Der US-Staat Kalifornien hat das Herbizid Glyphosat am 7. Juli auf seine Liste von Chemikalien gesetzt, die Krebs erregen können. Als Konsequenz müssen in dem Staat Produkte, die Glyphosat enthalten, binnen eines Jahres als „krebserregend“ gelabelt werden.
Die kalifornische Umweltbehörde stützt ihre Entscheidung auf die Einstufung von Glyphosat als „möglicherweise krebserregend“ durch die Krebsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation.
Monsanto kündigte an, weiter juristisch gegen die Listung vorzugehen und nannte die Entscheidung der Behörde gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters „wissenschaftlich und rechtlich unvertretbar“. Umweltschützer wie Nathan Donley vom Center for Biological Diversity lobten Kaliforniens Vorgehen als vorbildlich (Es tut sich was! Mehr als eine Million Unterschriften gegen Glyphosat (Video)).
In Deutschland nutzte Harald Ebner, Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion für Gentechnik, die kalifornische Entscheidung für einen erneuten Appell an die Bundesregierung, die Krebs-Hinweise ernst zu nehmen. „Eine Glyphosat-Neuzulassung ist unverantwortlich.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht das anders. Sie versprach auf dem Deutschen Bauerntag, sich für die weitere Zulassung von Glyphosat einzusetzen, berichtete die Neue Osnabrücker Zeitung.
Bisher sorgte die ablehnende Haltung der SPD dafür, dass Deutschland auf EU-Ebene nicht für eine weitere Zulassung stimmte, sondern sich enthielt. Doch derzeit sind die Signale aus der SPD unterschiedlich. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sagte Anfang Juni im Bundestag, sie habe sich noch nicht entschieden.
Ihr Staatssekretär Jochen Flasbarth schrieb in einem Tweet, man werde einem Neuantrag der Kommission nur mit Biodiversitätsauflagen zustimmen. Und die SPD-Abgeordente Rita Hagl-Kehl sprach von einem Ausstiegsplan. Man könne bei Glyphosat „nicht sofort den Hebel umlegen“.
Das Fachportal topagrar.com hingegen meldete, dass das Bundesumweltministerium eine Glyphosat-Zulassung weiterhin ablehne. „Ein Sprecher des Ministeriums bestätigte gegenüber AGRA-EUROPE die unveränderte Position seines Hauses. Es würden keine neuen Vorschläge vorliegen und daher auch nichts, dem man zustimmen könne“, schrieb topagrar (Das Genfood-Monster: Die Wahrheit über die grüne Gentechnik).
Die Entscheidung naht
Am 19. und 20. Juli werden die EU-Mitgliedsstaaten im Ständigen Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel über die weitere Zulassung von Glyphosat beraten. Die EU-Kommission hat dazu ihren Vorschlag auf den Tisch gelegt, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern. Eine neue Studie mehrerer Umweltorganisationen wirft den Behörden, die Glyphosat bewertet haben, einen „systematischen Regelbruch“ vor.
Der von der Kommission vorgelegte Vorschlag sieht keine Einschränkungen für den Einsatz von Glyphosat vor. Er stellt lediglich den Mitgliedsstaaten frei, bei der Produktzulassung auf den Schutz des Grundwassers oder der Anwender zu achten. Außerdem sollen sich die Mitgliedsstaaten selbst darum kümmern, den Gebrauch von Glyphosat in öffentlichen Anlagen zu minimieren.
Nicht zugelassen werden dürfen glyphosathaltige Herbizide, denen die als gitfig bekannten POE-Tallowamine zugesetzt wurden. Erlaubt bleibt die umstrittene landwirtschaftliche Praxis, Getreide kurz vor der Ernte mit Glyphosat abzuspritzen, damit die Körner gleichmäßig reifen (Sikkation).
Die EU-Kommission geht auch nicht darauf ein, dass die massenweise Anwendung von Glyphosat die Artenvielfalt gefährdet. Dies nahm Bundesumweltministerin Barbara Hendricks zum Anlass, ein Verlängerung der Zulassung abzulehnen. Die Brüsseler Behörde ignoriere komplett die Schäden für die Tier- und Pflanzenwelt, sagte die SPD-Politikerin der Bild-Zeitung: „Deshalb bleibe ich bei meinem Nein“. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Landwirtschaftsminister Christian Schmidt hingegen haben dem deutschen Bauernverband versprochen, sich für eine Zulassung einzusetzen.
Die Uneinigkeit in der Bundesregierung würde dazu führen, dass sich Deutschland bei der Abstimmung über eine verlängerte Zulassung enthalten müsste. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Abstimmung erst nach der Bundestagswahl am 24. September stattfindet. Auf der Tagesordnung der Ausschusssitzung nächste Woche steht nur „Diskussion“.
Diskutiert wird nach wie vor die Qualität der Bewertungen, in denen deutsche und europäische Behörden Glyphosat von jedem Krebsverdacht freigesprochen haben. Das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und das Umweltinstitut München haben einen Bericht vorgelegt, der den Behörden „systematischen Regelbruch“ vorwirft.
Im Auftrag der Organisationen hat der Toxikologe Peter Clausing die Bewertung der einschlägigen Tierstudien durch die Behörden analysiert und kam zu dem Schluss, dass diese eindeutige Belege für eine krebserregende Wirkung bei Tieren missachtet und beiseite geschoben hätten.
Dadurch hätten die Behörden Richtlinien und Empfehlungen, die ihre Arbeit leiten sollen, grob verletzt. Alle mit der Bewertung befassten Behörden, das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hätten die Krebsbefunde systematisch weg interpretiert, sagte Clausing.
„Sieben der zwölf von den Behörden ausgewerteten Langzeitstudien belegen Krebsbefunde.“ Nach EU-Recht würden bereits zwei voneinander unabhängige Studien an Versuchstieren ausreichen, um eine Substanz als krebserregend einzustufen.
Heike Moldenhauer, BUND-Glyphosatexpertin, folgert aus den Ergebnissen, dass die Bewertung des Herbizids politischen und nicht wissenschaftlichen Vorgaben folgte. „Offenbar ist Glyphosat ein systemrelevantes Herbizid und damit ‚too big to fail‘. Den beteiligten EU-Behörden sind die Geschäftsinteressen von Monsanto und Co. wichtiger als die Gesundheit der Menschen.“ (Tödliche Agrikultur – Wie Monsanto die Welt vergiftet (Video))
Literatur:
Gekaufte Wahrheit – Gentechnik im Magnetfeld des Geldes von Bertram Verhaag
Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen
Saat der Zerstörung. Die dunkle Seite der Gen-Manipulation von F William Engdahl
Unser tägliches Gift: Wie wir uns langsam aber sicher vergiften von Dr. Elena Krieger
Video:
Quellen: PublicDomain/keine-gentechnik.de am 17.07.2017
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