieri, sein großer Widersacher, der „Schutzpatron der Mittelmäßigen“ nach eigener Aussage. Seine Fürsorge für den Sterbenden ist Heuchelei. Denn der neidische kompositorische Minderleister hatte den Jüngeren, den Begabteren quasi mental vergiftet, als er ihm – in bedrohlicher Darth Vader-Verkleidung – ein „Requiem“ in Auftrag gab.
Das gesundheitlich und psychisch labile Kind-Genie musste daraus den Schluss ziehen, dass er dabei war, seine eigene Totenmesse zu schreiben. Wenig später sinkt Gattin Constanze mit „Wolferl“-Rufen über der Leiche zusammen.
Zu den düsteren Klängen des „Lacrimosa“ wird der Tote achtlos in ein leeres Grab geworfen – kaum jemand wohnt seinem Begräbnis bei. Die überaus beeindruckende Szene stammt aus Milos Formans „Amadeus“ (1984). Leider ist fast nichts daran wahr. Weder war Antonio Salieri bei Mozarts Tod anwesend, noch ist es sehr wahrscheinlich, dass er für dessen Tod verantwortlich war.
Ob in seinem Herzen Neid angesichts der überlegenen Begabung Mozarts schwelte, werden wir nie mit Sicherheit wissen. Fest steht, dass der Ältere aus der Perspektive des hoch angesehen „Festangestellten“ auf den umstrittenen, um Anerkennung ringenden „Freiberufler“ hinabblicken konnte.
Bewiesen ist nur ein relativ harmloses Zerwürfnis rund um das Libretto von „Cosi fan tutte“, das beiden Komponisten vorlag und dann von Mozart vertont wurde. Dem gegenüber stehen etliche Zeugnisse gegenseitiger Wertschätzung und professionellen Respekts (Wie die Musik von Mozart unser Bewusstsein positiv beeinflusst).
Verleumdungsopfer Salieri
Mozart starb am 5. Dezember 1791 in Wien im Alter von 35 Jahren – übrigens nicht am Abend der Premiere der “Zauberflöte“. Die Anzahl der verschiedenen Todesursachen, die in der Literatur genannt werden, ist völlig unübersichtlich. U.a. wurden genannt: eine Herzerkrankung, die Leber (Alkoholprobleme), Nierenversagen, Fleckenfieber, Syphillis (unter biografischen Aspekten heikel!) und Trichinen, verursacht durch den Genuss von nicht durchgebratenem Fleisch.
Schließlich verschiedene Gift-Theorien. Auf dem Totenschein sind nur Fieber und ein Ausschlag vermerkt. Mozarts „Requiem“ wurde von einem Boten des Grafen von Walsegg in Auftrag gegeben. Der Graf wollte das Werk anlässlich der Beerdigung seiner Frau aufführen und als sein eigenes ausgeben.
Urheber der „Salieri-Verschwörungstheorie“ war der russische Dichter Alexander Puschkin. Dieser nahm in seinem Theaterstück „Mozart und Salieri“ einige wesentliche Handlungselemente von Peter Shaffers „Amadeus“ (aus dem dann der Film entstand) vorweg: vor allem die Behauptung, der sich mittelmäßig fühlenden Salieri sei neidisch auf den Musik-Giganten gewesen.
In dem Einakter vergiftet Salieri Mozart während eines gemeinsamen Abendessens. Puschkin allerdings hatte nicht einmal behauptet, dass seine Mordtheorie der Wahrheit entspräche, sie ist dichterische Fiktion.
Die Meinung seriöser historischer Quellen lässt sich in den Worten eines Artikels auf „Zeit online“ so zusammenfassen: „Aber weder einleuchtende psychologische Motive noch hinreichende Beweismittel rechtfertigen es, einen hochachtbaren Mann wie Salieri derart zu verdächtigen.“
Stets verdächtig: die Freimaurer
Verschwörungstheorien rund um Mozarts Tod waren in den 80er-Jahren derart populär, dass nur ein Jahr nach „Amadeus“ ein zweiter Mozart-Film herauskam, genannt „Vergesst Mozart“.
In diesem Film vertritt Graf Pergen die Ansicht, der Komponist sei von Mitgliedern der FreimaurerLoge vergiftet worden, der er seit 1782 angehörte. Grund sei der Verrat von Freimaurer-Geheimnissen in der „Zauberflöte“ gewesen.
Der Freimaurer-Schwur drohe für diesen Fall den Tod an. Diesen habe der Librettist der Oper, Emanuel Schikaneder, auf Geheiß des Ordens mit giftigem Quecksilber vollstreckt.
Keine Hinweise auf chronische Krankheiten in der Anamnese
Mozarts Biograph Aloys Greither notiert 1958 zu diesem Themenkomplex: „Es ist nicht länger zweifelhaft, daß Mozart an einer Nierenkrankheit starb. Sie hatte wohl chronischen Charakter und ließe sich als Folge häufiger, zum Teil unausgeheilter Infekte seiner auf Konzertreisen verbrachten Jugendjahre zwanglos erklären.“
Dabei hätte man es eigentlich bewenden lassen können – wenn nicht eben Milos Formans weltberühmter Film „Amadeus“ dazwischen gekommen wäre, wenn nicht immer wieder Mordspekulationen aufgetaucht wären – ja, und wenn sich nicht einige Mediziner mit dem Thema beschäftigt hätten.
