Deutschlands Schulden gegenüber dem Ausland haben sich im vergangenen Jahr um 164 Milliarden Euro erhöht – fast alles davon geht auf das Konto eines Landes. Hier sind unsere 15 größten Gläubiger.
Deutschlands Staatsschulden sind erstmals seit 2011 wieder unter zwei Billionen Euro gesunken, vermeldete das Statistische Bundesamt Ende Juni freudig.
Doch zu Euphorie besteht kein Anlass: Denn auch wenn der Staat spart, sind die gesamten deutschen Auslandsschulden im vergangenen Jahr wieder deutlich angewachsen.
870 Milliarden Euro höhere Schulden als 2009
Bund, Länder, Kommunen, Unternehmen, Privatleute und die Bundesbank stehen demnach derzeit mit 4,6 Billionen Euro beim Ausland in der Kreide. So meldet es die Bundesbank auf unsere Nachfrage.
Das sind rund 164 Milliarden Euro mehr als noch im Jahr zuvor und sogar 870 Milliarden Euro mehr als während der Finanzkrise 2009, als Deutschland die wenigsten Schulden der vergangenen Dekade hatte.
Großbritannien mit Abstand größter Gläubiger
Die zusätzlichen 164 Milliarden Euro zum Stichtag 31. Dezember 2016 gehen fast ausschließlich auf ein Konto – das von Großbritannien. Den Briten schuldeten wir Ende vergangenen Jahres 106 Milliarden Euro mehr als noch im Vorjahr.
Damit bleibt London mit jetzt 720 Milliarden Euro unser größter Gläubiger und setzt sich vom Rest des Feldes ab. Auf Platz 2 folgt die Niederlande – ein wichtiges Importland für deutsche Unternehmen, dritter ist Luxemburg, wo viele wichtige Versicherungen ihren Sitz haben.
Schon abgeschlagen folgen dann unsere wichtigen Handelspartner Frankreich und die USA, die Schweiz, Japan und Irland.
Die EU macht den Großteil unserer Schulden aus
Überhaupt sind unter unseren 15 größten Gläubigern nur drei Länder außerhalb Europas. Neben den USA und Japan liegt noch China auf Platz 13. Die 64 Milliarden Euro, die wir dem kommunistischen Riesenreich schulden, sind aber fast schon vernachlässigenswert. Sie machen gerade einmal 1,4 Prozent unseres gesamten Schuldenberges aus.
Wichtiger ist das die EU: Den 27 restlichen Mitgliedsstaaten der Union schulden wir 72 Prozent all unserer Miesen. Allein die 18 Länder des Euroraums machen gut die Hälfte des Betrages aus.
Abzüglich Großbritanniens haben sich diese Schuldenberge aber kaum verändert: Den EU-Ländern schulden wir ansonsten noch rund sieben Milliarden Euro mehr als im Vorjahr (+0,3 Prozent), unsere Schulden in der Eurozone sind sogar um 25 Milliarden Euro gesunken (-1,1 Prozent).
Unter den 15 größten Gläubigern haben wir gegenüber Irland und Österreich die meisten Schulden abgebaut. In absoluten Zahlen geht es da zwar „nur“ um 13,9 beziehungsweise 8,7 Milliarden Euro, sie machen aber jeweils knapp 10 Prozent unserer gesamten Schulden bei dem jeweiligen Land aus.
Bei diesen Ländern haben wir Schulden abgebaut
Umgekehrt ging vor allem unser Defizit gegenüber Dänemark schlagartig nach oben. 20,3 Milliarden Euro mehr bedeuten hier ein Plus von 26 Prozent. Das schlägt relativ gesehen sogar das Plus bei Großbritannien (17,2 Prozent). Dritter in der Negativliste ist die Schweiz, der wir heute 18,6 Milliarden Euro (+11,2 Prozent) mehr schulden als vor einem Jahr.
Dänemark und Großbritannien führen auch die Liste der Länder an, gegenüber denen unser Defizit seit 2009 am stärksten gestiegen ist. Bei den Dänen sind das 56 Prozent, bei den Briten 53 Prozent. Dritter sind die Niederlande mit einem Plus von 31 Prozent.
Prozentual die meisten Schulden abgebaut haben wir seitdem gegenüber Spanien. Aus 65 Milliarden Euro sind hier 47 Milliarden geworden, was einem Minus von 27 Prozent entspricht.
Um 24 Prozent gingen seitdem unsere Schulden gegenüber Frankreich zurück, Irland ist mit minus 15 Prozent Dritter (Globale Staatsverschuldung 2017 so hoch wie nie).
