Wie schon vor einigen Monaten angekündigt, werden Ende des Monats eine Reihe von bisher geheim gehaltenen Dokumenten zum Attentat an den ehemaligen US-Präsidenten John. F. Kennedy veröffentlicht. Experten warnen jedoch, dass es zu einem Chaos führen könnte.
Während Verschwörungstheoretiker und Historiker nun gleichermaßen gespannt auf die Veröffentlichung der restlichen geheimen Akten zum JFK-Attentat warten, das gemäß einem Gesetz von 1992 spätestens am 26. Oktober erfolgen muss, warnen einige Experten jedoch davor, dass es zu einem Debakel führen könnte.
Da Präsident Trump bisher keine Hinweise darauf gegeben hat, dass er gegen die Veröffentlichung sei und sie verhindern werde, sind diejenigen, die sich jahrelang mit der Auflösung der Spekulationen um das Attentat beschäftigt haben, zuversichtlich, dass sie endlich bald Einsicht in die kompletten Akten erhalten.
Doch Philip Shenon und Larry Sabato, Autoren, die verschiedene Bücher über das Attentat geschrieben haben, warnen im Politico Magazine, dass der Plan des Nationalarchivs, diese Tausende von Akten alle gleichzeitig online stellen zu wollen, praktisch zu einer Katastrophe führen wird.
Denn die Forscher weisen auf einen vergleichbaren Fall hin, als im Jahr 2013 eine wesentlich kleinere Datenmenge veröffentlicht wurde und die Computer der Behörden daraufhin völlig überlasteten und es unmöglich wurde, Zugriff auf die Dateien zu erhalten.
Da man auf die geheimen Dokumente zum Attentat an John. F. Kennedy ein vielfach größeres Interesse erwartet, sei ein Chaos vorprogrammiert.
Konkret befürchten die Autoren, dass Medienunternehmen, die zeitnah darüber berichten wollen, sehr wahrscheinlich wahllos darüber schreiben werden, obwohl sie überhaupt keinen Zugriff auf die Dateien hatten.
In der Zwischenzeit werden sich die Experten, die sich schon lange mit dem JFK-Attentat beschäftigen, die Zeit nehmen und warten, bis die Akten leichter verfügbar sind und erst dann ihre seriöse Auswertung vornehmen – was in Anbetracht der Fülle an Informationen sicherlich Wochen oder Monate dauern dürfte.
Und so werden wir dank des rasanten Tempos in dem heutigen modernen Nachrichtenzyklus sicherlich bereits in den ersten Tagen nach Veröffentlichung der Akten viele (zweifelhafte) Titelseiten dazu lesen bekommen.
Allerdings wurde die Akten-Veröffentlichung von den Verantwortlichen bereits als sprichwörtliches »Schlussstrich« unter der Ermordung des Ex-Präsidenten dargestellt, was bedeutet, dass in den ehemals geheimen Papieren nichts drin stehen dürfte, was die Spekulationen bezüglich eines Mordes im Auftrag der Regierung bestätigen und alle weiteren Verschwörungen hierzu ein für alle Mal beenden würde.
Wären damit wirklich alle Verschwörungen eliminiert? Wohl kaum, denn es sind doch Zweifel angebracht, ob ein perfekt organisierter und funktionierender, geheimer Staatsapparat tatsächlich Akten über den selbst inszenierten und ausgeführten Kennedy-Attentat anlegen würde und nicht lieber nur die Dokumente archiviert, die Lee Harvey Oswald als den wirklichen Kennedy-Mörder ausweisen.
© Fernando Calvo für Terra-Mystica.Jimdo.com am 19.10.2017
Präsident Lyndon B. Johnson hatte im Herbst 1964 angeordnet, dass die Akten mit den Untersuchungsergebnissen der Warren-Kommission zu dem Attentat auf John F. Kennedy 75 Jahre lang unter Verschluss gehalten werden sollen.
Als jedoch der Film »JFK« von Oliver Stone im Jahr 1992 der zwischenzeitlich immer stärker anwachsenden Verschwörungstheorie neuen Auftrieb gab, dass Kennedy von dem eigenen Staatsapparat ermordet worden sein könnte, bestimmte der Kongress per Gesetz (dem President John F. Kennedy Assassination Records Collection Act) die Freigabe der Akten bis zum Jahr 2017.
Es wird vermutet, das damals wohl um die rund 3.600 Untersuchungsakten vom FBI, der CIA und anderen Regierungsbehörden angelegt wurden, die mit der Ermordung von John F. Kennedy am 22. November 1963 in Dallas sowie mit einigen anderen Begleitumstände des Falles zusammenhingen.
So beispielsweise auch zu einigen rätselhaften Details über den mutmaßlichen Attentäter Lee Harvey Oswald oder über den ehemaligen CIA-Agent E. Howard Hunt, der auf seinem Sterbebett behauptete, dass er Insiderwissen habe, dass das Attentat auf Kennedy aus den eigenen Reihen kam.