Zu nennen sind hier Franz Hermann Franken, in Wuppertal und Freiburg tätiger Internist, sein Mainzer Kollege Dieter Kerner und der Schweizer Otorhinolaryngologe Gerhard Böhme (Wesen, Ziele und Macht der Freimaurerei: „Ich habe Luzifer gedient – ohne es zu wissen“).
Nach ihren Recherchen liest sich Mozarts Anamnese in etwa so: Mit sechs, sieben und acht Jahren Katarrh, Erythema nodosum und starke Gelenkbeschwerden, mit neun Jahren Typhus abdominalis, im darauffolgenden Jahr erneuter Katarrh und Gelenkbeschwerden, mit elf Pocken, mit 14 Kälteschäden der Hände, Katarrh, Zahnschmerzen, Schläfrigkeit, dies erneut mit 15 und 18 Jahren, mit 22 grippaler Infekt, mit 24 Katarrh, mit 27 Grippe, mit 28 Koliken nach Erkältung, mit 34 „Rheumatische“ Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Schlaflosigkeit, mit 35 „letzte Erkrankung“ und Tod.
Eine damals übliche Krankengeschichte also und mitnichten Hinweise auf ein chronisches Leiden als Ursache für den frühen Tod.
Einen ganz neuartigen Ansatz hat 2006 der an der Universität zu Köln tätige Mathematiker und Statistiker Ludwig Köppen verfolgt („Mozarts Tod„, Ludwig-Köppen-Verlag). Er hat auf streng wissenschaftlicher Basis und ganz unvoreingenommen wesentliche Fragen zu Mozarts Tod gestellt und sie zu beantworten versucht.
Merkwürdig erschienen sind ihm dabei etwa die nicht erfolgte Krankenhauseinweisung (obwohl einer der behandelnden Ärzte Chefarzt eines Krankenhauses war) die Diagnose des „hitzigen Frieselfiebers“ als Todesursache (was eigentlich den öffentlichen Gesundheitsdienst auf den Plan hätte rufen müssen).
Die Frieseln – so weiß es der Brockhaus – sind nach heutiger Lesart ein harmloser Hautausschlag mit hirsekorn-großen, wasserhellen oder weißlichen Bläschen, die roten Frieseln, auch „roter Hund“ genannt, treten vor allem bei fehlender Schweißabsonderung in den Tropen auf. Zu Mozarts Zeiten verstand man darunter wohl exanthematische Infektionskrankheiten.
Das überhastete Organisieren der Beerdigungsformalitäten durch Gottfried van Swieten, der wenige Stunden später seines Amts enthoben wird (Unheimliche Orte: Cappella Sansevero – Hexerei, Freimaurer und schwarze Magie (Videos)).
Die schnelle Beerdigung 3. Klasse, wie sie damals üblich war und die übrigens nicht einem „Armenbegräbnis“ entspricht, wie auch heute noch immer wieder kolportiert wird.
Die Verweigerung jeglicher kirchlicher Seelsorge, obwohl Mozart selbst als Organist für die Kirche tätig war.
Die fehlende Hilfe der Freimaurer, für die Mozart viel getan und komponiert hat und deren Gedenkrede erst ein halbes Jahr nach Mozarts Tod bei einer Freimaurerzerenomie auf dem Programm stand.
Die Unauffindbarkeit des Grabs und die Abwehrhaltung der Stadt Wien, bei der Klärung der Todesumstände Mozarts.
Vielleicht gerade wegen seiner Unvoreingenommenheit kommt Köppen zu völlig neuen Schlüssen – und kann sie sogar teilweise belegen: So finden sich offenbar die letzten Noten von Mozarts Hand in der Freimaurerkantate, KV 623 (und nicht im berühmten „Requiem“!) und sind – meinen viele Musikhistoriker – „verzittert, unleserlich und verkritzelt“ und damit mögliches Zeichen einer Quecksilber-Intoxikation (Der Fall Mozart und seine enge Beziehung zu den Freimaurern und Illuminaten).
Literatur:
Geheimgesellschaften 3. Krieg der Freimaurer
Freimaurer: Aufklärung eines Mythos
Quellen: PublicDomain/matrix3000.de/aerztezeitung.de am 25.02.2018
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TIPPFEHLER 1991oben – Mozart starb 1791
Wolfgang Amadeus Mozart, mit vollständigem Taufnamen: Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart, war ein Salzburger Musiker und Komponist der Wiener Klassik. siehe Wikipedia
Geboren: 27. Januar 1756, Getreidegasse, Salzburg, Österreich
Gestorben: 5. Dezember 1791, Wien, Österreich
Bestattet: 7. Dezember 1791, Sankt Marxer Friedhof, Wien, Österreich
Ehepartnerin: Constanze Mozart (verh. 1782–1791)
Kinder: Franz Xaver Wolfgang Mozart, Carl Thomas Mozart, MEHR
Interessanter Artikel.
Ich frage mich allerdings, wie Mozart zu einer Quecksilbervergiftung gekommen sein soll, es sei denn als Gift.
Amalgam, welches auch Quecksilber enthält, wurde erst 1835 eingeführt.