Fünf arabische Länder haben am Montag ihre diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen. Bahrain, Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate gaben bekannt, dass sie ihr diplomatisches Personal aus Katar zurückziehen würden.
Später verlautete auch von der international anerkannten Regierung im Jemen, dass sie ihre Verbindungen zu Katar gekappt habe. Saudi-Arabien teilte mit, dass katarische Soldaten aus dem laufenden Krieg im Jemen abgezogen würden, wo die Saudi-Araber eine Koalition gegen schiitische Huthi-Rebellen anführen.
Katars Diplomaten müssen auch Bahrain, Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate auf deren Wunsch hin verlassen.
Die Entscheidung der Länder vom Montag vergrössert die Kluft zwischen Golfnationen wegen Katars mutmasslicher Unterstützung für islamistische Gruppen und seiner Beziehungen zum Iran.
Katar hat bestritten, extremistische Gruppen zu finanzieren. Das katarische Aussenministerium teilte am Montag mit, es gebe «keine legitime Rechtfertigung» für den Entschluss der Länder.
Aus Sydney meldete sich US-Aussenminister Rex Tillerson zu Wort. Er ermahnte alle Beteiligten, die Probleme zu lösen. «Wir möchten die Parteien ermutigen, sich an einen Tisch zu setzen», sagte Tillerson, der sich gerade auf Auslandbesuch in Australien befindet.
Es sei wichtig, dass der Kooperationsrat der Arabischen Staaten des Golfes (GCC) vereint bleibe. Zum GCC gehört neben Saudia-Arabien und Bahrain auch Katar.
Nach der Bekanntgabe Bahrains, Ägyptens, Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate kündigten die Fluggesellschaften Etihad mit Sitz in Abu Dhabi, Emirates und FlyDubai mit Sitz in Dubai an, Flüge nach Katar auszusetzen. Saudi-Arabien gab bekannt, seine Landesgrenze mit Katar zu schliessen, wodurch das Land vom Rest der arabischen Halbinsel abgeschnitten würde.
Inzwischen gab auch Qatar Airways bekannt, dass alle Flüge nach Saudi-Arabien gestrichen würden.
Terror-Finanzierung
Auch die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition, die seit März 2015 Luftangriffe auf mutmassliche Stellungen von Aufständischen im Jemen fliegt, schloss Katar aus. Grund dafür sei die Unterstützung des Emirats von «terroristischen Organisationen im Jemen, darunter Al-Kaida und Daesh (die Terrormiliz Islamischer Staat)», hiess es in der Erklärung, welche die amtliche saudische Nachrichtenagentur SPA verbreitete.
In den vergangenen Wochen hatte es unter anderem mehrere US-Medienberichte gegeben, die der Führung in Doha die Finanzierung von terroristischen Gruppen vorwarfen. Katar ist Teil der US-geführten Koalition im Kampf gegen die IS-Miliz.
Die Auflösung der diplomatischen Beziehungen kommt einen Tag, nachdem Katar die Hamas gebeten haben soll, das Land zu verlassen – wegen «Druck von aussen». Zwar habe die Hamas die Meldung gemäss Medienberichten dementiert, dennoch sollen einige Mitglieder das Land verlassen haben.
Schwelender Konflikt
Mehrere arabische Staaten hegen tiefes Misstrauen gegenüber Katar, das enge Verbindungen zur von ihnen verbotenen Muslimbruderschaft pflegt.
Ende Mai war ein sei längerem schwelender Konflikt mit Katar offen ausgebrochen, nachdem durch einen angeblichen Hackerangriff falsche Meldungen über die katarische Nachrichtenagentur verbreitet wurden. Die vier Länder hatten damals den Zugang zu Webseiten von Katars Nachrichtensender al-Jazeera blockiert.
In dem Artikel hatte es geheissen, Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani habe arabische Nachbarländer kritisiert und den schiitischen Iran als Staat gelobt, der zu Stabilität in der Region beitrage. Eine solche Aussage wäre heikel, weil die meisten Golfstaaten den Iran als Erzrivalen ansehen.
In der angeblichen Erklärung des Scheichs ging es auch um politische Themen in Bezug auf Israel, sowie um die Beziehungen von Katar zu US-Präsident Donald Trump.
