Weinstein, Spacey und nun Hoffman? Die Vorwürfe gegen Hollywood-Stars werden von Tag zu Tag umfassender. Der Oscar-prämierte Spacey wird nun von drei weiteren Männern der sexuellen Belästigung beschuldigt. Eine damals 17-jährige Praktikantin erhob ihre Stimme gegen Dustin Hoffman.
Die Vorwürfe wegen sexueller Belästigung in der Filmbranche ziehen immer größere Kreise. Nach Produzent Harvey Weinstein und Schauspieler Kevin Spacey gibt es nun auch Anschuldigungen gegen den Darsteller Dustin Hoffman.
Während der Dreharbeiten zu „Tod eines Handlungsreisenden“ 1985 soll sich der US-Schauspieler einer damals 17-jährigen Praktikantin genähert haben. Das berichtet Anna Graham Hunter in einer Gastkolumne im „Hollywood Reporter“.
Erst habe Hoffman sie um eine Fußmassage gebeten, dann habe er sie belästigt. Annäherungsversuche des Schauspielers habe sie offen zurückgewiesen. Ein Vorgesetzter habe sie darauf hingewiesen, dass sie sich für die Produktion aufopfern solle.
Nun verstehe sie, dass das Verhalten Hoffmans in ein weit verbreitetes Muster passe, schrieb Hunter. „Er war ein Jäger, ich war ein Kind, und das war sexuelle Belästigung.“ Hoffman entschuldigte sich bei Hunter. Er bereue es, wenn sein Verhalten die damals 17-Jährige in eine „unangenehme Situation“ gebracht habe (Titelbild von links. Hoffmann, Spacey, Ratner).
Weitere Männer beschuldigen Spacey
Im Fall von Hoffmans Schauspieler-Kollege Spacey meldeten sich weitere Männer mit Belästigungsvorwürfen: Der Dokumentarfilmer Tony Montana beschuldigte Spacey, ihn sexuell belästigt zu haben. Der Vorfall habe sich 2003 ereignet, sagte Montana dem Portal „radaronline“.
Als er sich einen Drink bestellt habe, sei Spacey in seiner Nähe aufgetaucht und habe ihn begrapscht. Trotz seiner Zurückweisung sei ihm der Schauspieler auf die Toilette gefolgt. Dort habe er ihn erneut bedrängt. Spacey sei betrunken gewesen, sagte Montana.
Die englische Zeitung „Sun“ berichtet zudem über einen Barkeeper, den Spacey sexuell belästigt haben soll. Daniel Beal sei 2010 während der Arbeit in einer Londoner Bar von Spacey berührt worden. Später habe dieser Beal nachgestellt und ihm in einer Zigarettenpause seinen Penis gezeigt.
Ex-Arbeitgeber distanziert sich
Zuvor hatte bereits der mexikanische Schauspieler Roberto Cavazos bei Facebook Belästigungsvorwürfe gegen Spacey erhoben. Während Spaceys Zeit als künstlerischer Leiter am Londoner Old Vic Theatre zwischen 2004 und 2015 haben ihn dieser gegen seinen Willen begrapscht.
„Die von uns, die am Old Vic Theater in London um ihn herum waren, wissen, dass in den kommenden Tagen und Wochen noch weitere Leute ihre Geschichten berichten werden“, schrieb der Schauspieler, der 2008 und 2010 Engagements an dem Londoner Theater hatte. Es sei normal für Spacey gewesen anzufassen, wen er wollte. So sei es auch ihm passiert. Das Old Vic Theater äußerte sich empört über die Vorwürfe und teilte mit, man verspüre tiefe Abscheu.
Schauspieler-Kollege Anthony Rapp hatte Spacey beschuldigt und so eine öffentliche Empörungswelle ausgelöst. Spacey hatte sich für die mutmaßliche sexuelle Annäherung an den damals 14-jährigen Rapp in den 1980er-Jahren entschuldigt. Nach eigener Aussage kann er sich an den mutmaßlichen Übergriff nicht erinnern. Außerdem bekannte er sich zu seiner Homosexualität.
Tags darauf verkündeten Netflix und Media Rights Capital das Ende der vielfach ausgezeichneten Erfolgsserie „House Of Cards“ nach der sechsten Staffel. Die Entscheidung sei bereits vor einigen Monaten gefallen, hieß es.