Diese Länder schulden uns mehr als fünf Billionen Euro
Deutschland mag hohe Schulden beim Ausland haben – aber umgekehrt ist es noch schlimmer. Fast 5,1 Billionen Euro schulden uns Staaten, Firmen, Privatleute und Zentralbanken.
Großbritannien ist mit 720 Milliarden Euro nicht nur unser größter Gläubiger, sondern mit 523 Milliarden Euro auch unser größter Schuldner.
Größte Schuldner sind unsere wichtigsten Handelspartner
Insgesamt hat Deutschland seine Auslandsforderungen nach Auskunft der Bundesbank im vergangenen Jahr um fast 257 Milliarden Euro erhöht. 5,072 Billionen Euro sind es jetzt, die Staaten, Unternehmen, Privatpersonen und Zentralbanken den jeweiligen deutschen Institutionen und Personen schulden.
Knapp geschlagen hinter den Briten liegen die Franzosen mit 506 Milliarden Euro, danach folgen die USA mit 400 Milliarden Euro und die Niederlande mit 379 Milliarden Euro.
Diese Reihenfolge ist kein Zufall: Die vier genannten Länder sind auch unsere wichtigsten Exportländer, wenngleich in anderer Reihenfolge. Die gegenüber Deutschland aufgebauten Schulden resultieren also hauptsächlich aus dem Handel.
73 Prozent der Schulden aus der EU
So wundert es denn auch nicht, dass 73 Prozent der deutschen Auslandsforderungen die Europäische Union nicht verlassen. Neben Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden liegen auch Luxemburg, Italien, Spanien, Österreich, Irland, Belgien, Schweden, Griechenland, Dänemark, Finnland und Polen unter den 20 größten Schuldnern.
Allein die Länder des Euroraumes machen 57 Prozent der Schulden an Deutschland aus. Neben dem regen Handel hat das auch damit zu tun, dass Deutschland über die EZB an den Anleihekäufen der Zentralbank beteiligt ist und über den Rettungsschirm ESM etwa Anleihen von Krisenländern wie Griechenland aufgekauft hat (Target-2: Deutschlands Billionen-Dispo für die Eurozone).
Dazwischen schaffen es nur wenige andere Nationen: Die Schweiz liegt mit 122 Milliarden Euro auf Platz 9, Kanada mit mageren 47 Milliarden Euro auf Platz 16 knapp vor China mit 46 Milliarden Euro Schulden.
Die EZB selber schuldet Deutschland übrigens auch eine Menge Geld. Wäre sie ein Land und keine Institution, würde sie die Rangliste mit 765 Milliarden Euro sogar weit anführen.
USA haben ihre Schulden kräftig erhöht
Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Schuldenberg der USA am stärksten erhöht (Russland leiht den USA wieder deutlich mehr Geld – private Haushalte sind so hoch verschuldet wie nie). 53,6 Milliarden Euro oder rund 15 Prozent sind hinzugekommen. Ein ähnlich starkes prozentuales Wachstum verbuchen China (+15 Prozent) und Kanada (+14 Prozent).
Umgekehrt hat ausgerechnet das krisengeplagte Italien die meisten Schulden abgebaut. Heute sind es mit 204 Milliarden Euro rund zehn Prozent weniger als vor einem Jahr. Ähnliches schafften Finnland (-9 Prozent) und Spanien (-7 Prozent).
Die Liste der Bundesbank geht bis 2008 zurück. Im letzten Jahr vor der Finanzkrise betrugen die deutschen Auslandsforderungen nur etwa 3,7 Billionen Euro. Sie sind seitdem also um 1,4 Billionen Euro oder 36 Prozent angestiegen.
In diesem Zeitraum liegen Finnland und China weit vorne. In beiden Ländern haben sich die Schulden gegenüber Deutschland fast verdreifacht. Kanadas Miese haben sich seitdem in etwa verdoppelt.
Es gibt unter den Top20 aber auch Länder, die ihre Schulden gegenüber Deutschland seit 2008 kräftig abgebaut haben. An erster Stelle steht dabei Irland, dass heute mit 118 Milliarden Euro nur noch halb so tief in der Kreide steht. Es folgen Spanien (-23 Prozent) und Großbritannien.
Literatur:
Geheimsache Staatsangehörigkeit: Freiheit für die Deutschen von Max von Frei
2018 – Deutschland nach dem Crash: Was Politiker nicht erzählen & wie Sie trotzdem Ihr Vermögen retten! von Guido Grandt
Wenn das die Deutschen wüssten…: …dann hätten wir morgen eine (R)evolution! von Daniel Prinz
Quellen: PublicDomain/finanzen100.net am 06.07.2017
Weitere Artikel:
Globale Staatsverschuldung 2017 so hoch wie nie
ich verstehe das „uns“ in der überschrift nicht.