Konfrontation im Bilderberg 2017 (Videos)

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Während Präsident Trump seine inländischen Autoritäts-Probleme mehr oder weniger gemeistert zu haben scheint, verlegt sich der Konflikt ins Innere der NATO: Washington ist gegen die Ausnutzung des Terrorismus, während London nicht die Absicht hat, sein wirksames Einfluss-Instrument aufzugeben.

Die ursprünglich als Resonanzkörper der Allianz konzipierte Bilderberg-Gruppe wurde nun die Bühne einer schwierigen Debatte zwischen Befürwortern und Gegnern des Imperialismus im Nahen Osten.

Dieser Artikel wurde am 4. Juni 2017 geschrieben. Er erwähnt also nicht die aktuelle diplomatische Krise im Nahen Osten, auch wenn diese die Hypothesen bestätigt. Beide Lager beginnen sich zu bilden: auf der einen Seite der Katar und das Vereinigte Königreich, bereits offiziell durch den Iran, die Türkei und die Hamas unterstützt; auf der anderen, Saudi Arabien und die Vereinigten Staaten bereits von Bahrain, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Israel, Libyen (Regierung von Baida), Malediven, Mauritius und dem Jemen (Abdrabbo Mansour Hadi Regierung) unterstützt.

Die Bilderberg-Gruppe entstand im Jahre 1954 durch die CIA und den MI6, um die atlantische Allianz zu unterstützen. Es ging darum, Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Medien mit politischen und militärischen Verantwortungsträgern zusammenzubringen, um die Zivilgesellschaft gegen die „rote Gefahr“ zu sensibilisieren.

Weit davon entfernt, ein Ort der Entschlussfassung zu sein, ist dieser sehr exklusive Klub seit immer schon ein Forum, wo die Älteren um Treue zu London und Washington wetteifern mussten und die Jüngeren zeigen mussten, dass man ihnen gegenüber den Sowjets vertrauen konnte [1].

Es war anlässlich der jährlichen Versammlung von 1979, als Bernard Lewis den Anwesenden die Rolle der Muslim-Bruderschaft gegen die afghanische kommunistische Regierung offenbarte. Der britisch-israelisch-US-amerikanische Islamologe hatte damals dort vorgeschlagen, den „Krieg für die Freiheit“ (sic) auf ganz Zentralasien auszuweiten.

Es war im Jahr 2008, d.h. zweieinhalb Jahre im Voraus, als Basma Kodmani (künftige Sprecherin der syrischen Opposition) und Volker Perthes (der künftige Berater von Jeffrey Feltman für die totale und bedingungslose Kapitulation Syriens [2]) dort die volle Bedeutung einer Unterstützung der Muslim-Bruderschaft klar machten, um den Nahen Osten zu beherrschen. Sie betonten die „Moderation“ der Bruderschaft gegenüber dem Westen im Gegensatz zu dem „extremistischen“ Souveränismus des Iran und Syriens [3].

Und im Jahr 2013 plädierte dort der Führer der deutschen Arbeitgeber, Ulrich Grillo, für die Organisation einer Massenmigration von 800.000 syrischen Arbeitern für die deutschen Fabriken [4].

 

Der Bilderberg von 2017

Die Bilderberg-Gruppe hat nun ihre Sitzung vom 1. bis 4. Juni 2017 in die Vereinigten Staaten gehalten. Gegen alle Gewohnheit verteidigten die 130 Teilnehmer nicht alle das gleiche Projekt. Im Gegenteil, nach den Interventionen von Donald Trump auf dem muslimisch-arabischen-USA-Gipfel und in der NATO [5] haben die CIA und der MI6 am ersten Tag eine Debatte zwischen den Befürwortern des Kampfes gegen den Islamismus und seinen Gegnern organisiert.

Es handelte sich natürlich darum, entweder einen Kompromiss zwischen den beiden Lagern zu finden, oder um die Zwietracht zu konstatieren und nicht den ursprünglichen Zweck des Bündnisses zerstören zu lassen: den Kampf gegen Russland [6].

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Auf der anti-islamistischen Seite (d.h., nicht gegen die muslimische Religion gerichtet, sondern gegen den politischen Islam von Sayyid Qutb), bemerkte man die Gegenwart von General H. R. McMaster (nationaler Sicherheitsberater von Präsident Trump) und seiner Expertin Nadia Schadlow. McMaster ist ein anerkannter Stratege, dessen Theorien auf dem Schlachtfeld überprüft worden sind.

Schadlow arbeitete vor allem auf dem Gebiet, wie man militärische Siege in politische Erfolge verwandeln kann. Sie ist sehr interessiert an der Umstrukturierung der politischen Bewegungen in den besiegten Ländern. Sie sollte nächstens ein neues Buch über die Bekämpfung des islamischen Radikalismus herausgeben.

