In den Jahresringen einer 117 Jahre alten Fichte, die auf einer einsamen Insel südlich von Neuseeland steht, sieht Professor Chris Turney von der University of New South Wales den eindeutigen Beweis, dass das Erdzeitalter des Anthropozän längst begonnen hat.
Immer mehr Forscher sind der Ansicht, dass der Mensch inzwischen die Erde und die Natur dermaßen verändert und so gravierend in das Ökosystem eingegriffen hat, dass man schon längst von einem neuen Erdzeitalter sprechen könnte: Dem Anthropozän.
Als Anthropozän bezeichnet man eine neue geochronologische irdischen Epoche, die den Zeitabschnitt umfasst, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist.
Diesen Zeitpunkt sehen immer mehr Experten schon längst erreicht, so auch die Forscher vom British Geological Survey, die auch der Arbeitsgruppe »Anthropocene Working Group« angehören. Dieses wissenschaftliche Gremium prüft seit 2009 regelmäßig, ob die aktuelle Erdepoche, das Holozän, durch das Anthropozän abgelöst werden müsste.
Diese Arbeitsgruppe überreicht ihre Studienergebnisse einer übergeordneten Kommission, die dann prüft wird, ob es tatsächlich zu einer offiziellen Anerkennung des Anthropozäns kommt oder nicht. Bisher ist man ständig gescheitert und ihre aufgelisteten Punkte, die ihrer Meinung nach bestätigen, dass der Zeitpunkt erreicht ist, wurden nicht anerkannt.
Nun haben Prof. Turney und sein Wissenschaftlerteam eine Sitka-Fichte untersucht, die eigentlich nur in Kanada beheimatet ist und die um 1905 auf Campbell Island, einer unbewohnten Insel rund 600 Kilometer südlich von Neuseeland, gepflanzt wurde.
Es ist vermutlich der einsamste Baum auf unseren Planeten, denn der nächste Baum befindet sich auf einer Insel in gut 200 Kilometer Entfernung. In dieser weit abgelegenen Fichte glauben die Forscher den Schlüssel zur Bestimmung des genauen Zeitpunkts gefunden zu haben, in dem die Epoche des Holozäns dem Anthropozän weichen musste.
Ihrer Studie zufolge, die am Montag im Scientific Reports veröffentlicht wurde, enthalten die Ringe des Baumes Spuren von radioaktivem Material, ein Merkmal der »synchrone globale Signatur in geologisch-bildenden Materialien«, das den Beginn des Anthropozäns formal definiert, denn diese Radioaktivität ist menschengemacht und wurde durch Atombombenversuche im Südpazifik verursacht.
„Wir waren unglaublich begeistert, dieses Signal in der südlichen Hemisphäre auf einer abgelegenen Insel zu finden, weil es uns zum ersten Mal eine wohldefinierte globale Signatur für eine neue geologische Epoche lieferte, die sich in der geologischen Aufzeichnung erhalten konnte“, erklärte Prof. Turney als Leiter der Studie.
„Noch in Tausenden von Jahren sollte dieser »Golden Spike« als nachweisbarer Marker für die Umwandlung der Erde durch die Menschheit zu sehen sein.“
© Fernando Calvo für Terra-Mystica.Jimdo.com am 24.02.2018
Literatur:
Des Menschen Erde: Inferno Anthropozän
Hörst du, wie die Bäume sprechen? Eine kleine Entdeckungsreise durch den Wald
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