© Fernando Calvo für Terra-Mystica.Jimdo.com am 02.05.2017
Am 20. September 1959 reiste Lee Harvey Oswald, bekannt als mutmaßlicher Mörder von US-Präsident John F. Kennedy, in die Sowjetunion. Der selbsterklärte Kommunist war jedoch schnell enttäuscht von der harten, sowjetischen Realität und ging zurück in die Heimat. Seine Freunde und Kollegen aus der UdSSR bezweifeln bis heute, dass er für den Mord an Kennedy verantwortlich sein könne (Putin deutet an, dass Kennedy vom „Tiefen Staat“ ermordet wurde, welcher es nun auf Trump und Russland abgesehen habe (Video)).
Als die sowjetischen Behörden ihm die Verlängerung des Visums, mit dem er Anfang Oktober 1959 aus Finnland eingereist war, verweigerten, schlitzte sich der junge Lee Harvey Oswald im Badezimmer eines Hotels die Pulsadern auf. Die Idee, in die USA zurückkehren zu müssen, gefiel dem 19-jährigen Ex-Marinesoldaten überhaupt nicht.
Ein paar Tage zuvor war Oswald nach einer langen Reise in Moskau angekommen. Am 20. September reiste er – unter dem Vorwand in Europa studieren zu wollen – von New Orleans ins französische Le Havre. Von dort aus floh er nach Helsinki, wo er sich für ein sowjetisches Visum bewarb. All dies war Teil seines Plans – der junge Marxist träumte davon, in einem sozialistischen Staat zu leben.
Den Sowjets war Oswald jedoch ein Dorn im Auge. Nach Chruschtschows Besuch in den Vereinigten Staaten im September 1959 war die Idee eines amerikanischen Überläufers, insbesondere, wenn er so wie Oswald auch noch relativ nutzlos war, nicht mehr attraktiv für die UdSSR. Nach seinem Suizidversuch im Hotel entschieden die Behörden allerdings, dass ein toter Amerikaner noch schlechter sei, und ließen Oswald widerwillig bleiben.
Der nun wieder glückliche Oswald gab öffentlich seine amerikanische Staatsbürgerschaft ab – tatsächlich tat er dies im offiziellen Sinne nie – und bat darum, an einer Moskauer Universität studieren zu dürfen. Stattdessen schickten ihn die sowjetischen Behörden jedoch ins heute belarussische Minsk, um dort in einer Fabrik für Fernseher und Radios zu arbeiten. Oswald schrieb in sein Tagebuch, er hätte die Beamten gefragt, ob Minsk in Sibirien sei. Sie hätten daraufhin nur gelacht.
Als Ausländer bekam Oswald in der Fabrik jemanden zur Seite gestellt, der ihm mit der russischen Sprache helfen sollte. Stanislaw Schuschkewitsch war einer der wenigen englischsprachigen Kollegen in Oswalds Arbeitskolonne. In den 1990er-Jahren wurde Schuschkewitsch als erster Präsident des unabhängigen belarussischen Staates bekannt.
In einem Interview behauptete Schuschkewitsch, der spätere Attentäter von Dallas sei sehr ordentlich gewesen. Gleichzeitig sei er jedoch ein schlechter und träger Arbeiter gewesen. Schuschkewitsch bezweifelte, dass sein ehemaliger Kollege wirklich der Mörder Kennedys gewesen sein könne.
Die belarussische Journalistin Larisa Sajenko zitiert einen anderen Kollegen Oswalds, Pavel Golowatschew. Auch Golowatschew glaubt nicht, dass Oswald zu einer solchen Tat fähig gewesen sei. Er sei ein schlechter Schütze gewesen und scheiterte bei einem Schießwettbewerb in der Fabrik.
Obwohl er in Minsk seine große Liebe Marina Prusakowa fand, ergriff Oswald immer stärkeres Heimweh. Die Beiden heirateten, bekamen ein Kind und zogen gemeinsam zurück nach Amerika. Als Ehefrau Oswalds bekam Marina die amerikanische Staatsbürgerschaft.
Im Sommer 1962 zog die junge Familie nach Dallas, wo am 22. November 1963 der 35. Präsident der Vereinigten Staaten, John F. Kennedy, erschossen wurde. Der Hauptverdächtige war Oswald, der nur zwei Tage später selbst durch Kugeln den Tod fand.
Literatur:
Der Weg in die Weltdiktatur: Krieg und Frieden im 21. Jahrhundert. Die Strategie des Pentagon
Die Jahrhundertlüge, die nur Insider kennen: erkennen erwachen verändern
Video:
Quellen: PublicDomain/de.rbth.com am 19.10.2017
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