Auf der pro-islamistischen Seite bemerkte man für die Vereinigten Staaten die Anwesenheit von John Brennan (ehemaliger CIA-Direktor) und die von seinen ehemaligen Unterstellten: Avril Haines und David Cohen (Finanzierung des Terrorismus). Für das Vereinigte Königreich, Sir John Sawers (ehemaliger Direktor des MI6 und langjähriger Beschützer der Bruderschaft) und General Nicholas Houghton (ehemaliger Stabschef, der den Land-Invasionsplan von Syrien vorbereitete).

Für Frankreich, den General Benoît Puga (ehemaliger Stabschef des Elysee-Palasts und Kommandant der Special Forces in Syrien) und Bruno Tertrais (neokonservativer Stratege des Verteidigungsministeriums). Zu guter Letzt, für die Privatwirtschaft, Henry Kravis (Direktor des KKR Investfonds und inoffizieller Schatzmeister von Daesch) und General David Petraeus (Mitbegründer von Daesch).

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Und als ob dieses Ungleichgewicht nicht schon genügte, hatten die Organisatoren die Anwesenheit von Experten vorgesehen, die imstande sind das Unvertretbare zu rechtfertigen, wie Professor Niell Fergusson (Historiker des britischen Kolonialismus).

Die mögliche Umkehr der Allianzen

Es wird einige Zeit dauern bevor man weiß, was sich auf dieser Sitzung gesagt hat und um die Entschlüsse zu verstehen, die die einen und die anderen daraus gezogen haben. Jedoch können wir bereits sehen, dass London zu einer Veränderung des Paradigmas im Nahen Osten drängt.

Wenn das Modell des „arabischen Frühlings“ (Reproduktion der von Lawrence von Arabien organisierten „arabischen Revolte 1916“, um das Osmanische Reich durch das britische Empire zu ersetzen) auch aufgegeben wurde, hofft der MI6 eine neue Allianz auf der Grundlage des politischen Islamismus aufzubauen.

 

In der Tat, obwohl Washington seine Allianz mit Saudi Arabien erneuert hat und es überzeugt hat mit der Bruderschaft zu brechen, im Austausch für 110 Milliarden Dollar von Rüstungsgütern [7], drängt London zu einer Vereinbarung zwischen Iran, Katar, der Türkei und der Muslim-Bruderschaft. Würde dieses Projekt fortgesetzt, gäbe es das Ende des Sunniten/Schiiten-Konfliktes und die Schaffung einer „Mondsichel des politischen Islams“, das von Teheran über Doha, Ankara, Idlib, Beirut, und Gaza reichen würde. Diese neue Situation würde dem Vereinigten Königreich weiterhin seinen Einfluss in der Region ermöglichen.

Das einzige, das unter den Bündnispartnern Konsens zu machen scheint, ist die Notwendigkeit, das Prinzip eines Dschihadisten-Staates aufzugeben. Alle geben zu, dass der Teufel in seine Schachtel zurück muss. Das heißt, mit Daesch Schluss machen, selbst wenn manche mit Al-Kaida weitermachen. Daher schickte der um sein Leben besorgte selbsternannte Kalif heimlich ein Ultimatum an Downing Street und an das Elysee.

Sein Lager wählen

Wir werden in den kommenden Monaten sehen, ob die Wende von Saudi-Arabien wirklich real ist. Es wäre eine gute Nachricht für die Syrer, aber eine schlechte für die Jemeniten (die die westliche Welt damals ignorierte). Sie bietet König Salman die Möglichkeit, den Wahhabismus aus einer fanatischen Sekte in eine normale Religion zu verwandeln.

Der plötzliche Konflikt zwischen Riad und Doha wegen dem Iran verstärkt sich bereits in eine Kontroverse über die mögliche Verwandtschaft zwischen dem Gründer der Sekte, Mohammed Ben Abdelwahhab und der Katar-Dynastie der Al-Thani; eine Behauptung, die die Saudis wütend gemacht hat.

Das Projekt des „politischen Islam“ soll die Muslim-Bruderschaft mit den Khomeini-Anhängern vereinen. Dies bedeutet, dass der Iran oder sogar die Hisbollah diese Problematik dem antiimperialistischen Kampf vorzieht. Sollte es sich verwirklichen, würde es sicherlich den Iran dazu bewegen, sich von Syrien zurückzuziehen.

Das Weiße Haus nimmt es sehr ernst und bereitet sich mit Schrecken darauf vor. Donald Trump hat bereits Teheran in seiner Rede in Riad als seinen neuen Feind bezeichnet und hat vor kurzem Michael D’Andrea (der die Ermordung von Imad Moughniyeh in Damaskus im Jahr 2008 organisierte) zum Leiter der iranischen Abteilung der CIA ernannt [8].