Acht ehemalige und aktuelle Mitarbeiter der US-Serie haben bei CNN über sexuelle Belästigungen durch Hauptdarsteller Kevin Spacey (58) berichtet. „Es war ein vergiftetes Umfeld für junge Männer in Reihen der Crew, des Casts und der Statisten, die mit ihm zu tun hatten“, sagte ein ehemaliger Produktionsassistent dem Sender am Donnerstag (Ortszeit). „Kevin hatte wenig bis gar keine Skrupel, seinen Status und seine Position auszunutzen.“
Der Mann, der anonym bleiben wollte, berichtete von einer Autofahrt mit Spacey, bei der dieser ihm an die Hose gefasst und ihn später bedrängt habe. „Ich stand unter Schock.“ Weitere Crewmitglieder bestätigten CNN, dass derartiges Verhalten am Set an der Tagesordnung gewesen sei. Männer hätten aus Angst, ihren Job zu verlieren, geschwiegen. Spacey selbst habe sich zu den neuen Vorwürfen nicht äußern wollen, berichtete CNN.
Die Produktionsfirma MRC richtete eigenen Angaben zufolge eine Hotline ein, bei der sich Mitarbeiter anonym melden können.
Die niederländische Großbank ING verzichtet bei einem von ihr organisierten Unternehmertreffen auf einen Auftritt von Kevin Spacey. Grund seien die Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen den Oscar-Preisträger.
„Es ist nicht mehr wünschenswert, ihn auftreten zu lassen“, heißt es auf der Webseite von BusinessBoost Live, einem von der ING organisierten Treffen in Rotterdam am 29. November.
„Seine Anwesenheit würde ablenken vom Zweck der Veranstaltung, Unternehmer zu inspirieren, um ehrgeizige Ziele zu verfolgen“, teilten die Veranstalter mit. „Deswegen haben wir in Abstimmung mit dem Management von Kevin Spacey beschlossen, die Zusammenarbeit zu beenden.“
Vorwürfe gegen Hollywood-Regisseur Brett Ratner
Auch gegen den Hollywood-Regisseur Brett Ratner wurden jetzt Vorwürfen laut. Sechs Frauen beschuldigen ihn des sexuellen Missbrauchs oder der Belästigung. Schauspielerin Natasha Henstridge sagte der „Los Angeles Times“, Ratner habe sie Anfang der 1990er-Jahre gezwungen, ihn oral zu befriedigen.
Ihre Kollegin Olivia Munn sagte dem Blatt, Ratner habe vor ihr masturbiert, als sie eine Anfängerin im Filmgeschäft gewesen sei. Sie hatte den Vorfall später in einem Buch beschrieben, ohne jedoch den Namen des Regisseurs zu erwähnen. Beide Schauspielerinnen erklärten, die Debatte um den von Dutzenden Frauen mit Vergewaltigungs- und Missbrauchsvorwürfen konfrontierten US-Filmproduzenten Harvey Weinstein hätten sie ermutigt, die Vorwürfe jetzt öffentlich zu machen.
Auch vier weitere Frauen berichteten der Zeitung von unangemessenem Verhalten des Regisseurs.
Ratner wies die Vorwürfe über seinen Anwalt zurück. Er hat sich mit Filmen wie „Rush Hour“ oder „X-Men: Der letzte Widerstand“ einen Namen gemacht.
Die Sprecherin von Oscar-Preisträger Jared Leto stellte sofort klar, dass der Schauspieler nicht mit Ratner zusammenarbeiten wird. Leto war zuvor in den US-Medien als möglicher Hauptdarsteller gehandelt worden.
Ratner selbst teilte laut «Variety» mit, er habe sich entschieden, sich aus allen Warner-Brothers-Projekten zurückzuziehen. «Ich möchte keinen negativen Einfluss auf die Studios ausüben, bis diese persönlichen Angelegenheiten gelöst sind.»
Auch die Oscar-Saison ist vom Weinstein-Skandal direkt betroffen. So hat die krisengeschüttelte Weinstein Company (TWC) den für November geplanten Kinostart des Historien-Dramas «The Current War» mit Benedict Cumberbatch auf das kommende Jahr verschoben. Damit fällt das Oscar-Rennen für den Film ins Wasser.
Nach den zahlreichen Vorwürfen Dutzender Frauen gegen Harvey Weinstein – von Belästigung und massivem Machtmissbrauch bis Vergewaltigung – wurde der Produzent von seiner Firma gefeuert und unter anderem von der Oscar-Akademie ausgeschlossen. Normalerweise würde der Hollywood-Mogul jetzt seine Werbekampagne für die bevorstehende Trophäen-Saison planen, nun ist er in Hollywood die Persona non grata schlechthin.
In vier Monaten werden die Oscar-Trophäen vergeben. Der Weinstein-Skandal dürfte die Filmbranche auch dann noch beschäftigen. Er werde das auf der Oscar-Bühne wohl ansprechen, sagte Show-Moderator Jimmy Kimmel dem Entertainment-Portal Vulture.com. «Es ist wirklich nichts zum Lachen», erklärte der Komiker.
Literatur:
Geboren in die Lüge: Unternehmen Weltverschwörung
Weltverschwörung: Wer sind die wahren Herrscher der Erde?
Quellen: PublicDomain/tagesschau.de/Focus/20min.ch am 03.11.2017
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