Auch mehr als sechs Jahre, nachdem es im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi aufgrund eines schweren Erdbebens und eines darauffolgenden Tsunamis zu einer Kernschmelze in drei Reaktoren kam, sind die Folgen nicht weitreichend erforscht.
Die Schäden am Kraftwerk werden auf 25 Milliarden Euro geschätzt, die Auswirkungen auf Umwelt und Menschen sind kaum abschätzbar.
100.000 Menschen mussten nach der Katastrophe und der damit zusammenhängenden Strahlenbelastung ihre Häuser verlassen.
Wie Wissenschaftler nun herausfanden, sind die höchsten Konzentrationen von radioaktivem Cäsium 137 im Ozeanwasser nicht etwa im Hafen des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi zu finden, sondern im unterirdischen Wasser unter dem Sand der Strände — und das auch 100 Kilometer vom Reaktor entfernt, wie Forscher in einer kürzlich im Journal „Proceedings“ erschienenen Studie beschreiben. „Niemand hat das erwartet“, schreibt Studienautorin Virginie Sanial.
Sanial, eine Forscherin der Woods Hole Oceanographic Institution aus Massachusetts, und ihr Team entnahmen zwischen 2013 und 2015 an acht Stränden Wasserproben und verglichen sie miteinander. Dabei fanden sie heraus, dass die höchste Konzentration von radioaktivem Cäsium im Brackwasser zu finden ist, welches entsteht, wenn Süß- und Salzwasser aufeinandertreffen und sich vermischen.
Da das Wasser aus diesem Grund nicht aus dem Flusswasser, Süßwasser oder dem Grundwasserbrunnen stammen kann, vermuten die Forscher, dass das kontaminierte Wasser vom Ozean durch Gezeiten und Wellen verbreitet wurde.
Auf diese Weise konnten sich große Mengen Cäsium an Sandkörner am Strand und im Brackwasserbereich darunter anheften. Da nun allerdings stetig weniger belastetes Wasser durch Wellen und Gezeiten in diesen Bereich kommt, wird das Cäsium langsam abgetragen, so die Forscher.
Wie die Forscher betonen, ist die Bevölkerung durch das Brackwasser nicht gefährdet — da diese nicht in Berührung damit kommen und es nicht trinken. Allerdings machen sie darauf aufmerksam, wie weit sich radioaktives Material verbreiten kann — und wie lange es in Sandkörnern gespeichert wird (Roboter fährt tagelang durch Fukushima und entdeckt einen Ursprung der Katastrophe (Video)).
Mehr als eine Million Tonnen mit Tritium belastetes Wasser soll ins Meer abgeleitet werden
Während noch unklar ist, was mit den drei zerstörten Reaktoren und dem hochradioaktiven Material geschehen soll, rückt allmählich das Ende einer Maßnahme heran, das sich schon lange ankündigte. Das Wasser, das man zur Kühlung der Reaktoren und Abklingbecken verwendet, täglich bis zu 200 Tonnen, verdampft nur zum Teil.
Der Rest wurde und wird aufgefangen, sofern er nicht ins Grundwasser eindringt und ins Meer abläuft. Im April 2011 wurde bereits kontaminiertes Wasser aus dem Abfalllager ins Meer abgelassen, um für das stärker kontaminierte Wasser Platz zu schaffen, das zudem in Tanks gepumpt wurde. Weil die Fischer und Nachbarstaaten wie Südkorea, China und Russland sich beschwerten, wurden immer mehr Tanks auf dem AKW-Gelände errichtet (Geheime Superwaffen im Einsatz: Der wahre Grund von Tschernobyl (Video)).
Auch das mit endlich funktionierenden Anlagen weitgehend dekontaminierte Kühlwasser aus den Reaktoren und abgefangenes kontaminiertes Grundwasser wurde aufgrund der sonst zu erwartenden Proteste in den Tanks weiter gespeichert und nicht ins Meer abgeleitet, was immer mal wieder angedacht wurde. Das Problem, auch das gereinigte Wasser enthält weiter Tritium, das sich nur mit horrenden Kosten herausfiltern ließe.
Es ist nun abzusehen, dass keine neuen Tanks mehr im Gelände aufgestellt werden können und eine Lösung für das Problem gefunden werden muss. Schon lange wird darauf gedrungen, Bedenken beiseitezustellen.
NRA-Chef Toyoshi Fuketa erklärte dem Bürgermeister des benachbarten Ortes Naraha, der 2011 evakuiert werden musste, es gebe ein Problem, wenn nicht bald eine Entscheidung getroffen werde, da es zwei oder drei weitere Jahre brauche, um sich auf das Einleiten ins Meer vorzubereiten.
Er sprach sich für das Einleiten des Wassers ins Meer aus, von dem keine Gefahr für die Menschen ausgehe. Es sei die einzige Lösung. Auch auf die Umwelt oder auch Fische werde sich das nicht auswirken. Das sei wissenschaftlich klar.
Es handelt sich mittlerweile um mehr als 1 Million Tonnen mit Tritium kontaminiertes Wasser.
Das in allen AKWs entstehende Tritium wird routinemäßig ins Meer abgeleitet. Pro Jahr seien dies jährlich 60 Milliarden Becquerel an Tritium. Im Fall von Fukushima wäre einfach die Menge höher (Fukushima und die Erdbeben-Lüge: Das japanische 9/11 heißt 3/11).
Nach dem NRA liegt die radioaktive Belastung des in den hunderten Tanks gesammelten Wassers zwischen einer und fünf Millionen Becquerel pro Liter. Ein AKW darf mit Tritium belastetes Wasser nur ablassen, wenn die Radioaktivität 60.000 Becquerel pro Liter beträgt.
Wie schädlich Tritium mit einer Halbwertszeit von 12,3 Jahren für den Menschen ist, ist umstritten. Die vom Zerfall ausgehende Beta-Strahlung ist relativ „weich“, d.h. die kinetische Energie wird von Widerstand wie Wasser schnell gestoppt. Sie kann die Haut nicht durchdringen und gilt deswegen als wenig riskant.
Wenn die Tritium-Strahlung eingeatmet oder über den Mund aufgenommen wird, kann sie gefährlich werden, zumal sie im Körper, d.h. in allen Organen, gespeichert werden kann. Daher könnte Tritium, sollte es in großen Mengen ins Meer gelangen, über Fische oder anderes Meeresgetier in den Körper von Menschen gelangen (Fukushima: Erschreckende Studie zeigt, wie sich Affen durch die Strahlung verändert haben).
Literatur:
Reaktor 1F – Ein Bericht aus Fukushima 1
Fukushima: Vom Erdbeben zur atomaren Katastrophe
Video:
Quellen: PublicDomain/businessinsider.de/heise.de am 15.01.2018
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