Das katarische Aussenministerium teilte damals mit, Unbekannte hätten die Nachrichtenseite der Qatar News Agency (QNA) gehackt und einen gefälschten Bericht über eine Rede von Scheich Tamim verbreitet. Das gelte auch für das Twitter-Konto der QNA.
Arabische Medien hatten berichtet, die Agentur habe über Twitter gemeldet, Katar ziehe seine Botschafter aus fünf Golfstaaten ab. Der Vorfall ereignete sich wenige Tage, nachdem US-Präsident Trump den Iran bei seinem Besuch in Saudi-Arabien scharf angegriffen hatte. Dafür erhielt er von den Golfstaaten viel Lob.
Zum Hintergrund der diplomatischen Krise
Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen folgte nach einer öffentlich gewordenen Email zwischen Hillary Clinton und John Podesta, die im Oktober 2016 offenlegte, dass Clinton über die finanzielle Unterstützung des Islamischen Staates durch die katarische und saudische Regierung im bilde war.
Al-Kaida und der „Islamische Staat“ bauen ihr geistiges Fundament auf dem Wahhabismus auf. Die Verbreitung der extrem sektiererischen Auslegung des Islam wird vom saudischen Königshaus mit der milliardenschweren Finanzierung von Moscheen in aller Welt befördert.
„Saudi-Arabien – und nicht Iran – ist heute der größte staatliche Sponsor von Terrorismus in der Welt, der Wahhabismus bildet weiterhin die Quelle für den radikalsten islamischen Extremismus“, stellte die Huffington Post vor zwei Monaten zurecht fest (Terror-Anschläge in Europa: Saudisch-amerikanische Kooperation im Nahen Osten (Videos)).
Kriegstreiber als Friedensstifter
Ausgerechnet Saudi-Arabien und sein neuer Partner Israel sollen nach dem Willen von US-Präsident Trump für Frieden und Stabilität in der Region sorgen. Deren Bilanz aus der jüngeren Vergangenheit ist verheerend:
Während Israel in den letzten neun Jahren drei militärische Offensiven gegen den Gazastreifen führte und im Jahr 2006 den Nachbarn Libanon einen Monat lang bombardierte, führen die Saudis gegenwärtig einen verheerenden Krieg gegen den Jemen. Nicht umsonst warnte der Bundesnachrichtendienst im Dezember 2015 vor der destabilisierenden Rolle des Königreichs im Nahen Osten.
Diese offenbart sich nicht zuletzt in Syrien, wo die Saudis die mit Al-Kaida verbündeten Dschihadisten unterstützen. Auch Vertreter Israels haben in den vergangenen Jahren wiederholt erklärt, dass sie eher mit der Option leben könnten, wonach Syrien in die Hände Al-Kaidas fällt, als mit einer Fortsetzung der Assad-Regierung. Jüngst rief ein israelischer Minister zur Tötung des syrischen Präsidenten auf.
Offenbar haben auch die USA ihre zwischenzeitliche Zurückhaltung bezüglich der Bewaffnung syrischer Dschihadisten mittlerweile revidiert. Wie Al-Jazeera Anfang April unter Berufung auf Rebellenkreise berichtete, liefert die CIA wieder verstärkt Waffen in den Norden Syriens – darunter die Provinz Idlib, die von Al-Kaida beherrscht wird.
Wenn sich die Achse USA-Israel-Saudi-Arabien anschickt, dem Nahen Osten Frieden und Stabilität zu bringen, dann ist mit einer Ausweitung der kriegerischen Konflikte und weiterem Chaos zu rechnen – alles andere käme Wunschdenken gleich (Audio-Beweis: US-Außenminister bestätigt, Daesch (ISIS) zu unterstützen und zu bewaffnen (Video)).
Literatur:
Die kommende Revolte von Michael Ley
Die Brutstätte des Terrors von Shams UL Haq
Die verschleierte Gefahr: Die Macht der muslimischen Mütter und der Toleranzwahn der Deutschen von Zana Ramadani
Quellen: PublicDomain/tagesanzeiger.ch/deutsch.rt.com am 05.06.2017
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