Russland hatte sich auf eine neue Ordnung im Nahen Osten vorbereitet. Es verfolgte damit seinen Willen, durch die Unterstützung von Syrien Zugang zu den „warmen Gewässern“ zu erhalten und durch die Meerengen der Dardanellen und des Bosporus (unumgänglich, um in den Mittelmeerraum einzudringen) schifffahren zu können, indem es immer näher an seinen Erbfeind, die Türkei, heranrückt. Jedoch letzten Endes kann der politische Islam ihm nur im Kaukasus Probleme schaffen.

Wie immer, wenn die Kartenspieler ein neues Spiel beginnen, muss sich jeder neu positionieren. Das Vereinigte Königreich verteidigt sein Empire, Frankreich seine herrschende Klasse und die Vereinigten Staaten ihr Volk. Im Nahen Osten werden einige für ihre Gemeinschaft kämpfen, andere für ihre Ideen.

Aber die Dinge sind nicht immer so einfach. So könnte der Iran dem Ideal des Imam Khomeini folgen, indem er Ziele und Mittel vertauscht. Was ursprünglich eine mit der Kraft des Islam geführte antiimperialistische Revolution war, könnte sich in eine bloße Behauptung des politischen Gebrauches dieser Religion verwandeln.

  

Die Folgen im Rest der Welt

Der MI6 und die CIA sind ein großes Risiko eingegangen, als sie einen nicht-Atlantiker zur Bilderberg-2017-Versammlung eingeladen haben. Der Botschafter von China, Cui Tiankai, der nur am vierten Tag des Seminars das Wort ergreifen sollte, konnte also vom ersten Tag an die Positionen der einzelnen NATO-Mitglieder studieren.

Einerseits setzt Peking auf die Zusammenarbeit mit Donald Trump, auf die Öffnung der Vereinigten Staaten zur asiatischen Investitions-Bank für die Infrastruktur (AIIB) und auf die Entwicklung aller seiner Handelswege. Auf der anderen Seite hofft Beijing, dass der Brexit eine wirtschaftliche und finanzielle Allianz mit London herbeiführen wird [9].

Botschafter Cui, der Direktor des Zentrums der Politikforschung des chinesischen Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten war, könnte sich offenbar mit einer einfachen Zerstörung von Daesch begnügen. Aber er ignoriert auch nicht, dass diejenigen, die das Kalifat organisiert haben, die „Seidenstraße“ im Irak und in Syrien abgeschnitten, dann den Krieg in der Ukraine entfesselt haben, um auch die „neue Seidenstraße“ abzuschneiden, und dass sie sich präventiv vorbereiten, eine dritte Front auf den Philippinen zu eröffnen und eine vierte in Venezuela, um andere Kommunikationsprojekte abzuschneiden…

So gesehen ist es Interesse Chinas, wie Russlands, Donald Trump zu unterstützen, sei es auch nur um den Terrorismus im eigenen Land zu verhindern, und China wird sich auf die möglichen langzeitigen Folgen der britischen Hegemonie in der „Mondsichel des politischen Islam“ konzentrieren.

Videos:

Verweise:

[1] „Was Sie nicht von der Bilderberg Gruppe wissen“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Komsomolskaïa Pravda (Russland) , Voltaire Netzwerk, 7. September 2011.

[2] „Deutschland und die Uno gegen Syrien“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Sabine, Al-Watan (Syrien) , Zeit Fragen (Schweiz) , Voltaire Netzwerk, 28. Januar 2016.

[3] Sous nos yeux. Du 11-Septembre à Donald Trump, Thierry Meyssan, Editions Demi-lune, 2017.

[4] „Wie die Europäische Union die syrischen Flüchtlinge manipuliert“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Sabine, Voltaire Netzwerk, 2. Mai 2016.

[5] „Trump leitet die ersten Schritte ein“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Al-Watan (Syrien) , Voltaire Netzwerk, 30. Mai 2017.

[6] „Das Treffen der Bilderberg-Gruppe von 2017“, Übersetzung Alva, Voltaire Netzwerk, 3. Juni 2017.

[7] „Donald Trump gegen den Djihadismus“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Ralf Hesse, Al-Watan (Syrien) , Voltaire Netzwerk, 23. Mai 2017.

[8] „Die CIA bereitet harte Geheimoperationen gegen den Iran vor“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 5. Juni 2017.

[9] „Der Brexit verteilt die geopolitischen Karten neu!“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 27. Juni 2016.

PublicDomain/voltairenet.org am 07.06.2017

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